Das wundersame Seniorenheim - Teil 4: Lucia und Lukas in der Türkei. Rosemarie Knutzen
unser Goldschatz“, sagte Omi Kiesel und Dennis lachte übers ganze Gesicht. Lucia nahm Dennis auf den Arm und drückte ihn ganz fest an sich, und an Dennis’ Lachen konnte man sehen, dass er sich bei Lucia wohlfühlte.
„Ich glaube, wir haben den ganzen Flieger nur für uns“, sagte Opa Kiesel scherzend. „Das glaub ich auch“, kam es von allen Seiten und sie mussten herzhaft lachen. Der Flug nach Antalya wurde über den Lautsprecher aufgerufen, von dort ging es nach Side. „Es geht es los, Kinder“, sagte die Mutter, „beeilt euch.“ – „Was ein Glück“, sagte Lucia, „ich hätte es vor Aufregung bald nicht mehr ausgehalten.“ Endlich saßen alle im Flugzeug und der Kapitän steuerte auf die Abflugbahn.
Hinter Lucia und Lukas saßen Alis Kinder, die erzählten, wie schön es in der Türkei ist und dass sie sich freuten, endlich wieder ihre Verwandten zu sehen. „Am meisten freue ich mich aufs Meer“, sagte Lukas, „ich habe meine Taucherbrille und die Schwimmflossen eingepackt.“ – „Ach“, meinte Lucia träumerisch „ich freue mich auf die köstlichen Süßigkeiten mit Honig.“ – „Kinder“, sagte die Mutter, „ich habe das Gefühl, dass alles schön in der Türkei ist.“ Ob sie wohl damit recht behielt?
Der Servicewagen wurde vorgefahren und brachte etwas zum Trinken. Eine Stewardess verteilte Malstifte und Blätter und sogar kleine Spielzeuge. So verging die Zeit ganz schnell und ruckzuck kündigte der Kapitän durch den Lautsprecher an, dass sie nun den Flughafen Antalya anfliegen würden.
Lucia schaute mit Lukas aus dem Flugzeugfenster auf das weite Meer. Da ruckte es kurz und schon waren sie gelandet. Der Weg in die Ankunftshalle war so spannend, dass Lucia ständig an ihrem T-Shirt zubbelte. „Kind, was bist du denn so nervös?“ sagte die Mutter. „Ach, Mami, ich kann es halt nicht mehr abwarten, endlich das Hotel zu sehen, und den Strand!“ – „Mir geht es auch so“, meldete sich Lukas zu Wort, „ich gehe sofort ins Meer zum Schnorcheln.“ –
„Aber, Kinder, erst mal müssen wir ankommen, dann sehen wir weiter“, sagte die Mutter lächelnd.
Sie gingen zur Gepäckausgabe und holten ihre Koffer. Ali hob die Hand und sagte: „Liebe Verwandte und Freunde, Mehmet, der Vater von Sezer, hat für uns Taxis bestellt. Bitte wartet draußen, ich werde euch zu ihnen bringen.“
Und so geschah es, Ali verteilte alle Gäste auf die bereitstehenden Autos und dann fuhren sie im Konvoi zum Hotel.
„Wow, ist das schön warm hier“, freute sich Lukas, „das kann man ja gar nicht mit uns daheim vergleichen.“ – „Ja“, erklärte Omi Kiesel, „wir sind ja auch im Orient, hier lässt es sich aushalten, denn wir sind direkt am Meer und da geht immer eine kleine Brise.“
Die Ankunft im Hotel
Schon die Fahrt ins Hotel war aufregend. „Hier sieht alles so anders aus als bei uns“, staunte Lukas immer wieder und Lucia nickte zustimmend. Sie sahen sehr schöne neue Häuser, aber auch sehr alte Gebäude. Sogar Pferdefuhrwerke fuhren noch auf der Straße, und überall wuchsen Orangenbäume und Zitronenbäume.
Endlich standen sie vor dem Hotel. „Wie toll sieht das denn aus“, wunderte sich Lucia. „Mensch, das ist ja wie im Märchen aus 1001 Nacht.“
Ja, das orientalische Hotel war wirklich ausgesprochen schön anzusehen. Davor standen einige Menschen und Hoteljungen in orientalischen Pagen-Uniformen.
„Meine lieben Verwandten und Freunde, alte und neue, herzlich willkommen in der Türkei.“ Mehmet war ein großer gut aussehender Mann mit Haaren so schwarz wie Sezer Augen. Er hatte einen feinen dunklen Anzug an und kam mit ausgestreckten Armen und einem Lachen auf dem Gesicht auf sie zu. Er begrüßte jeden einzelnen herzlich, während die Pagen die Koffer nahmen und sie ins Hotel trugen. „Am besten ihr geht erst einmal auf eure Zimmer und wir treffen uns in einer Stunde an der Bar zu einem kleinen Begrüßungstrunk. Die Hotelpagen bringen euch die Koffer aufs Zimmer, lasst einfach alles stehen und fühlt euch wohl in meinem Hotel.“
Lucia und Lukas hatten gemeinsam ein geräumiges Zimmer mit zwei getrennten Betten und einem großen Balkon, der direkt zum Meer ging. Ihre Mutter und die Großeltern hatten ihre Zimmer direkt nebenan.
„Mein Gott, was für ein tolles Zimmer! Schau mal, Lukas, wir können aufs Meer sehen.“ Sie liefen auf den Balkon und da standen auch schon Omi Kiesel auf der linken Seite und rechts ihre Mutter. „Na, ist das nicht ein Traum, Kinder“, sagte Omi Kiesel, „hier möchte man ja gar nicht mehr weg.“ Lucia, Lukas und ihre Mutter nickten fröhlich dazu.
„Mami, dürfen wir ans Meer gehen?“, fragte Lukas. „Erst nehmen wir den Begrüßungstrunk, Kinder, und hören, was Mehmet für uns vorbereitet hat. Dann gehen wir ans Meer. Ein wenig Geduld müsst ihr noch haben.“ Lucia und Lukas seufzten laut und sagten im Chor: „Okay.“
Endlich im Meer
Die Hochzeitsgäste versammelten sich in der großen Halle um die kleinen runden Tische mit den verschiedenen Säften und türkischen Häppchen drauf. Lucia und Lukas nahmen sich einen Orangen-Granatapfel-Saft und ein kleines Honiggebäck.
„Wie köstlich“, stöhnte Lucia, „davon könnte ich einen ganzen Berg essen.“ Lukas kaute und nickte. „Aber, Kinder, esst nicht so viel davon, sonst bekommt ihr einen schweren Bauch und könnt nicht ins Meer gehen.“ Schlagartig hörten beide auf zu essen, denn sie wollten unbedingt ins Meer.
Mehmet begrüßte noch einmal alle ganz herzlich und fragte, ob sie mit ihrem Zimmer zufrieden seien, denn wenn nicht, würde er nach einem anderen Zimmer schauen. Aber niemand beklagte sich. Dann kamen Steffi und Sezer dazu, sie sahen sehr glücklich aus. Sie begrüßten jeden Verwandten und überhaupt jeden Gast mit einer Umarmung. Mehmet war stolz auf seine Kinder, denn er hatte Steffi sofort ins Herz geschlossen. Nachdem noch ein paar Worte gewechselt waren, erklärte er allen den Tagesablauf:
„Liebe Freunde, unsere Hochzeitsfeier beginnt morgen um 18 Uhr hier im großen Saal. Bis dahin lassen Sie es sich gut gehen und genießen Sie die Zeit. In Ihrem Zimmer liegt eine Broschüre, in der alles aufgeschrieben ist, von den Mahlzeiten bis zu den verschiedenen Aktivitäten, an denen Sie teilnehmen können. Das Meer hat 23 Grad Celsius, genauso wie die Temperatur in unseren Pools. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen und wenn Sie einen Wunsch haben, bitte sagen Sie es mir, ich werde versuchen, ihn zu erfüllen. Ich wünsche Ihnen einen schönen Aufenthalt, wir sehen uns spätestens morgen um 18 Uhr wieder.“ Die Gäste bedankten sich und sprachen in den höchsten Tönen von der herzlichen Gastfreundlichkeit.
„Aber jetzt ab ans Meer“, rief Lukas und beide Kinder wollten losrennen, um sich auf ihrem Zimmer umzuziehen. „Halt, Kinder, das erste Mal komme ich mit“, sagte die Mutter, „sonst habe ich keine Ruhe.“ – „Ach, Mami, wir sind doch keine Babys mehr“, sagte Lukas vorwurfsvoll. „Und außerdem haben wir unseren Rettungsschwimmer im Frühjahr absolviert“, schloss sich Lucia an. „Ja, da habt ihr recht, Kinder, trotzdem möchte ich vorher wissen, wie das Meer hier ist.“ Nachdem sie sich umgezogen hatten, warteten sie auf die Mutter und liefen dann gemeinsam zum Meer. Sie durchquerten die naturnahe Anlage mit den riesigen Rasenflächen, auf denen Oleanderbäume wuchsen und Palmen und Bananenpflanzen. Der Jasmin blühte und ein Gewimmel prächtiger Pflanzen, die sie nicht kannten, säumte den Weg. An den drei Swimmingpools standen Liegen mit dicken Polstern in der Sonne, Rattansessel und Tische mit Glasplatte bildeten die einzelnen Sitzbereiche. Es gab sogar ein Strand-Restaurant und außerdem ein Amphitheater. Alles sah sehr edel aus und war hübsch angeordnet, ganz so wie in den Märchen von 1001 Nacht. Und dann kamen sie endlich ans Meer mit seinem großen breiten Strand, auf dem ebenfalls Liegen und Sonnenschirme standen.
Die Kinder warfen rasch ihre Badehandtücher auf eine Liege, schauten prüfend auf die Mutter und als die nickte, rannten sie los. Sie sprangen ins Meer und stießen Freudenschreie aus. Lukas tauchte immer wieder