Seewölfe - Piraten der Weltmeere 116. Roy Palmer

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 116 - Roy Palmer


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sonst.“

      Gemeinsam schoben sie sich auf das Vorpiekschott zu. Drinnen hatte das Gepolter immer noch nicht ausgesetzt. Matt zerrte den dicken Eisenriegel zur Seite, Luke stand hinter ihm. Stenmark und Batuti flankierten das Schott, bereit, bei Bedarf sofort zuzupacken.

      Die Schußwaffe zog keiner von ihnen. Auch die Entermesser und Dolche ließen sie in den Gurten stecken.

      Matt zog das Schott auf. Es knarrte und schwang zum Gang hin auf. Batuti, der rechts stand, trat einen Schritt zurück, um nicht durch die Bohlentür verdeckt zu werden.

      Matt und Luke drangen in die Vorpiek ein und sahen die beiden Gestalten, die sich wie Raubkatzen auf dem Boden wälzten.

      „Ich sag’s ja, Menschlichkeit zahlt sich nicht aus“, knurrte Matt. „He, ihr zwei, hört mit der Balgerei auf. Ihr habt sie ja nicht alle. Los, steht auf, klopft euch den Gestank aus den Klamotten und seid wieder brav.“

      „Die verstehen dich nicht“, erklärte Morgan.

      „Tja“, meinte Matt. „Aber gleich kapieren sie bestimmt. Paß mal auf.“ Er trat noch einen Schritt auf die Zankhähne zu, bückte sich und traf Anstalten, sie zu trennen.

      Es stimmte: Khai Wang und Wu waren nur ihrer Muttersprache mächtig, sie verstanden kein Wort von dem, was die beiden Engländer gesagt hatten. Und noch etwas stand fest: Auch die letzte Phase ihres Zweikampfes hatten die beiden keineswegs vorgetäuscht. Nach wie vor war es ihr voller Ernst, sich gegenseitig umzubringen.

      Erst in diesem Augenblick, als Matt Davies über ihnen war, beschlossen die beiden Piraten blitzschnell, die Gelegenheit zu nutzen.

      Matt packte Khai Wangs Arme, hielt sie fest und zog sie langsam zurück, so daß der Kerl nicht mehr auf seinen kleinen, heimtückischen Steuermann einschlagen konnte. Alles in allem war Khai Wang, der sich den Beinamen „Geißel des Gelben Meeres“ erworben hatte, ein stinkendes, zerlumptes Bündel Mensch.

      Wu wollte Khai Wang an die Gurgel, aber jetzt war auch Luke Morgan heran und blockte dessen Attakke ab.

      „Aufhören“, sagte Luke. „He, Batuti und Stenmark! Paßt bloß auf, daß die Kerle uns keine Scherereien bereiten.“

      Der Schwede und der Schwarze rückten daraufhin in die Öffnung des Schotts vor. Ihre mächtigen Körper hatten in der Luke kaum Platz, sie bildeten eine dichte, lebende Barriere.

      Wu riß plötzlich seine Arme nach unten weg. Er gewann etwas Spielraum und schlug seinen Profit daraus, indem er sich herumwarf, die Arme ganz befreite und seinen mageren, aber immer noch energiegeladenen Körper gegen Luke Morgan katapultierte. Luke war auf alles vorbereitet – und doch überrascht.

      Dieser Sekundenbruchteil Verwirrung genügte Wu. Er riß Luke mit sich auf Stenmark und Batuti zu. Der Mann aus Gambia trat mit einem Fluch auf den Lippen vor, packte zu und kriegte Luke zu fassen, weil Wu gedankenschnell nach unten weggetaucht war.

      Stenmark wollte Wu bremsen, geriet aber mit dessen wirbelnden Beinen ins Gehege. Wu schoß wie eine der Ratten, die diesen üblen Raum als ständigen Aufenthaltsort gewählt hatten, quer durch die Piek aufs Schott zu und tat alles, um Luke, Batuti und Stenmark zu Fall zu bringen.

      Schon öffnete sich eine Lücke, durch die Wu schlüpfen wollte.

      Aber Matt Davies tat in diesem Moment genau das Richtige. Er ließ Khai Wang los, fuhr herum und hechtete dem drahtigen chinesischen Piraten nach. Haarscharf schoß Matt an Batuti vorbei, ein kleiner Ruck des Negers nur, und Matt hätte Wu nicht erreicht, sondern wäre mit dem schwarzen Kameraden zusammengestoßen.

      Aber Batuti kippte gerade zur anderen Seite hin und strauchelte über Lukes ausgestrecktes Bein. Im Grunde war es eine glückliche Fügung. Matt landete nämlich mit der ganzen Wucht seines Körpers auf dem aalglatten Wu. Er warf ihn zu Boden, daß es krachte. Wu ächzte unter dem Mann mit der Hakenhand und wurde richtig zusammengestaucht.

      Stenmark hatte geschaltet, war an Batuti vorbeigestolpert und hatte sich Khai Wang zugewandt. Er streckte grimmig die Faust nach dem Kerl aus.

      „Eine Bewegung, und ich schlag dich nieder“, drohte er.

      Khai Wang verstand es zwar nicht, aber es hatte auch so den Anschein, als wage er keinen Widerstand. Apathisch kauerte er da.

      Matt hatte große Lust, Wu die Hakenprothese kurz über den Rücken zu ziehen. Aber er beherrschte sich. Die Seewölfe mißhandelten keinen Gefangenen – und wenn er auch noch so hinterhältig auftrat.

      Als Matt sich aber wieder von dem kleinen Kerl erhob, entwickelte Wu sofort neue Aktivitäten. Er zuckte, krümmte sich und versuchte, Matt einen gemeinen Hieb in den Unterleib zu versetzen. Erbost brüllte Matt auf. Batuti und Luke Morgan fuhren herum und wollten sich gleichzeitig auf den Steuermann von Fei Yen stürzen.

      Khai Wang rührte sich immer noch nicht.

      Stenmark beging in diesem Augenblick den Fehler, nach Wu und den drei Kameraden zu schauen. Batuti wollte Wu die Faust in den Nakken hauen, aber Luke Morgan hielt den schwarzen Herkules zurück, weil er befürchtete, er würde den Chinesen durch zu große Wucht töten. Wu schnellte hoch und war vor dem offenen Schott.

      Neben Stenmark federte nun auch Khai Wang hoch.

      Die Entwicklung ließ sich nicht mehr aufhalten: Stenmark wollte Khai Wang zwar sofort stoppen, aber der Pirat entging mit bewundernswertem Geschick seinen Fäusten. Er huschte Wu nach.

      Matt war nicht schnell genug wieder auf den Beinen. Dafür stürzten Batuti und Luke an ihm vorbei, und diesmal war es der Gambia-Neger, der einen wahrhaft akrobatischen Satz unternahm. Jawohl, er kriegte Wu zu fassen und brachte ihn wieder zu Fall. Er hielt die Fußknöchel des kleinen, wehrhaften Burschen fest, und Wus Aufprall auf den Planken klang wie das Hinknallen eines Brettes.

      Zur selben Zeit war Khai Wang an Matt Davies und dem verdutzten Luke Morgan vorbei. Er raste aus der Vorpiek, war neben Batuti, aber Batuti schickte Wu gerade mit einem gezielten Fausthieb ins Reich der Träume.

      So ergab sich das Ungeheuerliche – Khai Wang gelangte an den Niedergang und jagte die Stufen hoch. Seine Gestalt entzog sich den Blicken der vier Seewölfe. Matt und Luke fluchten, Stenmark drängte sich mit einem wilden, heiseren Schrei an ihnen vorbei und schloß sich Batuti an. Beide hetzten dem flüchtenden Piraten nach.

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