Handbuch Ambulante Einzelbetreuung. Ute Reichmann

Handbuch Ambulante Einzelbetreuung - Ute Reichmann


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       Sexuelle Übergriffe

      [7]Problemkonstellationen und Interventionen

       Unterschiedlichkeit der Fälle

       Alltagsstrukturprobleme

       Schulvermeidendes Verhalten

       Erziehungsprobleme

       Konflikte und Gewalt in der Familie

       Adoleszenz- und Autonomiekonflikte

       Aufmerksamkeitsdefizit- (ADS) bzw. Hyperaktivitätssyndrom (HKS)

       Probleme mit Mediennutzung

       Verhaltensauffälligkeiten als Folgen psychosozialer Traumata

       Wechselnde Lebensorte und Obdachlosigkeit

       Fallreflexion

       Reflektierte Praxis

       Systematisierung von Informationen

       Blick auf Ressourcen

       Entwicklung von Interventionsstrategien

       Kollegiale Beratung, Teamarbeit und Supervision

       Moderationsmethoden im Team und bei der kollegialen Beratung

       Dokumentation und Datenschutz

       Funktionen der Dokumentation

       Fallnotizen und Kontaktdokumentation

       Visualisierung in der Fallanalyse

       Entwicklungsberichte

       Datenschutz

       Organisation der Hilfe

       Strukturelle Qualität in der ambulanten Einzelbetreuung

       Hilfeplanung

       Koordination, Hintergrunddienste und Qualitätssicherung

       Kombinations- und Gruppenangebote

       Ausblick

       Literatur

       Liste der Tabellen und Grafiken

      [8][9]Vorwort zur 2. Auflage

      In den Text dieses Handbuchs zur Ambulanten Einzelbetreuung in der Jugendhilfe, das hiermit in die zweite Auflage geht, sind vielfältige Informationen und praktische Erfahrungen eingegangen. Dieses Handbuch verdankt neben den Einzelbetreuerinnen und Einzelbetreuern, deren Einsatz ich über viele Jahre hinweg begleitete, und den vielen Autorinnen und Autoren, deren Themen und Ansätze einbezogen wurden, vor allem Maja Heiner und ihren Anregungen unschätzbar viel.

      In den Jahren seit Erscheinen der Erstauflage sind die Herausforderungen für die Soziale Arbeit in Mitteleuropa umfassender und anspruchsvoller geworden. Gleichzeitig sind die Beobachtungen, die zur Erstauflage dieses Handbuchs führten, immer noch aktuell: Obwohl die ambulante Einzelbetreuung junger Menschen in Form der Erziehungsbeistandschaft eine der ältesten Jugendhilfemaßnahmen darstellt, ist sie methodisch und professionell immer noch unterbestimmt. Die Notwendigkeit dieses Handbuchs hat also weiterhin Bestand. Das gilt umso mehr, als inzwischen eine weitere Zielgruppe hinzu gekommen ist: Migrantinnen und Migranten, die in den Jahren 2014 bis 2016 nach Deutschland gekommen sind, und von denen ein relevanter Anteil bei der Integration in die hiesige Zielgesellschaft durch ambulante Hilfen begleitet wird. Bei der Ausrichtung der Arbeit mit geflüchteten jungen Menschen sind die methodischen Hinweise in diesem Buch grundsätzlich bezogen auf die individuellen Problemlagen und Hintergründe anwendbar. Ich verweise zur Ergänzung auf spezialisierte Publikationen, insbesondere zur interkulturellen Pädagogik und zu den sich dynamisch verändernden rechtlichen Grundlagen. Die statistischen Angaben im Text wurden aktualisiert. In der Hoffnung, dass die Standards ambulanter Sozialer Arbeit mit Jugendlichen sich inzwischen professionalisiert haben, so dass prekäre Selbstständigkeit kaum noch vorkommt, wurde ein Kapitel zur Selbstständigkeit gestrichen. Ein Kapitel zu Gruppenmaßnahmen wurde ergänzt.

       Ute Reichmann, Göttingen, 21.2.2017

      [10][11]Einleitung

      Meine Annäherung an die ambulante Einzelbetreuung mit jungen Menschen in der Jugendhilfe erfolgte als Sprung ins kalte Wasser: 1992 führte ich im Auftrag des Jugendamtes als Honorarkraft meine erste Erziehungsbeistandschaft mit einem zehnjährigen Jungen durch, dem ältesten Sohn einer vielköpfigen und – wie man heute sagen würde – bildungsfernen Familie. Dass der Junge und seine Familie Unterstützung brauchten, war leicht zu erkennen: Finanzielle Schwierigkeiten, Streit und Erziehungsprobleme prägten den familiären Alltag. Die Kinder wurden in Kindergarten und Schule von den anderen Kindern abgelehnt. Sie hatten Schwierigkeiten, die dortigen Bildungsansprüche zu erfüllen. Wie vermittels der Erziehungsbeistandschaft eine Verbesserung erreicht werden könnte, musste ich im Verlauf der Hilfemaßnahme selbst herausfinden. Weder gab es damals einen unterstützenden Hintergrunddienst des Jugendamtes, noch konnte ich auf Methodenliteratur für diesen speziellen Arbeitsbereich zurückgreifen.

      Auf diese erste Erziehungsbeistandschaft, die für mich als unerfahrene Betreuerin wie für die von mir beratene und begleitete Familie nicht immer leicht war, folgten viele weitere Jugendhilfemaßnahmen. Die Jugendhilfe entwickelte sich weiter, ich lernte dazu: In den Jahren bis zur Jahrtausendwende etablierte sich das Hilfeplanverfahren. Bei den öffentlichen und freien Trägern verbesserten sich langsam die Rahmenbedingungen für ambulante Jugendhilfe. Der Schutzauftrag wurde gesetzlich konkretisiert und Qualität in der Jugendhilfe genauer definiert. Von der operativen Ebene wechselte ich in die Position einer Koordinatorin für ambulante Einzelbetreuung und Jugendhilfeplanerin. Auf diese Weise konnte ich sowohl bei der konkreten Fallarbeit beraten als auch Standards und Konzepte ausarbeiten. Doch auch in der Koordinierungs-, Leitungs- und Planungsrolle war die Arbeit dadurch geprägt, dass keine tätigkeitsbezogene, aktuelle Fachliteratur zur Verfügung stand. Bei der Umsetzung von Qualitätsstandards gab es kaum Vergleichsmöglichkeiten.

      Bei der ambulanten Einzelbetreuung – das sind Erziehungsbeistandschaften, Betreuungshilfen auf gerichtliche Weisung und intensive sozialpädagogische Einzelbetreuungen – handelt es sich um ein Standardangebot der Jugendämter nach § 30 und § 35 SGB VIII, das entweder durch diese selbst oder durch freie Träger der Jugendhilfe durchgeführt wird. Dieses Tätigkeitsfeld dient häufig zum Einstieg in die Soziale Arbeit: Sei es schon während oder nach Beendigung eines Studiums der Sozialarbeit, sei es in Form eines Wechsels vor dem Hintergrund einer vorausgehenden anderen Ausbildung oder Berufsausübung.

      Die Tätigkeit erfordert Selbstständigkeit, Verantwortung und methodische Flexibilität. Nicht immer sind die Rahmenbedingungen und die persönlichen Voraussetzungen den Anforderungen der Hilfeart angemessen. So ist die Unsicherheit von unerfahrenen Einzelbetreuerinnen und Einzelbetreuern groß und ihr Informationsbedarf vielfältig. Sie haben viele Fragen, zum konkreten Handeln im Einzelfall, zu den örtlichen Rahmenbedingungen und dem eigenen, manchmal schwierigen und bedrohten ökonomischen[12] Status. Doch auch für langjährig Tätige gibt es immer wieder Klärungsbedarf. Teamgespräche und Supervision sind häufig nicht genügend spezialisiert, um wirksame methodische Unterstützung zu leisten. Nicht zuletzt stehen Leitungskräfte und Träger vor der Herausforderung, einen in starkem Maße selbstorganisierten und eigenverantwortlichen Arbeitsbereich effektiv so zu gestalten, dass der Schutz der betreuten Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen und die Umsetzung qualitativ hochwertiger und wirksamer Hilfen garantiert sind.

      Im vorliegenden „Handbuch ambulante Einzelbetreuung“ sind wesentliche Informationen zusammengeführt, die man in der ambulanten einzelfallbezogenen Jugendhilfe braucht. Es bietet Praktikerinnen und Praktikern – Betreuungskräften wie Leitungspersonen – und Lehrenden wie Studierenden der Sozialen Arbeit die Möglichkeit, sich über die Rahmenbedingungen und methodischen Möglichkeiten der ambulanten Erziehungshilfen, die direkt beim


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