Seewölfe - Piraten der Weltmeere 64. Fred McMason

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 64 - Fred McMason


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ihnen in der Dunkelheit fluchten die Piraten. Grotesk tanzten ihre Schatten auf und ab.

      Hasard blieb stehen, als die geneigte Ebene zu Ende war und ein glatter künstlich erschaffener Gang auftauchte. Carberry hob die Fackel und leuchtete das Schlangenzeichen an, das die rechte Wand schmückte.

      Der Seewolf sah auf den ersten Blick, daß dieser Stollen von Menschenhand geschaffen worden war. Es mußte unsägliche Mühen gekostet haben, diesen Stollen so glatt zu behauen und abzuschleifen. Insgesamt fanden sich zwei Schlangenzeichen an den Wänden.

      Beim zweiten Zeichen blieb Hasard stehen und betrachtete es genauer. Arkana! Wie aus weiter Ferne klang ihr Name herüber, wie ein Hauch aus einer Ewigkeit. Sekundenlang verschwamm das Bild Arkanas vor seinem geistigen Auge, wurde zu einem Schemen, der sich in Nichts auflöste. Er hob den Arm und betrachtete den Reif, den die Schlangenpriesterin der Araukaner ihm geschenkt hatte, damals, in jenem geheimnisvollen Tempel.

      Die Rote Korsarin hatte seinen vergleichenden Blick gesehen. Sie sah den Seewolf an, dessen Gedanken anscheinend in anderen Regionen schwebten. Leicht stieß sie ihn an.

      „Sie haben genau den gleichen Reif“, stellte sie überrascht fest. „Wo haben Sie ihn her? Von einer Frau?“

      Ihre Stimme war dunkel und geheimnisvoll, und Hasard glaubte, so etwas wie Eifersucht herauszuhören.

      „Von einer Priesterin“, erwiderte er geistesabwesend. „Ich suche immer noch nach dem Geheimnis des Schlangenzeichens.“

      Zu seinem grenzenlosen Erstaunen, tat sie die ganze Sache mit einer fast geringschätzigen Handbewegung ab.

      „Diese Schlangenzeichen gibt es hier wie Sand am Meer. Der Kult der Schlangen ist weitverbreitet. Wir haben schon oft dieses Zeichen gesehen.“

      „Schon oft?“ fragte Hasard. „Ich dachte immer, es …“

      „Es steht auf mehreren Inseln. Auf den Caicos-Inseln gibt es diese Zeichen ebenfalls.“

      Hasard kam es so vor, als hätte er in diesem Augenblick etwas verloren, ohne daß er zu sagen wußte, was es war. Eine leichte Enttäuschung überfiel ihn.

      Vorher hatte er sich immer wieder gefragt, wie es den Araukanern gelungen sein mochte, hier Fuß zu fassen. Sie hätten die Landenge von Panama durchqueren müssen, was er für unwahrscheinlich hielt. Jetzt mußte er feststellen, daß es dieses Schlangenzeichen der Indianer an mehreren Orten gab, und daß der Kult ziemlich weit verbreitet war.

      Ohne ein Wort zu sagen ging er weiter, bis sich fast übergangslos die domartige Riesengrotte vor ihnen auftat.

      Diesmal blieben alle staunend stehen. Der Boden war mit Wasser bedeckt, das ständig in Bewegung war und entweder abfloß, oder im Boden versickerte. So genau ließ sich das nicht erkennen.

      „Von dort aus geht es in den Schlangentempel“, dröhnte Carberrys hallende Stimme auf. Sie pflanzte sich an den Wänden fort und kehrte als vielfältiges Echo wieder zurück, bis sie wispernd erstarb.

      Ein ideales Versteck, überlegte Hasard. Hier kam niemand hin. Eingeborene oder Wilde gab es auf dieser Insel nicht. Jener Stamm, der das Schlangenzeichen hinterlassen hatte, mußte schon seit vielen Jahren wieder von der Schlangen-Insel verschwunden sein.

      Das restliche Wasser war nur noch sehr flach, als sie hindurchwateten.

      Es ging weiter durch einen kleinen, niedrigen Stollen, an spitz gewachsenen Felsen vorbei, bis der Schlangentempel auftauchte.

      Hasard blieb gebannt stehen. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Er glaubte, ein leises Pochen in seinem Schädel zu spüren. Und von irgendwoher – aus weiter Ferne – drang leise sphärisch klingende Musik herüber. Sie schien aus einer anderen Welt zu stammen.

      „Was ist, Hasard?“ hörte er die Stimme Siri-Tongs.

      Sie sah seinen leeren, ausdruckslosen Blick, der in weite Fernen gerichtet war. Er schien den Schlangengott mit den glühenden Augen nicht zu bemerken, er sah durch die Statue hindurch.

      Der Schlangengott war aus purem Gold getrieben, übergroß und wand sich um eine nackte, aus Bronze gearbeitete Indianerin.

      Und diese Indianerin trug Arkanas Züge! Das war es, was den Seewolf so verblüffte.

      In seinem Kopf dröhnten dumpfe Trommeln, Geruch nach würzigen Kräutern verbreitete sich, er sah den geschmeidigen schlanken Körper der Schlangenpriesterin und versuchte mit aller Gewalt, das Bild vor seinem geistigen Auge festzuhalten.

      Vergeblich!

      Hasard sah sich ernüchtert um. Ihm war, als erwache er soeben aus einem faszinierenden Traum. Aber die Erinnerung verwischte und ließ sich nicht festhalten. Sie wehte davon wie der Wind, der Arkanas Namen trug und ihn weit fortwehte.

      „Was fesselt Sie so an diesem Mädchen?“ fragte die Rote Korsarin. Immer noch hörte Hasard Ärger und Eifersucht aus ihrer Stimme überdeutlich heraus.

      Er schüttelte den Kopf. Fast wütend wandte er sich ab.

      „Ich weiß es nicht“, sagte er, „ich glaube, sie zu kennen. Aber immer wenn ich daran denke, taucht eine dunkle Wand auf und alles wird unsichtbar und verschwindet.“

      Plötzlich brach ein unbeschreiblicher Tumult los. Die hinter den Seewölfen herdrängenden Piraten hatten den goldenen Schlangengott, der sich um die nackte Indianerin ringelte, entdeckt.

      Obszöne Bemerkungen erfüllten den Tempel. Ein paar der Kerle feuerten ihre Barren auf den Boden und stürmten brüllend vor.

      Sidi Mansur war der erste, der zur Statue stürmte.

      „Mensch!“ brüllte er mit überkippender Stimme. „Augen aus Edelsteinen. Die holen wir uns!“

      Don Ravella, Bill the Deadhead, der Mann mit dem goldenen Totenkopf auf der Brust, Juan, der Bootsmann, Rahim Baa und der ewig schmuddelige Muddi sowie ein paar andere Kerle stürmten nach vorn und umringten die Statue.

      Von den Augen des Schlangengottes schien ein drohendes Leuchten auszugehen.

      Siri-Tong fuhr wütend herum.

      „Zurück! Sofort zurück!“ schrie sie.

      Die Kerle hörten nicht. Ihre Gier stieg ins Unermeßliche. Sidi Mansur versuchte, eines der grünlich leuchtenden Augen zu ergreifen, um es herauszubrechen.

      Da war Hasard mit ein paar schnellen Sätzen bei ihm.

      „Zurück!“ donnerte seine Stimme, daß es laut durch den ganzen Tempel hallte. Der Mischling war nicht zu halten. Sein Gesicht war verzerrt vor Gier, er stieß Hasards Arm rauh beiseite.

      Der Seewolf griff zu, und in diesem Griff steckte eine unbändige Wut, die ihn spontan überfiel. Sidi Mansur hatte seinen Arm noch nicht ganz zur Seite gewischt, als eine eisenharte Faust in seinem Nacken explodierte. Der Arabermischling flog davon, sauste an dem Schlangengott vorbei und schlitterte bis an die Wand.

      Mit wutverzerrtem Gesicht kam er auf die Beine. Seine rechte Hand riß das Messer aus dem Hosenbund, und mit einem Schrei der Wut und Enttäuschung sprang er Hasard an.

      „Verschwinde, du Bastard!“ brüllte er den Seewolf an.

      Bastard! Das Wort detonierte in Hasards Schädel. Immer schon hatten sie ihn Bastard genannt, auf der Feste Arwenack, dann in Spanien, als er alles über seine Herkunft erfuhr.

      Bastard! Und das wagte eine hinterhältige, schmierige Type wie dieser Mansur laut zu sagen.

      Schnell war er bei ihm, blockte das Messer ab, das auf sein Gesicht zustieß, und ließ die Linke vorschnellen.

      Sidi Mansur wich nicht mehr schnell genug zurück. Die Faust erwischte ihn mitten im Gesicht, schlug seine Nase platt und schüttelte ihm die Knochen durcheinander. Das Wasser schoß ihm in die Augen. Blindlings vor Wut stach er zu, hieb mit dem Messer wilde Kreise durch die Luft.

      Hasard ließ ihn rasen, ging ein paar Schritte zurück und verpaßte ihm zwei knallharte


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