Biegsam stabil. Obermeier

Biegsam stabil - Obermeier


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rel="nofollow" href="#ulink_72a58d75-019d-5962-8778-e6bdf9584fe5">Alles ist verbunden

       Die Atmung

      Einfach mal tief durchatmen! – Das ist oft leichter gesagt als getan.

      Ein beweglicher Brustkorb, eine kräftige und dehnbare Bauchmuskulatur und eine positive psychische Stimmungslage sind die Garantie für eine ökonomische Atmung. Die Atmung wiederum liefert die lebenswichtige Energie (Prana) für alle Körperund Organfunktionen und wirkt klärend und beruhigend auf einen unruhigen Geist.

      Nach meiner Erfahrung ist es für Yogaeinsteiger zunächst einfacher, sich erst einmal auf die richtige Ausrichtung des Körpers zu konzentrieren. Ich kann das gut nachvollziehen, denn anfangs ist es nicht leicht, sich auf Atmung, einen Atemrhythmus und auf eine tiefe entspannte Atmung zu konzentrieren, geschweige denn, sie bewusst in den Yogapositionen einzusetzen.

      Verzweifeln Sie daher nicht! Mit der Zeit werden Sie vertrauter mit den Yogapositionen, Ihr Körper richtet sich aus und Sie werden geschmeidiger. Durch diese positive Veränderung in Ihrem Körper wird sich auch Ihre Atmung positiv verändern. Bewusstheit und Aufmerksamkeit für Ihre Atmung wachsen von alleine.

      Sowohl im Inneren des Körpers als auch an seiner äußeren Hülle spannt die Atemluft mit der Einatmung die faszialen Strukturen auf. Der Brust- und Bauchraum weitet sich, Energie wird in den Faszien gespeichert. Während der Ausatmung wird überschüssige und verbrauchte Energie wieder entladen und abgegeben. Ein optimiertes Atemtraining beim Üben der Yogapositionen vertieft die Atmung dauerhaft – und wirkt der zu flachen, zu schnellen Atmung entgegen.

      Ist die Körperhaltung und damit die Atmung effizient und ökonomisch, hat das den wunderbaren Effekt, dass der Körper nicht mehr auf Sparflamme arbeitet, sondern eine größere Reservekapazität zur Verfügung hat – und Energiespeicherung sowie Energiefreisetzung vitaler nutzen kann. Durch die Kombination von Bewegung und bewusst gelenkter Atmung wird der Geist über das vegetative Nervensystem beruhigt und entspannt. Kurz gesagt: Man fühlt sich fitter und entspannter.

      HINWEIS

      Beziehen Sie die Atmung in die Yogaübungen ein und versuchen Sie, auf eine gleichmäßige und entspannte Bewegung von Brustkorb und Bauch zu achten. Mit der Einatmung wird der Brustkorb nach allen Seiten geweitet (das Hochziehen der Schultern zur Unterstützung während der Einatmung sollte vermieden werden) und der Bauch wölbt sich vor. Während der Ausatmung senkt sich der Brustkorb wieder – achten Sie darauf, dass er nicht einsinkt. Ziehen Sie während des Übens den Bauch mithilfe der Bauchmuskeln bewusst ein, stellen Sie sich vor, Sie würden ihn einsaugen. Durch diese kontrollierte, bewusste und aktive Atemlenkung wird über die faszialen Verbindungen die Durchblutung der inneren Organe angeregt, ja sogar massiert.

      EINATMEN UND AUSATMEN

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       Die Brustkorbbewegungen in den Atemphasen

      Während des Atemprozesses gerät einiges in Bewegung: Der Brustkorb hebt sich nach oben und nach vorne (Einatmung) und senkt sich wieder ab (Ausatmung); entsprechend weiten sich die Rippen erst zur Seite und senken sich dann ebenfalls wieder. Durchgehend beteiligt ist das Zwerchfell.

      Der wichtigste Muskel für die Einatmung ist das Zwerchfell. Es hat im entspannten Zustand eine Kuppelform und trennt als muskulöse und bindegewebige Scheidewand den oberen Brustraum vom unteren Bauchraum. Diese Scheidewand wird von zentralen Gefäßen (Aorta und untere Hohlvene) und der Speiseröhre durchbrochen. Weil das Zwerchfell den Innenraum des Brustkorbs auskleidet, hat es eine fasziale Verbindung zum Rücken (Lendenteil), zum Brustbein (Innenseite), zu den Rippen und zu den Bauchorganen. Einen besonders engen Verbund hat das Zwerchfell mit der Leber.

      Mit der Einatmung spannt (kontrahiert) sich das Zwerchfell, damit flacht es seine Kuppeln ab und drückt nach unten in Richtung der Bauchorgane. Der Brustkorb weitet sich zu allen Seiten, die Lunge bis in die Lungenspitzen; der Bauch wölbt sich nach vorne, sogar die großen Rückenfaszien werden aufgespannt.

      Damit das Zwerchfell optimal arbeiten kann, ist ein beweglicher Brustkorb, ein gleitfähiges und elastisches Fasziengewebe (sowohl der Brust- und Bauchorgane als auch der Atem- und Skelettmuskulatur) unabdingbar!

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       Die charakteristische Kuppelform des Zwerchfells

      Da man den Zwerchfellmuskel während er arbeitet nicht wirklich beobachten kann, sieht man seine Aktion in den Bewegungen der Rippen und im Bauchbereich.

      So funktioniert das Zwerchfell wie ein Kolben: Beim Einatmen übt es Druck von oben auf die Bauchhöhle aus und presst das verbrauchte, sauerstoffarme Blut aus den venösen Blutgefäßen. Nun können sich die arteriellen Blutgefäße mit sauerstoffreichem Blut auffüllen.

      Die verantwortliche Muskulatur für die Ausatmung ist die Bauchmuskulatur.

      Sie besteht aus dem geraden Bauchmuskel und der schrägen Bauchmuskulatur. Der gerade Bauchmuskel mit seinen Sehnenabschnitten ist, im gut trainierten Zustand, für das Bild des sogenannten Waschbrettbauches verantwortlich. Während der Schwangerschaft oder bei starkem Übergewicht teilt sich der gerade Bauchmuskel in der Mitte, es entsteht eine entsprechend große Lücke. Die schrägen Bauchmuskeln an jeder Körperseite formen die Taille und unterstützen den geraden Bauchmuskel. Ist die Bauchmuskulatur zu schwach, kann einerseits das Becken nicht stabil aufgerichtet und zentriert gehalten werden – die Folge ist ein Hohlkreuz. Anderseits kann keine vollständige tiefe Ausatmung stattfinden und die Bauch- und Beckenorgane verlagern sich nach vorne und unten. Blasen-, Gebärmutter- und Prostatasenkung können erfolgen, ebenso Unterleibsschmerzen – sogar Inkontinenz kann in zu schwacher Bauchmuskulatur ihren Ursprung haben. Eine verspannte und unelastische Bauchmuskulatur blockiert darüber hinaus auch eine tiefe Einatmung, weil der Brustkorb nicht aufgespannt und gewölbt werden kann.

      HINWEIS

      Eine kräftige Bauchmuskulatur gewährleistet eine Beckenaufrichtung und trägt damit einen wichtigen Teil zur harmonischen Körperhaltung bei. Sie regelmäßig zu trainieren lohnt sich!

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       Wie ein Waschbrett – die Bauchmuskulatur

      Uddiyana Bandha ist eines der Bauch-Mudras für die Yogaübenden. (Mehr zu den Bandhas finden Sie in der Einführung, S. 23). Die Bauch-Mudras übt man während der Atemübungen (Pranayamas) und auch in vielen Yogapositionen. Durch das Anspannen und Entspannen der Bauchmuskeln werden die Bauchorgane massiert und aktiviert. Damit wird das „Verdauungsfeuer“ (Agni) harmonisiert.

      Das Üben von Uddiyana Bandha steht zudem für die innere Mitte und Zentrierung. Uddiyana Bandha aktiviert das Prana, die Lebensenergie,


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