Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt. Teil III. Erhard Heckmann

Kreation Vollblut – das Rennpferd eroberte die Welt. Teil III - Erhard Heckmann


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St. Legers von Deutschland und Ungarn an seine Farben und erwies sich in der Zucht von Zoppenbroich als sehr guter Stutenerzeuger. Abneigung (1929; Herold) war eine Vollschwester zu Alchimist und Aversions letzte Tochter. Sie gewann auch einige Rennen, machte aber eher ihrem Namen alle Ehre. Antworts fünfter Nachkomme, Abschluss (1916; Biniou) gewann das St. Ledger, gehörte zur Spitzengruppe seines Jahrgangs, hatte jedoch nicht die Klasse wie Anschluss, während die beiden Dark Ronald-Söhne Adler (2017) und Angulimala schlechte Vorderbeine besaßen, wie das auch für Dark Ronald zutraf.

      Aber dann kam noch die 1919 geborene Alpenrose, und diese knüpfte an die Leistungen ihrer rechten Schwestern Adresse und Aversion an. Im Jahrgang stand Antworts Tochter eindeutig an der Spitze der Stuten, aber doch unter den Hengsten aus der gleichen Zucht. Auf der Rennbahn ließ sie in ihrem ersten Jahr den Gegnern im Zukunfts-, Oppenheim- und Renard-Rennen keine Chancen, und als Dreijährige glänzte die sechsfache Siegerin im Preis der Diana, Fürstenberg-Rennen und dem Deutschen Stutenpreis. Geschlagen wurde sie nur noch im Derby, als sie nach langem Kampf Hausfreund unter Willy Tarras die Schleife überlassen musste, als auch im Danubia-Rennen, als die drei Kilo weniger tragende Casa Bianca gewann. Die Zuchtlaufbahn von Alpenrose passte ganz und gar nicht zu ihren Rennleistungen. Die Sieger, die sie fohlte, waren von bescheidener Rennklasse, und von ihren drei Töchtern liefen zwei gar nicht, die dritte einmal. Auch ihre Enkelinnen waren Nieten oder wurden nicht eingestellt. Eine kleine Ausnahme war Alpenroses Herold-Tochter Alt-Berlin (1931), die in der Röttgener Zucht 1938 nach dem Prunus-Sohn Palastpage an Alpaka ihr einziges Fohlen gebar. Und diese gute Siegerin war immerhin Zweite im Preis der Diana, Dark Ronald Rennen oder im Stutenpreis. Antworts Tochter Arachne (1920; Nuage), die nur ein Lehrlingsrennen gewann, bewegte mit ihren Fohlen in der Zucht ebenfalls nichts, obwohl ihre Herold-Tochter Artischocke (1932) mehrere Rennen, darunter auch den Preis des Winterfavoriten, Alchimist- und Landgrafen-Rennen gewann. Andere, nicht genannte Fohlen oder Enkel der Antwort, konnten zum Ruhm ihrer Mutter auch nichts beitragen, doch traf diese Erscheinung, dass eine große Stute mit zunehmendem Alter abbaute, auch schon anderswo zu.

      Zusammenfassend gehen auf das Konto der Antwort die Derbysieger Alchimist und Abendfrieden; das St. Ledger gewannen Adresse, Aversion, Arjaman und Abschluss, und die ungarische Version ließen sich Arjaman und Abendfrieden ebenfalls nicht nehmen. Adresse, Alpenrose, Antonia und Aditja holten sich mit dem Preis der Diana die Deutschen Oaks, und, außer Adresse, auch den Deutschen Stutenpreis. Im Großen Preis von Berlin setzten sich Anschluss und Alchimist durch, der auch das Union-Rennen und den Großen Preis von Baden beherrschte, den auch Aditi für sich entschied. Dieser siegte, wie auch Anschluss, im Großen Preis von Hamburg und gab auch den Hansa-Preis nicht aus der Hand. Anschluss ging auch zweimal im Hoppegartener Jubiläums-Preis als Sieger über die Linie und war im Silbernen Schild erfolgreich. Und Alpenrose trug das Fürstenberg-Rennen bei.

      Der letzte Deckplan, den Graf Kalnein vor dem erzwungenen Ende aufstellte, sah unter den 42 Mutterstuten, die 1944 in Graditz standen, noch 12 Angehörige der Familie der Alveole und der Antwort, als auch die Hengste Alchimist und Arjaman, die den gleichen Ursprung hatten. Und Graf Kalnein vollzog auch längst die Inzucht auf „große Individuen“, wie das heute ganz normal ist. In diesem letzten Deckplan setzte er aber nicht nur auf die Familie der Alveole, sondern auch auf ältere wie die der Grace Girl, Goura oder Costly Lady, und auf solche, die sich noch im Aufbau befanden,

      Der Graditzer Rennstall – in den Gründerjahren in Neustadt an der Dosse beheimatet, wo Georg Graf Lehndorf als Trainer arbeitete – sorgte auch durch seine damaligen Erfolge dafür, dass man auf ihn als Pferdemann allgemein aufmerksam wurde. Neben einem Futtermeister gehörte auch Sohn Siegfried zu diesem Trio, das keine „rohen“ Pferde in Training nahm und die Jahrgänge, wie damals in England üblich, ebenfalls schon über 500 bis 600 Meter ausprobierte.

      Das Geld für einen eigenen Trainer genehmigte das zuständige Ministerium aber erst 1881, und der erste, der als solcher verantwortlich zeichnete, war E. Bachert, dem als Stalljockey F. Fisk zur Seite stand und Pferde ritt wie Souvenier, Das Veilchen, Berggeist, Vordermann, Vergißmeinnicht, Sonntag, Pirat oder Valerius. Anschließend wurden in Hoppegarten Stallungen gemietet, und ab 1896 gab es ein eigenes Etablissement. Trainer Richard Waugh, der den ersten Derbysieger für Graditz sattelte, galt als der eigentliche erste Trainer der Graditzer, war 27 Jahre lang (1879-1907) der Chef, und zu dessen Stalljockeys gehörten Könner wie H. Jeffery (1885 Champion-Jockey mit 37 Erfolgen), Willy Warne (vier Championate) und Ch. Ballantine, einer der besten ausländischen Jockeys, die je ins Land kamen. Sein erstes von insgesamt acht Championaten gewann er 1887 (36 Siege), doch führten die Folgen eines schweren Sturzes zu Doberan 1904 bald zu seinem Tod.

      Ein sehr gutes Team waren auch Trainer Reginald Day (1908-1912) und der australische Jockey Frank Bullock (1908-1913), der zwei der drei Derbysieger ritt, die Day trainierte und fünfmal an der Spitze der Jockeys stand. Der Name Julius „Jule“ Rastenberger, von 1916-1921 in den Diensten der Schwarz-Weiß-Gestreiften, ist jedoch mit dem Rennstall dieses Gestüts besonders verbunden. Dieser Klassereiter und einer der allerbesten seiner Zeit, saß bei Herolds Derby-Sieg 1920 im Sattel, gewann mit Alchimist die zwei ersten Starts, darunter das Zukunfts-Rennen, ehe Ernst Florian Grabsch den Graditzer im Sattel übernahm, und ritt auch 20 Jahre nach Ende seines Vertrages noch für seinen ehemaligen Arbeitgeber Grünspecht im Preis des Winterfavoriten zum Erfolg. Etwa fünfzehn Jahre nach Graditz hatte Rastenberger mit dem Erlenhofer Athanasius seine große Zeit, und danach, am Röttgener Rennstall, mit Wahnfried (1933; Flamboyant), der u. a. St. Ledger und den Großen Preis von Baden gewann. Als Rastenberger am 3.7.1943 auf Ovation einen Herzschlag erlitt und tot vom Pferd stürzte, hatte er 1.145 Rennen – davon mehr als 80 über Hindernisse – gewonnen, obwohl er von 1925 bis 1927 keine Lizenz besaß.

      Trainer James Watts (1913/14) war für die Graditzer wegen des Ersten Weltkrieges nur kurze Zeit tätig, wie auch Friedrich Fösten (später in Erlenhof und Röttgen unter Vertrag), W. Bie, August Stössel, der jedoch an Gibraltar und Abschluss noch die Sieger im Derby und St. Ledger absatteln konnte, W. Spademann oder Erich Bauer und Hans von Tepper-Laski, die jedoch im Winter 1924 nur für ein Jahr einsprangen, um dem Gestüt die Chance zu geben, einen geeigneten Trainer für die Zukunft zu suchen.

      Auch im Jockeylager gab es nach Rastenberger viele ungewohnte Jockeyswechsel, doch für die meisten wollte es in Graditz nicht funktionieren. Zwei von den „Glücklicheren“ waren der Ungar Geza Janek, der nur 43 Jahre alt wurde und etwas früher in Deutschland erschien als sein noch bekannterer Landsmann Lajos Varga. Dieser, in England ausgebildet, war ein starker Endkampfreiter und bereits durch seine großen Wiener Siege – u. a. zwei Derbys und der Austria-Preis – bekannt. In Deutschland machte der Ungar besonders mit Hanielschen Pferden, dem Schlenderhaner Nubier oder den Graditzern Alpenrose und Aditi seinen Weg, doch blieb ihm dabei, wie so vielen anderen großartigen Reitern, ein Derbysieg verwehrt. Neunmal stieg er in Deutschland in den Derbysattel, fünf Zweite und ein Dritter waren die Bilanz.

      Als Robert „Bob“ Utting, der schon 1895 aus England nach Deutschland kam, Ende 1936 nach zwölf Jahren als Graditzer Trainer zurücktrat, lag eine ehrenhafte Laufbahn als Jockey und Trainer hinter ihm, die mit einer Lehre bei R. Sherwood im englischen Newmarket begonnen hatte. In Deutschland war der Engländer, damals in Diensten des Hamburger Stalles Beit, 1900 mit 40 Erfolgen – und erneut ein Jahr später im toten Rennen mit E. Martin – deutscher Jockey-Champion. Als sein dortiger Trainer, Uttings Schwager Harry Brown, nach Schlenderhan wechselte, wurde er dessen Nachfolger, während er als „Stift“ auch L’Abesse de Jouarre ritt, deren Tochter Festa 1902 in die Waldfrieder Zucht kam.

      Uttings erster Dreijährigen-Jahrgang enthielt Aditi, Marduk und Großinquisitor. Dieser entwickelte sich zum „Flieger“ und Marduk zum Steher. Das Derby ging mit Aditi knapp daneben, doch gewann er das Gladiatoren-Rennen und die Großen Preise von Hamburg und Baden. Als Jockeys für Utting hatten mehrere einen Ruf. 1928 bis 1930 war es E. Huguenin, der auf insgesamt 777 Siege kam, 45 Kilo reiten konnte und ein Leichtgewichtsjockey der besten Qualität war. Zu seinen größten Erfolgen zählten fünf Siege im Großen Hamburger Ausgleich, drei im Preis der Diana, der Sieg von Aditi im Großen Preis von Hamburg, als auch die Triumphe mit Aditja im Deutschen Stutenpreis oder dem Großen Preis von Köln. Nach diesem Reiter hießen die Jockeys Erich Böhlke (1931-32) und Ernst-Florian Grabsch (1933-1934), und danach Otto Schmidt, der 1935 aber kein wichtiges Rennen für Graditz


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