Seewölfe - Piraten der Weltmeere 482. Roy Palmer

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 482 - Roy Palmer


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und wieder andere führten in weitere Grotten, Nischen oder Höhlen. In einigen konnte man sich nur kriechend wie ein Wurm bewegen.

      Aber überall hatten die Kerle schon Truhen, Kisten oder Fässer hingeschleppt. Sie stießen immer wieder darauf. Das war noch ganz am Anfang gewesen, als der Beschuß einsetzte. Da hatte jeder gerafft und an sich genommen, was ihm gerade in die Hände fiel.

      Sie mußten sich bücken. Felipe fluchte leise, weil ihn ein überhängender Felszapfen unsanft am Schädel gestreift hatte. Die beiden anderen grinsten sich an und freuten sich, daß es Felipes Schädel war, den bald eine prächtige Beule zieren würde. Weil sie das dumpfe Geräusch gehört hatten, konnten sie auch rechtzeitig nach dem Schmerzensschrei ihre Köpfe einziehen.

      „Immer schön aufpassen“, sagte Pepito feixend. „Dann stößt man sich auch nicht die Rübe.“

      Weiter ging es, einer Krümmung nach, dann offenbar leicht bergan, denn das Wasser wurde zum Rinnsal, das nur noch ihre Beine ein wenig umspülte.

      Nach einer kleinen Ewigkeit war ihr Irrweg beendet. Die letzten paar Yards bewegten sie sich auf allen vieren.

      Vor ihnen tat sich eine Grotte auf, etwa zehn Yards lang, acht Yards breit und knapp vier Yards hoch, wie sie schätzten.

      Das Wasser reichte ihnen noch bis zu den Knöcheln.

      „Jetzt sind wir da“, sagte Felipe wichtig.

      „Am Arsch der Welt sind wir“, knurrte Pepito. „Hier sind wir genauso naß wie in der großen Höhle.“

      „Quatsch, hier ist es trockener. Hier müssen wir auch nicht ständig auf Kisten oder Truhen hocken. Wir bleiben hier.“

      „Das ist doch aber kein Ausgang aus, dem verlausten Dreckhaufen“, sagte Pepito. „Das war ja nicht der Sinn unserer Tour, daß wir jetzt hier rumhängen.“

      Felipe deutete an die linke Wand der Grotte.

      „Hier sind noch mehr Truhen und Fässer versteckt.“ Dann krauste er die Stirn und überlegte angestrengt. „Ich wette, da ist ebenfalls Gold und Silber drin.“

      „Reingeschissen hat bestimmt keiner“, sagte Pepito verdrießlich.

      Er hockte sich auf eine Truhe und ließ die Beine baumeln. „Außerdem sind die Truhen von den anderen Kerlen hierhergebracht worden, du Blödmann.“

      „Was tun wir denn jetzt?“ wollte Felipe nach einer Weile wissen. „Bleiben wir hier, oder habt ihr was anderes vor?“

      „Was hast du denn vor?“ fragte Roberto grinsend.

      „Gar nichts. Ich warte, was ihr tut. Das tue ich auch.“

      „Ich, zum Beispiel“, sagte Roberto immer noch grinsend, „ich häng’ mich jetzt auf. Ich hab’ nämlich die Schnauze voll.“

      „Und wenn er sich aufgehängt hat“, sagte Pepito, „dann nehme ich seinen Strick und häng’ mich ebenfalls auf.“

      Felipe schluckte trocken. Dann sagte er tapfer: „Ich häng’ mich auch auf, wenn ihr das tut.“

      „Du mußt nicht immer alles für echtes Gold nehmen, du Kümmelbart“, sagte Pepito. „Wir bleiben natürlich hier und warten ab. Hier müssen wir auch nicht bis zum Hals in der Brühe stehen.“

      „Dann bleibe ich auch hier“, sagte Felipe erleichtert.

      Sie legten sich die Späne zurecht und entzündeten gleich noch einen zweiten, denn wenn das schwache Licht ausging, mußten sie zurück, um es wieder an der Fackel in der großen Höhle zu entzünden. Darauf aber war keiner scharf, denn der Weg war beschwerlich und voller Hindernisse. Notfalls hätten sie Felipe zurückgeschickt, aber der Dummkopf kriegte es fertig und landete woanders, oder er fand überhaupt nicht mehr zurück.

      Sie warteten und vertrödelten die Zeit. Eine Minute nach der anderen verging, und jeder Augenblick erschien ihnen wie die Ewigkeit. Hin und wieder wurde ein Span entzündet, und dann lauschten sie dem geheimnisvollen Knistern, Krachen und Gurgeln, das aus allen Ecken der Höhlen drang und sich immer unheimlicher anhörte.

      Einmal schreckte Roberto hoch und starrte in das Dämmerlicht.

      „Da sind Stimmen“, sagte er, „da hat jemand gemurmelt.“

      Alle drei lauschten jetzt angestrengt.

      „Tatsächlich“, sagte Pepito, „jetzt habe ich es auch gehört. Die scheinen direkt aus dem Felsen zu flüstern. Da sind auch schabende Geräusche.“

      Sie glaubten an Geister, denn die merkwürdigen Geräusche wiederholten sich in unregelmäßigen Abständen. Mal schienen sie heiser zu flüstern, dann wieder dumpf zu murmeln.

      Felipe sah ziemlich käsig aus und zuckte immer wieder zusammen. Einmal war ein lautes Scharren zu hören, dann erklang ein gedämpfter Fluch, und eine hohl klingende Stimme murmelte dazu.

      Sie suchten mit den flackernden Spänen ihre nähere Umgebung ab. Ihre Gesichter wurden immer ratloser, als sie nichts weiter fanden als eine winzige Röhre, die schwarz und unheimlich weiter in den Felsen führte. Aber sie war so klein, daß selbst Felipe nicht hineinkriechen konnte.

      Pepito bekreuzigte sich. Er glaubte an Geister, die im Erdreich hockten, und auch Roberto glaubte daran. Felipe wußte nicht, was er davon halten sollte, aber er hatte Angst vor diesen dumpf klingenden Stimmen.

      Niemand von ihnen verfiel auf die Idee, daß nur ein paar Yards weiter Carlo und Morena in einer anderen Höhe hockten. Und die befand sich fast unmittelbar neben der ihren.

      Für sie wurde es immer unheimlicher und rätselhafter. Aber sie trauten sich auch nicht, den Weg zurückzugehen, denn in der großen Höhle war es ebenso fürchterlich.

      Bibbernd warteten sie ab. Niemand wußte, wie es weiterging und was die nächsten Stunden bringen würden.

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