Nachhaltig Geld anlegen. Wolfgang Mulke

Nachhaltig Geld anlegen - Wolfgang Mulke


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soziale Investments vorstellen, fast 40 Prozent wollten dies konkret in Angriff nehmen.

      Vielleicht wollen Sie nur ganz bequem und ohne großen Aufwand Ihr Vermögen in ethisch-ökologisch verlässliche Hände geben und sich nicht weiter darum kümmern? In diesem Falle bieten sich Konten bei einer der nachhaltigen Banken an, die wir ab Seite 91 vorstellen. Diese Institute vergeben Ihr Geld als Kredite nur für sozial oder ökologisch sinnvolle Vorhaben. Hohe Zinsen für Festgeld dürfen Sie ebenso wie bei herkömmlichen Instituten dort derzeit aber leider nicht erwarten.

      Aber auch, wenn Sie Ihr Geld am Aktienmarkt anlegen möchten, kann sich nachhaltiges Investieren in mehrfacher Hinsicht lohnen. Denn Sie können mit Ihrem Geld beides erreichen: Gesellschaftlich positive Entwicklungen fördern und zugleich eine ansehnliche Rendite erzielen. Denn das früher einmal vorherrschende Vorurteil, dass verantwortungsvolle Geldanlagen wenig abwerfen, ist längst widerlegt.

      Grundsätzlich gilt: Damit Ihr Erspartes eine ansehnliche Rendite abwirft, sollten Sie es auf verschiedene Anlagen verteilen und dabei auch nachhaltige Aktienfonds oder ETF (Exchange Traded Funds) beimischen. Wie diese Fonds funktionieren und was sie von Ihnen erwarten können, erklären wir Ihnen ab Seite 47. Wir stellen Ihnen in Frage kommende Fonds vor und verhelfen Ihnen ab Seite 127 zu einer für Sie geeigneten Strategie.

      HÄTTEN SIE’S GEWUSST?

      … Steckten die Sparer in Deutschland 2017 erst 8,5 Milliarden Euro in nachhaltige Fonds, waren es 2019 schon 18,3 Milliarden Euro.

       … Vier von fünf nachhaltig angelegten Euro stammen von Profis: Banken, Versicherungen, Pensionsfonds sowie kirchliche Einrichtungen und Wohlfahrtsorganisationen.

      … Insgesamt 269,3 Milliarden Euro waren in Deutschland 2019 in nachhaltigen Geldanlagen angelegt.

       … Trotz des Booms liegt der Marktanteil nachhaltiger Fonds erst bei fünf Prozent, doch mit steigender Tendenz.

      … Die wichtigsten Ausschlusskriterien der Anleger waren 2019 Korruption und Bestechung, Arbeitsrechtsverletzungen, Umweltzerstörung, Menschenrechtsverletzungen und Kohle.

      Quelle: FNG, Marktbericht 2020

      Reizvoll mag einigen Anlegern und Anlegerinnen auch ein Direktinvestment erscheinen, zum Beispiel in einen Solarpark oder einen Wald. Der Vorteil scheint auf der Hand zu liegen: Sie können sich sogar vor Ort vergewissern, wofür Ihr Geld eingesetzt wird. Doch Vorsicht ist geboten. Denn das Risiko dieser Investments ist hoch. Am Ende könnte auch ein Totalverlust Ihres Geldes stehen.

      Wie findet man Finanzprodukte, in die man mit gutem Gewissen investieren kann? Ein kurzer Blick ins Internet oder auch nur auf die Angebote der eigenen Bank zeigt, dass sich zahllose Investments mit Zusätzen wie „Green“, „Sustainable“, „Fair“ und ähnlichen wohlklingenden Vokabeln schmücken. Doch beim Investieren in Unternehmen, zum Beispiel über einen Aktienfonds, ist es nicht anders als beim Einkauf im Supermarkt. So, wie es verschiedene Abstufungen von „Bio“ gibt, warten auch Fonds mit unterschiedlichen Nachhaltigkeitsgraden auf. Von hellgrün bis dunkelgrün ist alles dabei. Manche wenden nur ein paar wenige Ausschlusskriterien an, andere gehen sehr streng zu Werke, geben nur Unternehmen eine Chance, die sich aktiv an der Veränderung der Gesellschaft zum Beispiel weg von fossilen Energien beteiligen, und lassen die Kandidaten für den Fonds regelmäßig von einem Beirat unabhängiger Experten überprüfen. Und wie überall gibt es auch bei nachhaltigen Finanzprodukten schwarze Schafe.

       image Kriterien genau prüfen

      Eine „grüne“ Aufmachung heißt nicht in jedem Fall, dass es sich auch wirklich um ein Produkt handelt, das Nachhaltigkeitskriterien erfüllt. Nicht Etikettenschwindel ist das Problem: Gerade bei Fonds ist in der Regel drin, was draufsteht. Allerdings sollten Anleger sich vor dem Kauf gut über die genauen Anlagekriterien informieren, damit sie hinterher nicht enttäuscht sind. Ein gesetzliches Siegel, an das sie sich halten können, gibt es noch nicht. Doch mit der Nachhaltigkeitsbewertung von Finanztest lässt sich leicht herausfinden, welches Produkt passt und welches nicht.

      Kriterien für nachhaltiges Anlegen

      Wer sich für nachhaltige oder ethisch ökologische Geldanlage interessiert, wird immer wieder den sogenannten ESG-Kriterien begegnen. Die Abkürzung steht für „Environmental, Social and Governance“, auf Deutsch „Umwelt, soziales Verhalten und faire Unternehmensführung“ – oder gemeinhin für ethisch-ökologisches Handeln. Diese drei Oberbegriffe haben sich bei professionellen Investoren wie Pensionsfonds oder Vermögensverwaltern als zentrale Kriterien zur Einstufung von Geldanlagen als nachhaltig durchgesetzt.

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       Vielfalt

       Zu einer nachhaltigen Welt tragen viele Elemente bei. Aus Umwelt, vernünftigem Wirtschaften und Fairness wird zusammen eine runde Sache.

      imageEnvironmental: In diesen Bereich fallen zum Beispiel umweltverträgliche Produktion, effizienter Umgang mit Rohstoffen und Abfallvermeidung oder die Reduktion von Emissionen in Luft und Wasser. Auch Unternehmen, die in erneuerbare Energie und Technologien, die bei der Bewältigung des Klimawandels helfen, investieren, fallen in dieses Kategorie.

      imageSocial: In diesen Bereich fallen Unternehmen, die hohe Standards beim Schutz der Rechte und der Gesundheit der Arbeitnehmer setzen. Kinder- und Zwangsarbeit sind tabu, ebenso wie die Diskriminierung von Frauen, ethnischen Bevölkerungsgruppen oder Minderheiten. Unternehmen, die dieses Nachhaltigkeitskriterium erfüllen, bieten faire Arbeitsbedingungen und angemessene Löhne. Zudem drängen sie auch ihre Zulieferer zur Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards.

      imageGovernance: Eine gute Unternehmensführung lehnt Korruption oder Bestechung grundsätzlich ab und sorgt mit der Transparenz ihrer Entscheidungen dafür, dass dies auch überprüfbar ist. Nachhaltigkeit ist in diesen Firmen Chefsache, also in der Geschäftsführung und den Kontrollorganen verankert. Die verantwortlichen Führungskräfte werden auch entsprechend ihrer Leistung für mehr Nachhaltigkeit vergütet. Whistleblower werden gehört, nicht gefeuert.

      Es handelt sich bei ESG also um drei Verantwortungsbereiche, anhand derer die Nachhaltigkeit von Unternehmen bestimmt werden kann. Ein Unternehmen kann dann als nachhaltig gelten, wenn es sich auf einem dieser Themenfelder – oder am besten auf allen dreien – positiv hervortut.

      Ein Trio für die gute Wirtschaft

      Neben den ESG-Kriterien werden Sie häufig noch zwei weitere Kürzel hören, wenn Sie sich mit einer besseren Wirtschaftsweise beschäftigen:

      Socially Responsible Investment (SRI) stellt ethische Kriterien von Investments in das Zentrum der Betrachtung. Dabei gibt es unterschiedliche Vorgehensweisen. Das kann ein ausschließlich auf soziale Aspekte ausgerichtetes Verhalten sein, aber auch weiter gefasst werden und etwa ökologische Kriterien mit berücksichtigen.

      Corporate Social Responsibility (CSR) bezeichnet eine Ethik,


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