Das Mainzer Schloss. Группа авторов

Das Mainzer Schloss - Группа авторов


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Unter den Einrichtungen, die Abbildungsvorlagen zur Verfügung stellten, sind vor allem das Stadtarchiv, das Römisch-Germanische Zentralmuseum und das Dom- und Diözesanarchiv Mainz hervorzuheben. Zahlreiche weitere Abbildungen stammen aus den Fotosammlungen der zur GDKE gehörenden Direktionen Landesdenkmalpflege und Landesmuseum Mainz. Ein besonderer Dank gebührt Herrn Stefan Schmitz für die großzügige finanzielle Unterstützung der Drucklegung des Buches. In gewohnt kompetenter und zuverlässiger Weise übernahm der Michael Imhof Verlag in Petersberg die verlegerische Betreuung.

      Thomas Metz

      Generaldirektor Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (2007–2020)

      GRUSSWORT

      Wer über die Theodor-Heuss-Brücke nach Mainz kommt, dem fällt es gleich ins Auge: das markante, sandsteinrote Kurfürstliche Schloss, das an der Rheinfront eine Länge von 75 Metern einnimmt. Es ist, als wolle die Stadt ihren Besucherinnen und Besuchern den Glanzpunkt ihrer Geschichte – ihre Blütezeit als kurfürstliche Residenz – unmittelbar vor Augen führen.

      Lange Zeit allerdings hielt der vermeintliche äußere Glanz des Schlosses der näheren Betrachtung nicht stand, denn allzu deutlich hatte die Zeit ihre Spuren im Mauerwerk hinterlassen. Es brauchte enorme Anstrengungen, die „gute Stubb“ von Mainz wieder zu dem zu machen, was sie immer war: eines der schönsten baulichen Zeugnisse von Mainz – und eines der geschichtsträchtigsten noch dazu!

      Das Kurfürstliche Schloss steht geradezu beispielhaft für Wohl und Wehe, Glanz und Elend, Blüte und Niedergang von Mainz. Es hat Kaiser, Könige und Kurfürsten beherbergt. Es hat Mozart spielen und Revolutionäre proklamieren gehört. Und wo heute die Mainzer Narren live vor den Fernsehkameras schunkeln, wartete der „Schinderhannes“ einst auf sein Urteil.

      Das Schloss steht aber nicht nur für die wechselvolle Mainzer Geschichte, es steht auch für Bürgersinn und Bürgerverantwortung. Spätestens seit den Verheerungen durch den Zweiten Weltkrieg hat der Schutz der Kulturdenkmäler für unsere Stadt eine ganz besondere Bedeutung: Wenn wir über die Qualitäten unserer Stadt sprechen – über das, was Mainz so einzigartig und unverwechselbar macht – dann sprechen wir immer auch über den inneren Kern unserer Stadt, über unsere Identität. Zu dieser Identität gehören auch und gerade die gebauten Zeugnisse unserer Geschichte, schließlich haben sie zu allen Zeiten das Lebens- und Heimatgefühl in Mainz entscheidend mitgeprägt.

      Viele Mainzer Bürgerinnen und Bürger haben das klar erkannt und sich dem Erhalt der Mainzer Kulturdenkmäler regelrecht verschrieben. Ein besonderes Beispiel für diesen ausgeprägten Bürgersinn ist das Mainzer Denkmal-Netzwerk, das im Jahr 2004 gegründet wurde und sich seither mit bewundernswerter Spendenbereitschaft für die Instandsetzung und Sicherung des Kurfürstlichen Schlosses eingesetzt hat – und vieler weiterer Baudenkmäler in Mainz noch obendrein!

      Mit jeder sanierten Fensterachse rückte das Schloss aber nicht nur optisch mehr und mehr in das Blickfeld der Öffentlichkeit. Mit seiner enormen historischen Bedeutung rückte es auch wieder inhaltlich in den Fokus von Forschung und Wissenschaft. Bestes Beispiel für dieses große Interesse ist nicht zuletzt dieser Tagungsband, der die vielen Facetten des Kurfürstlichen Schlosses und seines Umfelds eingehend beleuchtet.

      Ich danke allen Autorinnen und Autoren, die mit ihrer Expertise dazu beigetragen haben, das Kurfürstliche Schloss zu Mainz wieder dahin zu stellen, wohin es gehört: in das Zentrum unserer Aufmerksamkeit, in den Fokus der Wissenschaft und nicht zuletzt in das Herz der Mainzerinnen und Mainzer. Ihre Unterstützung werden wir brauchen, wenn wir in den kommenden Jahren die weitere Sanierung und den Umbau des Schlosses anpacken werden.

      Michael Ebling

      Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Mainz

      EINFÜHRUNG

      Im Reigen der fürstlichen Residenzen des Römisch-Deutschen Reiches gehört das Kurfürstliche Schloss in Mainz zu den wenig bekannten und selten beachteten Bauten. Zum einen mag dies zusammenhängen mit seinem im Vergleich zu den ausgedehnten, im 17. und 18. Jahrhundert neukonzipierten Anlagen – wie etwa in Gotha, Berlin, Mannheim, Ludwigsburg oder Würzburg – irregulären und weniger monumentalen Erscheinungsbild. Bereits Georg Dehio charakterisierte das Schloss 1911 in seinem Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler in nach den Maßstäben der Zeit kritischer Würdigung seiner unbestrittenen Qualität als „kein Bau von großem Wurf, aber von einer feinen und vornehmen Kultur, wie sie in der deutschen Renaissance nicht wieder zu finden ist.“ Zum anderen tragen dazu die vielen Verletzungen und Verluste bei, die dem einst aus mehreren Bauten bestehenden Ensemble – wie so vielen Residenzen links des Rheines – durch Kriege und Revolutionen zugefügt wurden. Zu dessen prägenden, seit Anfang des 19. Jahrhunderts verschwundenen Bestandteilen zählten vor allem die mittelalterliche Martinsburg als Keimzelle und Eckpfeiler der Gesamtanlage sowie die Hofkanzlei und nicht zuletzt die Stifts- und Schlosskirche St. Gangolph aus dem 16. Jahrhundert, die sich mit der spätbarocken Deutschordenskommende und dem Neuen Zeughaus zu einer reich gegliederten Rheinfront zusammenschlossen. Nicht vergessen werden darf auch der im Bereich des heutigen Ernst-Ludwig-Platzes gelegene, bereits im späteren 18. Jahrhundert aufgegebene Schlossgarten. Schließlich lässt das Innere des Schlosses heute kaum mehr den repräsentativen Charakter erahnen, der sich in aufwendig ausgestatteten Raumfolgen manifestierte und im Sinne der zeremoniellen Abläufe für das Verständnis eines Fürstensitzes unabdingbar war. Anders als bei den Residenzen, deren Fortbestand auch unter den veränderten Vorzeichen der politischen Neuordnung infolge des Wiener Kongresses im 19. Jahrhundert gesichert war, brach in Mainz mit der Französischen Revolution und dem Untergang des Kurstaates auch die Nutzungskontinuität ab. Setzten der Verlust und die Verlagerung der mobilen Einrichtung bereits mit der Flucht des letzten Kurfürsten nach Aschaffenburg ein, so litten die Innenräume mit ihrer wandfesten Ausstattung in der französischen Zeit unter der Zweckentfremdung zum Lagerhaus, der auch das barocke Haupttreppenhaus zum Opfer fiel. Die beiden bedeutenden Hauptsäle und die verbliebenen Stuckdecken des 18. Jahrhunderts, die bei der großen Instandsetzung des Schlosses ab 1903 restauriert worden waren, wurden im Zweiten Weltkrieg bereits während des ersten Bombenangriffs auf Mainz 1942 zerstört. Der bald darauf einsetzende Wiederaufbau durch die Stadt Mainz – seit 1827 Eigentümerin des Schlosses – erfolgte zweckgerichtet und in gewissermaßen bürgerlicher Bescheidenheit.

      In den letzten Jahren ist das Kurfürstliche Schloss in unterschiedlicher Hinsicht wieder zunehmend in das Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt. Eine Dissertation, 1988 durch Ursula Zahler an der Universität Saarbrücken vorgelegt, fasste auf dem damaligen Stand der Forschung die Baugeschichte zusammen und trug somit zu einer ersten kunsthistorischen Einordnung der Architektur bei. Mit einer Reihe von historischen und kunsthistorischen Einzelthemen zum Schloss sowie den hier tätigen Künstlern hat sich der Mainzer Altertumsverein in Veranstaltungen und Aufsätzen in der Mainzer Zeitschrift auseinandergesetzt, u. a. mit der Martinsburg; hier sind v. a. die Beiträge von Ralph Melville, Franz Stephan Pelgen und Ulrich Hellmann zu nennen. Eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Luzie Bratner, Georg Peter Karn und Ralph Melville, beschäftigt sich seit längerem intensiv mit dem Schloss und erarbeitete eine vom Verein 2016 im Vorfeld der anstehenden Sanierung vorgelegte, 2017 in der Mainzer Zeitschrift veröffentlichte Denkschrift; diese sieht sich in der Nachfolge der 1897 von Prälat Friedrich Schneider verfassten Denkschrift, die den Ausgangspunkt der damaligen großen Wiederherstellung bildete. In verschiedenen Arbeiten, die aus dem Forschungsprojekt „Residenzstädte im Alten Reich (1300–1800)“ der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen an seiner von Prof. Dr. Matthias Müller geleiteten Dienststelle am Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft der Universität Mainz hervorgegangen sind, wird auch die Residenz der Mainzer Kurfürsten in die Betrachtung einbezogen. In diesem Zusammenhang entstand die grundlegende Dissertation von Christian Katschmanowski zur barocken Stadtplanung von Mainz, in deren Analyse auch dem Kurfürstenschloss und seiner Umgebung eine zentrale Bedeutung zukommt. Schließlich hat sich die Landesdenkmalpflege in ihren Jahrbüchern immer wieder mit einzelnen


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