50 Dinge, die ein Steirer getan haben muss. Reinhard M. Czar
beim Skifahren zusehen, um ein weiteres steirisches „Must“ auf seiner Liste abzuhaken.
Tauchen Sie mit uns also tief ins Steirische ein! Tun, sehen, verkosten etc. Sie die 50 Dinge, die ein Steirer unbedingt getan, gesehen, verkostet etc. haben sollte. Viel Spaß oder, um es auf Steirisch zu sagen, a Mords a Gaudi wünschen wir!
Reinhard M. Czar
& Gabriela Timischl
01
DIE REISE ZUM MITTELPUNKT ÖSTERREICHS
Bad Aussee, Kurpark
„Dieses schöne Land ist der Steirer Land“, singt man in der Landeshymne. Stimmt, die Steiermark ist reich an sehenswerter Landschaft und so kommt es nicht von ungefähr, dass sogar der Mittelpunkt Österreichs hier zu finden ist.
Die Aufgabe klingt ähnlich spannend, wenngleich nicht so strapaziös wie die von Professor Otto Lidenbrock vor rund 150 Jahren. Der fiktive Wissenschaftler wurde bekanntlich vom französischen Schriftsteller Jules Verne im Jahr 1863 in einem seiner berühmtesten Romane auf die beschwerliche Reise zum Mittelpunkt der Erde geschickt … Unser Ziel hingegen liegt weniger weit entfernt und ist komfortabler zu erreichen, darf sich aber genauso Mittelpunkt nennen: nämlich geografischer Mittelpunkt Österreichs. Dieser liegt also in der Steiermark, im Kurort Bad Aussee im steirischen Teil des Salzkammerguts, von unserem Ausgangspunkt Graz gerade einmal 160 Kilometer entfernt. Professor Lidenbrock hätte das wohl nur einen Lacher gekostet …
Seit dem Jahr 1949 gilt der Punkt mit den Koordinaten 47 Grad 37 Minuten Breiten- und 13 Grad 47 Minuten Längengrad offiziell als Mittelpunkt Österreichs. Im Kurpark von Bad Aussee erinnert ein Gedenkstein, der sogenannte Mittelpunktstein, an den besonderen Status des Ortes. Ganz in der Nähe des Steins fließen die beiden Quellflüsse der Traun zusammen, die Grundlseer und die Altausseer Traun. Auch über der Mündung der beiden Flüsse hat man mit einer sternförmigen Brücke versucht, so etwas wie ein „Mittelpunktfeeling“ zu schaffen. Mit 27 Metern Durchmesser stellt die Brücke zwar ohne Zweifel den größten Mercedesstern der Welt dar, sie war bei ihrer Errichtung aber nicht unumstritten in der selbstbewussten Ausseer Bürgerschaft.
Ausgehend von einem Wettbewerb, in dem eine Zeitschrift einst dazu aufgerufen hatte, den Mittelpunkt der Alpenrepublik zu eruieren, kristallisierte sich rasch heraus, dass dieser in Bad Aussee liegt. Ein Gutachten der Universität Wien bestätigte das schwarz auf weiß, und am 24. September 1949 wurde das Ereignis, beglaubigt im Mittelpunkt zu stehen, feierlich in dem Städtchen begangen.
Oben: Mittelpunktstein im Kurpark (markiert durch die Fahnen),
unten links: Erzherzog-Johann-Statue im Kurpark,
unten rechts: Mercedes-Brücke
Ehre, wem Ehre gebührt, könnte man sagen, denn Bad Aussee verdient den Titel „Mittelpunkt Österreichs“ nicht nur aus geografischen Gründen. Auch anderweitig präsentiert die Stadt an der Grenze zu Oberösterreich eine Fülle dessen, was typisch für unsere Heimat ist: Man stößt bei einem Rundgang auf interessante Bauten, wie beispielsweise den ehemaligen Gasthof „Blaue Traube“ – heute eine Pension. Die Grundsteine dieses ältesten Hauses von Bad Aussee in der Kirchengasse reichen tief ins Mittelalter zurück. Das altehrwürdige Gemäuer vereint unterschiedlichste Epochen in sich, auf der einen Seite findet man zwei Römersteine, auf der anderen Seite erinnert eine Gedenktafel daran, dass einst Karl Renner kurz hier gewohnt und wohl auch sozialdemokratisch am Wirtshaustisch agitiert hat.
Ganz in bester k. u. k. Tradition gibt es im legendären Kurcafé Lewandofsky, heute im Besitz des bekannten steirischen „Eisbarons“ Charly Temmel, ausgezeichnete Mehlspeisen zu genießen. Diese Pflichtstation für jeden Aussee-Besucher findet man in zentraler Lage im Kurhaus am Rande des Kurparks, nur wenige Meter vom Mittelpunktstein entfernt.
Natürlich hat auch Erzherzog Johann in Bad Aussee seine Spuren hinterlassen, schließlich wurde die Liebe seines Lebens, Anna Plochl, hier im Postmeisterhaus geboren – mehr dazu in einem eigenen Kapitel (► 21).
Darüber hinaus ist die Region natürlich vom Salz und von den Seen geprägt. Ob Altausseer See oder Grundlsee, jeder hat seinen spezifischen Reiz, und es stellt fast so etwas wie eine „Religion“ dar, an welchem See man lieber seine Zelte aufschlägt. Auf den Spuren des Salzes wandelt man am besten in den Salzwelten von Altaussee. Im nach wie vor aktiven Bergwerk wurde eine sehenswerte Erlebniswelt eingerichtet, inklusive Bergmannrutsche und unterirdischem Salzsee. Doch auch in Bad Aussee selbst begegnet man dem Salz auf Schritt und Tritt, beispielsweise im Kammerhof, ein wenig oberhalb des Kurparks am Chlumeckyplatz gelegen. Dort residierten früher die mächtigen Salzverweser und damit die Herren über das „weiße Gold“, das der Region großen Reichtum brachte.
An und für sich stellt ganz Bad Aussee den Mittelpunkt Österreichs dar. Den daran erinnernden Mittelpunktstein findet man leicht, er steht im Kurpark, nicht weit vom gut sichtbaren Erzherzog-Johann-Denkmal entfernt.
02
BERGPARADIES AM STADTRAND
Bad Aussee, Alpengarten
Natur pur, obwohl einst künstlich angelegt: Die gesamte Blumenwelt der Alpen blüht hier auf einem Fleck und wartet darauf, entdeckt zu werden!
Raus aus der Stadt, rein in die ungestüme Bergwelt! Kaum anderswo in der Steiermark lässt sich das schneller und intensiver bewerkstelligen als in Bad Aussee. Denn unmittelbar vor den Toren dieser Kleinstadt im Salzkammergut, der wir bereits das vorhergehende Kapitel in diesem Buch gewidmet haben, warten mit Gösslmauer, Loser & Co nicht nur mächtige Bergwände. – Außerdem, Berge gibt’s am Rande anderer steirischer Städte ja auch. Hier aber präsentiert sich die Bergwelt im wahrsten Sinne des Wortes von ihrer schönsten Seite: in Form eines Alpengartens, der sich in besonderer Weise solcher Pflanzen annimmt, die wiederum wahre Bergfexe sind und die Seehöhe lieben …
In und um Bad Aussee spielen Blumen traditionell eine große Rolle. Alljährlich findet das berühmte Narzissenfest statt, für das Tausende und Abertausende der blühenden Frühlingsboten, die in der Region wie das sprichwörtliche Unkraut sprießen, zu allen möglichen Skulpturen gebunden werden. Höhepunkt der (Schnitt-)Blumenschau: der Bootskorso auf dem Grundlsee. Wem der Sinn weniger nach Großveranstaltung mit Massenauflauf steht, der wird hingegen im Alpengarten besser aufgehoben sein. Nicht nur an einem Wochenende im Frühling, sondern den Großteil des Jahres über sehens- und besuchenswert präsentieren sich die Pflanzen dort, nur wenige Kilometer vom Zentrum Bad Aussees entfernt.
Den Beinamen „Naturerlebniszentrum“ trägt der Alpengarten von Bad Aussee mit vollem Recht. Hauswurz, Enzian, Steinbrech, Frauenschuh, Mauermiere und wie sie alle heißen stehen friedlich vereint nebeneinander. Diese Oase der Natur wurde auf einem verlassenen Steinbruch vor circa 100 Jahren angelegt. Aufgrund dieser außergewöhnlichen Bodengegebenheiten fühlen sich Steingarten- und Alpenpflanzen sowie botanische Raritäten aus den verschiedenen Erdteilen hier besonders wohl. Auch Gehölze, Orchideen, Heilkräuter und Giftkräuter haben eine – teils neue – Heimat gefunden.
Schon vor dem Betreten des eigentlichen Alpengartens, noch während man die Straße vom Parkplatz hinaufmarschiert, erkennt man, dass es sich um ein ganz außergewöhnliches Stück Natur handelt. Die eine oder andere vorlaute Pflanze