Dantes Inferno I. Akron Frey

Dantes Inferno I - Akron Frey


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geschehen?»

      «Indem du über diese Hölle nachzudenken begannst. Indem du dich bemühtest, das Nichts so zu betrachten, wie du es dir vorstelltest, hast du ein gefährliches Leck in dein Bewußtsein geschlagen. Schließlich fielst du durch diese Bewußtseins-Bruchstelle aus der dualen Übereinstimmung mit der Welt heraus, weil für dich das Numinose zur persönlichen Wirklichkeit wurde. Weil dein Bewußtseinszensor nicht erkannte, daß es eine persönliche Vorstellung war, hat er diese Vorstellung zu einer anderen Wirklichkeit umgruppiert und dich damit in eine andere Welt gestellt. Diese Welt ist dein Hirn.»

      «Und wie komm ich hier wieder raus?» lautete meine nächste Frage.

      «Die wahre Freiheit, die hinausgeht, geht nach innen: Dann bist du draußen! Doch du bist nach innen gefallen, weil du nach draußen gehen wolltest, und nun sind wir miteinander im nebulösen Nichts gefangen und müssen auf den nächsten Sünder warten, der uns möglicherweise erlöst, wenn er hereinkommt.»

      «Wie groß ist die Chance?» brach ein stummer Wutschrei aus mir heraus, und schlagartig war mir alles klar: Es war das innere Bestreben, zurück zum Geist als Ganzem zu gelangen, ohne mich in Details zu verfangen. Wenn dieses Loch das Nichts war, das die Wahrheit enthielt, dann war ich eine Vision der unbeschreiblichen Kraft, in der ich mich selbst als Teil eines Größeren erkannte, und dieses Größere war der Impuls des Lebens selbst. In diesem Augenblick gab es einen riesigen Knall, und gleichzeitig verwandelte sich mein Hirn in einen glühenden Feuerball, denn plötzlich wußte ich: Ich war das Licht! Ich war das Nichts, und das Nichts war Licht! Einen Atemzug lang erhellte die Explosion mein Gesicht. Und wenn man den Himmel ansah, konnte man einen bis zu den Plejaden durchdringenden Wirbel sehen, ein implodierendes Loch aus regenbogenfarbigem Licht.

      Was ist los? Was hast du gesehen?» Akron stand vor mir.

      Ich versuchte mich zu erheben, stürzte aber vornüber und schlug mit meinem ganzen Gewicht am Boden auf. Mein Körper schlotterte, als würde er von elektrischen Stromstößen erschüttert; dann erkannte ich die Situation. Ich war der von sich selbst abgespaltene Teil, der sich gleichzeitig innerhalb und außerhalb seiner eigenen Wahrnehmung sah, und gleichzeitig stimmte ich mich in ihm auf den herrschenden Teil meiner eigenen Wesenheit ein, denn es waren seine Worte, die das Treppengeländer bildeten, das mich in die Tiefe führte. Sein Gesicht schwebte unmittelbar über mir, und ich begriff, daß ich es selbst war, der sich in der Arena seiner eigenen Gespenster begegnete: «Ich glaube, du solltest allmählich begreifen», sagte er, «daß unsere Reise kein Vergnügungsbummel ist. Die Fallen des Denkens sind genauso gefährlich wie die Abgründe der Seele. Beinahe hätten sie dich vernichtet. Warum willst du dich ständig umbringen?»

      Ich verstand nicht, wovon er sprach, und bat ihn, sich klarer auszudrücken. Er sagte aber nur, er sei gerade noch zur rechten Zeit gekommen, als ich mich schon von der Ratio verabschieden wollte, um mich im freien Fließen meines Geistes aufzulösen, was mich in dieser Hölle festgehalten hätte.

      Ich wollte noch viel mehr wissen, doch Akron winkte ab: «Komm jetzt, du hast dich wie ein Idiot benommen. Dort vorne leuchtet schon das Venuslicht …»

      Venus in Fische

       Vorhölle

      Die Vorhölle der (embryonalen) Sehnsucht an der Schwelle zum Versinken im Seelenschlamm

       Sünder

      Haltlose Schwärmer, Giftmischer, Orakelpriesterinnen, Liebes- und Zuwendungssüchtige, Erotomanen, Nymphomanen oder von der Triebhaftigkeit angewiderte Platoniker, heimliche Huren, versponnene Heilige, selbstlose Egoisten

       Disposition

      Der Schattenbereich von Venus in den Fischen und Venus im 12. Haus sowie disharmonische Venus/​Neptun-Aspekte

       Schuld

      Antriebslosigkeit, Schwärmerei, reduzierter Wirklichkeitssinn, Stupor, Delir, Wahrnehmungsschwäche, Tendenz zu verinnerlichtem Verträumtsein, unverwirklichte oder unstillbare Liebessehnsüchte, irreale Liebesverstrickungen, Flucht in Sucht und Rausch (Liebesräusche), ich-zersetzende Tiefensehnsüchte, trügerische, irreführende Wunschbilder, verwirrende, unklare Beziehungen, verdrängte Emotionen, versteckte Erotik, Angst vor Sexualität, übergroßer Idealismus, Scheinharmonie, pseudospirituelle Ego-Auflösungen, Altruismus aus schwachem Persönlichkeitsgefüge

       Strafe

      Die Strafe stellt das Versinken im Schlamm trügerischer Hoffnung dar, denn sie entspricht dem unstillbaren, grenzenlosen Wahn, der sich bis zur völligen Aufweichung des Egos auswachsen kann. Das versinnbildlicht die Erschließung der inneren Bilder und das tiefe Eintauchen in die unbewußten Bereiche des Selbst, wo dich deine innere Sehnsucht gefangenhält. Es ist, als ob du von der Vorstellung deiner Sehnsucht ausgefüllt oder von der idealen Gott-Liebe besessen der Verschmelzung mit dem Universum nachsinnst. Diese Hölle hält dich an der Wurzel deiner unbewußten Begierden fest, denn hier werden deine gefährlich bezaubernden und in dir selbst wirkenden Sehnsüchte angesprochen. Da du durch den Kontakt mit ihnen zum hilflosen Bündel verschmelzender Hingabe wirst, erfährst du hier deine latente Bereitschaft, dich diesen sirenenhaften Verführungskräften opfern zu wollen. Doch da das Ziel deines Opfers gewissermaßen in dir selbst liegt, ist es so, als ob du dich selbst nach deinem Spiegelbild sehnst, in dessen Spiegelung du deiner eigenen Sehnsucht begegnest und in der du dich von deinen eigenen Gefühlen auszuschließen verstehst.

       Lösung

      Venus in Fische entwickelt ihr geistiges Potential aus dem Unvermögen, persönliche Eigenart zeigen zu können. Diese Grundhaltung ist eng mit dem Verhalten verknüpft, sich auflösen zu wollen, denn dein spirituelles Engagement ist eine Sublimierung des Mutter-Eros, der wiederum mit einer unbewußten Todessehnsucht (Auflösungsverlangen) verbunden ist. Deshalb ziehst du dich von der äußeren Hektik in die versunkenen Räume innerer Traumbilder zurück, wo du in der Geborgenheit deiner Numinosität versinken kannst. Wenn du begreifst, daß du unter dem Einfluß dieser Hölle nicht nach klaren Zielen, sondern nach einem metaphorischen, allegorischen, symbolischen oder sonstwie verschwommenen Mythos strebst, vermagst du den Hintergrund deiner traumhaften Erscheinungsbilder zu erkennen und die Grundlage deiner von den Verdrängungsmechanismen angetriebenen Sehnsüchte auch dort zu sehen, wo sie nicht nur verschleiernd von der Wirklichkeit ablenken.

      Weit draußen sah ich ein rotes Licht wie die Morgendämmerung über den Wassern funkeln, es leuchtete wie ein großer, glühender Rubin, und ich fragte meinen Seelenführer: «Was ist das für ein Licht?»

      «Es ist das Licht der toten Seelen, die sich in den tiefen Gewässern bis zur Selbstauflösung verloren haben – es ist gefährlich, sich ihnen zu nähern.»

      «Wer sind diese armen Wesen, und was ist ihre Schuld?» Eine unendliche Sehnsucht überfiel mich plötzlich.

      «Es sind die Irrlichter einer unerfüllbaren Sehnsucht nach Liebe, die dort draußen über den Morästen schweben und ihre Netze nach den Menschen auswerfen. Dabei locken sie die Vorüberziehenden in die tiefen Gewässer, um sie in der Dämmerung allein zu lassen. Vielen erscheinen sie aber auch im Licht, denn es sind die spirituellen Mütter der Ungeborenen.»

      «Ich dachte, die Morgenröte sei ein Sigill der sich öffnenden Seele, Grundlage der Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit in der menschlichen Welt?» erwiderte ich.

      «Die Sehnsucht nach Liebe und Verschmelzung ist eine Illusion», sagte Akron lachend, «die Gärten der Hesperiden, die Insel der Seligen oder die unterirdischen Paläste der Wassernixen sind nur die Sumpfblüten, die ihre Kronen aus dem Schlamm der kollektiven Träume erheben, um die Menschen zu den Quellen ihrer embryonalen Sehnsüchte hinunterzuziehen.»

      «Aber


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