Drei Historische Liebesromane: Das 1500 Seiten Roman-Paket Sommer 2021. Alfred Bekker

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Mannes hatte einen Klang, der ihr gefiel - samtweich und angenehm tief.

      Arnulf wandte sich an Kebir den Schmied und gab ihm ein paar Münzen für seine Dienste.

      „Ich danke Euch, das ist sehr großzügig“, sagte Kebir auf Persisch.

      Der Mönch übersetzte die Worte für Arnulf und anschließend auch dessen Antwort: „Ihr habt gute Arbeit geleistet! Glaubt mir, ich habe schon hunderte von Schmieden beim Beschlagen von Pferden zugesehen – und das war nicht immer eine Freude!“

      „Woher kommt Ihr?“, fragte Kebir. „Aus dem Land der Nordmänner? Eure Sprache klingt der ihren ziemlich ähnlich.“

      „Gibt es denn Nordmänner in dieser Gegend, dass Ihr deren Sprache so gut erkennt?“, fragte Arnulf und der Mönch übersetzte seine Worte abermals in ein gut verständliches Persisch.

      „Es gibt Nordmänner hier“, sagte der Schmied. „Sie handeln mit Eisen, das sie in Barren bis hinauf zum kaspischen Meer bringen, wo sie ihre Schiffe liegen haben. Lange Schiffe mit Drachenköpfen sollen das sein, mit denen sie genauso über das Meer segeln, wie sie Flüsse hinaufrudern oder sie sogar über das Land ziehen, wenn es sein muss!“

      „Wo holen sie das Eisen her?“, fragte Arnulf.

      „Aus den Bergen im Südwesten. Das Gebiet nennt sich Tukharistan.“

      „Es soll da einen Nordmann namens Thorkild Larsson Eisenbringer geben, der den Handel nach Norden in seinen Händen hält“, sagte Arnulf. Li hörte seinen Worten zu und empfand ihren Klang fast wie eine fremdartige Art von Musik. Es waren Laute, die angenehm klangen, und es schien dabei vollkommen unwichtig zu sein, was sie bedeuteten. Der Mönch übersetzte sie allerdings beinahe schon in dem Moment, in dem sie ausgesprochen wurden.

      Die Erwähnung von Thorkild Eisenbringer ließ Li natürlich sofort aufhorchen.

      „Ab und zu kommt Thorkild nach Samarkand“, berichtete der Schmied. „Es ist vielleicht einen Monat her, da habe ich eines seiner Pferde beschlagen.“

      „Wisst Ihr, wo man ihn jetzt finden kann?“

      Kebir zuckte mit den ungeheuer breiten Schultern und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das weiß niemand. Vielleicht überquert er gerade auf einem Drachenschiff das kaspische Meer – oder er zieht mit seinen Männern in den Bergen von Tukharistan oder Gusghan umher.“ Kebir grinste breit. „Ich stamme übrigens selbst aus diesen Bergen und kann es keinem Fremden empfehlen, dorthin zu reiten, es sei denn er hat einen wirklich guten Grund dafür und außerdem noch eine Schar von Wächtern zu seiner Begleitung.“

      „Mein Herr ist nicht ängstlich“, sagte der Mönch nun in aller Entschiedenheit.

      Die Fremden schwangen sich in die Sattel ihrer Pferde und zogen davon. Aus irgendeinem Grund, der Li verborgen blieb, drehte sich Arnulf noch einmal im Sattel herum, nachdem sein Pferd schon mehr als zwei Dutzend Schritt hinter sich gebracht hatte. Ihre Blicke begegneten sich noch einmal und Li musste unwillkürlich schlucken.

      In diesem Augenblick spürte sie den starken Drang, den Ritter einfach anzusprechen und ihn vor dem Schicksal zu warnen, das für ihn vorherbestimmt worden war. Irgendetwas in ihr lehnte sich dagegen auf, diesen Mann einfach in sein Verderben reiten zu lassen. Griechisch oder Latein – eine dieser Sprachen musste er doch eigentlich verstehen und falls er tatsächlich nur seinen eigentümlichen Dialekt aus dem sagenhaften Saxland verstand, dann konnte ihm ja schließlich der blassgesichtige hagere Mönch alles übersetzen. Wer weiß, vielleicht hat Kentikian doch einen gedungenen Mörder damit beauftragt, diesen Ritter zu töten!, ging es Li durch den Kopf. Es war gut möglich, dass dieser Mörder nun irgendwo in den Gassen der Stadt darauf wartete, sein Werk tun zu können.

      Und ansonsten eilte Arnulf wahrscheinlich bereits ein Bote voraus, der Thorkild Bescheid darüber gab, dass der Ritter aus Saxland eingetroffen war.

      Irgendwo auf dem Weg nach Tukharistan warteten dann vermutlich seine Männer, um sich des Mannes und seiner Begleiter zu entledigen, die nichts anderes als eine unliebsame Konkurrenz waren.

      Aber die Anwesenheit des Palastwächters hielt Li davon ab, etwas zu sagen – denn das wäre unweigerlich sofort im Palast weitergegeben worden und hätte daher auch Kentikian erreicht.

      „Kennst du diesen Fremden?“, fragte Kebir und es dauerte einen Augenblick, bis Li begriff, dass der Schmied sie angesprochen hatte.

      Sie schüttelte den Kopf. „Nein“, murmelte sie.

      „Ich dachte, du wärst ihm vielleicht einmal begegnet. Er sah dich gerade so an, als wäre das der Fall.“

      „Daran hätte ich mich erinnert.“

      Der Schmied zuckte mit den Schultern. „All das geht mich auch nichts an – und nur Allah bestimmt, wann sich die Wege der Menschen trennen oder wieder zusammenfinden.“

      „Hast du den Draht fertig, den ich bei dir in Auftrag gegeben habe?“, unterbrach ihn Li, die keinerlei Neigung hatte, sich mit dem Schmied weiter über Dinge zu unterhalten, die sie mit ihm einfach nicht teilen wollte. Dinge, die in ihrem Herzen verschlossen waren und die dort auch noch eine ganze Weile verborgen bleiben sollten.

      „Es ist alles fertig“, erklärte der Schmied. „Ich habe gehört, dass du mit dem dünnen Eisen die Erscheinung eines Dschinns in einen Bogen Papier hineinzuzaubern vermagst!“

      „Wer erzählt dir so einen Unfug?“, fragte Li. „Glaubst du an Dschinne?“

      „Jeder, der schonmal einen längeren Weg durch die Wüste in flimmernder Luft hinter sich gebracht hat, weiß dass sie existieren“, meinte Kebir.

      „Dann bin ich entweder nicht durch die richtigen Wüsten gewandert oder ich habe nicht auf sie geachtet, weil ich aufpassen musste, dass die Trampeltiere mir nicht auf die Zehen treten!“

      „Du verspottest mich, Papiermacherin!“

      „Den einzigen Schmied weit und breit, der einen so dünnen Draht zu ziehen vermag? Haltet mich für eine Ungläubige oder Blinde, was Dschinne angeht, aber nicht für eine Närrin!“

      „So kannst du mir das Geheimnis doch verraten!“, meinte Kebir.

      „Ich brauche einen Draht, um Bilder zu schaffen, die im Papier selbst aufscheinen. Aber das ist keine Magie, sondern eine Handwerkskunst – deren Einzelheiten aber nicht für fremde Ohren bestimmt sind.“

      Der Schmied zuckte mit den Schultern. „Manchmal ist beides – Magie und Handwerkskunst - kaum zu unterscheiden“, meinte er.

      „Ich habe dir deine Frage beantwortet, aber ich habe auch eine an dich.“

      Der Schmied hob überrascht die Augenbrauen. „Nur zu!“, sagte er dann.

      „Die Fremden, die soeben deine Dienste in Anspruch genommen haben – hast du gehört, wo sie sich einquartieren und wie lange sie in Samarkand bleiben?“

      „Die Wege Allahs sind unergründlich. Und woher soll ich wissen, wohin sie sich wenden?“

      „Weil ich annehme, dass du ihnen einen Wirt empfohlen hast. Also wenn ich ein Schmied wäre, der seine Werkstatt gleich beim Stadttor betreibt, würde ich den Wirt empfehlen, der mir dafür mit guter Münze bezahlt – und ich kann mir nicht vorstellen, dass du das nicht tust!“

      „Vor dir muss man sich anscheinend in Acht nehmen, so scharf wie deine Gedanken sind. Ich habe ihnen tatsächlich einen Wirt empfohlen. Es ist Nedjan und er ist mein Vetter. Sein Haus steht am Ende der Straße, in der die Teppichweber wohnen. Warum willst du das wissen?“

      „Ich wollte nur wissen, ob meine Annahmen den Tatsachen entsprechen...“

      Li wandte den Kopf. Der Wächter, der sie begleitet hatte, war schon eine ganze Weile ziemlich abgelenkt. Er unterhielt sich mit dem im Vergleich zu Kebir fast schon schmächtig wirkenden Gehilfen des Schmieds und begutachtete ein paar frisch geschmiedete Schwerter. Andernfalls hätte Li es wohl kaum


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