Die Magie des Südens. Peter Rieprich
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literatur verlag josefine rosalski, berlin 2015
Edwine Bollmann
Peter Rieprich
Die Magie des Südens
Zauberhafte Landschaften und
überraschende Begegnungen in Spanien
edition ♦ karo 2015, horizonte Nr. 14
INHALT
Surreale Meisterwerke in Figueres
Ein Visionär prägt das Stadtbild
Die prickelndste Gegend Spaniens
Kleine Fluchten unter flirrender Sonne
Moderne Kunst in hängenden Häusern
Die Hütte auf dem Cabeca d’Oro
Caravaca de la Cruz feiert das Heilige Jahr
Die Minen sind tot, es leben die Minen
VORWORT
Auf unseren Reisen durch die wunderschönen Landschaften und Städte Spaniens entdeckten wir viel Sehens- und Bemerkenswertes am Rande der gängigen Touristen-Highlights, lernten allerlei Sitten und Gebräuche kennen und erlebten so manche lebhafte Fiesta.
Einige unserer Eindrücke möchten wir dem Leser in den folgenden kleinen Reportagen und Geschichten vermitteln, in der Hoffnung, ihn zu bereichern und auf die unterschiedlichen Landstriche mit ihren Besonderheiten neugierig zu machen.
Die Protagonisten unserer Geschichten sind oftmals Menschen, die der Magie des Südens mit ihrem mediterranen Klima, ihren exotischen Blütenträumen und der entspannten Lebensart verfallen sind. Manche verbringen dort ihren erträumten Lebensabend unter Palmen, am Meer oder in den Bergen, frönen Genüssen, wie Iberico-Schinken, Tapas oder Meeresfrüchten, und genießen die vollmundigen Weine der ganz unterschiedlichen Regionen. Andere scheitern, weil ihre Sehnsüchte sich nicht erfüllen.
Kommen Sie mit uns auf die Reise in ein Land, das jährlich Millionen von Touristen anzieht und dennoch weit mehr zu bieten hat als Sonne, Strand und Meer.
INSELURLAUB EINMAL ANDERS
Sanft auf den Wellen schaukelnd, nähert sich das kleine Fährschiff, das ungefähr 140 Fahrgästen Platz bietet, heute aber, zusammen mit uns, nur etwa 20 Personen befördert, dem Hafen. Eigentlich handelt es sich nur um eine Mole, an der schon ein halbes Dutzend Segelboote festgemacht haben, mehr hätten auch kaum Platz, und eine kleine Bucht, in der die Boote der Fischer teils kieloben auf dem Strand liegen, teils im seichten Wasser verankert sind. Ein munteres Völkchen verlässt das Schiff: Eine Gruppe japanischer Studenten hält die Ankunft auf Video fest, ein anderer Trupp bewegt sich mit Angelausrüstung und großer Kühltasche zielstrebig auf die ergiebigen Fischgründe zu, wieder andere lassen die eindrucksvolle Szenerie der kleinsten bewohnten Mittelmeerinsel Spaniens auf sich einwirken, und lediglich ein junges Paar, bepackt mit großen Rucksäcken, will für längere Zeit hier Urlaub machen – auf der Isla Tabarca.
Ein Hort der Ruhe und Entspannung und der völlige Kontrast zu Mallorca, Ibiza & Co. Wir gehen durch ein altes Stadttor; ein staubiger Schotterweg führt zum bewohnten Teil der Insel, der ungefähr 100 Häuser umfasst. Asphaltstraßen sind hier unbekannt und werden auch nicht gebraucht, denn Autos gibt es hier nicht. Alle Ziele auf der nur 1 800 Meter langen und 400 Meter breiten Insel lassen sich bequem zu Fuß erreichen und für schwere Lasten benutzen die Inhaber der wenigen Restaurants und Läden einfach Sackkarren.
Die Straße ist gesäumt von ein- bis zweistöckigen, meist weißen, verwitterten Häusern und führt auf die Plaza Gran, den großen Platz – groß zwar – aber auch er ist nicht gepflastert, sondern lediglich eine Schotterfläche, dekoriert mit einigen Palmen und alten Zisternen, die aber nicht mehr genutzt werden und zugemauert sind. Nur wenige Menschen sind unterwegs, einige schlendern gemächlich mit ihren Einkäufen nach Hause, eine kleine Gruppe von Touristen flaniert über den Platz in Richtung Kirche. Ein Kellner bringt Feriengästen das Mittagessen auf durch Aluminiumfolie geschützten Tellern ins Haus.
Das Restaurant Casa Ramos am Rande des Platzes hat auch außerhalb der Saison geöffnet und bietet auf seiner Terrasse, neben anderen Gerichten, die Spezialität der Insel an: eine Caldero, einen Fischeintopf mit Gemüse, Reis und Kartoffeln, hier in einem