Seewölfe - Piraten der Weltmeere 191. Fred McMason

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 191 - Fred McMason


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      Impressum

      © 1976/2016 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-527-9

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

      1.

      Ein Fregattvogel mit einem knallroten Kehlsack jagte im Sturzflug über die „Isabella VIII.“ und schien sich dann ins Meer zu stürzen.

      Aber das schien nur so, denn in Wirklichkeit hatte er keinesfalls die Absicht und fing seinen Sturz kurz über der smaragdgrünen Wasseroberfläche wieder ab. Sein Ziel war ein fliegender Fisch, wie sie die „Isabella“ schon seit einer ganzen Weile begleiteten. Immer wieder sprangen sie aus dem Wasser, segelten ein paar Yards und wollten wieder wegtauchen.

      Aber die Fregattvögel, diese äußerst eleganten Flieger, schnappten sie. Da half kein Ausweichen, die Fregattvögel waren schneller und wendiger, und sie packten ihre Beute noch auf der kurzen Strecke ihres Fluges.

      Der Decksälteste Smoky sah eine ganze Weile zu, starrte auf die fliegenden Fische, dann wieder auf die blitzschnellen Flieger und erwartete jedesmal, daß die Fregattvögel donnernd ins Wasser knallten, falls sie ihre Beute verfehlten.

      Sie verfehlten sie nie, und sie ließen sich auch durch die Männer der „Isabella“ nicht stören, sie nahmen sie gar nicht zur Kenntnis.

      Smoky wandte sich an. Bill, den Moses, eigentlich den Rustabout, denn Bill war praktisch „Mädchen für alles“ an Bord, weil er außer den Killigrew-Zwillingen der jüngste Mann war.

      „Ich hätte nie für möglich gehalten, daß es so viele Inseln gibt“, sagte er. „Man sieht nur noch Inseln, und man segelt von einer zur anderen, und wenn sie außer Sicht gerät, tauchen schon wieder die nächsten auf. Aber es ist herrlich hier, findest du nicht?“

      Bill, der Moses, nickte grinsend.

      „Kann man wohl sagen. Wenn man hier auf jeder Insel gleich verheiratet wird, braucht man ein paar hundert Jahre, um sie alle kennenzulernen.“

      Damit spielte er auf jene Insel an, wo der Decksälteste das Glück oder das Mißgeschick hatte, einer Perle der Südsee in die Fänge zu geraten. Ein kleines Zeremoniell, von dem Smoky keine Ahnung hatte, und schon war er verheiratet. Seine sogenannte Scheidung fand im Rahmen eines ausgiebigen Festes statt, denn auf diese Art und Weise war die Schöne – sie hieß Nuami – wenigstens nicht entehrt.

      Daher nahm Smoky sich vor, bei künftigen Ritualen oder anderen Festlichkeiten ganz besonders auf der Hut zu sein, sonst konnte es ihm passieren, daß er den Rest seines Lebens auf einer der herrlichen Inseln als Papalagi verbringen mußte, und das wollte er nun doch nicht, die Gebräuche waren mitunter zu sonderbar.

      „Du Stint“, sagte er gutmütig. „Statt mich auf den Arm zu nehmen, solltest du lieber mal dem Kutscher Bescheid sagen, damit er sich um Old O’Flynn kümmert. Der alte Bursche scheint krank zu sein, ihm bekommt offenbar das Klima nicht. Er hängt da wie ein abgenommenes Leichentuch.“

      „Ihm fehlt nichts“, widersprach Bill. „Ich glaube, er sieht wieder mal Gespenster, denn er benimmt sich so merkwürdig.“

      „Geht denn die verdammte Spökenkiekerei schon wieder los?“ fragte Smoky erbost. Er strich sich die Haare aus der Stirn und schüttelte den Kopf.

      „Manchmal“, sagte er, „manchmal hat der Alte recht. Haben wir das nicht schon oft erlebt?“

      Bill nickte beklommen.

      „Das stimmt! Mitunter hat er das zweite Gesicht wie ein Jonas.“

      Der Mann, von dem sie sprachen, Donegal Daniel O’Flynn, ein rauhbeiniger, granitharter alter Bursche mit einem von Wind und Sonne gegerbten Ledergesicht, lehnte an der Steuerbord-Nagelbank des Großmastes und starrte mit blicklosen Augen in die See voraus.

      Sein Holzbein hatte er auf eine Taurolle gestützt, und sein hagerer Körper bewegte sich leicht im Rhythmus des Auf und Ab der „Isabella“, die durch sanfte Dünung lief.

      Old O’Flynn wirkte verkrampft und geistesabwesend, und seine sonst so klaren Augen schienen in eine andere Welt zu blicken. Das alte Rauhbein, mit allen Wassern der sieben Meere gewaschen, benahm sich höchst eigenartig.

      Das fiel schließlich auch dem Kutscher auf, und so ging er über Deck, bis er vor dem Alten stand und ihn ansah.

      „Laß ihn um Himmels willen in Ruhe“, flüsterte der Profos Edwin Carberry beschwörend. „Nach einer Weile legt sich das. Vielleicht sieht er wieder aufgetakelte Plattfische oder eingelegte Seegurken, was weiß denn ich!“

      Die meisten der Seewölfe umgingen Old O’Flynn, denn seine unmittelbare Nähe strahlte Beklemmung aus, und die übertrug sich mitunter auf die Gemüter und wirkte anstekkend.

      Doch den Kutscher und Feldscher der „Isabella“ störte das nicht. Er ging noch näher an den geistesabwesenden O’Flynn heran und legte ihm die Hand auf die Schulter.

      „Na, Donegal“, sagte er, „du siehst aus, als hätte dir jemand Kakerlaken in die Suppe getan. Was ist los?“

      Old O’Flynn sah den Kutscher nicht, er spürte auch nicht die Hand auf seiner Schulter. Sein maskenhaft starres Gesicht blickte immer noch in die Ferne, wo am milchigen Horizont kleine Inseln auftauchten. Eilande waren darunter, die manchmal nicht viel größer waren als die „Isabella“ selbst. Nadelköpfe in der See, winzige grüne Punkte, oftmals nur von einem halben Dutzend Palmen bestanden.

      Sie gehörten zu den Salomon-Inseln, einer melanesischen Inselgruppe, die sich endlos in die Länge zog.

      Als Old O’Flynn ganz plötzlich sprach, öffneten sich nur seine Lippen ein wenig. Sein Gesicht blieb weiterhin starr und war von dem Blick in endlose Fernen überschattet.

      „Wir sollten umkehren“, murmelte er dumpf mit einer Stimme, die ihm nicht zu gehören schien. „Merkt ihr denn nicht, daß hier der Pesthauch des Todes weht? Wie aus offenen Gräbern zieht es herüber. Tod und Verdammnis liegen über den Inseln.“

      Der Kutscher fröstelte unwillkürlich bei diesen Worten, und er sah, wie selbst der Profos unangenehm berührt das Genick einzog.

      Er wollte etwas sagen, doch dann blickte er sich um und sah den Seewolf an, der das Achterdeck verlassen hatte und jetzt vor ihnen stand. Er hatte die letzten Worte Old O’Flynns noch gehört, und obwohl er nicht abergläubisch war, spürte er doch etwas, das sich nicht bestimmen ließ, unsichtbar über ihren Köpfen schweben. Außerdem war das keine Spinnerei von Old O’Flynn. Der Alte hatte oft genug bewiesen, daß etwas daran war.

      „He, Donegal“, sagte er. „Was


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