Operation Terra 2.0. Andrea Ross
Causa Jesus dazu, ihre jeweiligen Machtansprüche auszuleben. Während Statthalter Pontius Pilatus‘ zum Christentum konvertierte Frau den unglückseligen Rabbi retten möchte, gibt es für den selbstgefälligen Hohepriester Kaiphas nur ein Ziel; er trachtet hinterhältig danach, den populären Unruhestifter baldmöglichst ans Kreuz zu nageln.
Der plötzliche Schock über seine Verurteilung zum Tode bewirkt bei Jesus/Solaras, dass er sich seiner wahren Identität schlagartig wieder bewusst wird. Die Lage ist aussichtslos, denn nun muss der schwer geschundene Tiberianer sein Marterinstrument höchstpersönlich zur Hinrichtungsstätte tragen. Man nagelt den König der Juden ans Kreuz und wartet spottend darauf, dass er das Zeitliche segnen möge.
In buchstäblich letzter Sekunde gelingt seiner treuen Gefährtin die Rettung, wobei ihr eine zufällige Sonnenfinsternis zu Hilfe kommt. Man bringt den vorgeblich Verstorbenen zu einem kühlen Felsengrab in der Nähe, welches mit einem massiven Stein verschlossen wird.
Die machtgeile Vorderste Alanna bekommt es auf Tiberia allmählich mit der Angst zu tun, weil sie die Folgen der Mission noch nicht genau abschätzen kann; ihr Sabotageakt ist jedenfalls misslungen. Es kriselt zunehmend zwischen ihr und dem designierten Regenten Kiloon, dessen Frau sie in Kürze werden soll.
Auf Terra gelingt es der Missionscrew schließlich, ihren Kollegen Solaras zu reanimieren. Kurz vor dem Start zur Heimreise beschließt Leiter Balthasar, den Menschen Terras noch ein Vermächtnis von Jesus zu hinterlassen, um die nachhaltige Wirksamkeit der Mission um ein Vielfaches zu steigern.
Dank geschickt platzierter Holographen werden kurze Zeit nach Jesus‘ unerklärlichem Verschwinden aus dem Grab einige auserwählte Schlüsselpersonen in den Genuss einer meisterhaft inszenierten Geisterscheinung kommen und den Mythos von einem auferstandenen Messias perfekt machen.
Die Operation Terra 2.0 ist damit beendet; der Raumgleiter steuert in den Zeittunnel, der ihn nach Tiberia und zurück in die Gegenwart bringen soll. Dort wartet bereits die Elite Tiberias voller Vorfreude, um die erfolgreiche Crew in einem rauschenden Festakt zu ehren.
Solaras‘ alter Freund Arden, der frischgebackene Vorderste
der Sektion Geschichte, Archiv und Schrift, wird unfreiwillig zum Drehund Angelpunkt bei der Aufdeckung eines folgenschweren Skandals, welcher von Alanna initiiert und von der nichtsahnenden Regentenfamilie protegiert wurde.
Beim rituellen Festakt zur Amtseinführung Kiloons und dessen Eheschließung mit der schönen Alanna stellt sich heraus, dass die nagelneue Regentengattin mit den uralten Traditionen bricht und sehr eigensüchtige Pläne für die Zukunft Tiberias schmiedet. Schon bald sind geheime Bauvorhaben, konspirative Treffen und gezielte Desinformation an der Tagesordnung.
Alanna will den Stammplaneten Mars wieder als habitable Welt reaktivieren, um »ihrem« Volk dort in nicht allzu ferner Zukunft eine neue Heimat zu bieten und sich selbst damit ein Denkmal zu setzen. Für die Erreichung dieses Zieles geht sie skrupellos über Leichen.
Solaras plagen derweil ganz andere Probleme. Er muss sein Dasein seit der Rückkehr getrennt von seiner geliebten Kalmes fristen, denn nach Beendigung der gemeinsamen Mission darf das Paar nicht mehr sektionsübergreifend kommunizieren.
So steuert das Schicksal der Liebenden, genau wie dasjenige der beiden Planeten, einer ungewissen Zukunft entgegen …
Operation Terra 2. 0 – Von kollabierten Träumen (4)
Dozentin Kalmes ist wegen der dauerhaften Trennung von Solaras gesundheitlich angeschlagen. Ihr alter Missionskollege Gabriel eilt besorgt zu Hilfe und versucht, im Wege einer engen Arzt- Patientenbeziehung ihr Herz zu gewinnen.
Auf Terra entsteht anstelle der geplanten Reformation des Glaubenssystems, hauptsächlich mangels ideologischer Konkurrenz, schon kurz nach Beendigung der Operation Terra 2.0 eine christliche Diktatur, die alles und jeden bevormundet. Kleriker haben die Macht an sich gerissen. Kritiker und Ungehorsame werden als mysteriöse Todesfälle aufgefunden, die angeblich der Teufel selbst gemeuchelt hat.
Schnell wird klar: Die Mission verlief alles andere als erfolgreich oder nachhaltig, es muss nach Ansicht von Regent Kiloon zum Wohle der terrestrischen Menschen dringend nachgebessert werden. Schließlich sind die Tiberianer wegen ihres Eingreifens an der Misere maßgeblich schuld.
Der Regent plant den Start zu einer weiteren Mission, aber Gattin Alanna ist strikt dagegen. Schließlich strebt sie nach wie vor das Ziel an, den Mars erneut zu besiedeln und hierbei die alten Gesellschaftsstrukturen wieder einzuführen. Ein erbitterter Wettstreit entsteht zwischen den Ehegatten, an dessen Ende allerdings beide ihren Willen durchsetzen.
Auf Terra wird zunächst einen neue Weltreligion etabliert. Ein gewisser Mohammed soll es richten und mit seinen Anhängern ein Gegengewicht zur allmächtigen christlichen Kirche bilden, damit sich die widerstreitenden Lager künftig gegenseitig in Schach halten und auf diese Weise neutralisieren.
Doch auch dieser Wunschtraum kollabiert, weil die terrestrischen Menschen sich nun erst recht rücksichtslos bekriegen. Kreuzritter, Islamisten und Neonazis treiben in den folgenden Jahrhunderten ihr Unwesen; alternativloser Kapitalismus und zügelloser Konsumwahn regieren auf Terra mit eiserner Hand. Neue Grenzen entstehen, und das sogar mitten durch Europa.
In der Zwischenzeit läuft die Gesellschaft auf Tiberia ebenfalls zunehmend aus dem Ruder. Alanna, die inzwischen eine Tochter gleichen Namens geboren hat, informiert die Bevölkerung eines Tages von ihren ehrgeizigen Plänen. Dabei ist sie allerdings nicht ganz ehrlich, damit die Menschen ihr kritiklos nachfolgen. So erfindet sie beispielsweise einen zerstörerischen Asteroiden, der angeblich ungesehen auf die Erde zurast. Das Volk feiert sie begeistert, als sie voller Berechnung verspricht, die Terraner vom Mars aus vor dem sicheren Untergang retten zu wollen.
Nun ist es also beschlossene Sache: Der Mars muss schleunigst wieder bewohnbar gemacht werden. Sämtliche Wissenschaftler des Planeten arbeiten mit Hochdruck an diesem beispiellosen Langzeitprojekt.
In all dem Chaos finden Kalmes und Solaras wieder zusammen; die Liebenden planen alsbald die gemeinsame Flucht. Sie wollen als blinde Passagiere in einem Raumfrachter zum Mars fliegen und von dort aus mit einem gestohlenen Raumgleiter ins Terra des 21. Jahrhunderts entkommen.
Während man den Mars nach und nach mithilfe von Atmosphärenkraftwerken, Habitaten und allerlei sonstiger Technik hundert Jahre in der Vergangenheit posthum zu reaktivieren versucht, damit er in der tiberianischen Ist Zeit bereits besiedelt werden kann, brechen die Terraner fast zeitgleich zu ihren ersten bemannten Marsflügen auf.
Dieses Mal gewinnt die ESA den Wettlauf der Raumfahrtnationen ins All. Die Astronauten und Astrophysiker entdecken dort merkwürdige Anomalien – aber noch ahnen sie nicht, dass sie auf dem roten Planeten Gesellschaft haben werden …
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Liebe Leserinnen und Leser,
im Anhang finden Sie ein Glossar, das auch eine Kurzanleitung für das verwendete KINZeitsystem enthält. Wissenswertes über den Planeten Tiberia ist in Band 1 – Menschheit im Exil beschrieben. Jetzt wünsche ich Ihnen gute Unterhaltung beim Weiterlesen!
Ihre Autorin Andrea Ross
Terra, 30. Juli 2023 nach Christus, Sonntag
Tagelang hatten die terrestrischen Wissenschaftler das Für und Wider erwogen. Konnte, durfte man es wagen, einen nicht identifizierten außerirdischen Gegenstand in ein
Raumfahrzeug zu bringen – oder diesen gar zur Erde zu transportieren?
Seit Astronaut Pierre LaSalle den länglichen, metallisch glänzenden Gegenstand in einem Alkoven unterhalb des inaktiven Vulkans Olympus Mons gefunden hatte, war es dem bärtigen ESAAstronom Thomas Maier nicht mehr gelungen, ein Auge zuzutun. Auf seinem Schreibtisch