Seewölfe - Piraten der Weltmeere 191. Fred McMason

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 191 - Fred McMason


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und deshalb zerstörten sie ihn wieder, kaum daß er richtig fertig war. Trotzdem ist das merkwürdig und irgendwie unlogisch.“

      Ja, in gewisser Weise war das unlogisch, überlegte Hasard. Er blickte zur „Isabella“ hinüber, wo seine Männer am Schanzkleid standen und sie beobachteten. Dann ging sein Blick weiter zu dem Berg hinauf, und er suchte den Wald ab.

      Einmal war ihm, als hätte er eine schnelle Bewegung gesehen, doch es konnte auch die leichte Brise sein, die die Blätter an einem Baum bewegt hatte.

      „Wir gehen ein Stück am Strand entlang“, sagte er. „Bis dort, wo die andere Koralleninsel beginnt.“

      Der Profos nickte und zeigte mit dem abgespreizten Daumen auf den dicht bewaldeten Berg.

      „Ich habe das Gefühl, als würden uns viele Augen belauern, Sir. Mit Pfeil und Bogen oder Speeren könnte man uns aus dem Hinterhalt erledigen.“

      „Wegen unserer schönen Köpfe, was?“

      „Genau, Sir. Immerhin treiben die Insulaner damit Handel, und auf weiße Schädel sind sie besonders scharf.“

      „Nein, die Entfernung ist zu weit, wenn wir immer dicht am Wasser bleiben, kann uns niemand erreichen.“

      Als sie weitergingen, herrschte immer noch diese bedrückende Schwüle, und der Seewolf glaubte, in der Strandnähe ersticken zu müssen.

      Allen dreien lief der Schweiß in Strömen über die Gesichter. Die Haut brannte und juckte, und ab und zu ließ sich eine kleine Fliege frech auf ihren Körpern nieder. Schlug man nach ihr, setzte sie sich sofort an eine andere Stelle.

      Die Plagegeister nahmen zu, je mehr sie sich dem Korallenriff näherten. Sie stiegen aus angeschwemmtem Seetang und warteten darauf, daß einer vorbeiging. Aber sie stachen nicht, sie waren nur ausgesprochen lästig und ließen sich nicht vertreiben.

      Der Strand war und blieb unzugänglich. Überall lagen Steine herum, angeschwemmte, abgebrochene Korallen übersäten den Sand, von dem ein ekelerregender Geruch aufstieg.

      Es herrschte Ebbe. In Wassernähe tummelten sich unübersehbare Scharen von Krebsen und kleinen Schalentieren. Aber auch die gelben Wasserschlangen bevölkerten in Ufernähe das Wasser, die immer wieder aus dem Wasser schnellten oder in großen Rudeln dahinjagten auf der Suche nach einem unbekannten Ziel.

      Hasard sah den tödlichen Schlangen mit einem Gefühl des Unbehagens nach. Es waren so viele, daß sich ihre Anzahl nicht einmal schätzen ließ. Aber ihre scheinbar wilde Flucht hatte doch eine gewisse Ordnung, denn wie der Seewolf feststellte, schienen sie alle einem Ziel zuzustreben, und das lag dort draußen bei der Korallenbank. Wenn er ins Wasser blickte, sah es so aus, als würden die gelben Schlangen sie auf ihrem Weg dorthin begleiten.

      Wieder blieb er ruckartig stehen, denn er hatte ganz deutlich eine Bewegung hoch über sich in dem bewaldeten Buckel gesehen. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte er, ein Gesicht zu sehen, aber es war blitzschnell verschwunden, als er stehenblieb.

      Nein, diese Inselgruppe war kein Paradies. Gemessen an den anderen Eilanden wie Bora Bora, Mooréa oder Tahiti, war sie die reinste Hölle, menschenfeindlich und abweisend, gefährlich und voller Tücken.

      Die unfreundlichen Inseln, so nannte er diese Inselgruppe in Gedanken, und es wäre entschieden besser gewesen, wenn sie sie gar nicht erst angelaufen hätten.

      Das Atmen wurde zur Qual. Je näher sie an die angrenzende Insel gerieten, desto schlimmer wurde der Pesthauch nach Tod und Verwesung.

      Der Profos blieb naserümpfend stehen.

      „Pfui Deibel“, sagte er und verzog angewidert sein narbiges Gesicht. „Hier riecht es wie aus offenen Gräbern, außerdem wird es immer heißer und drükkender. Die Luft ist hier so zäh wie der dickste Nebel.“

      „Hast recht, Ed“, sagte der Kutscher. „Hier würde ich es keine zwei Tage aushalten. Das ist eine Insel, auf der man aufmüpfige Dons aussetzen könnte. Die würden schon nach dem ersten Tag wieder ganz zahm werden.“

      „Falls sie den ersten Tag überleben“, meinte Ed mürrisch und schlug wieder ärgerlich nach den lästigen kleinen Fliegen.

      Sie erreichten die Stelle wo die Korallen begannen. Gebilde aus buntem Kalk türmten sich vor ihnen auf, dazwischen gab es Schluchten, dann wieder ebene Flächen, auf denen man gehen konnte. Hinter dieser natürlichen Brükke lag die andere Insel, klein und von Gestrüpp bewachsen. Hier war zwischen die Korallen irgendwann einmal Sand geschwemmt worden und hatte sich festgesetzt, und dann war nach und nach pflanzliches Leben entstanden.

      Aber einladend sah das kleine Eiland nicht aus, denn zwischen den Korallenschluchten wimmelte es von Seeschlangen.

      Das hier war offensichtlich ihr Ziel, die tiefen Löcher, Spalten und Höhlen.

      Hier war das Wasser das reinste Gift.

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