Winter. Dave Nocturn

Winter - Dave Nocturn


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Jeeps führte. Ein Befehl an die Zombies, sich hinter dem Fahrzeug zu sammeln, und ein weiterer, aufzusitzen, führte schließlich zum gewünschten Ergebnis.

      Doch so einfach, wie er sich das dann vorgestellt hatte, war es doch nicht, denn sie wurden unruhig. Zusammengequetscht zu sein, machte sie offensichtlich nervös. Dann fuhr er los, und prompt fielen die drei hintersten aus dem Wagen.

      Er war etwa zwei Kilometer in Richtig Schwarmstein gefahren, als er merkte, wie seine Konzentration nachließ. Er benötigte zu viel Kraft, um die bei der Scheune gebliebenen Untoten beisammenzuhalten. Und dann geschah es: Er hatte sich nur eine Sekunde zusätzlich auf das nun nähere Dorf konzentrieren wollen und kam von der Straße ab.

      Der Jeep krachte so in den Straßengraben, dass Frank und die hilflosen Zombies wie mit der Schleuder abgeschossen über den Acker flogen. Zum Glück gab es nur wenig Verluste, und mit der vor Ackerschlamm triefenden Meute kehrte er zu dem kleinen Gehöft zurück.

      Also waren sie jetzt wieder zu Fuß unterwegs, und Frank ahnte, dass sie so den fliehenden Pilgern kaum näher kommen konnten. Nur sein immer noch schwelender Hass gegen Sandra, die ihn verraten hatte, ließ ihn weitermachen. Gedankenverloren strich er mit seiner schrumpeligen Zunge über die neuen Schneidezähne. So richtig fest waren die auch nicht.

      Er blickte zu Gabi, die links neben ihm ging. Sie wirkte abwesend, so, als ob sie gerade wieder auf ihre Art Kontakt mit jemand anderem aufgenommen hatte. Ihr rundes Gesicht wirkte angespannt, und sie bewegte andauernd die Augenbrauen, als ob sie über etwas nachdachte.

      »Wie hätte ich das denn machen sollen? Ich konnte doch nicht in deine Mutter beißen. Das ging nicht. Und auch unsere wandernden Toten schien etwas daran zu hindern, es einfach zu tun. Ich musste nicht mal große Konzentration aufbringen, um sie daran zu hindern.«

      Ihr Kopf ruckte hoch und sie sah ihn mit ihren dunklen Augen böse an. »Sie hätte es verdient. Und es wäre vorbei. Jetzt muss ich sie noch länger ertragen.«

      »Tu du es doch!«

      »Bah.«

      Wie eingeschnappt sah sie stur nach links. Dort zeichnete sich hinter einem lichten Wäldchen das Nachbardorf von Schwarmstein ab. Dort gab es außer ein paar umherirrenden Zombies kein Leben, alle Bewohner waren damals ins größere Dorf geflüchtet. Wenn sie es denn geschafft hatten …

      »Wie war das denn früher? Du hattest erzählt, dass ihr irgendwas mit den Jungens im Dorf gemacht hattet. Das klang irgendwie … normal.«

      Gabi tat, als hätte sie nichts gehört, aber Frank nahm die Veränderung in ihrer Aura wahr. Sie hatte die Frage mitbekommen.

      Franks Gedanken schweiften ab, als er über seine eigene jüngere Vergangenheit nachdachte. Es war nur einige Tage her, da war er, auch mit einer Frau – sein Blick glitt kurz zu Gabi, die weiterhin stur schweigend neben ihm herwatschelte – vor den Zombies und »Hausmeister Krause« geflohen. Wie jetzt war ihnen ständig eine Horde Reanimierter gefolgt. Aber damals hatte er nichts mit ihnen zu tun haben wollen. Heute benutzte er sie, um sich zu rächen und dem Dunklen Mann …

      Frank bemerkte, dass die lange Abwesenheit Gabriels in ihm den Keim von Zweifel an dessen Allmächtigkeit wachsen ließ.

      »Ich kann es nicht. Sie sind zwar böse, aber sie sind … meine alte Welt. Das schreibt man …« Sie stockte. »Ich weiß ganz tief drinnen, dass es nicht gut ist, wenn sie ebenfalls wie wir werden. Darum haben auch unsere Soldaten die faulen Flossen von ihnen gelassen.«

      Das hatte Frank sich bereits gedacht. Ohne ihren unbewussten Einfluss wäre so hilfloses Warmes Rotes sofort das Opfer des unstillbaren Hungers der Zombies geworden.

      »Deine alte Welt. Das hast Du gut gesagt. Von meiner ist nicht mehr viel übrig. Meine Tante wollte mich sogar schon verspeisen, bevor ich Sandra traf.« (Siehe Band 1 "Gottes letzte Kinder")

      Wut kochte in ihm hoch, als er ihren Namen aussprach, doch sie brannte längst nicht mehr so wie damals, als Gabriel den Hass in ihm entfacht hatte.

      Frank beschleunigte seinen Gang, und die Horde der Untoten folgte ihrem General. Den Kurs gab die kleine Gabi vor. Zumindest solange sie noch die Pilger in der Ferne spürte.

      ***

      Der kalte Regen wurde immer kräftiger – und Franks Stimmung ebenso düster wie die Wolken, die sich über ihnen türmten.

      Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf: Wenn doch wenigstens eine der drei U-Boot-Batterie in seinem Keller noch gehalten hätte. Dann wüsste er nichts von alledem hier. Er würde ab und an Ausflüge machen, um zu sehen, was es noch zu holen gab, und könnte immer in sein gesichertes Haus zurück. Er wäre auf jeden Fall nicht so durchnässt.

      »Einem verbrannten Schlackeklumpen ist es egal, ob er nass ist oder nicht.«

      »Hä?« Frank glotzte Gabi unter seinem um den Kopf gewickelten Tuch mindestens so dämlich an wie eine Bergziege einen Touristen, der ihr ein Büschel Gras vor die Nase hielt.

      »Denk nach, Großer!«

      Was wollte die Kleine? Hatte sie etwa in seinen Gedanken geschnüffelt? Das wäre eine beachtliche Leistung. Wieso Schlackeklumpen?

      Als Gabi mit ihrer flachen rechten Hand ein Flugzeug darstellte und mit dem linkem Daumen und Zeigefinger etwas »davon runterfallen« ließ, dämmerte es Frank.

      Sie sah ihn mit einem breiten Lächeln an. »Das buchstabiert man D-E-S-I-N-F-I-Z-I-E-R-U-N-G.«

      Gabi hatte recht. In Wahrheit hatte der beherzte Eingriff des alten Herrn da oben in die Funktion seiner Solaranlage ihm das Leben gerettet. Leben. Na ja, was man so als Leben bezeichnete.

      »Immerhin können wir uns unterhalten und spazieren gehen. Das habe ich früher nicht so gerne gemacht.«

      Jetzt musste Frank auch grinsen. Das konnte er sich gut vorstellen.

      »Also gäbe es gar kein anderes Leben für mich«, fuhr er fort. »Ich muss froh sein, ein totlebender General Gabriels zu sein, anstatt irgendwo in Köln richtig tot als Kohlehaufen herumzuliegen? Wirklich beruhigend.«

      Gabi schien eher keine Problem damit zu haben. Natürlich war ihr durch das Down-Syndrom geschwächter Körper als Totlebende stärker und ausdauernder. Aber sie konnte nichts mehr fühlen, wusste jedoch genau, was es bedeutete. Nur der Hass war geblieben.

      Je mehr Frank darüber grübelte, desto verwirrter wurde er. Es war an der Zeit, dass sie wieder Action machten. Auch ihre Gefolgschaft wurde merklich unruhiger. Das lag aber nicht nur an seinem melancholischen Anfall, sondern auch daran, dass die Zombies durch den Regen langsam wieder aufweichten und die hinteren auf dem abgefallenem glitschigen Fleisch der vorderen ausrutschten. Und so strauchelten die hungrigen Zombies gegen ihre Artgenossen, denen das überhaupt nicht behagte.

      Kapitel IV

      Trautes Heim

      Liebes Tagebuch, es ist unglaublich, was wir erfahren haben: Nicht nur, dass wir jetzt den Auslöser für diese Scheiße, in die sich unsere Welt verwandelt hat, kennen. Es besteht die Hoffnung, dass es ein Heilmittel geben wird. Für die Milliarden wandelnder Leichname nicht mehr. Aber für alle, die noch leben, und die, die vielleicht nach uns kommen. Steini, also Dr. Steins, hat uns erklärt, was passiert ist. Ich glaube ihm. Auch, dass er und seine Kumpels nicht gefährlich sind. Solange sie genügend Dope intus haben. Hätte ich auch gerne.

      Jörg konnte sich nicht beruhigen, ebenso wenig wie die anderen Pilger. »Sie erzählen uns seelenruhig, dass hier der Ursprung der Seuche liegt, und im selben Atemzug, dass es ein Heilmittel geben könnte?«, schrie er.

      Erich stieß ins gleiche Horn: »Selbst wenn es eins geben sollte: Ihr habt die Seuche auf die Menschen losgelassen. Warum sollten wir euch glauben oder euch schonen?«

      Dr. Steins setzte sich auf den Boden vor dem Tor. Er bedeutete der Gruppe, es ihm gleichzutun, nur auf ihrer Seite des Zaunes.

      »Bitte«, sagte er, »hören Sie mich an, und dann entscheiden Sie,


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