Big Ideas. Das Klassische-Musik-Buch. Hall George
Sons of Art
1695 Musik für das Begräbnis Königin Marias
Revival der Musik
Bis zur Thronbesteigung Karls II. 1660 stand es schlecht um Theater und Musik in England. Die Puritaner hatten um 1642 begonnen, Londons Theater zu schließen, und lösten sogar Kirchenchöre auf, da sie Musik in heiligen Stätten verabscheuten. Karls Unterstützung der Künste war Teil einer umfassenderen Politik zur Förderung der öffentlichen Unterhaltung.
Dies beeinflusste die Musik in mehrfacher Hinsicht. Karl schuf ein königliches Streichorchester nach dem Vorbild der Vingt-quatre Violons du Roy (»Die 24 Violinen des Königs«) am Hof Ludwigs XIV. Das Orchester spielte zu Gottesdiensten und Staatsanlässen und führte Geburtstagsoden von Purcell und anderen Komponisten auf. Der Posten »Master of the King’s Musick« wurde mit der Wiederernennung von Nicholas Lanier wieder eingeführt. Institutionen wie die Chapel Royal, die junge Musiker ausbildete, wurden ebenfalls erneuert. Neue Theater wurden eröffnet und brachten ein heute als Restaurationsdrama bekanntes Genre hervor, oft derbe Komödien mit Liedern und Begleitmusik, die sehr häufig von Purcell geliefert wurden.
Als Kind war Purcell Chorknabe an der Chapel Royal in Hampton Court, London, einer Talentschmiede für junge Musiker.
DIE MUSIK IST EINE GABE UND GESCHENK GOTTES, NICHT EIN MENSCHENGESCHENK
CHORALVORSPIEL: EIN FESTE BURG IST UNSER GOTT (1690), DIETERICH BUXTEHUDE
IM KONTEXT
SCHWERPUNKT
Lutherische Choräle
FRÜHER
1529 Martin Luther komponiert das Lied Ein feste Burg ist unser Gott.
1624 Samuel Scheidt veröffentlicht Tabulatura nova, eine Sammlung von Stücken für Tasteninstrumente, darunter auch Choralbearbeitungen.
SPÄTER
1705/06 J. S. Bach geht zu Fuß von Arnstadt ins 378 km entfernte Lübeck, um Buxtehude zu treffen und zu hören.
1726 J. S. Bach beendet die letzten Stücke in seinem Orgelbüchlein, seiner größten Sammlung von Choralvorspielen.
1830 Felix Mendelssohn Bartholdy baut das Finale seiner Reformationssinfonie (Nr. 5) auf Luthers Ein feste Burg ist unser Gott auf.
Als Martin Luther 1517 die 95 Thesen niederschrieb, die die Reformation auslösten, hatten diese wenig mit Musik zu tun, sie betrafen eher den Ablasshandel und die päpstliche Autorität. Der Beginn der Reformation veränderte jedoch auch die Kirchenmusik.
Jahrhundertelang war der Gesang in der Kirche Mönchen und ausgebildeten Sängern vorbehalten und aufgrund der lateinischen Texte für die meisten Gemeindemitglieder unverständlich gewesen. Luther legte jedoch Wert auf die Teilnahme der Gemeinde und die Verwendung der Landessprache, damit jeder auch verstand, was er hörte und sang.
Der Choral, ein Kirchenlied für die Gemeinde, war der Schlüssel dazu. Luther selbst komponierte viele der ersten protestantischen Choräle. Der berühmteste davon ist wohl Ein feste Burg, basierend auf dem Psalm 46, »Ein feste Burg ist unser Gott«.
In der Barockzeit bildeten Choralmelodien die Grundlage vieler verschiedener Musikgenres in der lutherischen Kirche. Eines davon war das Choralvorspiel, ein kurzes Orgelstück, das auf kunstvolle Weise die zu singende Melodie des Chorals präsentierte.
Charakteristischer Stil
Der größte Pionier des Choralvorspiels war Dieterich Buxtehude. Seine Praxis war es, eine ornamentale Version der Choralmelodie in einer einzelnen höheren Stimme zu präsentieren, die mit der rechten Hand auf einem separaten Manual (Orgelklaviatur) gespielt wurde, während die linke Hand und die Füße auf dem Pedal eine Begleitung spielten, normalerweise mit einem weicher klingenden Register.
Buxtehude war von den Werken früherer Komponisten beeinflusst, darunter die Variationen für Tasteninstrumente des niederländischen Organisten Jan Pieterszoon Sweelinck (1562–1621) und dessen Schülers Samuel Scheidt (1587–1654). Doch während Scheidt die Melodie des Chorals oft in langsameren, nicht ornamentierten Noten präsentierte und Variationen um diese herum webte, ist bei Buxtehude die Choralmelodie selbst die klarste und am stärksten ausgeschmückte Zeile mit einfacheren Variationen.
»[Ich wollte] daselbst ein und anderes in seiner Kunst … begreifen.«
J. S. Bach
Häusliche Musikszene des niederländischen Künstlers Johannes Voorhout. Sie zeigt Buxtehude mit aufgestütztem Ellbogen und den Cembalisten Johann Adam Reincken.
Buxtehudes Choralvorspiel zu Ein feste Burg ist unser Gott, komponiert 1690, ist ein perfektes Beispiel dieser Herangehensweise. Die rechte Hand spielt eine spontan klingende Solomelodie, die der Kontur des Chorals folgt. Die Melodie wird dadurch verdeutlicht, dass jede ihrer Noten entweder länger gehalten wird als die verzierenden, frei fließenden Noten dazwischen, oder als erste (und am stärksten betonte) einer Folge von vier Noten auftaucht.
Die Begleitung für die linke Hand und das Pedal besteht im Allgemeinen aus Zwei- oder Dreiklängen, manchmal unter Verwendung von imitativ verflochtenen Motiven der Choralmelodie, manchmal mittels Akkorden. Dieser spezielle Satzstil beeinflusste J. S. Bach, der in seinen Choralvorspielen einem ähnlichen Ansatz folgte.
Dieterich Buxtehude
Zeit und Ort von Dieterich Buxtehudes Geburt sind ungewiss. Während seiner frühen Kindheit lebte die Familie jedoch in Helsingborg (im heutigen Schweden), von wo sie später ins dänische Helsingør zog. Buxtehude lernte sein musikalisches Handwerk von seinem Vater, einem Organisten.
Nachdem er in der ehemaligen Kirche seines Vaters in Helsingborg und dann in der Marienkirche in Helsingør gearbeitet hatte, nahm Buxtehude 1668 die renommierte Position des Organisten der Marienkirche in Lübeck an. Eine Tradition gebot neuen Organisten, eine Tochter ihres Vorgängers zu heiraten, was Buxtehude in den Wochen nach seinem Antritt auch tat. Er blieb Organist in Lübeck bis zu seinem Tod 1707.
Weitere Hauptwerke
1680 Membra Jesu nostri
1680 Präludium in C-Dur
1694 Triosonaten op. 1
DER NEUE ORPHEUS UNSERER ZEIT
CONCERTI GROSSI OP. 6 (1714), ARCANGELO CORELLI
IM KONTEXT
SCHWERPUNKT
Das Concerto grosso
FRÜHER
1610 Giovanni Cimas Sonate a tre für Violine, Zink und Continuo