Seewölfe Paket 16. Roy Palmer

Seewölfe Paket 16 - Roy Palmer


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Amboß würden völlig genügen.

      Hasard ging weiter zu Ferris, der sein Werkzeug ebenfalls geordnet hatte und nur noch auf seinen Einsatz wartete.

      „Smoky sägt von der einen, ich von der anderen Seite“, sagte Ferris. „Dann haben wir den Poller einschließlich des Stückchens Piers gleich an Bord.“

      Hasard nickte. „Es geht gleich los. Kümmert euch nicht weiter um die Kerle da oben, sondern tut eure Arbeit. Wir verfrachten sie schon allein auf die ‚Hornet‘, das kostet nicht viel Zeit.“

      „Aber Sir“, sagte Ferris vorwurfsvoll, „du wirst von uns doch nicht verlangen, daß wir dabei däumchendrehend zusehen.“

      „Nein, das kann ich wirklich nicht verlangen“, sagte Hasard grinsend. „Hat noch jemand Fragen, oder ist alles klar?“

      „Alles durchgesprochen, Sir“, sagte der Waffen- und Stückmeister Al Conroy, „keine Fragen mehr. Sollen wir nach oben?“

      „Ja, aber unauffällig. Und keinen Mucks. Die vier Wachen gehen wie sonst auch immer ihre Runden, die anderen verbergen sich.“

      Der Gambianeger Batuti rollte schon mit den Augen. Er sagte nichts, er zeigte nur auf seinen Morgenstern, mit dem er den Kerlen das neue Royal-Navy-Tänzchen beibringen wollte.

      Sie gingen auf ihre Stationen, jeder wußte, was er zu tun hatte, und jeder nahm lautlos und unsichtbar seinen Platz hinter dem Schanzkleid ein, wo er sich verbarg.

      Carberry war dazu ausersehen worden, ein bißchen herumzustänkern, eine Rolle, in der er sich absolut wohl fühlte.

      Er ging über Deck, blieb auf der Kuhl stehen und musterte durch das schwache Licht an einem Schuppen die Gestalten, die frierend und eng an Holzwände gedrückt herumstanden. Der Hauptmann selbst ging immer wieder auf und ab, gefolgt von zwei Kerlen, die von achtern nach vorn liefen und wiederum zweien begegneten, die den umgekehrten Weg hatten.

      Es schneite noch, jedoch nur wenig, und nach einiger Mühe waren auch die letzten Gestalten ganz gut zu sehen. Weiter hinten, wo die Pier endete, war alles ruhig, obwohl da jetzt der Wikinger mit zehn Männern lauern mußte.

      Zwei der Posten schleppten Sturmlaternen mit sich. Ihre Musketen hatten sie umgehängt. Die Männer froren erbärmlich, und den Profos sahen sie nur als undeutlichen Schatten.

      „Euch würde ein bißchen Aufwärmen auch nicht schaden“, sagte Carberry, als sich der Hauptmann mit zwei Soldaten auf gleicher Höhe mit ihm befand.

      Der Hauptmann reagierte sauer.

      „Mit den Posten wird nicht gequatscht, klar? Und quassel nicht immer vom Aufwärmen, Kerl. Das ist Provokation, ist das.“

      „Was für’n Ding?“ fragte Ed.

      „Provokation, Aufwieglung. Ihr tut das ganz bewußt. Und eure Wachen gehen auch nur auf und ab, um meine Leute zu ärgern, denn ihr löst euch ständig ab. Wozu überhaupt?“

      „Damit ihr uns nicht die Masten klaut“, sagte Ed treuherzig. „Wir kennen soviel korrupte Hampel … äh – Hauptmänner. Aber keine Feindschaft deshalb, mein Guter. Wärmt euch doch ein bißchen auf!“

      Das Gesicht des Hauptmannes verzerrte sich vor Wut. Er trat noch näher an das Schiff heran und sah Ed hart in die Augen.

      „Sieh dich vor, du Lümmel“, sagte er drohend. „Wenn ich dich über den Haufen knalle, kriege ich nicht mal einen Verweis.“

      „Aber mein Kapitän hat das nicht gern“, sagte Ed grinsend.

      Durch die Worte lösten sich jetzt auch andere Schatten aus der Dunkelheit, die sich frierend und neugierig näherten, denn sicher war es wieder dieser narbige Kerl, der da herumstänkerte.

      Etwas ratlos umstanden sie ihren Hauptmann und blickten ihn an. Vierzehn Leute waren das ingesamt, zählte Ed, also standen noch zehn weitere irgendwo herum.

      Das Tänzchen konnte beginnen.

      „Ich habe dir schon einmal gesagt, du sollst nicht immer …“

      Was der Profos nicht sollte, lag klar auf der Hand, der Hauptmann brachte es nur nicht mehr heraus, denn in diesem Augenblick wurde es auf dem Kai auf geheimnisvolle Weise plötzlich lebendig.

      Über die Schanzkleider sprangen Gestalten, immer mehr waren es, die geschmeidig und fast lautlos plötzlich auftauchten.

      Der Hauptmann wich entsetzt zurück. Ein paar schlaftrunkene Kerle reagierten nicht schnell genug.

      Dann stand plötzlich der Seewolf vor ihm, der Carberry blitzschnell zur Seite drängte, als der auf den Hauptmann losgehen wollte.

      Noch während der Hauptmann nach seiner Muskete griff, krachte ihm ein Faustschlag auf die Brust, der ihn zurückwarf und taumeln ließ. Die Muskete glitt ihm aus den Händen und flog auf die Pier. Hasard beförderte sie mit einem Fußtritt ins Hafenbecken. Dann verpaßte er dem torkelnden Hauptmann zwei saftige Ohrfeigen, wie er es versprochen hatte, und schickte ihn mit einem weiteren Hieb zu Boden.

      Das Überraschungsmoment lag auf seiten der Seewölfe, und für die Soldaten wurde die Überraschung noch größer, als buchstäblich aus dem Nichts weitere Gestalten vor ihnen auftauchten. Allen voran ein Monstrum von Kerl mit einem gewaltigen Helm auf dem Schädel, der wie eine Geißel Gottes unter die zurückweichenden Kerle fuhr.

      Batuti wirbelte sich den Weg durch die Meute der Soldaten frei, indem er seinen Morgenstern schwang. Vor dieser Waffe, einem antiken, aber fürchterlichen Ding, hatten sie alle Respekt, und jeder beeilte sich, um aus der Nähe des wütenden Schwarzen zu gelangen. Wen dieses Monstrum von Morgenstern mit den vielen Zacken einmal traf, der brauchte keinen zweiten Hieb mehr und konnte – wenn überhaupt – nur noch gebückt und jaulend davonschleichen.

      Batuti hatte es auf die Musketen abgesehen. Die Soldaten sollten nicht davon Gebrauch machen können, kein Schuß sollte fallen, wenn es möglich war, und so hieb er nach den Läufen oder Schäften. Einer zersplitterte krachend unter dem gewaltigen Hieb, die Muskete flog davon. Batuti überließ den waffenlosen Kerl einem anderen und ging sofort den nächsten an.

      Es gab Püffe, Knüffe, Geschrei und blaue Augen.

      Der Boston-Mann vom Schwarzen Segler tauchte plötzlich auf, dann erkannten sie ihre alten Kampfgefährten Nils Larsen, Piet Straaten, Jan Ranse und all die anderen.

      Jetzt waren sie Soldaten hellwach. Nicht mal die Andeutung von Müdigkeit steckte ihnen noch in den Knochen, denn die Seewölfe prügelten sie windelweich.

      Eine Horde tobender, brüllender und wild um sich schlagender Kerle ließ den Kai erzittern.

      Plötzlich hatte der Profos einen dickleibigen Kerl am Kragen. Er zog ihn zu sich heran und trat ihm mit beiden Stiefeln und seinem ganzen Gewicht auf die Füße, um dem Kerl mehr Standhaftigkeit zu verleihen. Dann zog er ihn noch dichter zu sich heran.

      „Ar-we-nack!“ flüsterte er.

      „Was – was soll das?“ jammerte der Dicke.

      „Unser Schlachtruf, du dickwanstiger Stint“, erklärte Ed. „Aber wir dürfen den nicht laut brüllen, sonst wachen die anderen auf. Kapierst du das, du Heringstonne?“

      Statt das gefälligst zu kapieren, drosch der Dicke dem Profos aus nächster Nähe die Faust in den Leib und schlug gleich noch einmal nach. Aber die Schläge zeigten keine Wirkung, denn sie waren zu nahe abgefeuert, und außerdem stand der Narbenmann mit seinem beachtlichen Gewicht immer noch auf seinen Stiefeln.

      „Du frierst ja“, stellte Ed fest, weil der Dicke hin und her schlotterte. „Ein Satz warmer Ohren wäre jetzt richtig, was, wie?“

      Der Druck von seinen Stiefeln ließ nach, und der Dicke nutzte die Gelegenheit nach dem Profos zu treten. Er hatte das Bein noch nicht ganz gestreckt, da knallten ihm zwei eisenharte Dinger haargenau auf die fast abgefrorenen Ohren. Diese beiden Schläge wärmten ihn so schmerzhaft, daß er ruckartig mit beiden Händen nach seinen Ohren griff, denn ein harter Schlag auf eiskalte


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