Dantes Inferno II, Das Auge der Hölle. Akron Frey

Dantes Inferno II, Das Auge der Hölle - Akron Frey


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hakte ich nach.

      „Sie müssen sich einer Vasektomie unterziehen, bevor sie den Dienst hier antreten können…“

      „Vasektomie?“

      „Das bedeutet die Entfernung eines Stückes vom Samenleiter. Dabei werden die Nerven getrennt und die Arterien abgeklemmt, die das Blut in den Penis pumpen. Damit sind sie nicht mehr in der Lage, einen hochzukriegen, ohne aber die psychische Begierde zu verlieren. Ohne die Möglichkeit sexueller Entspannung sind sie zur ewigen Pein verdammt. Deshalb kannst du von ihnen auch keine Milde erwarten. Schau, da bringen sie den Nächsten!“

      „Was passiert eigentlich mit den weiblichen Seelen?“ wollte ich wissen, nachdem der nächste Sünder in die Gebetsbank gezerrt, die Hände in die Scharniere gelegt und das Glied durch die Öffnung der „Spanischen Manschette“ geführt worden war. Wieder die angstvolle Pein, das sirrende Geräusch des fallenden Messers und dann der entsetzte Schrei, bevor das Opfer aus den Fesseln gelöst und weggetragen wurde. „Wie werden die Sünderinnen in dieser Hölle bestraft? Sie haben ja keine Genitalien…“

      „Genauso wie die Flamme aus dem Kopf des Teufels strömt und damit die Libido der Göttin erhitzt, genauso ist die Kraft der Sünderinnen an die Pein der männlichen Kreaturen gebunden“, antwortete mein eng verbundener Kamerad, „die sie ständig am Köcheln halten müssen, um nicht selbst zu leiden. Magst du es sehen?“

      „Wenn ich dich richtig verstehe, dann wäre der Teufel das Energiepotential und die Vampirin die libidinöse Erlösung, die das Energiepotential anzieht und in Bewegung hält?“

      „Er nimmt den Sündern die Kraft und reflektiert sie ihnen im Weib, deshalb fühlen sich alle zu seinen Füßen kastriert“, entgegnete er und spannte sich in meiner Hand.

      Wir gingen um den mächtigen Kubus herum und betraten von hinten einen düsteren Raum. Darin herrschte ein übler Gestank und instinktiv zog ich die eigene Vorhaut zurück, wobei mein Begleiter von einer Sekunde zur anderen anschwoll. In der Mitte war ein großer steinerner Tisch, und darauf lag ein schneckenförmiges, befremdlich auf mich wirkendes Riesengebilde, das bis an die Decke reichte. „Schau es dir genau an“, sagte er stolz. Zögernd hob ich meinen Blick. Das, was ich sah, war ein riesiges, gestauchtes Genital, das durch ein Loch in der Decke drang.

      „Was machen sie da?“ fragte ich das Energiepotential in meiner Faust. Blutbespritzte Frauen mit großen Messern in den Händen versuchten das monströse Gekröse scheibchenweise zu verkleinern, während andere in die hängenden Glocken kniffen, um die mit dem Erlöschen ringende Liebesflamme wieder in die Höhe zu bringen. Eine grausigere Szene konnte man sich nur sehr schwer vorstellen.

      „Sie stimulieren die verdrängte Libido…“, stöhnte mein Schwanz. Ich fühlte winzige Tröpfchen auf seinem Haupt.

      „Welche Libido?“ stieß ich heraus.

      „Schau mal hinauf!“ Da erkannte ich mit einem Schlag, daß die Kammer, in der wir uns befanden, der Raum unter der Sitzfläche des Würfels war. Es war der riesige Phallus des Baphomets, der durch die Deckenöffnung herunterhing und auf dem Behandlungstisch vor uns auflag. „Du wolltest wissen, wie die weiblichen Seelen in dieser Hölle leiden“, dröhnte der Kleine in meinen Gehörwindungen, „und hier findest du die passende Antwort!“

      „Sind das nicht Halluzinationen“, erwiderte ich, während ich ihn mit der Rechten massierte, „Auswirkungen der bestialischen Dünste, denen wir in dieser Hölle ausgesetzt sind?“

      „Alles, was du siehst, sind Halluzinationen“, krächzte mein Begleiter, „aber es sind die sadistischen Trugbilder der Betroffenen, und sie lassen in dir die Bilder entstehen, in denen du ihnen aus deiner eigenen Perspektive gegenübertrittst. Wir befinden uns in den Erinnerungen der weiblichen Schlächter, die ihre Opfer verstümmeln. Ihr Energiefeld ist mit dem Schmerzzentrum im Hirn der jeweiligen Täter verbunden und nur die Pein, die sie ihnen zufügen, müssen sie nicht selbst erleiden. Deshalb ist es ihr Ziel, sie zu peinigen, um die Hölle nicht am eigenen Leib erleben zu müssen.“

      „Bei den Mätressen scheint es umgekehrt“, seufzte ich, da ich sah, wie sie nicht den Penis malträtierten, sondern die Eier stimulierten.

      „Die Mätressen müssen den Teufel reizen, so daß er beim Schmerz gleichzeitig Lust verspürt. Ähnlich wie ihre Schwestern tragen sie ein mit ihrem Hirnzentrum verbundenes Aggregat im Inneren. Ist das Objekt ihrer Begierde angeregt, dann empfinden sie im Gegensatz zu den Metzgerinnen Lust, was diese wiederum anspornt, die Schmerzen zu verstärken; ist der Ärmste wegen der ihm zugefügten Pein hingegen zu wenig stimuliert, dann heizt sich das Gerät in ihrem Po bis zum Siedepunkt auf und röstet sie von innen.“

      „Diese ganze Szenerie ist unerträglich…“, kreischte ich. Ich schloß die Augen, und meine Phantasie nahm meine Vorstellungen auf, spann sie zurück durch die Jahrzehnte und webte vor meinem inneren Empfinden ein gemeines Bild, das mir so niederträchtig erschien, daß ich erst gar nicht glauben wollte, daß es meine abgespaltene sexuelle Phantasie war, die mich in dieser Hölle berührte.

      „Diese physische Pein ist die Voraussetzung für das psychische Gleichgewicht in dieser Hölle“, ächzte das erigierte Bündel in meiner Hand. „Die Eier müssen ständig angereizt werden, damit der Schaft nachwächst und die Libido produziert, die diese Hölle überhaupt am Leben hält, und gleichzeitig muß das Glied ständig zurückgeschnitten werden, damit es nicht zu groß wird und die Räume zerstört, denn es besitzt eine unbegrenzte Ausdehnung…“

      Im gleichen Moment hatte ich eine schreckliche Vision. Ich öffnete die Faust und bewegte die Finger. Zuerst glaubte ich, einen gezackten Wurm zu fühlen, doch dann merkte ich, ich hielt nur meinen tapferen kleinen Freund in der Hand. Ich rieb ihn vor und zurück, bis er sich riesig ausdehnte. Ein heftiges Zittern jagte in eruptiven Schauern durch meinen Körper hindurch und ich spürte den großen, ewigen Kreislauf, der alle Lebensformen verband, wobei ich mich selbst als untrennbaren Teil des Lebendigen empfand. Eine niemals zuvor gekannte Liebe zur gesamten Schöpfung überflutete mich, grenzenlose Hingabe, bedingungsloses Annehmen, als sich meine libidinöse Flamme durch Baphomets Horn in die Göttin bohrte: „Keiner darf ungestraft in mich eindringen! Wer sich mit mir vereinigen will, muß versuchen, sich durch sein eigenes Bild von mir in seine Vorstellung zu onanieren“, triumphierte sie, als sie meinen Harten in sich spürte, und mit einem brutalen Schnitt trennte sie mir das Glied an der Schwelle zur spirituellen Verschmelzung ab. Ich sah das klaffende Loch zwischen meinen Beinen, aus dem das Blut in dunklen Strömen herausquoll. „Das sind ja Schreckensszenen aus den Folterkammern der Inquisition“, winselte ich.

      „Da hast du recht! Das Ganze ist so schrecklich wie die Hirne, die sich solche Szenen ausbrüten“, brüllte meine abgespaltene Eichel, „und ihre Eignerinnen sind wahre Teufelinnen. Spürst du, wie geschickt sie ihre Aufgabe erledigen?“ Voller Hektik versuchten die Mätressen meine Blutung zu stillen. Mit einem dünnen Lederband schnürten sie mir die verbliebene Hälfte ab. Ein letztes Mal versuchte ich mich aufzubäumen. Dann wurde es dunkel um mich.

      „Komm zu dir!“ Akron gab mir einen Schlag. „Wir haben noch einen langen Weg vor uns.“

      „Wo bin ich hier?“ Ich stand am Rande eines ungeheuren Abgrunds.

      „Du hast eine kleine Reise gemacht.“ Akron zeigte mit der Hand in die Tiefe: „Siehst du den armen Kerl dort unten?“

      Ich sah hin und die Erkenntnis traf mich wie ein Hammer. Mitten in einer Schar von Büßern sah ich mich selbst vor dem gehörnten Götzenbild knien, über dem Baphoma auf einer züngelnden Flamme thronte. „Wie ist das möglich?“ plärrte ich und zog Akron am Ärmel.

      „Um die kollektiven menschlichen Ängste in dieser Hölle zu erleben, mußtest du dich selbst in diesen Teil hineinbegeben, durch den ich dich nicht begleiten konnte. Weil du dich ohne mentalen Beistand aber möglicherweise in diesen Energien verlaufen hättest, habe ich dich aus sicherer Entfernung von hier oben dirigiert. Komm jetzt, wir müssen weiter!“ sprach er sanft und zog mich an der Hand.

      Akron geleitete mich die lange Galerie entlang und sagte dann: „Die wahre Hölle ist in dir, wo dich


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