Seewölfe - Piraten der Weltmeere 266. Frank Moorfield

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 266 - Frank Moorfield


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      Impressum

      © 1976/2016 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-662-7

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

      1.

      Ja, sie bot tatsächlich einen „göttlichen“ Anblick – die französische Handelsgaleone „Mercure“, deren Name soviel wie „Götterbote“ bedeutete. Stolz wie ein Schwan durchpflügte der dreimastige Segler das Wasser des Mittelmeeres zwischen der Insel Malta und dem Kap Passero, das die Südspitze Siziliens bildet.

      Der Wind wehte an jenem sonnigen Tag, dem 14. Juni im Jahre des Herrn 1592, aus Nordosten und ließ die „Mercure“, die auf Westkurs lag, gute Fahrt laufen.

      Dem Vorhaben der Schiffsführung, die Sizilische Straße anzuliegen, stand nichts im Wege. Kein Schatten trübte die Kimm. Die Sonne strebte, wie unter dem Zwang einer uralten Gewohnheit, ihrem höchsten Stand entgegen. Die endlose Wasserfläche glänzte silbrig und bot ein friedliches, beschauliches Bild.

      Die Stimmung an Bord des Handelsfahrers war ausgesprochen gut. Kapitän Pierre Delamotte, ein kleiner, drahtiger Mann mit grauen Haaren und wasserhellen Augen, stand an der Schmuckbalustrade des Achterkastells und ließ seine Blicke zufrieden über die Decks wandern. Ja, er hatte auch allen Grund dazu, mit den acht rauhen Burschen, die im ägyptischen Hafen Damiette bei ihm angeheuert hatten, zufrieden zu sein.

      Die Männer waren in jeder Hinsicht brauchbar. Man konnte sie einsetzen, wo man wollte – überall packten sie zu und stellten unter Beweis, daß sie echte, kampf- und sturmerprobte Seeleute waren. Besonders dieser rothaarige Riese namens Ferris Tucker, dessen Kreuz so breit wie ein Rahsegel war, und der bullige Edwin Carberry mit seinem gewaltigen Rammkinn und dem zernarbten Gesicht, das waren Kerle, mit denen man notfalls die Hölle durchsegeln konnte.

      Auch Jack Finnegan und Paddy Rogers, die beiden Engländer, die man von der Marsplattform der gesunkenen „Zeland“ geborgen hatte, waren nicht aus Zucker, und sie schienen sich mit ihren Landsleuten recht gut zu verstehen.

      Nein, Kapitän Delamotte hatte ganz gewiß nichts dagegen, daß seine Crew um zehn brauchbare Männer angewachsen war. Und auch seinem Schiff hatte die frische Brise bis jetzt sichtlich gutgetan.

      Doch nicht nur Pierre Delamotte war guter Laune, auch die Stimmung unter den Seewölfen war ausgezeichnet. Nicht zuletzt hatte dazu die Begegnung mit Ben Brighton und seiner Gruppe beigetragen, die vor wenigen Tagen mit ihrer Sambuke in eine nahezu ausweglose Situation geraten waren. Jeder an Bord der „Mercure“ hatte tatkräftig dabei mitgeholfen, Ben Brighton und seine Männer herauszupauken.

      Auch sonst hatte sich die kleine Gruppe um Ferris Tucker, zu der Edwin Carberry, Stenmark, Blacky, Jeff Bowie sowie der Kutscher, Bill und Luke Morgan gehörten, gut auf der französischen Galeone eingelebt. Jeder von ihnen würde, in seinem eigenen Interesse, alles, was in seinen Kräften lag, tun, damit der Handelsfahrer seinen Zielhafen, die Stadt Brest, erreichen würde. Von dort aus würde es nicht mehr allzu schwer sein, ins heimatliche England zu gelangen, wo man sich mit den beiden anderen Seewölfe-Gruppen entweder in der „Bloody Mary“, der Kneipe des dicken Plymson, oder aber bei Doc Freemont in Plymouth treffen wollte.

      Die Seewölfe registrierten mit Genugtuung, daß es ihnen gelungen war, das uneingeschränkte Vertrauen des Kapitäns der „Mercure“ zu erlangen. Auch die Kontakte zu den meisten Männern der französischen Crew hatten sich recht gut gestaltet, nachdem die Seewölfe den Franzmännern in einer handfesten Bolzerei gezeigt hatten, daß sie sich nicht auf die Füße treten ließen.

      Kapitän Delamotte und sein Steuermann, Alain Duval, hatten beide Augen zugedrückt und damit ihre Parteilosigkeit bekundet, als die Seewölfe damit beschäftigt waren, sich mit ihren Fäusten die nötige Achtung und den erforderlichen Respekt zu verschaffen. Inzwischen hatte wohl jeder an Bord begriffen, daß die Engländer erstklassige Seeleute waien, die keiner Arbeit aus dem Weg gingen.

      Daß der Kutscher als der ehemalige Koch und Feldscher der „Isabella“ die Kombüse der „Mercure“ auf Vordermann gebracht hatte, war von den Franzosen längst wohlwollend zur Kenntnis genommen worden.

      Sir John, der karmesinrote Aracanga-Papagei, der mit den Seewölfen an Bord gekommen war, hockte hoch oben auf der Vormarsrah und döste in der Mittagssonne vor sich hin. Nur manchmal, wenn er es für nötig hielt, ließ er einen der Flüche vom Stapel, die er von Edwin Carberry gelernt hatte. Dabei kannte der bunte Vogel keinerlei Unterschiede, und selbst Pierre Delamotte war bereits von ihm als „lausige Wanderhure“ bezeichnet worden.

      Edwin Carberry, der ehemalige Profos und Zuchtmeister der „Isabella“, verbrachte seine Freiwache auf der Back. Stenmark, der Schwede, hockte neben ihm. Schon mehrfach waren den beiden Männern die Augen zugefallen und die Köpfe auf die Brust gesunken. Kein Wunder – die Sonne schläferte ein. Erst ein kurzer Pfiff ließ beide hochfahren.

      Edwin Carberry rieb sich verdutzt die Augen.

      „Welches Rübenschwein hat da eben gepfiffen?“ fragte er.

      In diesem Moment fiel sein Blick auf Luke Morgan, einen dunkelblonden Burschen mit einer Messernarbe über der Stirn. Der enterte gerade zur Back hoch.

      „Warst du das, Mister Morgan?“ erweiterte der Profos seine Frage. Im selben Atemzug fuhr er fort: „Klar, du mußt es gewesen sein. Es ist ja sonst niemand in der Nähe. Laß dir mal was gesagt sein, du Nachkomme eines Herings und einer wiehernden Bergziege …“

      „Du meinst sicher eine meckernde Bergziege, Mister Carberry, Sir!“ unterbrach ihn Luke Morgan. „Ich habe jedenfalls noch keine Ziege wiehern hören.“

      „Jetzt fang nur nicht mit Ablenkungsmanövern an!“ Carberrys Gesicht verfinsterte sich. „Wiehern und meckern kannst du hier, soviel du willst, aber wenn du noch mal deine zarten Lippen spitzt, um wie ein Vögelchen zu pfeifen, dann ziehe ich dir höchstpersönlich die Haut in Streifen von deinem karierten Affenarsch!“

      „Warum denn das?“ fragte Luke Morgan verwundert. „Man wird doch mal einen überraschten Pfiff ausstoßen dürfen, wenn man einen stinkfaulen Burschen plötzlich wie einen Galeerensklaven schuften sieht! Aber ich kann noch viel schöner pfeifen, Mister Carberry, und wenn’s genehm ist, kann ich dir mal das Liedchen von der rothaarigen Lily vorpfeifen.“

      „Das wirst du bleibenlassen“, sagte Carberry grollend. „Oder willst du Unglück über uns bringen? Als Seemann müßtest du allmählich wissen, daß Pfeifen an Bord eines Schiffes Unglück und Sturm herbeiruft.“

      Luke


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