Heiße Colts und wilde Girls: Alfred Bekker präsentiert 8 Western. Pete Hackett

Heiße Colts und wilde Girls: Alfred Bekker präsentiert 8 Western - Pete Hackett


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dachte nicht daran, seinem Blick auszuweichen. Die Rechte halb unter die Uniformjacke geschoben, begann er sie zu umkreisen.

      "Was haben Sie ihr gesagt, Captain?"

      "Dass sie aufstehen soll, Sir."

      "Brauchen die Cheyenne dafür so viele Worte?"

      "Mitunter, Sir."

      Der Colonel blieb vor ihr stehen. Er hob seine Rechte und fuhr ihr mit dem Rücken des gekrümmten Zeigefingers über die Wange, über ihren Hals bis zu ihren Brüsten hinab. Dort verharrte sein Finger einige Sekunden.

      Die schwarzen Augen der Indianerin bohrten sich die ganze Zeit über in Cunninghams Blick. Als würde sie sich darin festhalten wollen.

      Der Colonel begann sie wieder zu umkreisen. "Fragen Sie sie nach ihrem Namen, Captain."

      "Er will deinen Namen erfahren." Sie tat genau das, was Cunningham erwartet hatte: Sie schwieg.

      "Warum antwortet sie nicht, verdammt noch mal? Ich will ihren Namen wissen!" Rooster blieb hinter der Frau stehen.

      "Sie wird ihn nicht verraten, Sir. Die Cheyenne betrachten den Namen eines Menschen als Schlüssel zu seiner Persönlichkeit." Cunningham senkte die Stimme. "Als Schlüssel zu seinem Herzen, wenn Sie so wollen. Nur die Mitglieder des eigenen Stammes und wenige Vertraute kennen den Namen eines Cheyenne. Ihren Namen zu verraten würde für die Frau bedeuten, sich Ihnen auszuliefern, Sir."

      "Dann hat sie genau verstanden, was ich will." Der Colonel griff nach ihrem Gesäß und betastete es.

      Die Gestalt der jungen Frau straffte sich. Ihre Pupillen wurden starr. Sie klammerte sich mit den Augen an Cunningham fest.

      Zwei Schritte, und Cunningham stand zwischen seinem Vorgesetzen und der Indianerin.

      "Sir", flüsterte er. "Die Männer! Sie beobachten Sie! Denken Sie an die Disziplin der Männer! Sie sind ihr Vorbild!"

      Rooster wurde blass. Selbst aus seinen Lippen wich das Blut. Er riss seinen Armee-Colt aus dem Halfter und richtete ihn auf Cunningham.

      "Sie wollen mir was von Disziplin erzählen!", brüllte er. Er spannte den Hahn und legte an.

      Zwei Offiziere traten zwischen Rooster und den Späher. Cunningham sah die erschrockenen Gesichter der Männer.

      "Wir sollten alles tun, um die Kampfmoral unserer Leute zu stärken, Sir", hörte er einen der Offiziere sagen.

      Rooster Kaumuskulatur mahlte. Aber er steckte den Colt zurück in das Halfter.

      "Führt die Gefangene in mein Zelt!", rief er. "Ich werde sie persönlich verhören!"

      Cunningham lag die Frage auf der Zunge, wie er sie ohne Dolmetscher verhören wollte. Aber er schluckte sie hinunter.

      Zwei Männer fesselte die Indianerin an Händen und Füßen. Die ganze Zeit über suchten ihre Augen den Blickkontakt mit Cunningham. Schließlich wurde sie weggetragen und in das Schlafzelt des Colonels geworfen.

      Rooster zog sich mit dem Stab in das Kommandozelt zurück. Gut hundert Soldaten hatten sich inzwischen vor dem Zelt versammelt. Cunningham ging auf die schweigenden Männer zu. Sie bildeten eine Gasse und ließen ihn durch. Irgend jemand klopfte ihm auf die Schulter. "Ich bin stolz auf dich, Dave." Aus den Augenwinkeln erkannte er Samuel Murphy.

      "Es ist okay, Dave." Vor ihm war das undurchdringliche Gesicht des Halbbluts. "Hoffen wir, dass jemand unter den anderen Offizieren den Mut hat, Reddog in den Arsch zu treten."

      Bis in die Nacht hinein beriet sich Rooster mit seinem Kommandostab. Die Petroleumlampen flackerten in dem großen Zelt. Als es dunkel geworden war, schlich Cunningham um das Lager herum und drang in das Schlafzelt des Colonels ein. Er konnte das Gesicht der Indianerin nicht erkennen, aber er spürte ihre Blicke. Mit seinem Jagdmesser durchtrennte er ihre Fesseln.

      "Zwei Wachen stehen vor dem Zelt", flüsterte er ihr ins Ohr. "Wir müssen leise sein."

      Gemeinsam schlüpften sie unter der Zeltwand hindurch. "Mehr kann ich nicht für dich tun, Häuptlingstochter." Er führte sie bis an den Berghang. "Jetzt lauf um dein Leben."

      Sie blieb stehen und sah ihn an. Das Mondlicht spiegelte sich in ihren Augen.

      "Ich bin Blauer Vogel", sagte sie. Mit einer raschen Bewegung zog sie ihr Stirnband vom Kopf. "Nimm das als Dank, weißer Cheyenne."

      Sie legte das Band in seine Hand, drehte sich um und lief los. Sekunden später verschwamm ihre Gestalt mit der Dunkelheit.

      14

      Im Morgengrauen ließ Rooster aufsitzen. Zehn Kavalleristen blieben bei den Wagen mit dem Proviant und bei der deutlich geschrumpften Rinderherde zurück.

      An der Spitze von über hundertdreißig Männern ritt Rooster in das Flusstal hinein. Am nächsten Morgen um diese Zeit wollte er über die Cheyenne Little Bears herfallen. Die Zeit drängte.

      Shakopee tauchte neben Cunningham auf. Er ritt eine Zeitlang neben ihm. Er trug ein rotes Stirnband unter seinem Armeehut. Noch nie zuvor hatte Cunningham ihn mit einem Tuch um die Stirn gesehen.

      "Die Indianerin ist verschwunden", sagte Shakopee. Cunningham antwortete nicht. Er sah starr geradeaus in den aus Moos und Laub dampfenden Nebel.

      "Der Colonel schickt mich zu dir", sagte Shakopee. "Du sollst zu ihm an die Spitze kommen. Er will dich sprechen."

      Cunningham trieb sein Pferd an und galoppierte an die Spitze der Reiterkolonne. "Sie wollten mich sprechen, Sir?"

      "Jemand hat die Indianerin befreit, Captain." Der Colonel musterte ihn lauernd. "Waren Sie das?"

      "Wer weiß, Sir."

      "Ich habe Ihnen eine eindeutige Frage gestellt", schrie Rooster.

      "Und ich habe eine zweideutige Antwort gegeben." Cunningham blieb gelassen. "Sonst noch Fragen, Sir?"

      "Ich werde Sie vor ein Kriegsgericht stellen, Captain", zischte Rooster. "Das schwöre ich Ihnen..."

      Cunningham ließ sich zurückfallen. Ihm war klar, dass der Zusammenstoß mit Rooster unvermeidlich war.

      Das Flusstal, an dessen breitem Ausgang sie gelagert hatten, zog sich lang hin. Nebel kräuselte sich über dem schmalen Fluss und dem sumpfigen Boden. Die Hufe der schweren Armee-Wallache sanken tief ein. Das Gelände stieg leicht an. Das Tal verengte sich langsam.

      Cunningham sah den roten Schimmer der Morgensonne auf den Eichenwipfeln in der Bergschneise am Ende des Tales glänzen. Keine hundert Schritte breit war das Tal an dieser Stelle. Etwas an dieser idyllischen Landschaft gefiel ihm nicht. Er trieb sein Pferd an, um noch einmal zu Rooster an die Spitze der Kolonne zu reiten.

      Zwei Steinwürfe vor ihm, am Eingang des Tales, lichtete sich der Nebel. Cunningham hielt sein Pferd neben dem Fähnrich, der die Regimentsstandarte trug. Rooster ritt an dessen Seite.

      Noch bevor der Captain ein Wort sagen konnte, sah er, wie sich die Lanze mit dem Regimentswimpel nach hinten neigte und dem Fähnrich aus der Hand glitt.

      Rooster riss an den Zügeln. Sein Pferd bäumte sich auf. Der Fähnrich machte ein ungläubiges Gesicht und starrte auf den gefiederten Pfeil in seiner Brust. Dann kippte er vom Pferd.

      Rooster hob die Hand. "Halt!" Hinter sich hörte Cunningham Metall über Metall scheuern. Die Kavalleristen zogen ihre Säbel. Er spähte nach vorn zum schmalen Eingang des Tales.

      Umrisse von Reitern schälten sich aus dem grauen Morgenlicht. Indianer. Dreißig oder mehr. Sie bildeten eine Linie von etwa hundert Schritten. Vollkommen reglos saßen sie auf ihren Pferden. Als hätten sie eine Verabredung mit Rooster und würden seit Stunden geduldig auf ihn warten.

      Kein einziger Pfeil flog mehr. Sekundenlang standen sich die Kavallerieschwadronen und die Indianerrotte stumm gegenüber. Aus den Augenwinkeln nahm Cunningham wahr, dass Rooster leichenblass


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