der bauschaden-Spezial Schimmelpilzsanierung. Michael Thiesen
Innenwandflächen sind, bietet sich ihr Einsatz auch zum Auffinden möglicher Schimmelherde an. Die Erfassung der Wärmestrahlung aller Bauteile ergibt das Thermografie-Bild, auf dem die warmen Bereiche gegenüber den kalten entweder heller dargestellt werden oder analog dem Farbspektrum in warmen Farben gegenüber kalten Farben. Da feuchte bis nasse Stoffe die Wärme wesentlich besser leiten, lassen sich hieraus auch Rückschlüsse auf Undichtigkeiten bzw. Durchfeuchtungen ziehen.
Bei der Messung muss die Witterung, insbesondere die Sonneneinstrahlung, berücksichtigt werden, um die Ergebnisse nicht zu verfälschen. Dies gilt für Außen- wie auch für Innenaufnahmen, die beide für eine vollständige Analyse erforderlich sind. Bedeckter Himmel und wenig Wind ebenso wie über mehrere Tage etwa gleiche Witterungsbedingungen garantieren bei Außenaufnahmen verlässliche Thermografien. Zusätzlich wird häufig empfohlen, die Messungen nur nachts bei einer Außentemperatur von maximal + 5 °C durchzuführen, was jedoch von der Empfindlichkeit der jeweiligen Kamera abhängt.
Zur Ermittlung von Schimmelbelastung wird die Thermografie ergänzend in den Innenräumen durchgeführt, um so kältere und/oder feuchte Bauteiloberflächen zu erkennen.
1.4.3 Messung der Luftdichtigkeit (Differenzdruck-Messverfahren)
{Differenzdruck-Messverfahren}
Ebenfalls im Rahmen energetischer Sanierungen spielt die Luftdichtheit {Luftdichtheit} eine wesentliche Rolle, um sicherzustellen, dass erwärmte Innenluft nicht unkontrolliert nach außen dringt. Die „Blower-Door {Blower-Door}“ wird anstelle einer Außentür eingesetzt, und im Gebäude entweder Über- oder Unterdruck gegenüber der Außenluft erzeugt. Bei einem Differenzdruck von 50 Pascal (Pa) wird die Luftwechselrate gemessen, das heißt, wie oft die Innenluft durch Undichtigkeiten pro Stunde ausgetauscht wird. Bei Gebäuden mit natürlicher Lüftung soll der Wert von 3,0 und mit Lüftungsanlage von 1,5 nicht überschritten werden. Bei zusätzlichem Einsatz von künstlichem Rauch und Thermografie können undichte Stellen in der Gebäudehülle gut analysiert werden. An diesen Stellen kann Feuchtigkeit in das Gebäude eindringen, die vorhandene Wärmedämmung durchfeuchten und damit die Oberflächentemperatur der Innenflächen drastisch reduzieren.
Die Endoskopie {Endoskopie} zählt im Gegensatz zu den bisher vorgestellten Methoden zu den nicht zerstörungsfreien. Allerdings sind nur kleine Bohrungen mit ca. 10 mm Durchmesser nötig, in die das Endoskop, eine Kamera, eingeführt wird. So können Wand-, Decken- und Fußbodenaufbauten auch an relativ unzugänglichen Stellen auf die einzelnen Bestandteile hin untersucht werden und Anhaltspunkte zu bauphysikalisch bedenklichen Konstruktionen geben, insbesondere wenn beispielsweise für den Außenwandaufbau oder Holzbalkendecken keine verlässlichen Planunterlagen vorliegen.
1.4.5 Zustand der Flächen und des Materials
Ausbreitung, Befalltiefe und Zustand des Untergrunds geben Hinweise auf die Intensität und damit Gefährdung durch den Schimmelbefall, ebenso wie auf mögliche Ursachen. Ein zusätzlicher wichtiger Aspekt ist die allgemeine Hygiene {Hygiene} in den befallenen Räumen: Mit Verschmutzungen versehen, können auch glatte Oberflächen wie Glas oder Metall den erforderlichen Nährboden für Schimmel bieten.
Fliesenfugen, Silikonabdichtungen in Bädern und Fugenmassen an Fenstern sind die häufigsten Stellen von Schimmelbefall. Sind die Flächen relativ klein, besteht zunächst keine Gefahr, und die betreffenden Stellen können meist mit handelsüblichen Reinigungsmitteln entfernt werden. Dennoch geben sie Hinweise auf unzureichendes Lüften bzw. mangelhafte Hygiene.
Kleinflächiger Befall in nur einem Raum ohne Hinweise auf Wasserschäden ist bereits ein Indiz für Undichtigkeiten oder fehlerhaftes Nutzerverhalten und muss beobachtet werden.
Tritt Schimmelbewuchs an verschiedenen Stellen eines Raums oder in mehreren Räumen mit größerer Ausdehnung oder Tiefe auf, bestehen bereits Gesundheitsgefahren, und eine Analyse ist zwingend erforderlich.
Zunächst wird häufig von Stockflecken gesprochen, die in den betroffenen Räumen nicht nur an Wand-, Boden- und Deckenflächen auftreten, sondern auch an Papier, Textilien, Leder, etc. Auch hier sind bereits Schimmelpilze beteiligt; als Vorstufe handelt es sich meist zunächst um weißliche bis gelbliche Verfärbungen {Verfärbungen} an der Oberfläche.
Im nächsten Schritt entwickelt sich ein pelziger Belag, das Pilzgeflecht, je nach Pilzart mit unterschiedlicher Verfärbung von gelb über grün, blau, rot und grau bis schwarz. Dieser breitet sich kreisförmig aus, bis er an den feuchten Flächen zusammenwächst.
Je nach Untergrund und Schimmelart greift der Befall mehr oder weniger schnell seinen Nährboden, das Substrat, an. Dies kann bis zur völligen Zerstörung der Bauteilschicht führen, sodass die darunter gelegenen Schichten ebenfalls befallen und später zerstört werden.
Bild 10: Im Randbereich dunkle Flecken, Mitte links bereits dichteres Geflecht mit rötlicher Färbung (Quelle: Ingrid Kaiser)
1.5 Wie können die Objektdaten und mögliche Ursachen erfasst werden?
Der eigentlichen Begehung geht die Erhebung der Objektdaten {Objektdaten} voraus:
1. Datenerfassung
Gebäudedaten {Gebäudedaten}
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Baujahr |
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Baukonstruktionen/Bauteilaufbau/U-Werte |
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Anzahl der Geschosse |
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Keller – vorhanden/beheizt |
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Dachform – geneigt/flach |
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Dachgeschoss – ausgebaut/beheizt |
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allgemeiner Instandhaltungszustand |
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Um-, An- und Ausbauten inkl. Baujahr |
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Instandsetzungen und |