Knurr und das Amulett des Dämonenfürsten: Die Abenteuer der Koboldbande Band 6). Jork Steffen Negelen

Knurr und das Amulett des Dämonenfürsten: Die Abenteuer der Koboldbande Band 6) - Jork Steffen Negelen


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und prallten an Orbins Schutzbann ab. Sie zerbrachen und landeten im Schnee, ohne ihr Ziel erreicht zu haben. Ein Donner hallte sofort durch die Wälder und sein Echo schwang sich von Berg zu Berg. Die Blitze von Knurr und Orbin zuckten den Angreifern entgegen und rissen zwei von ihnen um. Die anderen Krieger versuchten, mit Äxten und Keulen den Schutzbann zu zerschlagen. Doch ihre Kräfte schwanden immer mehr und sie sanken schließlich in den Schnee. Nur der Anführer blieb auf seinen Beinen. Als er sah, was mit seinen Kriegern geschah, konnte er es kaum fassen. Erschrocken wich der Anführer zurück.

      Barbaron sprang von Orbins Schulter herunter und hüpfte geschickt von einem Krieger zum anderen. Dabei zog er seine Pfeile aus ihren Armen und Beinen heraus. Dann stellte er sich vor dem Anführer hin und spannte seinen Bogen. »Möchtest du auch ein wenig schlafen?«, fragte er den riesigen Kerl. »Du siehst so müde aus und ich würde dir gern eine Mütze voll Schlaf verpassen.«

      »Nein! Nein … ich will nicht!«, rief der Krieger und er warf seine Axt in den Schnee. Dann drehte er sich um und rannte davon, so schnell ihn seine Beine trugen. Kopfschüttelnd sah Artem sich an, wie ein Mann, der so groß und so stark wie eine nordische Eiche war, vor einem winzigen Minitroll davon lief.

      Orbin lachte und selbst der sonst so brummige Knurr konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Artem machte dem Spaß ein jähes Ende und er rief Barbaron zurück. »Lass es gut sein, mein kleiner Freund. Er wird zu Cromber eilen und ihm berichten wollen.«

      Doch der Prinz irrte sich, denn eine große Menge Krieger rückte jetzt auf dem Weg gegen die Gefährten vor. An ihren ledernen Rüstungen und den Wappen auf ihren Schilden erkannte Artem, dass die Feinde, die ihnen entgegen zogen, von der Sippe seines Onkels Cromber waren. Mit diesen Kriegern konnte er nicht reden. Sie waren schon immer gegen seinen Vater gewesen und sie würden ihn sofort töten, nur um ihren Herrn zum Fürsten zu machen. Ando-Hall war noch weit weg und der Prinz befürchtete, dass diese Krieger nicht das letzte Hindernis auf dem Weg dorthin waren.

      Orbin stellte sich vor Artem hin und streckte seinen Zauberstab den etwa fünfzig Kriegern entgegen, die schnell näher kamen. »Ich habe da so eine Idee«, erklärte er. »Mal sehen, ob diese kräftigen Kerle auch mit Bäumen kämpfen können.«

      »Was du da vorhast, ist ein gefährlicher Zauber«, rief Knurr und er gesellte sich rasch neben den Nekromanten. »Ich werde dich ein wenig unterstützen und Barbaron wird die Berghänge beobachten.«

      »Na klar, das werde ich tun«, fauchte der kleine König los. »Wenn ich meinen Kristall bei mir hätte, so würde ich Crombers Strolche durch den Wald jagen. Da könntet ihr sicher sein, meine lieben Freunde. Aber so bin ich ja nur ein Beobachter, ein …«

      »Halt die Klappe«, zischte Orbin Barbaron an und er hielt ihm den Mund zu. »Ich muss mich ein wenig konzentrieren, denn der Zauber, den ich anwenden will, ist etwas schwierig.«

      Der kleine König drückte die Hand des Nekromanten von sich weg und brüllte ihm eine Frage ins Ohr. »Wirst du mit deinem Zauber auch die Krieger treffen, die sich gerade an unserer rechten Flanke befinden?«

      Orbin drehte seinen Kopf nur ein wenig nach rechts und fluchte leise los. »Diese Dummköpfe versauen uns den Tag, noch bevor die Sonne am höchsten steht. Bei unserem Schöpfer schwöre ich, dass sie ihren Überfall noch bitter bereuen werden.«

      Von allen Seiten wurde die kleine Gruppe eingekreist. Immer mehr Krieger kamen langsam auf sie zu. Sie streckten ihre Lanzen Artem und seinen Freunden entgegen und nichts schien sie aufhalten zu können.

      Doch der Ruf eines mächtigen Herrschers hallte plötzlich durch den Wald und er ließ die feindlichen Riesen aufhorchen. Das Brüllen des Drachenkönigs Urgos ließ die Bäume erzittern und das Drachenhorn von Tabor verkündete, dass der Herrscher der Lüfte nicht mehr weit weg war. Ein Rauschen war als Nächstes zu hören und ein riesiger Schatten bedeckte die kleine Gruppe. Neben ihnen landete mit kräftigem Flügelschlag der König der Drachen und auf ihm saß Tabor. Er hielt in seinen Händen das Horn, mit dem er die Drachen im Drachenhort erlöst hatte.

      Der Knabe sprang vom Rücken des Drachenkönigs herunter und lief zu Artem und seinen Freunden. Urgos schlug mit seinen Flügeln und jagte eine Feuersäule in den Himmel. Die Riesen senkten sofort ihre Lanzen und sahen sich furchtsam um. Doch es war kein weiterer Drache zu entdecken.

      Artem beugte sich vor und hob Tabor in die Höhe. Er setzte ihn behutsam auf seine rechte Hand und sah ihn mit seinen drei Augen an. »Du bist der tapferste Drachenjunge, den ich je gesehen habe«, sprach er und seine Stimme dröhnte so tief wie das Schnarchen eines schlafenden Bären.

      »Das ist nicht weiter verwunderlich«, erklärte Tabor und seine glockenhelle Stimme erklang für den Prinzen wie Musik in seinen Ohren. »Ich bin ja der einzige Drachenjunge, den ihr Riesen jemals gesehen habt. Doch nun lasst uns keine Zeit verlieren. Ich habe Urgos überredet, euch zu helfen und euch alle sicher zum Tempel von Ando-Hall zu bringen. Cromber will sich schon heute Abend zum neuen Fürsten wählen lassen und nur wenige Sippen wagen es, sich offen gegen ihn zu stellen. Er hat etwas vor und niemand kennt seine Pläne. Doch es kann nichts Gutes sein. Selbst die Höhlentrolle und die Waldnymphen sprechen furchtsam von den finsteren Plänen des Cromber und ein gefährlicher schwarzer Hexer soll sich in der Nähe des heiligen Tempels von Ando-Hall herumtreiben.«

      Urgos sah sich die Riesen an, die noch immer ihn und die kleine Gruppe umringt hatten. Sie rückten nicht näher vor, doch sie wollten auch nicht zurückweichen. »Wer ist euer Anführer!?«, brüllte der Drachenkönig und eine kleine Flamme fuhr ihm aus seinem Maul.

      Einer der Krieger trat zögernd vor und ging auf Urgos zu. Artem und seine Freunde stellten sich neben ihren mächtigen Verbündeten und der Drachenjunge kletterte wieder auf den Rücken des Drachenkönigs. Ein magischer Schuppenpanzer bedeckte sofort seinen Körper und der Junge schien mit dem Drachen unlösbar zu verschmelzen. Über Artems breites Gesicht huschte ein Lächeln, als er Tabor so auf dem Rücken seines Freundes Urgos sah.

      Langsam kam der Krieger näher, der mit mehr als hundert Riesen durch die Wälder zog, um Artem zu überfallen. »Ich bin Roger, und ich führe die Krieger an, die ihr hier seht. Mein Herr Cromber, der neue Fürst der Nachtaugenriesen, hat mich geschickt, um dem Verräter Artem das fürstliche Urteil unseres Herrn zu verkünden. Er darf nie wieder unser Land betreten und ist für alle Zeit verbannt.«

      Urgos streckte dem Krieger seinen massigen Kopf entgegen und knurrte leise. Er zog kurz die Luft in seine Nase ein uns sah den Krieger grimmig an. »Nicht der Prinz ist der Verräter«, sprach er und seine Worte dröhnten in allen Ohren. »Cromber war schon immer ein machtgieriger Mann. Doch er ist noch kein Fürst und er kann deshalb auch kein Urteil fällen. Wenn er ein Fürst werden will, so muss er im Zweikampf mit Prinz Artem siegen. Es sieht jedoch so aus, als ob dein Herr vor diesem Kampf Angst hat. Deshalb schickt er dich und deine hundert Verräter. Ihr sollt ihm den Weg zur Herrschaft ebnen.«

      Artem trat dicht an Roger heran. »Der Drachenkönig hat recht«, sprach der Prinz. »Du weißt es selbst sehr gut. Kein Riese darf mir den Weg nach Ando-Hall versperren. Doch Cromber bricht die Gesetzte unseres Volkes. Und ihr alle macht euch mitschuldig an dem Verrat meines Onkels.«

      Roger sah sich unsicher um und seine Verlegenheit war nicht zu übersehen. Er nickte schließlich und warf seine Lanze vor Artems Füße. »Eigentlich sollte die Zeremonie für die Fürstenweihe erst in sieben Tagen sein. Doch Cromber hat den obersten Priester Kalon gezwungen, die Weihe sieben Tage eher abzuhalten. Er bedroht ihn mit der Vernichtung seiner Familie. Du wirst also nicht rechtzeitig vor dem Tempel erscheinen, um Cromber herauszufordern. Und wenn wir dich nicht von deiner Reise abhalten, so wird der neue Fürst unsere Familien ausstoßen und die Krieger, die du hier siehst, töten lassen. Er ist sehr mächtig geworden und er will unbedingt der nächste Fürst sein.«

      Urgos schüttelte seinen Kopf und stieß eine Dampfwolke aus seinen Nasenlöchern aus. Dann sprach er leise zu Roger und seine Worte dröhnten dem Krieger erneut in den Ohren. »Der Prinz wird rechtzeitig in Ando-Hall erscheinen. Ich werde dafür sorgen. Und ich werde darauf achten, dass der Zweikampf auf ehrliche Art geführt wird. So will es das Gesetz der Riesen und Cromber muss sich diesem Gesetz beugen.«

      Roger


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