Im Kraftstrom des Satan-Seth. Frater Eremor
und erreicht hat, so hat er dies den Naturgewalten abgetrotzt. Als Beispiele mögen hier die großen Metropolen, die Möglichkeiten der Krankheitsbekämpfung und Lebensverlängerung, das Einsetzen von Gesetz und Menschenrechten gelten. Um letztere hat sich der Hominide der Steinzeit sicherlich reichlich wenig gekümmert. Ob es langfristig immer zu des Menschen Vorteil gewesen sein mag, sich die Natur „untertan“ zu machen, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Aber es gibt Stimmen aus berufenem Munde, die den Menschen ohne seinen Willen, über die (und seine) Natur zu triumphieren, bereits seit einiger Zeit ausgestorben sehen. In den Thesen von Palmer und Thornhill findet sich versteckt der Abschied von dem schönfärbenden „zurück zur Natur“-Impulses, der sich auch und gerade in einigen esoterisch denkenden Mitmenschen äußert, die gern auf einer blühenden Blumenwiese spazierengehen, der Großen Mutter einige Früchte opfern, sich (der ursprünglichen aurareinigenden Kraft wegen) in klaren, sprudelnden Bergbächen waschen, jedoch schnell ins Haus flüchten, wenn es zu regnen beginnt und die Zentralheizung aufdrehen, um sich bei einer Tasse gewaltfrei geernteten Grüntee vor den Fernseher zu kuscheln, um dort einen Film über die lustige Welt der putzigen Tierkinder zu sehen.
Thornhill und Palmer führen das Verhalten des Menschen auf steinzeitlichen Prägungen zurück, „beweisen“ durch Beispiele aus dem Tierreich, daß aggressives Sexualverhalten auch beim Menschen „ganz natürlich“ ist.
„Die ganze Denkrichtung ist widerlich. Am Ende kommt dabei eine Rechtfertigung von Mord und Totschlag heraus“, so urteilte der Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch. Es bleibt eine offene Frage, ob es für die Forschung ein begehbarer Weg ist, eine Forschungs- und Denkrichtung auszusparen, weil sie dem Wissenschaftler oder der Gesellschaft als „widerlich“ erscheint. Wenn die Wissenschaft nur von gesellschaftlichen Normen begrüßte Wege beschritten hätte, würden wir heute noch auf einer platten Scheibenwelt leben und der Begriff „Mittelalter“ würde nicht nur auf den Gouda in der Käsetheke zutreffen. Die beiden Forscher versuchen sich in Naturbeschreibung, enthalten sich jedoch einer Wertung: „Biologie vermittelt Verständnis, nicht Rechtfertigung von menschlichem Verhalten.“ Es ist jedoch keine neue Erkenntnis, daß die Überbringer bedenklicher Nachrichten einen gerngesehenen (weil im Gegensatz zur überbrachten Neuigkeit so einfach auszulöschenden) Angriffspunkt für eine empörte Öffentlichkeit bieten. So manch ein Kopf eines Boten mag in vergangenen Reichen gerollt sein, weil dem jeweiligen Herrscher die überbrachte Nachricht nicht gefiel. Wir können froh sein, daß einige unserer Zeitgenossen die wöchentlichen Fußballergebnisse nicht durch uns als Boten, sondern durch einen unpersönlichen Fernseher übermittelt bekommen.
Im Unterschied zu den Verhaltensgenetikern jedoch, die das Individuum und dessen Erbmerkmale betrachten, und die oftmals den Einzelnen als Sklaven seiner Gene sehen, geht es den Evolutionspsychologen Thornhill und Palmer um die menschliche Gattung als Ganzes. Nach ihnen wurde das menschliche Gehirn durch Selektion zu dem gemacht, was es heute ist: Eine Ansammlung meist in steinzeitlicher Zeit geprägter Schaltkreise. Der Psychologe Miller und der Soziobiologe Wilson sehen unabhängig voneinander selbst Verstand und Bewußtsein als zufälliges Produkt der Evolution, als neben sozialem Status, Muskelkraft sowie körperlicher Gesundheit weitere „Maschine für die Brautwerbung“ (Wilson). Hier öffnen sich ungeahnte, gähnende Abgründe für den freien Geist, der, soeben aus den an Gott kettenden Fesseln der Religion entkommen, nun die eisernen Ketten seines Daseins bis zu steinzeitlichen Hominiden zurückverfolgen kann. Er hat schlicht den einen Kerker gegen den nächsten eingetauscht.
Es ist bezeichnend für den Menschen, daß er in den möglichkeitsschwangeren Labyrinthen des Seins nach dem Ariadnefaden sucht, der ihn aus den verschlungenen Pfaden des Lebens und des Todes herausbringen möge.
Es ist der Anfang, der dem Menschen fehlt, und so wendet er sich seinen eigenen Ursprüngen zu, verfolgt die Ketten seines Bewußtseins auf religiösen, gnostischen und mystischen oder wissenschaftlichen Pfaden zurück in die Zeit, um herauszufinden, ob er frei ist.
„Aber es (das Bewußtsein) reißt sich los, wird frei für einen Horizont von Möglichkeiten. Das Bewußtsein kann die gegebene Wirklichkeit transzendieren und dabei ein schwindelerregendes Nichts entdecken oder einen Gott, in dem alles zur Ruhe kommt. Und es wird den Verdacht nicht los, daß dieses Nichts und Gott vielleicht doch ein und dasselbe sind.“ (Rüdiger Safranksi) Auch hier lohnt es sich, noch einmal einen Blick auf Sartes Philosophie der Nichtigkeit des Seins-für-Sich und des Seins-an-Sich zu werfen (siehe „Sum, ergo cogito: Cogito, ergo sum.“). Sehen wir uns den christlichen Schöpfungsmythos an: Am Anfang herrscht Tohu-va-Bohu, das biblischen Chaos. Gott erhebt sich aus diesem Nichts, indem er handelt, so wie der Mensch bei Sartre Werte erschafft, indem er als Sein-für-Sich dem „horror vacui“ entkommt, da er handelt, Bewußtsein durch gemachte Erfahrung ins Dasein bringt. Hier wird die Verwandtschaft des Ebenbildes Gottes mit seinem Schöpfer, nicht nur in Äußerlichkeiten, sondern quasi als Schicksalsgenosse, deutlich. Bis zum Sündenfall ist der Mensch ein unsterbliches Wesen ohne eigene Erkenntnis, es partizipiert „paradiesisch“ an Gottes Bewußtsein, ist sein Geschöpf, sein Gedanke. Da Gott leichtsinnigerweise diesem Menschen die „böse Tat“ verbietet, von dem Baum der Erkenntnis zu essen, erschafft Gott das Böse, eine freie Wahlmöglichkeit des Menschen zwischen Gehorsam und Widerspruch (Auflehnung). Der Mensch erkennt in dem Moment, in dem das Verbot ausgesprochen wird, daß es etwas Böses gibt. Diese Erkenntnis muß der Mensch bereits vor dem Bruch dieses Verbotes gehabt haben, Gott nimmt den Sündenfall demnach vorweg. Wie wir wissen, entschied der Mensch sich für die Auflehnung. Sein Bewußtsein war nicht mehr Teil eines größeren Bewußtseins (Gott), das möglicherweise wiederum Teil eines größeren Bewußtseins war und ist, welches sich im ursprünglichen Chaos verbirgt. Somit könnte auch Gott, für manchen Philosophen und Christen das Sein-an-Sich, in Relation zu seinem Schöpfer ein in die Nichtigkeit des Daseins geworfenes Sein-für-Sich sein.
Das menschliche Bewußtsein löst sich nicht mehr im Bewußtsein seines Gottes auf, im Sein-an-Sich, sondern geht über dieses hinaus, erfährt die Potentiale eines neuen Horizontes an Möglichkeiten und wird ein Erschaffendes. Der Mensch wird selbst ein Schöpfer. Hier liegt nur noch ein hauchdünner Schleier auf der satanischen Erkenntnis: Homo est deus, der Mensch ist Gott. Gott sprach nach dem Sündenfall: „Siehe, Adam ist geworden wie wir.“
Die geistige Realität eines freien Bewußtseins kommt in diesem Kontext im Gegensatz zu den Evolutions-Theorien von Palmer und Thornhill in die materielle Welt, indem sich das Geschöpf gegenüber dem Schöpfer emanzipiert und einen Geist entwickelt, der verneinen kann, einen satanischen Geist, der gegen die Ordnung des Schöpfers verstößt und aufbricht in die Labyrinthe der eigenen Wahlmöglichkeiten. Die uns umgebende Natur ist Manifestation des göttlichen Schöpfungsaktes. Der Mensch ist die Wurstscheibe im Sandwich, dessen Brothälften auf der einen Seite die Transzendenz/Göttlichkeit und auf der anderen Seite die Natur sind. Er ist zwischen ihnen, eingebunden in ein Ganzes und dennoch frei, der Gott zu werden, der er ist: Durch Erkenntnis, die aus jedem Schritt entspringt, wenn der Mensch voranschreitet und ins Dasein gelangt aus eigener Kraft.
Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775 – 1854), ein Zeitgenosse und Studienfreund Hegels, sah alles Leben in einer Polarität schwingen. Auf der einen Seite befindet sich die Selbstheit, das innere Zentrum jedes Individuums. Diese Selbstheit führt zu einem Zusammenziehen und Zusammenhalten von Lebensenergie in der eigenen Mitte, um sich selbst und damit die Abgrenzung zur Außenwelt zu erhalten. In diesem ersten Prinzip des Lebens befindet sich die Basis, der haltgebende Grund für das zweite Prinzip. Es ist das Expansive, der schöpferische Impuls des Hervorbringens und Aus-Sich-Herausgehens, des Sich-Selbst-Überschreitens. Das Individuum beginnt laut Schelling, sich selbst zu transzendieren. Es agiert in der Außenwelt und bringt sich so ins Dasein, indem es das Universum möglicher Bezüge und Handlungen erkennt. Das Bewußt-Sein überschreitet das Sein. Wo dieser zentrifugale Impuls, sich mit dem Außen zu verbinden, geistig wird, nennt Schelling ihn Liebe. Hier machen wir einen kurzen Ausflug zu Empedokles (495-435 vor unserer Zeitrechnung), der die vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde in die Philosophie einführte. Auch nach ihm existieren zwei zeitlose Grundkräfte in allen Dingen und zwischen ihnen: Anziehung und Abstoßung. Die Abstoßung nannte er Haß, die Anziehung Liebe.
Die Natur des Menschen, die Suche nach dem eigenen Ursprung, zog die Menschen schon immer in ihren Bann. Die modernen Wissenschaften und auch