Die Welt unter Strom. Arthur Firstenberg

Die Welt unter Strom - Arthur Firstenberg


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St. Catherine’s gelegen, ebenfalls eine drahtlose Anlage. Zu diesem Zeitpunkt wurde die Situation mit den Bienen so ernst, dass die Landwirtschafts- und Fischereibehörden den Biologen Augustus Imms vom Christ’s College in Cambridge zur Aufklärung des Falles hinzuzogen. 90 Prozent der Honigbienen waren ohne ersichtlichen Grund von der gesamten Insel verschwunden. Die Bienenstöcke waren alle voll mit Honig. Aber die Bienen konnten nicht einmal mehr fliegen. „Man sieht oft, wie sie an Grashalmen oder den Stützen des Bienenstocks hochkrabbeln. Dort bleiben sie dann, bis sie vor lauter Schwäche wieder auf die Erde fallen und bald darauf sterben“, schrieb er. Schwärme gesunder Bienen wurden vom Festland importiert, aber es war nutzlos: Innerhalb einer Woche starben die frischen Bienen zu Tausenden.

      In den kommenden Jahren verbreitete sich die „Isle of Wight“-Krankheit wie eine Seuche in ganz Großbritannien und im Rest der Welt. Teile Australiens, Kanadas, der Vereinigten Staaten und Südafrikas meldeten große Bienenverluste.4 In Italien, Brasilien, Frankreich, der Schweiz und Deutschland wurde auch von der Krankheit berichtet. Obwohl jahrelang die eine oder andere parasitäre Milbenart beschuldigt wurde, widerlegte der britische Bienenpathologe Leslie Bailey diese Theorien in den 1950er-Jahren und betrachtete die Krankheit selbst als eine Art Mythos. Offensichtlich seien die Bienen gestorben, sagte er, aber ganz bestimmt nicht an einer Ansteckung.

      Im Laufe der Zeit starben immer weniger Bienen an der „Isle of Wight“-Krankheit, da sich die Insekten an die Veränderungen in ihrer Umgebung – was immer auch der Grund dafür gewesen sein mag – anzupassen schienen. Orte, die zuerst davon betroffen waren, erholten sich auch zuerst.

      Dann, im Jahr 1917, als die Bienen sogar auf der Isle of Wight ihre frühere Vitalität wiederzugewinnen schienen, ereignete sich etwas, das die elektrische Umgebung der übrigen Welt veränderte: Die Regierung der Vereinigten Staaten entschloss sich plötzlich, Millionen von Dollar für ein Intensiv-Programm zu mobilisieren, um Armee, Marine und Luftwaffe mit den modernsten Kommunikationsmöglichkeiten auszustatten. Der Eintritt der Vereinigten Staaten in den Ersten Weltkrieg am 6. April 1917 führte zu einer Ausbreitung des Rundfunks, die so plötzlich und schnell erfolgte wie die Ausbreitung der Elektrizität im Jahr 1889.

      Wieder waren es die Bienen, die die ersten Warnsignale aussandten.

      „Charles Schilke aus Morganville in Monmouth County an der Ostküste der Vereinigten Staaten, ein Imker mit umfangreicher Erfahrung im Betrieb von etwa 300 Kolonien, berichtete von einem großen Bienenverlust aus den Bienenstöcken in einem seiner Höfe in der Nähe von Bradevelt“, hieß es in einem Bericht, der im August 1918 veröffentlicht wurde.5 „Tausende von toten und sterbender Bienen lagen bzw. krabbelten in der Nähe des Bienenstocks herum und sammelten sich in Gruppen auf Holzstücken, Steinen und Vertiefungen im Boden. Bei den hiervon betroffenen Bienen schien es sich fast ausschließlich um junge erwachsene Arbeitsbienen zu handeln, ungefähr in dem Alter, in dem sie normalerweise die erste Feldarbeit verrichten würden. Es wurden jedoch auch alle Altersgruppen der älteren Bienen gefunden. Zu diesem Zeitpunkt wurde noch nichts Abnormales im Bienenstock festgestellt.“

      Dieser Ausbruch beschränkte sich auf Morganville, Freehold, Milhurst und Gebiete im Umfeld von New Jersey, nur wenige Kilometer seewärts von einem der mächtigsten Radiosender der Welt entfernt, nämlich demjenigen in New Brunswick. Die Regierung hatte ihn kurz zuvor übernommen, um ihn für Kriegszwecke einzusetzen. Im Februar dieses Jahres wurde ein Alexanderson Wechselstromgenerator mit einer Leistung von 50.000 Watt installiert, um eine weniger effiziente Funkvorrichtung von 350.000 Watt zu ergänzen. Beide versorgten eine mehrere Hundert Meter lange Antenne mit Strom. Sie bestand aus 32 parallelen Drähten, die zwischen zwölf 120 Meter hohen Stahltürmen gespannt waren und militärische Kommunikation über den Ozean an das Kommando in Europa sendeten.

      Das Radio kam nun im Ersten Weltkrieg voll zum Einsatz. Für die Fernkommunikation gab es keine Satelliten und keine Kurzwellengeräte. Die Vakuumröhren waren noch nicht perfektioniert und Transistoren erschienen erst Jahrzehnte später auf der Bildfläche. Es war die Ära immenser Radiowellen, ineffizienter Antennen, die so hoch wie kleine Berge waren, und Funkenstreckensender, die Strahlungen wie Schrot über das gesamte Funkspektrum streuten und alle anderen Signale störten. Die Ozeane wurden mit roher Gewalt überquert, 300.000 Watt Strom wurden an diese berghohen Antennen geliefert, um eine Strahlungsleistung von vielleicht 30.000 Watt zu erreichen. Der Rest wurde als Wärme abgegeben. Ein Morsecode konnte gesendet werden, aber keine Sprache. Der Empfang war sporadisch und unzuverlässig.

      Nur wenige der Großmächte hatten die Gelegenheit gehabt, eine Kommunikation mit ihren Kolonien in Übersee aufzubauen, bevor der Krieg 1914 dazwischenkam. Das Vereinigte Königreich hatte zu Hause zwei extrem leistungsstarke Sender, aber keine Funkverbindungen zu einer der Kolonien. Die erste derartige Verbindung befand sich noch im Bau in der Nähe von Kairo. Frankreich hatte eine leistungsstarke Station am Eiffelturm und eine andere in Lyon, aber keine Verbindung zu einer seiner Überseekolonien. Belgien hatte eine leistungsstarke Station im Kongo, sprengte aber nach Kriegsausbruch seine Heimatstation in Brüssel. Italien hatte eine leistungsstarke Station in Eritrea und Portugal hatte eine in Mosambik und eine in Angola. Norwegen hatte einen ultrastarken Sender und Japan und Russland hatten auch jeweils einen. Nur Deutschland hatte beim Aufbau der Funkverbindungen mit den Kolonien, einer Art kaiserlichen Funkkette, große Fortschritte gemacht. Aber innerhalb weniger Monate nach der Kriegserklärung wurden alle Überseestationen – in Togo, Daressalam, Yap, Samoa, Nauru, Neupommern, Kamerun, Kiautschou und Deutsch-Ostafrika – zerstört.6

      Kurz gesagt, das Funkwesen steckte zu dieser Zeit noch in den Kinderschuhen und war noch am Krabbeln. Die Versuche des Neulings, aufrecht zu gehen, wurden durch den Ausbruch des Krieges in Europa behindert. In den Jahren 1915 und 1916 machte das Vereinigte Königreich Fortschritte bei der Installation von 13 Langstreckenstationen in verschiedenen Teilen der Welt, um mit seiner Marine in Kontakt zu bleiben.

      Als die Vereinigten Staaten 1917 in den Krieg eintraten, veränderte sich die Lage sehr schnell. Die Marine der Vereinigten Staaten hatte bereits einen riesigen Sender in Arlington, Virginia, und einen zweiten im Darién in der Panamakanalzone. Im Mai 1917 begann ein dritter in San Diego zu senden, ein vierter in Pearl Harbor am 1. Oktober desselben Jahres und ein fünfter in Cavite auf den Philippinen am 19. Dezember. Die Marine übernahm auch private und ausländische Stationen in Lents, Oregon; im Süden San Franciscos, Kalifornien; Bolinas, Kalifornien; Kahuku, Hawaii; Heeia Point, Hawaii; Sayville, Long Island; Tuckerton, New Jersey und New Brunswick, New Jersey. Bis Ende 1917 sendeten 13 amerikanische Stationen Nachrichten über zwei Ozeane.

      50 weitere Radiosender mit mittlerer und hoher Leistung waren rings um die Vereinigten Staaten und ihre Herrschaftsgebiete verteilt, um mit Schiffen zu kommunizieren. Die Marine stellte über 10.000 Sender mit niedriger, mittlerer und hoher Leistung her und rüstete ihre Schiffe damit aus. Anfang 1918 schlossen mehr als 400 Studierende pro Woche ihre Funkkurse bei der Marine ab. Innerhalb nur eines Jahres, zwischen dem 6. April 1917 und Anfang 1918, baute und betrieb die Marine das größte Funknetz der Welt.

      Amerikas Sender waren weitaus effizienter als die meisten der zuvor gebauten. Als 1913 in Arlington ein 30-Kilowatt-Poulson-Lichtbogensender installiert wurde, stellte sich heraus, dass er dem dortigen 100-Kilowatt-Funkenapparat so weit überlegen war, dass die Marine den Lichtbogen als bevorzugte Ausrüstung einführte und Sets mit immer höheren Leistungskapazitäten bestellte. Der im Darién installierte Lichtbogensender hatte eine Leistung von 100 Kilowatt, der in San Diego 200 Kilowatt, und die in Pearl Harbor und Cavite jeweils 350 Kilowatt. Im Jahr 1917 wurden 30-Kilowatt-Lichtbogensender auf Marineschiffen installiert, die die Sender auf den meisten Schiffen anderer Nationen in den Schatten stellten.

      Trotzdem war der Lichtbogensender im Grunde nur eine Funkenstrecke, über die Strom kontinuierlich – anstatt schubweise – floss. Er verunreinigte die Luftwege immer noch mit unerwünschten Oberschwingungen, übertrug Sprache schlecht und war nicht zuverlässig genug für eine kontinuierliche Kommunikation bei Tag und Nacht. Also probierte die Marine ihren ersten Hochgeschwindigkeitsgenerator aus, den sie in New Brunswick übernommen hatte. Wechselstromgeneratoren hatten überhaupt keine Funkenstrecken. Wie feine Musikinstrumente erzeugten sie reine, kontinuierliche Wellen, die scharf gestimmt und für kristallklare Sprach- oder telegrafische Kommunikation moduliert werden konnten. Ihr Erfinder,


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