Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt. Teil III. Erhard Heckmann

Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt. Teil III - Erhard Heckmann


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gewann und Härte bewies, nochmals „ein Rennpferd“ abgeliefert. Bei 39 Starts in fünf Rennzeiten gelangen u. a. Siege im Leipziger Stiftungs-Preis, Preis der Dreijährigen, je zweimal im Großen Preis der Sowjetischen Besatzungszone und Triumph, im Preis der Stadt Dresden, Großen Preis der Buchmacher, und das Chamant-Rennen heftete er dreimal an seine Farben.

      Ferros Zuchtkarriere begann im ersten Jahrgang mit dem Paukenschlag Athanasius, und im zweiten, 1932, befand sich die die Klassestute Formidolosa. Auch der Paarung mit Stuten der Helden-Familie, wie die Vertreter der Alveole-Linie früh bezeichnet wurden, und Herold-Töchtern konnte man getrost entgegen sehen, denn mit der Herold-Tochter Antonia (Herold) stellte er gleich den 1934 geborenen Graditzer Derbysieger Abendfrieden, der auch in Ungarns und Deutschlands St. Ledger nicht zu schlagen war. Obwohl Ferro für Graditz und andere Zuchten viele gute und sehr gute Stuten lieferte, macht sich der Hengst jedoch einen Namen mit dem Erlenhofer Ausnahmehengst Athanasius und dem genannten Abendfrieden. Und als Ferro in Graditz groß herauskam, stand bereits der echte Graditzer Alchimist auf dem Sprung, seinen Großvater, den fünffachen Beschäler-Champion Dark Ronald, als auch seinen Vater Herold, der zweimal an der Spitze stand, „abzulösen“. Das Blut seines Großvaters hatte, in Verbindung mit dem Alveole-Zweig der Antwort-Adresse-Linie, an Alchimist das weitaus beste Pferd geschaffen, das Herold je geliefert hat. Und bereits auf der Rennbahn hatte Alchimist seinen Vorfahren alle Ehre gemacht, und als Zweijähriger u. a. das Zukunfts-Rennen in lockerer Manier gegen zwei Franzosen gewonnen. In der Rennsaison 1933, nach zweiten Plätzen im Preis von Dahlwitz (zu Janitor) und Henckel-Rennen (zu Cassius), wurde er jedoch zum Star der Saison. Die Siege begannen mit den Erfolgen im Union-Rennen und im Derby, in dem Ernst Florian Grabsch keine große Mühe hatte. Im Großen Preis von Berlin ließ Alchimist an Palastpage den Derbysieger des Vorjahres mit 2 ½ Längen hinter sich, als auch Wiederhall (Großer Preis von Baden) oder Janus und die Französin Thaouka, Lord Nelson und Aventin, die er regelrecht verlor. Alchinist nächster und letzter Start wurde ein imponierender Abschied: Im Großen Preis von Baden siegte der Graditzer mit drei Längen über den Franzosen Negundo (Banstar), dem er zwei Kilo gab, den fünf Kilo günstiger stehenden Janitor, den sieben Kilo weniger tragenden, in italienischen Farben laufenden Sans-Souci, Arjaman, Boussacs Stute La Circe, Unkenruf und Aventin, der das einzige ältere Pferd im Feld war.

       Derbysieger Alchimist unter Ernst Grabsch. Links Graf Kalnein, rechts Trainer R. Utting (Foto Menzendorf; Leihgabe Niedersächsische Sparkassenstiftung und Kreissparkasse Verden im Deutschen Pferdemuseum)

      Danach lieferte Trainer R. Uttig an Alchimist einen Hengst ab, der seiner Zuchtstätte das 19. Besitzer-Championat gesichert hatte und alles besaß, was einen Beschäler mit Zukunftsaussichten ausmacht. Und dieser Hengst hat auch niemanden enttäuscht, denn Alchimist gewann drei Beschäler-Championate.

      Die Oberste Behörde hatte zunächst zwei, danach sechs und dann nur noch einen Freisprung zur Verfügung, obwohl er im Heimatgestüt zunächst sehr wenig beschäftigt wurde. 1934 erhielt er in seiner ersten Saison zehn Stuten, aber nur eine aus der Graditzer Herde, und von den acht Fohlen, die zur Welt kamen, wurden Effner (Westerberg), Hannenalt (Röttgen) und Guardi (Erlenhof) bekannt. Der zweite Jahrgang bestand bei 23 Bedeckungen aus 18 Köpfen, darunter der Mydlinghovener Gewerke, der zehn Rennen gewann (u. a. Großer Hamburger Ausgleich, Großer Preis vom Westwall, Jubiläumspreis in Dresden), und Röttgens Idar. Unter den anderen vielfachen Siegern befand sich auch Rusticus, der sich allein als Dreijähriger mit sieben Erfolgen bemerkbar machte.

      1937, als der dritte Jahrgang aus sechs Fohlen bestand, wurde die Wunderstute Schwarzgold geboren, die in neun Gestütsjahren nur zwei lebende Fohlen gebar, mit Schwarzblaurot aber die Familie sicherte. Dass Alchimist die Chance der Paarung mit der Oleanderstute Schwarzliesel bekam, soll nicht züchterischen Überlegungen entsprungen, sondern Zufall gewesen sein. Obwohl sie im Kisasszony-Rennen die besten Altersgefährtinnen, und im Oleander-Rennen Ehrenpreis (Prunus) schlug, der vorher Rivalen wie Airolo (Teddy), Wolkenflug (Wallenstein) und Janitor (Fervor) abgefertigt hatte, blieb Schwarzliesel auch als Vierjährige im Training. Ein weitere Saison absolvierte auch die ein Jahr ältere Wallenstein-Tochter Arabeske aus der Ard Patrick-Tochter Arabis im Rennstall. Beide hatten wohl den Hengst verweigert und kamen deswegen 1935 zu George Arnull zurück. Schwarzliesel gewann von elf Starts noch vier in Folge, und die ältere Trainingsgefährtin gewann von vier Starts die beiden ersten, das Tegel- Jagdrennen in Karlshorst und das Ulrich von Oertzen-Rennen. Verabschiedet hat sie sich als Zweite zu Cyklop, und vor Jambus, im Großen Hürdenrennen von Karlshorst.

      Danach sollen die Herren Graf Sponeck und Graf Kalnein die Situation beraten, und sich letzterer auch mit Gestütsmeister Hinrichs in Verbindung gesetzt haben, mit dem Graf Sponeck in Altefeld viele Jahre zusammengearbeitet hatte. Und Hinrichs soll damals gesagt haben: „Graditz verlässt kein Mädchen als Jungfrau“. Damit gingen beide Stuten zu Alchimist. Arabeske fohlte den nützlichen Adlerhorst, und Schwarzliesel, bei ihrem Ortello-Besuch in Italien, Schwarzgold. Schwarzliesels Paarung mit Ortello, Felicitation und viermal Magnat blieben erfolglos, und von ihren fünf Fohlen stammte nur eins, der Allgäu-Sohn Schlingel, nicht von Alchimist.

      Im Jahrgang 1938 gab es Alchimist-Nachkommen namens Volturno (Deckhengst), Ebbeslohs Peperl (15 Siege; Deckhengst), Aureole, den hervorragenden Meiler Osterglaube (Stall Rösler), und Erlenhof hatte an Seleukos einen erstklassigen Steepler. Inzwischen deckte der Graditzer etwa dreißig Stuten, und in den beiden folgenden Jahrgängen befanden sich Pferde wie Rattenfänger (Preis von Dresden, Union-Klub Preis, Großer Wiener Ausgleich), der später mit großem Erfolg für den Wiener Stall Floridsdorf lief, oder Stall Haniels Passion, der sich auch im Hamburger Criterium, Dresdener Jugend-Preis, Preis der Dreijährigen in Dresden durchsetzen konnte. Ein Jahr später waren mehrere gute Pferde für ihren Vater unterwegs, auch Ilsenstein (Preis von Düsseldorf, Preis der Rheinprovinz, Deckhengst) oder die fünffache Siegerin Lenchen, die Ebbesloh zog. Sie entschied für sich u. a. Dorn-, Schwarzgold- und Husaren Rennen, als auch die Preise von Westernberg und der Mark Brandenburg. Danach fohlte sie für Ebbesloh Lümmel, danach für Charlottenhof den guten, 2 x 3 auf Herold ingezogenen Lenzwind. Weil sie jedoch mehrfach güst blieb oder verfohlte, kam sie neun- und zehnjährig zur Rennbahn zurück, gewann in Krefeld und nahm danach wieder auf. Das Ergebnis war die Ansitz-Tochter Legende (1952) die über ihre Kinder und Kindeskinder einflussreich wurde. Im „Nachkriegs-Graditz“ bekam Lenchen noch vier Fohlen, darunter den Hoppegartener Derbysieger Antritt (1955; Angeber), der auch das Weinberg- und Alchimist-Rennen gewann und in der dritten und vierten Generation stark ingezogen war. Antritts ein Jahr jüngere Vollschwester Ambition wurde von Graditz in die Zucht genommen und setzte das Erbe der Atalante, Ahnherrin und Adita fort.

      1940 wurde die Paarung von Schwarzliesel mit Alchimist wiederholt. Das Produkt Schwarzkünstler konnte mit seiner Schwester Schwarzgold zwar nicht konkurrieren, war aber im Jahrgang 1941 der bester Nachkomme seines Vaters und hatte es verdient, aufgestellt zu werden. Der nächste Jahrgang war einer der besten und enthielt den Waldfrieder Klassehengst Gundomar, der wegen des Krieges dreijährig ungeprüft blieb. Als Vierjähriger gewann er fünf Rennen, darunter das Arthur-von-Weinberg-Erinnerungsrennen und das als „Prüfungspreis der Vierjährigen“ in München nachgeholte Derby. Obwohl seine so großartig begonnene Beschälerlaufbahn durch einen schweren Koppelunfall in Römerhof abrupt beendet wurde, hinterließ er in seiner kurzen Karriere als Deckhengst nicht wenig. In Frankreich zog F.Dupré von ihm Prince d’Quilly (Großer Preis von Baden 1951, und Sieger in Frankreich, Italien, England und Belgien), und die vom gleichen Züchter in Waldfried gekaufte Gundomar-Tochter Rhea fohlte 1955 nach Ticino die hervorragende Bella Paola. Die 1950 geborenen Maranon (Großer Preis der Düsseldorfer Industrie und Wirtschaft) und Baal (Großer Preis von Baden) waren weitere gute Gundomar-Söhne, sein bester Vertreter jedoch der ein Jahr ältere Mangon. Er gewann u. a. Henckel-Rennen, Derby und zweimal den Großen Preis von Nordrhein- Westfalen. Obwohl ihm auch nur drei Beschäler-Jahre vergönnt waren, war er in der Zucht noch besser. An Alarich (Gerling-Preis), der 1957 aus einer Ticino-Mutter gezogen wurde, und dem ein Jahr jüngeren Baalim (Winterfavorit, Union, St. Ledger) hatte er zwei Derbysieger auf der Bahn.

      Was 1943 und später in Graditz gezeugt wurde, litt unter den Auswirkungen des Krieges und verlor, wie die westlichen Alchimist-Kinder, kostbare


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