Hekate. Thomas Lautwein

Hekate - Thomas Lautwein


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geschmückte“ (V. 459) bezeichnet wird. Rhea wurde gern mit der phrygischen Kybele gleichgesetzt, die ebenfalls Mysterien besaß; beide wurden von den Pythagoräern mit Demeter identifiziert. Ein Grabrelief aus Lebadeia in Böotien, wo sich die berühmte Orakelhöhle des Trophonios befand, zeigt einen Mysten, der nach seinem Tod von Hekate an der Hand genommen und vor Kybele geführt wird.80 Da der Verstorbene in derselben Größe wie die Göttinnen abgebildet ist, darf man annehmen, dass er selbst vergöttlicht wurde. Hekate scheint also in den Kybele-Mysterien ebenfalls eine vermittelnde Funktion übernommen zu haben. Über Beziehung zwischen Rheia und Hekate haben sich später dann die Neuplatoniker Gedanken gemacht, wir werden bei der Besprechung von Proklos’ sechster Götter-Hymne noch darauf zurückkommen.

      Mit dieser Funktion der Hekate hängt auch der Galinthias-Mythos zusammen, der das Wiesel zu einem ihr heiligen Tier macht. Die Sage wird uns bei Antoninus Liberalis (Verwandlungen, 29) und Ovid (Metamorphosen IX, 281 ff.) überliefert. Als Hera die Geburt des Herakles verzögert, um zu verhindern, dass er König von Theben wird, greift Galinthis oder Galinthias ein:

      bild%201.bmp Die Verwandlung der Galinthias, englischer Stich von 1777

      Ovid ergänzt in seiner ausschmückenden Erzählung, mit welcher magischen Geste die Geburtsgöttin die Geburt hemmt: sie schlägt das rechte Knie über das linke und verschränkt die Finger „kammartig“ (dextroque a poplite laevum/ Pressa genu, digitis inter se pectine junctis). Das Verschränken der Finger und Beine soll, verbunden mit einer böswilligen Absicht, eine hemmende Wirkung haben, was durch den älteren Plinius bestätigt wird:


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