Die Unworte. Horst Hartleib

Die Unworte - Horst Hartleib


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man(n) tut es an, únd nicht nur sich.“ Insounfern man(n) kann. „Mors certa, hora incerta“. Ein UnSchön(un)geist ist er, der UnSchöne!

      Die von unten erleuchteten unterbelichteten Spritzsalmler, unsinnierte der UnSchöne weiter, unwürden wahrscheinlich zum Ablaichen vergeblich durch die Bodenscheibe zu springen versuchen. Und vielleicht würden andere von unten erleuchtete Fische, die bisher am oder im Bodengrund laichten, beim vergeblichen Versuch, ihre Eier von unten an den Wasserspiegel zu heften, scheinbar grundlos irritiert an die Deckscheibe springen oder die fehlende Deckscheibe verfehlend sich „an die Luft entsetzen“. Auch un’ser Weltbild ist vielleicht mehr von der Beleuchtungsrichtung abhängig als wir es (un)wahr haben wollen, als es úns unlieb ist. Erleuchtung kann auch von unten verkommen. Da gibt es noch sehr viel zu erforschen! Da ist noch Ungeheuer viel zu ent- oder verdecken! Ich kann (mir) hier erlediglich Jungpionierarbeit (dazu) leisten.

      Auch das Problem der Asymmetrie beschäftige ihn sehr, zumal das seitenverkehrte Denken nur ein Spezial(un)fall seines verkehrten Denkens sei. So bizarr die meisten Chimären auch seien, es handle sich ausnahmslos um eine Art Propfung eines Unterteils auf ein Oberteil, wie beispielsweise bei der von ihm jüngst nach alten Vorunbildern als Unart unwissenschaftlich beschriebenem Gemeinen Sphinx (Sphinx vulgäris SCHÖNE, 2000), der Pfropfung eines Menschenkopfes auf einen Löwenleib. Oder des Löwen auf die Ameise zum Ameisenlöwen? Sein Unsternbild sei erübrigens auch der Ameisenlöwe. Der Pegasus der Dichter sei ein eingebildeter Pfropfbastard und die unamüsante A-Muse des unseligen Undichters eine bodenpurzelnde Tanzmaus mit Niederschmetterlingsflügeln. Oder der Zentaur sei eine Pfropfung eines Mannesoberkörpers auf einen vorher enthaupteten Pferdeleib. In der erbaulichen Literatur, etwa bei Arno Schmidt, verkomme auch schon mal die mannstolle (unrein)rassige rossige Zentaurin vor. Von einer Veranstaltung „Partner Pferd“, in der Pferdenärrinnen Reiten und/oder reiten lassen faselt der provo(ver)kann(n)te UnSchöne auf das Sexistisch-Frauenfeindlichste. Da verwachse zusammen, was sich zusammen ungehöre. Bei der Unverlegenheit geht ihm seine durch und durch schmutzige Phantasie durch. Die Sexualität(lichkeit) gehabe eine zentrale (Ent)Stellung in der (Un)Persönlichkeit, sagt er zu Hölzel. Wie nenne man das dann: Sie homo- oder anthropo-, er bestiophil? HassDe ma’ ne Fauns? Bei der kleinen Seejungfrau (un)würde unbekanntlich ein Frauenoberkörper auf einen Fischschwanz gepfropft, erübrigens ohne dass es zu Un(v)erträglichkeitserscheinungen verkäme. Aber nennen Sie mir bitte ein Beispiel für eine Propfung beziehungsloser (un)weise (Kon)Fusion nach einer Längsachsenteilung, also einen (Un)Fall von vertikalem Denken statt horizontal beschränktem Querdenken. Es wäre in der Untat allein (unver)schon operationstechnisch sehr viel schwieriger, einen längsgeteilten linken Pferdekörper mit einer rechten Menschenhälfte zu konfusionieren, oder umverkehrt. Man müsste schon sehr betrunken sein, um sich das vorzuentstellen. Asymmetrische Unwesen sind eher Mängelwesen, wie der allgemein bekannte gemeine Zyklop mit nur einem Auge, oder der hinkunfähige einbeinige Scipode oder Monopode, der sich auf dem Rücken liegend im Schatten seines gespreizten Fußes ausruhen kann. Warum ist die Zahl der weiblichen Brüste unstets durch zwei teilbar, während die Anzahl der (ungeratenen) Nachkommen sehr unwohl eine ungerade sein kann? Da fragt mann sich doch, was man sich noch fragen soll. Was man(n) sich noch fragen kann, ohne eine unzumutbare Antwort von sich zu erhalten. Mann versucht ja schon sein Unmöglichstes, indem mann mit der kleinen Meerjungfrau (in märchenhafter Unwahrheit eine Unvermehr-Immerjungfrau) Unzucht zu treiben versucht. Ja, diese feuchtgebieterischen Melusinen und Úndinen! Das Asymmetrieproblem ist ein sehr weites Feld, da weiß ich gar nicht, wo ich aufhören soll, also fange ich ungebesserter gar nicht erst an, unterbrach sich der Gastgeber. Damit (un)würde er sich weiterer Ausschweifungsmöglichkeiten berauben. Es hat auch noch niemand die Unarten klassifiziert und einkonsortiert wie Linné es den Arten angetan hat. Die Psychoanalyse hat die Unarten noch nicht vollunanständig (de)klassifiziert. Da ist noch ein großes Beuntätigungsfeld für Erstuntaten. Da gibt es noch viel anzutun. Ich weiß gar nicht, wo ich zuerst aufhören soll. Ich bin ja mehr noch ein Unmensch der Untat, statt ein Theoretiker und scribomanischer Schreibtisch-Untäter und ich kann ja nicht alle erledigen! Es müssen noch viele Wale von den Fischen zu den Säugetieren um sortiert werden und Blindschleichen von den Schlangen zu den Echsen, und diverse Únkräuter zu den Nachtschatten- und Hundsgift-Gewächsen.

      Derunartiges nennt der Vervolksmund blasphemisch ein Fisch-KZ, dachte Hölzel im UnSchöne’schen Jargon, in seiner Untätersprache, die ihn immer mehr (un)geistig einzu(un)frieden begann. Und man müsste den UnSchöne durch Käfigung vor dem finalen Sprung in die Selbstüberschätzung beschützen. Vor sich selbst müsste man ihn derunart beschützen und mehr noch die Menschheit und auch die (Un)Tierwelt vor ihm be(un)wahren. Vor diesen verzwergungswahnsinnigen Selbstdik(un)tator, der seine Selbstquälereien allen Kreaturen zuunmuten will! Das ist eine private Hobby-Hölle mit unfreiverruflicher Nebentätlichkeit, in der ein Möchtegern-Gott, dessen (Un)Fähigkeiten aber nur für Teufeleien ausreichen, seine Perversionen austobt. Im Gegensatz zu einem Gott reichen seine (Un)Fähigkeiten nur dafür aus, die ihm ausgelieferten bedauernswerten Kreaturen ins Verderben zu treiben. (Mak)aber sie da wieder heraus zu holen vermag oder mag er nicht. Er könnte einen Lazarus umbringen, aber nicht wiederbeleben. Man kann sich zwar selbst zerlegen (zerlügen), analysieren und paralysieren, aber nicht reparieren. Beim Zuwider-Zusammenentsetzen bleibt immer etwas Scheußliches übrig. Ein Blinddarm, ein Arm, ein steifes Glied, eine Milz, ein autotomierter Eidechsenschwanz. So endet Selbsterforschung unstets mit Selbstentfremdung. Das ist ein rechtloser und damit angeblich auch unrechtsloser (Ab)Raum, ein Unzuchtzimmer, in dem mangels Beherrschung nur die Unnaturgesetze herrschen. Es (miss)handelt sich um (Un)Tierquälerei, unart-ungerechte (Fehl)Haltung. Nötigung zum Fehlverhalten, zur fehlgeprägten Unzucht. Vorentsaetzliche Qualzucht. Man müsste ihm die Veterinärhygiene, das Tierschutzamt auf den Hals schicken, dachte Hölzel, aber dann fiel ihm ein, dass er sich damit nach UnSchöne’scher Unmanier selbst schädigen (un)würde. So weit soll es dann doch nicht verkommen! Er fühlte sich vereinnahmt vom dekadenten Abgedanken(un)gut, der Wortverbrecherei, des ganzen Un, der dekadenten Selbstzerstörungswut seines Gastgebers, der ihn ungeistig gefangen zu nehmen begann. Als ob man mit einem Übeltäter eine gemeinsame Tätersprache hat. Eine mit geschürzter Lippe gestammelte sexistische Schürzenjägersprache. Telepathisch-patologische Infektion durch befremdendes fremdes, rassistisch-faschistoides, assozialdarwinistisches Gedanken(un)gut. Hölzel sah sein Gesicht auf dem Wasserspiegel des Piranhabeckens schwimmen und es (ver)kam ihm monströs und hässlich vor. So(un)gar von Piranhas verschmähte Ungenießbarkeit. Minderwertigkeitskomplexe, wie er sie bisher verkannt hatte, legten sich wie Mehltau auf sein Denken. Ein plötzlicher schwerer Depressionsanfall, wie er das bisher nicht ansatzweise erlebt hatte. Das Gefühl, ein schwitzender Stein zu sein. Hochinfektiöser Selbsthass, Selbstbetrugssucht und ein zwanghaftes Bedürfnis, selbst Hand an sich zu legen. Hilfe, was ist nur los (oder nicht los) mit mir! Ich muß hier raus (aus mir)!

      Das sind doch nur Sentimentalitätlichkeiten, Schwachsinn!, schüttelte Hölzel dieses lähmende Gefühl ab. Nichts ist mit mir los! Das Unmögliche ist unmöglich! Er ist ein „hoffnungsloser“ Optimist. „Wo ein Unwille ist, da ist auch ein Umweg“, verirrte sich ein suggerierter surrealer (Ab)Satz Schöne’schen Ungeistes telepathologisch in seinen Kopf. Das ist telepathisch hochvirulentes patho(ver)ge(h)nes Gedanken(un)gut! Man(n) braucht eine gute gedankliche (un)geistige „Firewall“ in der bedrohlichen Nähe dieses Dauerausscheiders pathogenen Gedanken(un)gutes! Gegen die starke Unperson eines (un)geistigen VerFührers mit seiner demagogisch-ungeistigen Okkupation des Denkens, mit ihrem -is(s)mus! Gegen die sich von ihm ausvergehende negative quälerische Au-ra. In seiner Nähe werden alle Schandtaten (un)entschuldbar. Man glaubt sich und jedem/r alles antun zu unbedarfen. Man fühlt sich plötzlich voller Enthemmungen. Einen nie gekannten unterbewußten Zwang, sich gehen zu lassen, sich schamlos skrupellos an sich und Seinesungleichen zu vergehen. Sich zu (ver)sagen: Tabus, das sind doch nur Fähnchenketten, Einunfriedungen! Das ist die „Mutprobe“, die Spannung, die aus dem Anpinkeln hoffentlich spannungsloser Weidezäune resultiert. Er wusste selbst nicht, wie ihm geschah. Er nahm einen auf dem Rand eines gemauerten Hinhaltungsbecken für Verunzierfische liegenden Futternapf aus Aluminium und stülpte ihn sich auf unschönste Unart der Selbstlächerlichmachung auf den Kopf. Es war irgendwie nicht sein eigener Gedanke, (ab)sondern wie ein telepathogener Befehl. Eine soldatische Vergatterung sozu(ver)sagen und die Schüssel ein Schutzhelm. Und damit wurde es schlagartig besser. Wie in einem Faraday’schen


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