Seewölfe - Piraten der Weltmeere 509. Roy Palmer

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 509 - Roy Palmer


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nicht im klaren, wie wir die Sache am besten anpacken. Ich schätze aber, daß wir noch einige Zeit zum Nachdenken haben.“

      Das Grölen und Lachen, Fluchen und Lärmen an Bord der „Bonifacio“ nahm an Lautstärke zu.

      Shane schüttelte den Kopf. „Was die da wohl treiben? Da scheint es ja wie in einem Tollhaus zuzugehen.“

      „Vielleicht spielen sie mit den Perlen, die sie sich von Kuba geholt haben, Murmeln“, sagte Ferris sarkastisch.

      „Das kann ins Auge gehen“, erwiderte Roger. „Wenn die Perlen durch die Speigatten rollen, sind sie sie los.“

      „Ihr Problem“, sagte der Seewolf. „Wir gehen von der Voraussetzung aus, daß della Rocca einen ziemlich großen Schatz zusammengetragen hat. Immerhin hat der sterbende Kerl, der von dem Teniente angeschossen wurde, ja genug darüber ausgesagt.“

      „Daß della Rocca genau Buch führt“, entgegnete Ben. „Nicht wahr?“

      „So ist es“, sagte Hasard. „Über jene Stellen, wo die Perlen versteckt sind.“

      „Beim Donner“, sagte Shane. „Dieser della Rocca scheint seinen eigenen Kerlen nicht zu trauen. Na, ganz unrecht hat er nicht. Aber irgendwann müßte es den Brüdern doch mal aufgehen, daß er sie um ihren Anteil prellt.“

      „Wahrscheinlich sind sie so dumm und verblendet, daß es ihnen nicht aufgeht“, meinte der Seewolf. „Aber das mit den Perlen ist schon mal etwas, das mich reizt. Nicht nur wegen der Perlen. Aber daß so ein Kerl seine Beute offenbar verstreut über die Karibik an ihren Küsten vergräbt, ist schon reichlich sonderlich.“

      „Ja, das stimmt“, sagte Ben. „Es ist das erste Mal, daß ich so etwas höre.“

      „Ganz abgesehen davon, daß dieser della Rocca offenbar total auf Perlen fixiert ist“, meinte Roger.

      „Und er muß sehr präzise Buch führen“, brummte Shane. „Sonst findet er seine Schatzverstecke nicht wieder.“

      Ferris grinste breit. „Was wiederum ein Grund wäre, sich ganz gehörig in den Hintern zu beißen.“

      „Ein Narr ist della Rocca gewiß nicht“, sagte Hasard. „Er muß des Schreibens und des Rechnens kundig sein, um seine Aufzeichnungen richtig zur Niederschrift zu bringen. Meiner Ansicht nach ist es auch Gerissenheit, daß er es ausschließlich auf Perlen abgesehen hat. Perlen sind am besten zu verstauen.“

      „Und leicht, das wissen wir ja aus eigener Erfahrung“, fügte Ben hinzu.

      „Außerdem haben sie je nach Größe und Güte einen beachtlichen Wert“, fuhr der Seewolf fort. „Gegenüber schweren Gold- oder Silberbarren sind sie allemal vorzuziehen. Vielleicht ist dieser Kerl deshalb zum Perlennarren geworden.“

      Shane kratzte sich mit grüblerischer Miene in seinem Bartgestrüpp. „Na, ich weiß nicht. Dann würden ja alle Schnapphähne der Karibik auf Perlen aussein. Ich glaube, da spielen noch andere Gründe eine Rolle.“

      „Daß della Rocca beispielsweise eine Menge von Perlen versteht?“ fragte Hasard.

      „Ja, so ungefähr.“

      „Dem Namen nach könnte er ein Italiener sein“, sagte Ferris.

      „Vielleicht ein Perlenfischer von Capri“, sagte Roger lachend.

      „Oder von Sizilien“, meinte Hasard. „Genausogut könnte er von Korsika oder aus dem Süden von Frankreich stammen. Na, das ist ja auch nicht so wichtig. Wir wissen, daß della Rocca seine Perlen überall gehortet hat. Er verfügt also über unermeßliche Werte, die gut transportabel sind und wenig Platz einnehmen.“

      „Wie die kleine Truhe, die er an der Bucht westlich von Havanna ausgegraben hat“, sagte Ben.

      „So ist es“, erwiderte Hasard. „Er konnte sie mit Leichtigkeit handhaben. Nein, dumm ist er ganz gewiß nicht, dieser della Rocca. Mal sehen, wie sich die Dinge weiterentwickeln. Die nächsten Stunden bringen sicherlich noch einige Neuigkeiten.“

      Shane gab einen dumpfen Laut von sich und wies voraus. „Als allererstes kriegen sich die Kerle ganz gewaltig in die Plünnen, schätze ich.“ In der Tat – der Krach, der von der „Bonifacio“ herüberwehte, hatte noch mehr zugenommen.

      „Sir“, sagte Carberry, der zu diesem Zeitpunkt auf dem Quarterdeck der „Isabella“ stand. „Da vorn ist der Teufel los. Die Bastarde dreschen sich gegenseitig die Köpfe ein, schätze ich.“

      „Nicht schlecht“, entgegnete der Seewolf. „Damit würden sie uns sogar einen Gefallen tun.“ Wieder gingen ihm die Perlen durch den Kopf – und gleichzeitig nahm in seinem Geist ein Plan Gestalt an, wie della Rocca am besten beizukommen war.

      Der Krach an Bord der Piratengaleone entwickelte sich zum Tumult. Ein Höllenlärm – allem Anschein nach der Beginn einer Meuterei. Auf der „Isabella“ und auf der „Empress“ hoben die Männer lauschend die Köpfe. Gespannt warteten sie darauf, was weiter geschah.

      Der Mestize hätte nicht nötig gehabt, sich mit seinen Kumpanen anzulegen. Er hätte nur nach den anderen Kostbarkeiten des Gonzalo Bastida zu greifen brauchen – nach Goldketten oder Goldbroschen, Diamantschmuck, Silbergeschmeide, Dublonen, Piastern und Dukaten. Die Säcke waren vollständig entleert, die glitzernde Pracht breitete sich auf den Planken der Kuhl aus.

      Wie die Besessenen kramten und wühlten die Kerle in den Reichtümern. Der Mestize aber wollte das Goldrelief haben.

      Die Gier raubte dem Mestizen fast den Verstand. Er hielt das Messer in der Rechten. Sein Blick war auf das Bild gerichtet. Ein Kerl mit einer schwarzen Augenklappe, Rovigo genannt, hielt es gerade mit beiden Händen hoch und stimmte ein brüllendes Gelächter an.

      Die anderen Piraten umringten ihn. Einige standen, andere hockten oder knieten auf den Planken. Lachend und kichernd streckten sie die Hände nach dem Relief aus. Jeder versuchte, es Rovigo zu entreißen.

      „Na, was ist?“ schrie Rovigo. „Ihr seid wohl scharf, was?“

      Der Mestize arbeitete sich auf die Gruppe zu.

      „Gib’s her!“ stieß er wütend aus. „Es gehört mir!“

      Rovigo hörte nicht auf ihn. Er sprang auf, bewegte das Bild hin und her und beschrieb eine obszöne Gebärde.

      „Wollt ihr’s haben?“ rief er.

      „Ja!“ brüllten die Kerle.

      „Holt es euch!“

      „Du dreckiger Hund!“ keuchte der Mestize. „Gib das Ding raus!“

      Er war jetzt nahe genug heran – Rovigo wandte sich zu ihn um und sah ihn halb verächtlich, halb amüsiert an. „Du? Was willst du denn damit, du Halbaffe?“

      „Es gehört mir“, sagte der Mestize.

      „Du ziehst dich daran hoch, was?“ schrie Rovigo höhnisch. Die anderen lachten und wieherten.

      Da riß der Mestize das Messer hoch. Es blitzte in seiner Hand auf. Rovigo stieß eine lästerliche Verwünschung aus und trat mit dem rechten Fuß nach dem Mestizen. Der Mestize hackte mit dem Messer nach dem Fuß. Die Klinge schrammte über Rovigos Ferse, Rovigo heulte auf, als steche man ihn ab. Zornig knallte er dem Mestizen das Relief auf den Schädel.

      Der Mestize sank auf die Planken. Der Schmerz dröhnte in seinem Kopf. Er hatte das Gefühl, sein Schädel platze. Stöhnend streckte er sich auf den Planken aus.

      „So!“ schrie Rovigo. „Der hat sein Fett!“

      Aber er war für einen Moment unaufmerksam. Ein anderer Kerl war hinter ihn getreten – ein Riese an Gestalt. Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf und griff mit beiden Händen nach dem Relief. Diejenigen, die das Manöver beobachteten, prusteten vor Vergnügen.

      Der Riese packte zu und entriß Rovigo das Goldrelief. Rovigo fluchte.

      „Du


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