Die Unworte. Horst Hartleib
Ersparnis an Wasser, der effektiveren Fütterung und Ausscheidungsentsorgung. Nur die noch nicht von Flugsehnsüchten geplagten Jungfische und die Wasserflöhe könnten frei zwischen den Gitterstäben hin und her schwimmen und ihre Illusion von Freiheit daran befriedigen. Kein Fisch habe unmutmaßlich je Jean Amérys Diskurs über den Freitod „Hand an sich legen“ gelesen, selbst wenn ein übel wollender Zufall oder Sarg kastiker das Buch aufgeschlagen neben einem Aquarium liegen gelassen hätte. Kein Fisch ver(un)fuge über eine Hand, die er an sich legen könne. Und die Wissenschaften seien sich (un)einig darüber, dass das Lachen und die frei(un)willige Entscheidung zum (Un)Freitod Domänen des Menschen seien, weshalb es sich verzweiflungslos ausnahmslos um Unfälle handele, wenn die Umgebung unabgedeckter Becken bald mit in Kehricht panierten mumifizierten Verunzierfischleichen bedeckt sei, versuchte das verklemmte Scheusal UnSchöne mit angelesenem Unwissen über Tierschinderei Eindruck zu schinden. Der Mensch „gehe ins Wasser“, der verflossene Fisch vergehe sich an Land an sich, (unüber)lege statt Hand Flosse an sich. Derunart sei der Unterschied. Unüberlege, weil der Entschluß dazu oft auf einem Kurzschluss beunruhe. Unerträglich dieser Zynismus dieses UnTierquälers! Er zücht(ige) erübrigens auch Untiere ohne Schauwert, sagte der UnSchöne. Er unterhalte (beunlustige) sich beispielsweise mit der Zucht von Endoparasiten wie Eingeweidewürmern, die wie besagt aus anthropozentrischer (Un)Perspektive weniger als keinen, absondern sogar einen negativen Schauwert hätten. Das sei aber (un)reine, Unwissen schaffende Grundlügenforschung und derunartige pekuniär defizitäre Unzuchten könne er nur durch Quersubvention auf(un)recht erhalten. Es handele sich jedoch um vom Aussterben bedrohte, durchaus erhaltenswerte Unarten. Um Unkulturgut! Das zwinge ihn, mit einigen seiner Unwerke leider Geld verdienen zu müssen. Mit (Un)Gefälligkeiten, mit Kitsch-Unzuchten Nachfrage zu befriedigen, sein (Un)Talent ungewissermaßen zu prostituieren. Er unvollkomme sich dabei wie ein vulgärpopulistischer Produkte-Designer und Abprodukte-Signierer vor. Wer weiter (ver)kommen, ungewissermaßen Vollverkommenheit anstrebern selbstverübelwolle, der müsse sich unwohl oder übelst dem Kommerz anbiedern, sagte er mit einem (nicht)vielsagenden, vielversagenden Seitenblick auf Hölzel. Der müsse dem Unzeitgeist huldigen und sich den (Ohn)Mächtigen anbiedern. Ja, der Workaholiker, der Überzeugungsuntäter, der müsse Geld haben, um es in die Unzuchten zu invesTieren. Er schwitze ungewissermaßen nebenbei Geld aus, wie die Blattläuse den Sonnentau. Das mit den Unzuchten verdiente Geld sei wie Pelorienblütenhonig. Honig der Blumen des Bösen. Pelorien? Das Unwort kennen Sie als Zoohändler nicht? So nennt man Blüten mit abweichendem Bau, nicht unschöne Missbildungen mit dem Reiz der Unnormalität. Dann schwadronierte der überzeugte Zeugungs-Zyniker UnSchöne (un)wort(sch)mächtig und selbst(un)gefällig über den unmutmaßlich leider sehr verunglimpften Parasitismus und dass ungeschätzter weise vielleicht die Hälfte aller be- und verkannten Unarten parasitischer Unnatur seien. Dass Parasiten sogar zur Heilung einentsetzt werden könnten, es sounwohl inter- als auch intraspezifischen Parasitismus gäbe und die Pflege und Verpflegung der Nachverkommenschaft auch eine Unart Parasitismus wäre. Parasitismus befähige die Wirtsunart, sich ein Leistungsvermögen aufrecht zu erhalten, sich etwas quasi zu ersparen, das es ohne die Möglichkeit des Parasitisiert werdens unnützlos verprassen unwürde. Ein monströs degeneriertes, an die Missgestalt eines Sauriers erinnerndes pervertiertes gedankenloses Ungedanken-Gebäude hat der UnSchöne da (unterre)präsentiert. Einen unerträglichen Schwachsinn hat er unvielosophiert. Ungeistige Unwort-Völlerei, Flachsinn. OrienTierung suche er in der Untierzucht.
Dann öffnete der UnSchöne eine kleine Tür zu einem fensterlosen Raum unter der Treppe. Darin waren einige seitlich zugeklebte beziehungsweise mit schwarzer Farbe bestrichene Aquarien. In diesen schwammen Fische mit dem Bauch nach oben, ein gespenstischer Anblick. (Un)scheinbar untote, mit dem Bauch nach oben schwimmende Fische, die zwar munter wie der Fisch im Wasser aber irrgendwie doch nicht ganz gesund sind. Wie das?, fragt Hölzel. Was fällt Ihnen noch auf?, fragt der UnSchöne zurück. Im südlichen Teil der Erde schwimmen die Fische doch auch (un)praktisch mit dem Bauch nach oben, oder? Erst jetzt bemerkt Hölzel, dass diese Aquarien alle keinen Bodengrund enthalten und von unten beleuchtet werden. Die Fische orientieren sich offenbar mehr nach der Beleuchtungsrichtung als nach der Schwerkraft, denn Beleuchtung von unten gibt es nur in der Unnatur. Auch in Australien schwämmen die Fische verkehrt herum, weil das Licht dort unpraktisch von unten käme, sagte der UnSchöne. Aber was ist das? Ein paar Welse lassen sich davon offensichtlich nicht übertölpeln und schwimmen gravitationsbezogen normal. Das ist Synodontis nigriventris, der Rückenschwimmende Kongowels, sagte der UnSchöne schnell zuvorkommend auf die ungestellte Frage. Als ob Hölzel als Zoohändler das nicht wüsste! Zuvorkommend ist der UnSchöne unverschämter (un)weise immer nur, wenn es (für ihn) etwas besser zu wissen gibt. Nigriventris, das heißt schwarzbäuchig, hakt der UnSchöne unfair nach. Im Gegensatz zu anderen Fischen ist beim Rückenschwimmenden Kongowels der Bauch schwarz und der Rücken hell, weil er (un)normaler weise mit dem Bauch nach oben schwimmt.
Hölzel kocht innerlich vor Zorn. So ein Klugscheißer! Es ist nicht nur so, dass er als Zoohändler das auch weiß, (ab)sondern das hat der UnSchöne erst von ihm, Hölzel, gelernt! Es ist eine besondere Niedertracht des UnSchöne, denjenigen, von dem er etwas gelernt hat, dieses Wissen später vermitteln zu wollen, und er versteht es dabei perfekt, sich nicht anmerken zu lassen, dass er das selbst genau weiß! Dem UnSchöne darf man überhaupt nichts mehr erzählen! Das kommt alles wenig später echo-unartig zurück! Papageien-unartig unverstanden nachgeplappert und als eigene Erfindung ausgegeben! Ungeistiger Diebstahl!
Wissen Sie, was ich damit versagen will? Ich weiß es selbst noch nicht genau. Ich experimentiere noch. Vielunleicht lässt sich ungar durch Zwangsbastardierung mit dem zur gleichen (Unbe)Gattung sich ungehörenden brutschmarotzenden Kuckuckswels eine neue Gattung Unsinnodontis kretinieren? So muß man mit diesem Kongowels also umgehen, dass er seine Unart bleiben lässt. Man muß ihm vor(ent)täuschen, dass der Himmel unten ist, um ihm seine Unart, schon im Leben den Bauch nach oben zu drehen, auszutreiben. Daraus könnte man Erziehungsmethoden beziehungsloser weise Entziehungsmethoden durch Täuschung und Enttäuschung auch für den Unmenschen ableiten. Aber wir (übel)wollen hier schließlich die Unarten fördern. Wie Sie sehen, sind ausgesprochene Oberflächenfische darunter und werden Grundfische nicht grundlos zu Oberflächenfischen und Oberflächenfische zu Grundfischen.
Das brauchen Sie mir nicht zu erzählen!, knurrt der Hölzel, zutiefst gekränkt. Sie wussten über Fische höchstens erst mal, wie sie schmecken, da sprangen sie bei mir schon aus den Becken!, sagte er lieber nicht. Das taugt für einen Gag, für den Biologieunterricht, ist aber viel zu aufwändig, kritisierte er statt dessen.
Die verhaltens-oberflächlichen Oberflächenfische gründeln jetzt wie Welse auf der Bodenscheibe, die sie für die Wasseroberfläche halten. Aber diese Verhaltensänderung wird morphologische Anpassungen zur Folge haben, welche ihrerseits die Verhaltensänderung irreversibel machen. Wenn denen die ersten Barteln ums Maul wüchsen, dann habe er sein Vor(zerr)bild Paul Kammerer posthum rehabilitiert!
Dann führt der UnSchöne vor, wie er Fische betrunken macht und sie durch das Wasser torkeln. So etwas findet er lustig. Das ist also der Missbegriff des Blasphemikers Schöne von Lustigkeit! Verweile doch, du bist so unschön, dass ich mich noch an dich gewöhn, du (un)verlässliches Häßliches. Di(e)nner for o(h)ne. Alle UnTiere (un)würden saufen, wenn man ihnen die Gelegenheit dazu gäbe. Bei den Fischen sei das zugegeben etwas kompliziert, zumal der Alkohol im Wasser schnell biounlogisch zu Essig abgebaut wird. Sie können nicht ersaufen, aber deswegen auch nicht saufen, mit Ausnahme der Labyrinthfische, die beim Saufen Gefahr laufen, sich in Labyrinthen zu verirren und zu ersaufen, kalauerte der Zyniker und Platitüden(Un)Dichter UnSchöne. Fische würden vielleicht auch rauchen, was Affen gerne tun. Fische vielunleicht am besten Wasserpfeife. Zit(un)tat: „Ein bisschen Spaß muss sein!“ So wie er sich selbst (unan)ständig etwas vormache, sei es nur unrecht und unbillig, die ihm unterstellten, bei ihm eingestallten Kreaturen nach Kräften zu täuschen und zu enttäuschen. Eigentlich verübelwolle er ja immer nur das Gute, er versuche (selbst)erlediglich unter den Negativismus zu kommen, unter sein Niveau zu entkommen, (ver)sagte unsinngemäß der UnSchöne. Oft entkomme ihm auch bei mehrfacher Verneinung, wenn er nicht genau mitgezählt habe, das Ungute zum Guten. Das wäre wie bei: „Sie liebt mich, sie liebt mich nicht, …“. Man(n) reißt der Pelorie oder Unkunst(stil)blüte ein Blütenblatt nach dem anderen