Seewölfe - Piraten der Weltmeere 461. Fred McMason

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 461 - Fred McMason


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etwas in den falschen Hals.

      „Jaja, der Profos wird sich noch wundern“, sagte Martin beschwichtigend und verzog sich weiter nach vorn.

      „Der Wikinger auch!“ brüllte Old O’Flynn und ließ wieder dieses schreckliche meckernde Lachen vom Stapel.

      „Jaja, der auch“, murmelte Martin.

      Old O’Flynn spann seine Überlegungen weiter. Er war gerade dabei, auszurechnen, wie tief die Pfähle seiner Pinte ins Wasser gerammt werden mußten, damit die Kneipe nicht umfiel. Natürlich durfte sie bei Hochwasser auch nicht unter Wasser stehen. Da war verdammt viel zu überlegen und zu berücksichtigen.

      Wenn er dort vorn die Pfähle …

      Ein Schatten fiel über die Planken und deckte gnädig den Schmierfleck zu, den Old Donegal auf den hellen Planken hinterlassen hatte.

      „Donegal!“ flötete Mary leise. Diesmal klang ihre Stimme gar nicht so wie ein Reibeisen, sie klang eher samtig und weich. „Du hörst heute überhaupt nicht zu. Aber ich muß dir etwas ganz Wichtiges sagen, ja, ich muß dir etwas verkünden.“

      Erwartungsvoll sah sie ihn an. Sie stand neben der Pantry und lächelte geheimnisvoll.

      Wenn er dort vorn die Pfähle – mindestens sechs mußten es sein – ins Wasser rammte …

      „Ich muß dir etwas ganz Wichtiges sagen“, wiederholte Mary. Ein ganz klein bißchen Reibeisen war jetzt wieder in der Stimme und auch ein wenig Ungeduld.

      „Wie?“ fragte Donegal zerstreut. „Ist was?“

      Mary hatte jetzt die Arme in die Hüften gestemmt. Ihre Augen blitzten, ihre Lippen wurden etwas schmaler.

      Dieser Kerl hört nicht einmal zu, dachte sie erbost, der nimmt mich überhaupt nicht zur Kenntnis. Dabei hatte sie ihm wirklich etwas Wichtiges zu sagen. Da half kein Gurren, kein zartes Wort und auch kein Säuseln. Old O’Flynn mußte man auf den Amboß legen und ihm den Scheitel mit dem Vorschlaghammer nachziehen. Diese rauhe Tour verstand er vielleicht.

      Er hockte immer noch desinteressiert und scheinbar dröselig herum und war am Rechnen. Ja, mindestens sechs Pfähle mußten dort ins Wasser …

      „Du wirst Vater!“ brüllte Mary.

      Vorn am Bug der „Empress“ zuckte Martin Correa verstört zusammen. Er zog das Genick ein und schluckte.

      „Jaja, bin ich schon“, sagte Old O’Flynn lakonisch. „Sechs Pfähle“, fügte er geistesabwesend hinzu, „ich meine, achtmal bin ich schon Vater. Sieben Söhne, eine Tochter, aber die …“

      Der ansonsten liebevollen Snugglemouse ging fast der Gaul durch. Dieser sture Bock! Sie hätte sich die Haare raufen können über sein verdammtes Desinteresse. Jetzt wurde ihre Stimme schrill und lauter, denn sie hatte sich vorgestellt, daß Donegal sie ob dieser erfreulichen Nachricht liebevoll in die Arme nehmen würde. Statt dessen hockte er da und faselte Unsinn.

      „Jetzt wirst du zum neunten Male Vater!“ schrie sie, außer sich vor Ärger.

      „Du meinst, neun Pfähle?“ fragte Donegal. „Es muß aber immer eine gerade Zahl sein, sonst kann der Bau nicht stehen.“

      „Himmel noch mal!“ schrie Mary fuchtig. „Ich rede davon, daß du Vater wirst, Mister O’Flynn. Geht das nicht in deinen verdammten Holzkopf hinein?“

      „Was werd’ ich?“

      „Vater!“ brüllte Mary. „Du wirst Vater, Mister O’Flynn, und zwar zum neunten Male!“

      Old O’Flynn merkte, daß in seinem Schädel etwas klickerte.

      „Vater, was?“ brabbelte er. Erst jetzt sah er Mary an, und nun ging ihm offenbar auch ein Licht auf. Aber statt ihr um den Hals zu fallen, begann dieser sture Bock doch wahrhaftig zu rechnen, wobei er die Finger zu Hilfe nahm.

      „Was soll das?“ fauchte sie gereizt.

      „Ich rechne gerade nach.“

      Martin Correa hockte ganz vorn am Bug und grinste still vor sich hin. Er kapierte nicht so genau, um was es ging, aber die beiden hatten sich offenbar ganz schön in der Wolle. Schien sich zu einem handfesten Krach zu entwickeln, wenn Old O’Flynn nicht bald einlenkte. Aber der war noch weit davon entfernt.

      „Was, bei allen O’Flynnschen Geistern, rechnest du denn?“ rief sie empört. „Da gibt’s überhaupt nichts zu rechnen, Mister O’Flynn. Schließlich weiß ich, daß ich guter Hoffnung bin.“

      „Bin ich auch“, sagte Donegal, „ich hoffe, daß alles klappt mit der neuen Rutsche.“

      „Himmel, ist das ein Kreuz mit dir. Du bist ja total verrückt mit deiner Rechnerei.“

      Old O’Flynn fiel ein, daß er auf diese Art und Weise mit seiner Rechnerei nicht weiterkam. Schließlich hatte ihm Mary ja etwas Wichtiges verschwiegen.

      „Äh, wann, ich meine, wann soll denn das passiert sein mit uns und so?“ stotterte er. „Ich meine – wann …“

      „Genau vor zwei Monaten“, sagte Mary. „Seit zwei Monaten habe ich nichts mehr gehabt.“

      „Was hast du nicht gehabt?“

      Die rothaarige Snugglemouse war fast den Tränen nahe.

      „Kein Dingsbums!“ schrie sie. „Stell dich nicht so dämlich an, du alter Bock, du weißt genau, was ich meine!“

      „Was für ’n Dingsbums denn?“ stammelte der Alte verwirrt. „Was ist denn das schon wieder?“

      „Bist du so dämlich, oder tust du nur so, Mister O’Flynn? Ich habe das seit zwei Monaten nicht gehabt, was eine Frau sonst immer einmal im Monat hat. Kapierst du das endlich?“

      „Äh, langsam“, brummelte der Alte, „das ist alles so verwirrend. Du hast zweimal das nicht gehabt, was einmal im Monat – oder umgekehrt? Äh, verdammt, das soll einer kapieren. Da ist ja die Rechnung mit dem Pfahlhaus einfacher. Du mußt nämlich wissen, daß ich mindestens sechs Pfähle …“

      Diesmal funkelten die Augen der Snugglemouse so intensiv und gefährlich, daß Old O’Flynn vorsichtshalber das Genick einzog. Seine bessere Hälfte war mächtig empört und so in Braß, wie er sie seit langem nicht mehr erlebt hatte. Ihre Stimme wurde zu einem schrillen Diskant, vor dessen Intensität Donegal zurückwich.

      „Deine Pfähle interessieren mich einen Dreck, du Holzklotz! Seit zwei Monaten war nichts mehr, und du faselst dummes Zeug durch die Gegend. Finde dich, verflucht noch mal, endlich damit ab, Vaterfreuden entgegenzusehen.“

      „Kann nicht sein“, behauptete Donegal stur. „Außerdem ist das ganz natürlich, wenn das mal ausbleibt. Das lag nämlich an den vielen Aufregungen der letzten Tage und Wochen.“

      Und dann begann er aufzuzählen, wobei er erneut die Finger zu Hilfe nahm.

      „Da war Arauas Tod, dann der Untergang der Schlangen-Insel, dann der Untergang von Coral Island, dann die Schnapphähne, und dann war da noch …“

      „Gar nichts war!“ brüllte Mary wild. „Du faselst Quatsch, Mister O’Flynn!“ Immer wenn sie in Braß war, redete sie Donegal mit Mister O’Flynn an.

      „Und du faselst auch Quatsch“, fuhr Old O’Flynn auf. „Ich kann das einfach nicht glauben, Miß Snugglemouse.“

      Jetzt ging es los, wie Martin verstört feststellte.

      „Was heißt hier Miß Snugglemouse?“ schrie sie empört. „Ich bin eine O’Flynn und ganz legal mit einem dämlichen Ochsen wie dir verheiratet, mit einem sturen Bock, der an nichts weiter denkt als an seine verdammte Pinte. Bau sie doch aus dem Holz, das du in deinem Schädel hast, Mister O’Flynn! Das reicht aus, um noch ein ganzes Dorf zu bauen – und noch ein paar Schiffe dazu.“

      Sie zitterte vor Empörung und Ärger, aber Old O’Flynn war mit seinen Nerven auch schon fast auf den Planken, und


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