Seewölfe - Piraten der Weltmeere 61. Fred McMason

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 61 - Fred McMason


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      Impressum

      © 1976/2014 Pabel-Moewig Verlag GmbH,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-378-7

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

      1.

      Diese Insel im südlichen Sargassomeer war lieblich anzuschauen. Sie verkörperte auf den ersten Blick schlechthin das Paradies, auf den zweiten Blick erwies sie sich jedoch als teuflische Falle, aus der es kein Entkommen mehr gab.

      Felsen, Lavafelsen, wohin man sah. Himmelhoch türmten sie sich auf, und kein Schiff hätte es gewagt, hier hindurchzusegeln. Auch Hasard nicht, wenn der teuflische Mahlstrom ihn nicht dazu gezwungen hätte, alles auf eine Karte zu setzen und dem Teufel ein Ohr abzusegeln. Sie hatten es nur haarscharf geschafft, unter Einsatz ihres Lebens und des Schiffes.

      Ed Carberry fierte das Beiboot ab, mit dem sie zu der schmalen Passage zwischen den Felswänden rudern wollten, um sie zu untersuchen. Während das Boot ausschwang, dachte der Profos noch einmal an das, was hinter ihnen lag, diese fürchterlichen Nächte im Sargassomeer, die kleinen tanzenden Totenlichter, die an Bord gekrochen waren und die sich nicht mehr vertreiben ließen. Dann waren sie im Tang stekkengeblieben und hatten am anderen Morgen eine üble Überraschung erlebt. Die „Isabella“ saß inmitten einer ausgedehnten Tanginsel hoffnungslos fest, umgeben von zahlreichen verfaulenden Wracks mit unzähligen Skeletten an Bord. Erst nach Tagen, das Trinkwasser war knapp geworden, hatte ein wütender Sturm den Tang zerrissen und die „Isabella“ in jagender Fahrt auf diese Felseninsel zugetrieben. Zum Glück gab es die schmale Passage, durch die sie auf Biegen oder Brechen hindurchgesegelt waren.

      Und jetzt waren sie hier, in einer stillen Bucht voller Felsen. Ringförmig dehnte sich der weiße, leuchtende Strand nach allen Seiten, eingerahmt von hohen Palmen, Büschen und weithin leuchtenden Blumen. Ein unberührtes Eiland, wie der Profos annahm.

      Dahinter türmten sich Felsen auf, ein riesiges Massiv, geboren durch einen Vulkan, der vor Jahrhunderten aus dem Meer gebrochen war und diese Insel geschaffen hatte.

      Ein ideales Versteck, diese Bucht. Hier drang ganz sicher kein Schiff ein. Die Bucht selbst wurde wiederum durch himmelhohe Felsen begrenzt, die sich bis zu der schmalen Einfahrt zogen und dort noch höher waren. Und in dem Wasser selbst standen die Lavafelsen wie riesige drohende Stalagmiten, urwüchsig und kraftvoll.

      „Träumst du, Ed?“ fragte eine sanfte Stimme vorwurfsvoll. „Du fierst schon zehn Minuten lang das Boot ab.“

      Der Profos drehte sich zu dem Seewolf um.

      „Ich habe nur gedacht, daß wir doch verdammt viel Glück hatten, hier zu liegen. Und das Wetter wird auch immer besser.“

      Neben Hasard standen Tucker, der rothaarige Schiffszimmermann, und Donegal Daniel O’Flynn. Der Profos hatte nicht einmal bemerkt, daß Dan inzwischen eine Jakobsleiter an der Backbordseite hinuntergelassen hatte, so versonnen war er gewesen.

      Jetzt, an diesem Vormittag, schien plötzlich die Sonne. Der Himmel klarte auf und wurde azurblau. Nur noch vereinzelte helle Wolkenfetzen kündeten von dem Sturm, den sie abgeritten hatten.

      Die vier Männer sprangen in das Boot. Dan hielt eine Lotleine in der Hand, mit der sie die Tiefe an der Passage ausloten wollten. Vielleicht war der Rückweg doch nicht abgeschnitten, die Hoffnung bestand immerhin, obwohl keiner so recht daran glaubte.

      Der Profos pullte und legte sich in die Riemen. Hasard starrte in das hellblaue, Wasser der Bucht, auf dem sich Sonne und ein paar Wolken spiegelten.

      „Etwa vierzig Faden tief“, sagte der Seewolf. Sie hatten es durch das ablaufende Ankertau festgestellt, als sie in der Bucht ankerten.

      „Und trotzdem kann man fast zwanzig Faden tief sehen.“

      Einmal war ihm, als husche etwas Großes pfeilschnell über den Grund. Er beugte sich noch weiter vor, sah aber nur noch einen länglichen Schatten, der gleich darauf verschwand.

      Eine Wolke, dachte er, die sich im Wasser gespiegelt hat, und vergaß es wieder. Erst sehr viel später sollte er noch einmal unangenehm daran erinnert werden.

      Carberry pullte weiter, aus den Augenwinkeln hatte er Hasards merkwürdigen Blick gesehen. Er starrte ebenfalls ins Wasser, sah aber nichts.

      Jetzt fuhren sie zwischen himmelhohen Felsen dahin, die sich über ihnen fast zusammenschlossen. Man mußte schon den Kopf weit in den Nacken legen, wenn man da hochsehen wollte.

      Schroffe Lavaklippen, kleine tükkische Felsen dazwischen, wie geschaffen, um ein Schiff der Länge nach aufzuschlitzen. Ein Felsen stand wie ein riesiges Mahnmal gleich vor der Passage. Es war der, den der Seewolf im allerletzten Augenblick umsegelt hatte.

      Das Wasser in dem schmalen Durchlaß hatte sich bis auf eine leichte Strömung beruhigt, die vom Sargassomeer hereindrückte.

      Trotz der kurzen Entfernung, die sie zurückgelegt hatten, war die „Isabella“ ihren Blicken schon entschwunden. Man sah sie zwischen den Felsen nicht mehr, die sie von allen Seiten schützten. Selbst wenn hier draußen jemand ganz dicht vorbeisegelte, würde er das Schiff nicht entdecken.

      „Ein ideales Versteck“, sagte Hasard. „Eine Bucht, wie ich sie mir immer schon erträumt hatte. Jetzt haben wir sie gefunden!“

      „Und kommen nicht mehr raus“, sagte Dan trocken.

      An einem der zahlreichen Felsen legten sie an. Carberry schlang das Tauende darum und machte es fest.

      Dan ließ die Lotleine ablaufen.

      „Sechs Faden, acht, zwölf, vierzehn. Grund!“

      „Vierzehn Faden“, murmelte der Seewolf. „Miß mal etwas weiter vorn.“

      „Vier Faden“, sagte Dan O’Flynn. „Verdammt, da gehts aber steil hinunter. Und da vorn kann man die Klippen schon mit dem bloßen Auge unter Wasser sehen.“

      Noch ein Stückchen weiter, und sie befanden sich an der kritischen Stelle. Natürlich gewachsener Fels zog sich unter der schmalen Passage hin, schroff wie ein Riff aus Korallen. Aber es war schwarze Lava, man erkannte sie ganz deutlich.

      Dan verzichtete diesmal auf das Ausloten der Tiefe. Er ließ sich über das Dollbord gleiten, hielt sich mit einer Hand daran fest und sank langsam ab, während Hasard stumm den Kopf schüttelte.

      Als Dan bis zur Brust verschwunden war, ließ er das Dollbord los.

      Hasard, Tucker und der Profos kriegten runde Augen, als Dan langsam in die Mitte spazierte und weiter zur anderen Seite


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