Hekate. Thomas Lautwein

Hekate - Thomas Lautwein


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      Neun Tage irrt Demeter auf der Suche nach ihrer Tochter mit Fackeln umher. Am zehnten Tag begegnet sie Hekate, die sich ebenfalls mit einer Fackel auf die Suche nach ihr gemacht hat. Gemeinsam machen sie sich auf zu Helios, der ihnen enthüllt, dass Hades der Räuber ist (im Gegensatz zu Hekate, die den Raub nur hörte, hat Helios die Szene auch gesehen, als er am Himmel dahinzog). Diese unruhige, angstvolle Suche nach der Verschwundenen wurde von den Neophythen im Vorbereitungsteil der Mysterien rituell nachgespielt (Vers 48 - 64):

      Ganze neun Tage durchstreifte die machtvolle Deo den Erdkreis,

      flammende Fackeln in ihren Händen; vom Kummer gepeinigt,

      rührte sie weder Ambrosia an noch köstlichen Nektar,

      tauchte auch ihren Körper nicht mehr ins Wasser zum Bade.

      Als ihr am zehnten Tage die leuchtende Eos emporstieg,

      kam ihr Hekate, in den Händen die Fackel, entgegen,

      richtete gleich das Wort an sie und stellte die Frage:

      „Hohe Demeter, Göttin der Reife und herrlicher Gaben,

      wer von den himmlischen Göttern oder wer von den Menschen

      raubte Persephone dir und schlug dich mit bohrendem Kummer?

      Schreien hörte ich sie, doch erkannte nicht den Entführer.

      Damit enthülle ich kurz dir den Hergang, soweit ich ihn kenne.“

      So sprach Hekate. Keinerlei Antwort erteilte die Tochter

      Rheias, der lockengeschmückten, sondern an Hekates Seite

      stürmte sogleich sie fort, in den Händen die flammenden Fackeln.

      Helios suchten sie auf, der acht gibt auf Götter und Menschen,

      Zum dritten Mal erscheint Hekate nach der Wiedervereinigung von Demeter und Persephone (v. 438). Sie wird als Dritte in den innigen Bund von Mutter und Tochter aufgenommen und zur festen Begleiterin der Persephone gemacht (C. G. Jung fühlt sich von Hekate als Helferin der Demeter an die Rolle des Anubis im Osiris-Mythos erinnert). Hekate erweist sich schließlich als zartfühlende, Anteil nehmende Freundin, die mit den beiden Getreide-Göttinnen eng verbunden ist und mit ihnen eine chthonische Trinität bildet:

      So bereiteten sie, in herzlicher Eintracht, den ganzen

      Tag einander aus inniger Liebe vielerlei Freuden

      und erholten sich allmählich vom lastenden Kummer.

      Jeder der beiden gab und empfing Beweise des Frohsinns.

      Hekate nahte den beiden, die Göttin im schimmernden Kopftuch,

      und umarmte herzlich die Tochter der hohen Demeter.

      Der letzte Vers lautet wörtlich: „Seit dieser Zeit war Hekate die Dienerin (πρόπολος, própolos) und Begleiterin (όπάων, opaôn) der Persephone.“


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