Umgelegt vom Killer: Krimi Koffer 9 Romane. A. F. Morland
huschte er auf die schweren Brummer zu.
Der Jäger war wieder einmal auf der Jagd!
Roberto hüpfte über ölige Lachen und schillernde Fettflecken, die den weichen, glitschigen Boden bedeckten. Erst als er näher an die Trucks herankam, hatte er Beton unter den Füßen.
Er glitt an einem der Riesen vorbei. Das Rauschen und Plätschern des Regens war so laut, dass kaum ein anderes Geräusch zu hören war. Roberto bemühte sich, etwas ruhiger zu atmen. Seine Nerven waren angespannt wie Klaviersaiten. Es kribbelte ihn in den Fingern.
Er war mit Mel Kowalski auf diesem Gelände, und er würde alles daransetzen, dass der Vertragskiller des „Black Friday“ von hier nicht ungeschoren davonkam.
Der Mord an Fatty Booger – und mochte der Himmel wissen, wie viele Menschen bei diesem Anschlag noch das Leben verloren hatten – sollte das letzte Kapitalverbrechen gewesen sein, das Mel Kowalski im Auftrag der Mafia verübt hatte.
Roberto schlich am rechten Vorderrad eines riesigen Trucks vorbei. Der schwarze Pneu reichte ihm bis an die Schultern.
Er ging leicht in die Hocke und versuchte sich auf ein Geräusch zu konzentrieren, das ihm die Position des Mörders verriet. Zwei Möglichkeiten gab es. Entweder Mel Kowalski ahnte nicht, dass jemand hinter ihm her war, dann würde er das Areal vermutlich nur durchqueren, um auf der anderen Seite in seinen wartenden Wagen zu steigen und abzuschwirren – oder Kowalski wusste, dass er jemanden auf seinen Fersen hatte, dann würde er sich hier verbergen, sich zuerst seines Verfolgers entledigen und erst anschließend flüchten.
Was traf zu?
Auf diese Frage wollte sich Roberto Tardelli schnellstens eine Antwort verschaffen.
14
Kowalski war mit sich und seiner perfekten Leistung bis in die Seele hinein zufrieden. Was er hier fast mühelos auf die Beine gestellt hatte, das sollte ihm erst mal ein anderer Killer von „Black Friday“ nachmachen. Sergio Patana würde von der Art, wie er seinen Auftrag erledigt hatte, begeistert sein, und wenn Patana begeistert war, dann machte er zumeist ein paar Dollar mehr locker. Gewissermaßen als Prämie für besonders zufriedenstellende Arbeit.
Nachdem der Mörder genug gesehen hatte – er sog den Anblick der Katastrophe wie ein Schwamm in sich auf –, setzte er sich schleunigst ab.
Als er den Maschendrahtzaun erreichte, den er überklettern musste, bemerkte er einen Mann, der denselben Weg hatte wie er. Das ließ in Kowalskis wachem Unterbewusstsein augenblicklich die Alarmklingel ertönen.
Da ist einer hinter dir her!, schoss es ihm durch den Kopf. Verdammt!
Zorn wallte in ihm auf.
Er jagte auf die Trucks zu und verschwand gleich darauf zwischen ihnen. Hastig wandte er sich um. Der andere überkletterte den Zaun ebenfalls, und er war verflucht schnell. Ein wendiger Kerl. Kraftvoll und elastisch. Dunkelhaarig. Südländischer Typ! Zum Henker. Ihm fiel der Name Roberto Tardelli ein! Unwillkürlich überzog sich Kowalskis Körper mit einer Eisschicht.
Er hatte keine Angst vor der Polizei. Er fürchtete keine FBI-Agenten, und Privatdetektive kümmerten ihn fast gar nicht. Nur wenn er den Namen Roberto Tardelli hörte, krampfte sich ihm jedes Mal der Magen zusammen. Er hatte zwar keine Angst vor Tardelli, das nicht, aber er witterte instinktiv, dass dies der einzige Mann war, der ihm effektiv gefährlich werden konnte. Einer, über den er stolpern könnte, wenn er nicht höllisch aufpasste.
Tardelli war für jeden Mafioso ein rotes Tuch.
Seine Erfolge trieben den Dons den Schaum auf die Lippen.
Mel Kowalski hatte geahnt, dass ihm dieser Bursche eines Tages begegnen würde, und dann würde sich entscheiden, wer von ihnen beiden der bessere Mann war. Dann würde es sich erweisen, ob Roberto Tardelli tatsächlich so gut war wie sein Ruf.
Eines Tages. Insgeheim hatte Mel Kowalski gehofft, dass diese gefährliche Konfrontation noch lange auf sich warten lassen würde.
Doch nun war sie da, und Kowalski war entschlossen, diese Begegnung nicht nur zu überleben, sondern gleichzeitig auch dafür zu sorgen, dass Roberto Tardelli ins Gras biss.
Jetzt, wo sich die Möglichkeit zu einer Entscheidung bot, war Mel Kowalski nicht traurig darüber. Je eher er mit der Legende Roberto Tardelli aufräumte, desto früher wurde er sein unterschwelliges Solo-Trauma los.
Der Killer schob das Gewehr, das er benützt hatte, um vier Menschen ins Jenseits zu befördern, unter den Truck, hinter dem er sich verbarg. Dann zog er einen Colt Python, 357 Magnum. Schwer lag die Waffe in seiner Hand. Er zog sich im Krebsgang weiter in die Dunkelheit zurück.
Sein Vorteil war, dass er Roberto Tardelli kommen lassen konnte.
Und da kam er schon. Mit langen, federnden Sätzen ...
15
Roberto tauchte unter dem mächtigen Laster durch und gewahrte in derselben Sekunde eine vage Bewegung in der Dunkelheit. Das Wissen um Kowalskis enorme Gefährlichkeit ließ es ihm angeraten erscheinen, darauf sofort zu reagieren. Hier hatte er es mit keinem Waldläufer zu tun, der eben erst in das Geschäft hineingerochen hatte, sondern mit einem Gegner, der ihm durchaus ebenbürtig war.
Der COUNTER CRIME-Agent zuckte zur Seite.
Genau im richtigen Augenblick, denn Mel Kowalski hatte seine Waffe Feuer speien lassen. Die Kugel verfehlte Roberto nur knapp, hämmerte in den Truck-Rumpf und richtete da einigen Schaden an.
Der Mafiajäger wechselte blitzschnell seine Position und erwiderte das Feuer. Kowalski zog sich zurück. Er ballerte aus der Defensive, ließ sich von Roberto Tardelli jedoch niemals in die Enge treiben. Den Rücken hielt er sich immer frei.
Abwechselnd feuernd jagten sie über das Areal.
Kowalski versuchte Roberto mehrmals auszutricksen, doch was auch immer er anstellte, der Mafiajäger durchschaute die Absicht rechtzeitig und konterte eiskalt, wodurch Mel Kowalski zweimal in arge Bedrängnis kam.
Das machte den Killer wütend.
Er lockte Roberto näher an sich heran und versuchte dann unvermittelt und tödlich zuzuschlagen, doch der CC-Agent parierte die Attacke und holte gleich darauf zum gefährlichen Gegenschlag aus.
Die beiden kampferprobten Männer lieferten einander ein höllisches Feuergefecht, dessen Ausgang für jeden offen stand. Eine einzige Kugel konnte alles entscheiden, doch keinem gelang es, diesen wichtigen Treffer anzubringen.
Schwarze Umrisse tauchten zwischen dicken