Pias Labyrinth. Adriana Stern

Pias Labyrinth - Adriana Stern


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      »Das ist doch Quatsch. Steht ja sogar in der Bravo.« Ärgerlich schiebt sie ihn weg.

      Mürrisch steht Stefan auf und kramt in einer Ecke herum. »Hier«, triumphiert er. »Willst du das nicht machen?«

      Pia schiebt ein rosafarbenes, klebriges Kondom über sein Glied. Sie legt sich auf den Rücken und atmet ruhig ein und aus. Versucht, sich zu entspannen.

      Als er in sie eindringt, fährt ein scharfer Schmerz durch ihren Körper. Sie beißt die Zähne zusammen, während er sich wild auf ihr bewegt.

      »Stefan«, fleht sie, aber er hört sie nicht. Plötzlich stöhnt er laut auf und lässt sich kurz darauf auf sie fallen. Stille.

      »Stefan.« Wütend schubst sie ihn von sich herunter.

      Er schlägt die Augen auf. »Hey, hat es dir denn nicht gefallen?«

      Pia schüttelt den Kopf.

      »Gar nicht?«, fragt er.

      Pia fängt leise an zu weinen. »Du hast mich überhaupt nicht beachtet«, schluchzt sie.

      »Natürlich hab ich dich beachtet. Nur …« Hilflos sucht er nach Worten. »Na ja, als ich in dir drin war, da konnte ich das nicht mehr. Nicht mehr kontrollieren, weißt du. Für mich war es doch auch das erste Mal.« Entschuldigend sieht er sie an. »Wir werden es einfach noch öfter tun. Üben ist wichtig. Dann gefällt es dir bestimmt auch bald richtig gut«, versucht er sie zu trösten.

      Pias Blick fällt auf die Uhr. »Scheiße, ich muss noch für die Party einkaufen.« Ohne eine Antwort abzuwarten, springt sie aus dem Bett, zieht sich hastig an, schnappt ihren Rucksack und rennt auf die Straße.

      Nee, das will sie bestimmt nicht noch öfter üben, überlegt Pia, während sie einen billigen Wein aussucht. Soll sich Stefan doch ’ne andre suchen. Ob sich jedes Mädchen beim ersten Mal wie ein Gegenstand fühlt, nur weil der Junge sich nicht kontrollieren kann? Das kotzt Pia echt an. Die Frauen sollen herhalten, weil die Männer sich nicht unter Kontrolle haben und ihren Trieb befriedigen müssen.

      »Ich hätte gern zehn Kondome«, wendet sie sich an die weiß gekleidete Apothekerin.

      »Wie bitte?«

      »Ich brauch sie für den Biologieunterricht.« Pia lächelt zuckersüß.

      »Ach so, ja natürlich. Müssen es bestimmte sein?«

      »Gefühlsechte«, bemerkt Pia trocken und lässt eine verstörte Apothekerin im Laden zurück.

      Die kann mich mal, denkt sie. Bestimmt weiß sie, dass ich zum Internat gehöre. Meinetwegen soll sie es allen Nonnen persönlich auf die Nase binden. Dann werde ich eben gefeuert! Lieber unter einer Brücke schlafen als den Horror noch länger mitmachen.

      Die Party steigt um 20 Uhr. Die Nonnen kontrollieren selten, ob auch wirklich alle im Bett liegen. Das müsste schon ein blöder Zufall sein. Die Mädchen schleichen auf Zehenspitzen und barfuß durch die abendlichen Treppenhäuser des Internats. Warum Pia überhaupt mitkommt, kann sie nicht sagen. Sie ist nicht besonders scharf darauf, Stefan wiederzusehen.

      »Hast du den Wein?«, flüstert Martina.

      »Ja klar«, sagt Pia.

      Der Vater hat ziemlich viel getrunken. Pia kann Alkohol nicht ausstehen, sie hat noch nie welchen getrunken. Vielleicht wird sie es heute tun. Sie hat gelesen, dass man dann nicht mehr viel merkt von dem, was um einen herum geschieht. Genau die Wirkung ist ihr heute Abend recht. Sie will es nur hinter sich bringen.

      »Hallo, da bist du ja.« Wie aus dem Boden gewachsen steht Stefan vor ihr.

      »Hey«, sagt sie verlegen.

      Er küsst sie sofort auf den Mund und seine Zunge drängt gegen ihre Zähne. Pia fühlt alle Augenpaare auf sich gerichtet, also öffnet sie den Mund, umarmt Stefan und schließt die Augen. So stehen sie Ewigkeiten da.

      »Komm, Alter, deine Flamme hast du noch den ganzen Abend.«

      Pia kennt den Jungen nicht, aber sie weicht einen Schritt zurück. Ist er etwa auf ihrer Schule? Dass ihr so ein Ekel gar nicht aufgefallen ist. Die drei anderen Jungs sind typische Gernegroß-Machos. Harmlos, aber unangenehm. Stefan ist mit Abstand der netteste. Martina geht anscheinend mit dem Ekel. Harro heißt er, hört sie später, als alle im noch warmen Sand sitzen und die erste Flasche Wein leeren.

      Weit und breit ist niemand zu sehen. Hier ist der Rhein einsam. Kein Haus im Umkreis von bestimmt drei Kilometern. Das gegenüberliegende Ufer ist bewaldet. Ein außergewöhnlich großer, orangefarbener Mond hängt in den Baumwipfeln wie eine riesige Frucht.

      »Sieh mal.« Sie stößt Stefan an und zeigt in den Himmel.

      Er lässt sich neben ihr nieder, legt seinen Arm um sie. »Wunderschön«, sagt er, und für einen Augenblick fühlt sich Pia richtig geborgen.

      »Wollt ihr noch Wein?«

      »Ja, gebt mal ’ne Flasche rüber«, antwortet Stefan für Pia mit.

      Sie hört die Mädchen reden, die Jungen fangen an zu grölen. Sie benehmen sich so richtig daneben. Die anderen Mädchen scheint es nicht zu stören, aber Pia macht es nervös. Zum Glück ist Stefan nicht so drauf, versucht sie sich zu beruhigen. Sie trinkt immer wieder von dem Wein, vergisst fast, dass es Wein ist, bis ihr ein bisschen übel wird und sich alles zu drehen beginnt. Sie lehnt sich bei Stefan an.

      »Alles okay?« Besorgt streicht er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

      »Ja, geht schon«, murmelt Pia.

      »Hey, Stefan, komm doch mal rüber. Martina erzählt uns grad eine nette Geschichte.«

      Wieso ich nicht?, denkt Pia, aber sie will die Geschichte eigentlich gar nicht hören. Sie legt sich auf den Rücken in den warmen Sand, hört das Schlagen der Wellen an der Uferböschung und betrachtet den sternklaren Himmel. Für Sternschnuppen ist es noch etwas zu früh.

      »So, Kleine, dann zeig uns mal, was dir dein Vater beigebracht hat.«

      Pia schreckt hoch. Mist, sie muss eingeschlafen sein. Wo sind die anderen Mädchen? Erschrocken dreht sie sich um. Sie stehen alle im Halbkreis um sie herum. Harro kniet vor ihr und drückt sie in den Sand.

      »Also, fang an.«

      »Lass mich los, du Arschloch.« Pia versucht sich aus seinem Griff zu befreien, aber er kniet auf ihren Armen. »Stefan«, schreit sie und tritt um sich, die Beine hat sie noch frei.

      »Los, trink das.«

      Pia dreht den Kopf weg, aber Harro hält ihr die Nase zu und irgendwann muss sie den Mund aufmachen, um Luft zu holen. Ein scharfes Brennen in ihrem Mund. Harro lässt ihre Nase los, und reflexartig schluckt Pia. Sie hustet.

      »Was soll das, verdammt?«

      Doch da hält ihr der Typ die Nase schon wieder zu. Pia schluckt auf diese Weise fast eine halbe Flasche.

      »Echter schottischer Whisky, du kleines Flittchen. Damit du dir ein bisschen Mut antrinkst.«

      Pia fühlt sich total benommen. »Lass los«, keucht sie. Sie kann sich überhaupt nicht mehr bewegen.

      »Harro, lass sie doch.« Angst schwingt in Martinas Stimme mit.

      »Aber erst solche Geschichten erzählen«, antwortet er und lockert seinen Griff.

      Stefan zieht sie hoch. »Jetzt bist du bestimmt total besoffen«, meint er, da übergibt sie sich schon. Sie hat das Gefühl, sich die Seele aus dem Leib zu kotzen, samt aller Organe.

      »Hier, trink mal ’nen Schluck, ist Kaffee«, sagt Stefan.

      »Warum machst du dabei mit?« Pia stürzt den Kaffee herunter. Er hilft nicht viel, nimmt aber wenigstens den ekelhaften Geschmack weg.

      »Genug geplaudert.« Harro reißt sie wieder auf den Boden. »Jetzt will ich Tatsachen sehen. Hosen runter.«

      Pia schreit,


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