Pias Labyrinth. Adriana Stern

Pias Labyrinth - Adriana Stern


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einen Schritt auf Martina zu. Die weicht erschrocken zurück.

      Walburga schreit auf. Sie hat den Faustschlag von Pia also noch nicht vergessen.

      »Ich geh doch nicht mit jedem x-beliebigen Jungen los. Du schon, das weiß ja das ganze Internat, dass du für jeden die Beine breit machst, egal wie picklig und eklig er ist.« Eigentlich will Pia es ihr nicht auf die gleiche Art heimzahlen, aber etwas Wirkungsvolleres fällt ihr nicht ein. Die anderen Mädchen stehen jetzt um Pia und Martina herum wie um einen Boxring. Sie sind voll bei der Sache. Jeder Lehrer würde sich freuen, die Mädchen einmal so konzentriert im Unterricht zu haben.

      Martina ist eine Spur blasser geworden. »Ein Junge aus der Parallelklasse interessiert sich für dich, Stefan. Du findest ihn doch auch gut, oder?«

      Was soll das denn jetzt? Ja, Stefan mag sie wirklich ganz gern. Sie spielen immer Schach zusammen, hören Musik, quatschen, sind gute Kumpel. Stefan erinnert Pia manchmal an ihren kleinen Bruder. Der kann keiner Fliege was zuleide tun. In seiner Klasse ist Stefan der Außenseiter wie sie in ihrer. Der schlägt sich nicht mit anderen Jungen. Gilt als versponnen und verträumt. Kein richtiger Kerl eben.

      »Der würd’s mit dir machen. Also, was ist?«

      »Selbst wenn ich es mit ihm machen wollte, bestimmt nicht, wenn du daneben sitzt.«

      Martina lacht böse. »Komm doch mit heute Abend. Wir haben alle einen Jungen dabei.«

      »Gruppensex oder was?« Die werden doch nicht ernsthaft alle gleichzeitig unten am Rhein mit ihren Typen rummachen?

      »Das ist auf Feten ganz normal. Aber du ziehst wohl doch was anderes vor.«

      »Und woher willst du das mit Stefan wissen?«, fragt Pia, die sich plötzlich in der Falle fühlt. Die Frage war ein Fehler, das spürt sie sofort. Jetzt hat sie sich auf ihr Scheißspiel eingelassen.

      »Aha, es interessiert dich also doch.« Triumphierend sieht Martina sie an. »Er hat es mir gesagt. Uns allen. Dass er mit dir hinwill heute Abend. Dass er das schon lange will.«

      Pia verschlägt es die Sprache. Verdammt, warum hat er ihr das nicht gesagt? »Das will ich dann schon selbst von Stefan hören«, sagt sie so ruhig wie möglich.

      »Kannst ihn ja heute Abend fragen«, schlägt Martina vor und grinst hinterhältig.

      »Das ist doch wohl meine Sache, wann ich mit ihm über was rede.« Pia stößt Martina so heftig zurück, dass sie auf den Hintern fällt. Die anderen Mädchen schließen blitzschnell den Kreis. »Lasst mich raus«, faucht Pia. »Sofort!«

      »Nein, du musst noch ein paar Sachen für die Party organisieren.«

      »Wie bitte? Ihr seid wirklich vom Affen gebissen, und zwar alle.« Pia schüttelt den Kopf. Wenn das Mama wüsste, denkt sie. Die würde mich sofort hier rausholen.

      »Ach komm, Pia. Lass uns doch einfach mal ein bisschen Spaß zusammen haben«, schmeichelt Karin. »Nur wir fünf und fünf Jungs. Etwas Wein, ein paar Kondome, nur für den Fall. Die Musik besorgen wir.«

      »Ach, und ich soll wohl den Alk besorgen und die Gummis?« Pia muss fast lachen über so viel Dreistigkeit.

      »Cool, hast deine Einser ja vielleicht doch nicht ganz umsonst bekommen.« Anerkennend pfeift Martina durch die Zähne.

      »Das ist eine Scheißidee«, sagt Pia. Aber in Gedanken sortiert sie schon den Nachmittag durch. Könnte klappen, gesetzt den Fall, sie schießt die Strafarbeit von Schwester Libora in den Wind. Was soll die alte Hexe schon dagegen unternehmen? Im Supermarkt kriegt sie den Wein auf jeden Fall, denen ist das Jugendschutzgesetz völlig egal. Dauert maximal ’ne halbe Stunde. Aber wo soll sie die Kondome herkriegen? Nicht schon wieder in die Apotheke. Dort ist sie schon Stammkundin für die Pille und Schwangerschaftstests.

      Die Mädchen hier sind völlig durchgeknallt, denkt Pia, als sie ihre Jacke aus dem Zimmer holt. Nur auf das eine fixiert. Oder ist das normal? Wenn man die Bravo ernst nimmt, sind die anderen wohl absoluter Durchschnitt und sie ist die Irre. Wie auch immer, heute Abend muss sie es tun, sie kann nicht mehr zurück. Stefan will es auch. Oder hat sich Martina das nur ausgedacht? Pia hat Stefans Nummer nicht. Sie könnte ihn persönlich fragen. Auf dem Weg zum Supermarkt kommt sie sowieso bei ihm vorbei.

      Als sie bei Stefan klingelt, hört sie ihn eilig durch den Flur zur Haustür laufen. Sie kann nicht sagen, woran sie seine Schritte erkennt. Normalerweise achtet sie gar nicht auf so was. Na ja, vielleicht mag sie ihn ja genug, um es mit ihm zu tun. Sie stellt sich nicht konkret vor, was sie tun wird und was er tut. Bloß nicht!

      »Hey, Pia. Was machst denn du hier? Komm doch rein.« Stefan steht vor ihr.

      Er sieht eigentlich gut aus, denkt sie, während sie »Hallo« sagt und hinter ihm die Wohnung betritt.

      »Was verschafft mir die Ehre Ihres Besuches?«, scherzt er.

      »Weißt du denn gar nichts von heute …« Pia spricht den Satz nicht zu Ende.

      »Du meinst die Party?«

      Also hatte Martina doch Recht. Sie nickt.

      »Kommst du mit zum Rhein?« Bittend sieht er sie an.

      »Ich meine …«, stammelt Pia, »findest du das wirklich eine so gute Idee? Ich meine, wenn … wenn alle dabei zusehen?«

      Statt einer Antwort legt Stefan seine Arme um sie. Pia lässt es erschrocken geschehen. »Ich will es, egal wo«, flüstert er dicht an ihrem Ohr und küsst sie zärtlich auf den Hals.

      Merkwürdig fühlt sich das an. Abschreckend ist es eigentlich nicht. Nur ein bisschen plötzlich vielleicht.

      »Na, was ist?« Er küsst sie noch einmal, zärtlich und behutsam.

      Pia läuft ein angenehmer Schauer über den Rücken. Sie schmiegt sich an ihn, und er schließt seine Arme fester um sie.

      »Bitte sag, dass du es auch willst.«

      Sie zögert nur einen Augenblick. »Ja«, wispert sie, und er drückt sie an sich. Pia spürt seinen Körper, riecht sein Deo und noch etwas anderes, Parfüm vielleicht.

      Hand in Hand gehen sie in sein Zimmer, wo Stefan Musik auflegt und Kerzen anzündet. Er ist wirklich wild darauf, es mit ihr zu tun. Pia beobachtet sein Treiben halb amüsiert und halb beunruhigt. Sie haben vorher nie darüber gesprochen, miteinander Sex zu haben, und Pia ist überrascht, dass Stefan das mit ihr will. Zwischen ihnen gab es nie eine erotische Spannung, obwohl sie schon Stunden zu zweit in dieser Bude verbracht haben. Offenbar geht es ihm doch um sie, nicht darum, den anderen seine Männlichkeit zu beweisen. Weil er sie jetzt will, ohne Zeugen.

      »Komm.« Seine Stimme zittert und er drückt sie sanft auf die Couch, so dass sie halb sitzt und halb liegt. Sie lässt es aufmerksam geschehen. Spürt, dass sie neben ihrer Beklommenheit auch neugierig ist auf das, wovon alle Mädchen reden, was sie alle unbedingt tun wollen. Seine Berührungen sind sogar angenehm. Das hat sie nicht erwartet. Jungen haben sie nie gereizt. Sie hatte kein Bedürfnis danach, sie anzufassen oder gar zu küssen.

      Stefan schiebt ihren Pullover hoch. Sie zuckt zusammen, als er ihren Bauch berührt. Als er ihre Brust anfasst, stöhnt sie leise.

      »Komm«, sagt er wieder in diesem drängenden Ton und zieht Pia den Pullover über den Kopf, zerrt an ihrem T-Shirt und versucht fast verzweifelt, den Knopf an ihrer Jeans aufzubekommen.

      »Ich helf dir, ja?«

      Erleichtert lässt er sie machen. Schnell streift er alle Sachen ab und schlüpft unter die Bettdecke. Von dort sieht er Pia an. »Du bist schön«, murmelt er und schlägt die Bettdecke zurück.

      Sie legt sich schweigend neben ihn. Ihr Kopf fühlt sich leer an. Die Stimmung von vorhin ist verflogen. Sie versucht, sich auf seine Hände zu konzentrieren, aber sie empfindet gar nichts mehr. Angezogen findet sie es viel erregender. Stefan wohl nicht. Er atmet schwer und legt sich auf sie. Sein Glied fühlt sich hart an, als er versucht, in sie einzudringen. Pia presst die Beine zusammen.

      »Du


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