Der Engel an meiner Seite. David Frei
hoffte, von ihm lernen zu können, auch so zu sein.
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Es war im Frühjahr 1995. Seit meinem ersten Herzinfarkt waren mehr als drei Jahre vergangen. Vor Dakota hatte ich geglaubt, das Ziel meines nächsten Ausflugs würde meine eigene Beerdigung sein. Doch jetzt zwang er mich jeden Tag hinaus ins Freie und das genoss ich richtig. Ich liebte es, wie er seine Persönlichkeit überall hintrug, wohin wir auch gingen.
Irgendjemand hat einmal gesagt, wenn Hunde sprechen könnten, würden sie sagen: »Ich auch, ich auch!« Das ist exakt die Lebenseinstellung von Golden-Retriever-Hunden. Es scheint, als würden sie ständig sagen:
»Und was machen wir jetzt?«
»Wohin gehen wir heute?«
»Was isst du da?«
»Die Sonne fühlt sich toll an!«
»Hier, wirf den Ball!«
»Wer ist da?«
Cody hatte immer den Schimmer des Golden Retriever in seinen sanften, dunklen Augen. Er schien zu lächeln und mit sich im Reinen zu sein. Es war ein Blick, der jeden zum Lachen brachte und wenigstens für einen Augenblick vergessen ließ, welche Probleme man hatte oder noch kriegen könnte. Ich wünschte, ich hätte die Anzahl der Lächeln zählen können, die dieser Hund in anderen Menschen hervorgerufen hat.
Seine schimmernden rotgoldenen Haare waren wunderschön ... egal ob an ihm oder an unseren Kleidungsstücken oder Möbeln. Und sein Schwanz war ständig am Wedeln. Man sagt, ein Hund würde mit dem Schwanz lächeln. Dem würde ich nicht widersprechen. Cody bahnte sich mit dem Schwanz seinen Weg, und man musste sich gut überlegen, ob man einen zerbrechlichen oder mit einer Flüssigkeit gefüllten Gegenstand wirklich auf den Couchtisch stellen wollte.
Seine täglichen Bauchlandungen und Paddelkünste in unserem Swimmingpool hätten ihm den Stolz eines jeden olympischen Tierschwimmteams eingebracht. Klar befanden sich auch immer ein paar rote Hundehaare im Poolfilter. Wenn ich ihn säuberte, sagte ich mir einfach, dass Cody mir damit noch mehr Physiotherapie für mein Herz verabreichte und dass es mir guttat.
Zwar besaß er nur den einen grünen Frosch, aber es schien, als hätte er ein ganzes Dutzend davon - ich fand »sie« dauernd in meinem Sessel, auf dem Sofa, im Flur, auf unserem Bett und im Badezimmer. Und wenn ich nicht gerade auf den Frosch trat oder ihn von einem Möbelstück pflückte, hielt Dakota ihn mir unter die Nase und wollte spielen.
Jeden Tag sah ich, was Dakota nicht nur für mich tat, sondern auch für alle anderen, denen wir auf unseren täglichen Abenteuern begegneten. Die Wirkung, die er erzielte, faszinierte mich und ich wollte noch mehr erreichen. An dieser Tiertherapie war wirklich was dran, wie ich merkte. Ich suchte mir im Internet Informationen zusammen und telefonierte ein wenig herum, um mehr darüber zu erfahren.
Karen Costello hatte mir vorgeschlagen, ich sollte mit Dakota den Eignungstest, Canine Good Citizen (CGC) genannt, machen, der vom amerikanischen Rassehundeverband (AKC) durchgeführt wird. Das Prüfungsprojekt hat sich die verantwortungsbewusste Hundehaltung und anständige Verhaltensweisen von Hunden in der Öffentlichkeit zum Ziel gesetzt. Ich schöpfte den Verdacht, dass das - wie viele unserer Aktivitäten - etwas war, was angeblich für den Hund gedacht war, in Wirklichkeit jedoch mir guttun würde.
Ich rief den Rassehundverband AKC an und bekam die Anleitungen für die Prüfungsvorbereitung, und dann übten Cody und ich jeden Tag zu Hause und auf unseren Spaziergängen. Es war eine gute Therapie für mich und half uns, eine funktionierende Beziehung aufzubauen. Dakota ließ alles so leicht aussehen, dass ich mir nicht sicher war, ob wir wirklich alles richtig machten. Sollte das Ganze nicht schwieriger sein?, fragte ich mich.
Wir beschlossen, den Test bei der Hundeshow des Houston Kennel Clubs im Sommer zu absolvieren. Am Abend vor der Ausstellung konnte ich nicht schlafen. Ich war sehr nervös. Abgesehen von den Arztbesuchen und Spaziergängen in der Nachbarschaft war es buchstäblich das erste Mal in vier Jahren, dass ich mich aus dem Haus wagte.
Wahrscheinlich war es gut für uns, dass unsere Prüfung schon um neun Uhr stattfinden sollte. Ich hatte zwar keine Zuschauer erwartet, doch als wir ankamen, standen sie um den Ring herum. Dakota nahm es gelassen. Er war der Erste im Ring und zog die Prüfung durch, als hätte er in seinem Leben nie etwas anderes gemacht. Er nahm sämtliche Hürden mit Bravour: Fremde begrüßen? Er war noch nie einem Fremden begegnet und würde es wohl auch nie. Komische Geräusche? Er rührte keinen Muskel. Fremde Hunde? Er zuckte nicht mit der Wimper. Er hätte ein Poster-Hund sein können. Dakota bekam perfekte Noten - so etwas war den Prüfern noch nie untergekommen.
Als ich unsere Unterlagen einsammelte, kam eine Frau auf mich zu und sagte: »Hallo, ich bin Jan Hassler, die Geschäftsführerin von Paws for Caring (›Pflegedienst auf Pfoten‹). Unser Stand ist da drüben. Würden Sie bitte vorbeikommen, bevor Sie gehen?«
»Ja, sicher«, sagte ich. »Was ist Paws for Caring?«
»Wir arbeiten mit Tiertherapie.«
»Wir kommen gleich rüber.«
Jan hatte Dakota im Ring beobachtet. Sie sagte mir, sein Temperament würde sich perfekt für die Tiertherapie eignen und sie würde uns gerne helfen, bei dem Programm mitzumachen. Ich sagte ihr, dass ich überall Informationen über die Tiertherapie gesammelt hatte und wir unser eigenes kleines Therapieprogramm in der Nachbarschaft laufen hatten, doch dass es an der Zeit sei, sich wirklich mit einem anderen Menschen darüber auszutauschen.
Sie lächelte wissend. »Nun, Sie haben nur ein kleines bisschen von dem gesehen, was Sie damit erreichen können. Ich glaube, wenn Sie bei uns mitmachen, können Sie viele Menschen auf sehr sinnvolle Weise erreichen«, sagte sie.
Es war der perfekte Zeitpunkt für unsere Begegnung und wir hatten eine sehr interessante Unterhaltung. Jan berichtete mir von den Erfolgen der Menschen und Tiere, die bei der Organisation mitmachten, und von den Orten, an denen ihre Mitglieder wöchentlich eingesetzt wurden. Sie überzeugte mich restlos. Dakota war ein Naturtalent und ich konnte es kaum erwarten, mein Leben mit einer solchen Aktivität zu bereichern. Der nächste Schritt würde die AAT-Prüfung sein, die wir nach den Richtlinien des Haustierpartnerprogramms der Delta Society bei Paws for Caring machen konnten.
Ich hatte mich telefonisch mit Susan Duncan von der Delta Society angefreundet, und sie ermutigte jeden Schritt, den Dakota und ich machten. Es war gut zu wissen, dass Susan und die Mitarbeiter der Delta Society uns auf unserer neuen Reise zur Seite stehen würden. Der Qualifikationsprozess von Delta beinhaltete außerdem die Richtlinien und Regeln, die beachtet werden müssen, wenn man Tiere in Krankenhäuser, Pflegeheime und Schulen bringt, und bietet eine Haftpflichtversicherung über eine Million Dollar.
Die Prüfung an sich war im Grunde eine erweiterte Version der CGC-Prüfung; es wurden die Situationen nachgestellt, mit denen ein ehrenamtlicher Mitarbeiter und sein Tierpartner in einer Gesundheitseinrichtung rechnen mussten. Es näherte sich uns zum Beispiel jemand von hinten und ließ einen Nachttopf fallen. Ich zuckte zusammen, doch Dakota reagierte kaum. Oder ehrenamtliche Mitarbeiter, die in die Rollen von »Patienten« in Rollstühlen und Gehhilfen schlüpften, umzingelten uns. Cody blieb ruhig sitzen und zählte seine neuen Freunde. Andere Rollenspieler wurden zu neugierigen oder desorientierten Erwachsenen und groben Kindern, die uns zu nahe kamen und an Dakota zerrten. Ich wollte ihn wegziehen, doch er blieb sitzen und nahm es hin - oft wedelte er dabei sogar mit dem Schwanz.
Immer wieder sah Cody mich an, als wollte er fragen: »Sind wir endlich fertig?« Er war stabil und zuverlässig und verlor nie die Fassung. Auch diese Prüfung stellte für ihn keine große Herausforderung dar und ich war sicher weitaus nervöser als er. Anscheinend behinderte ich ihn jedoch nicht zu sehr, denn wir bestanden die Prüfung mit Auszeichnung. Wir waren bereit, mit unseren Besuchen zu beginnen. Doch bevor wir uns an die Arbeit machten, wollte ich noch mehr über Tiertherapie wissen. Daher recherchierte ich ein wenig. Wie ich dabei herausfand, basiert sie auf der simplen Tatsache, dass Tiere unser Leben verbessern.
Vor zehntausenden von Jahren tauchten Wölfe an den Lagerfeuern der Menschen auf, um nach Futter zu