Mörderisches Spiel in Leipzig. Uwe Schimunek

Mörderisches Spiel in Leipzig - Uwe Schimunek


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Tage galt es für eitel Sonnenschein zwischen dem Amtsblatt Seiner Majestät und den Behörden zu sorgen. Im Kopf hatte Wank seinen Text bereits vollendet.

      Er erreichte das Redaktionsgebäude. An der Haustür kam ihm Schliemeyer entgegen. Der Sportreporter hob die Hand zum Gruß, dabei stapfte er den Absatz herab wie ein alter Ackergaul. Vermutlich hatte er zu lange die Ergebnisse von Pferderennen niedergeschrieben.

      Wank grüßte und ging an Schliemeyer vorbei ins Haus. Als er den Türgriff in der Hand hielt, kam ihm der tote Fußballer wieder in den Sinn. Abrupt drehte er sich um und rief: »Herr Schliemeyer, warten Sie doch bitte einen Moment!«

      Der Reporter blieb stehen, zog beim Umdrehen seinen Überzieher bis unters Kinn und guckte müde unter seinem Hut hervor.

      Seit wann war der Mann schon auf den Beinen?, fragte sich Wank. »Ich brauche nur einen Augenblick für ein paar Fragen«, bat er.

      Schliemeyer zuckte mit den Schultern.

      »Haben Sie Informationen über die Fußballmannschaft vom Verein für Bewegungsspiele?«, fragte Wank, während er zum Sportreporter trat.

      »Ja, natürlich. Die Herren vom VfB haben in der vorigen Woche das Halbfinale zur Deutschen Meisterschaft gewonnen. Mit 6 : 3 gegen Altona. Irgendwas an dem sportlichen Wettkampf war seltsam. Mir will nicht einfallen, was …«

      Wank spürte, wie er aufgeregt wurde. »Der plötzlich verstorbene Spielführer?«

      »Thoralf Schöpf, ich erinnere mich. Das war allerdings schon vor vielen Wochen. Nein, es war noch etwas anderes. Aber was?« Schliemeyer rückte seinen Hut zurecht.

      »Sie kannten Schöpf?«, fragte Wank.

      »Ja, selbstverständlich. Sein Name ist unter allen Sportlern in Leipzig ein Begriff gewesen. Schöpf war auch ein ausgezeichneter Läufer und hat mal ein Rennen gewonnen. Ich müsste in meinen Unterlagen schauen … Eine tragische Sache ist da geschehen.«

      »Wissen Sie, woran er gestorben ist?«

      »Hm. Das Herz? Überanstrengung? Ich weiß es nicht.«

      »Ein junger Sportler, ein ausgezeichneter Läufer – und der soll an Überanstrengung gestorben sein?«

      Schliemeyer wiegte den Kopf. Nach einem Moment sagte er: »So selten kommt das nicht vor. Ich habe schon Jockeys zusammenbrechen sehen. Diese Sportler sind oft besessen vom Ehrgeiz. Auch wenn sie kränkeln, lassen sie nicht von ihren Übungen ab und bestreiten sogar Wettkämpfe. Das kann schnell auf Kosten der Gesundheit gehen.«

      Ganz überzeugte Wank das nicht. Doch Schliemeyer schien nicht zu weiteren Diskussionen über den verblichenen Sportler aufgelegt zu sein. Daher wechselte er das Thema. »Da war aber noch etwas anderes, das Ihnen bei dem Spiel bemerkenswert erschien …«

      »Ja. Da war etwas mit der Ansetzung der Halbfinals seltsam, aber mir will nicht einfallen, was. Vielleicht betraf es auch gar nicht dieses Spiel, sondern das zweite Halbfinale zwischen Karlsruhe und Prag …«

      Das führte zu nichts. Schliemeyers Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Wenn der Reporter noch zwei Minuten länger nachdachte, würde er vermutlich im Stehen einschlafen. »Falls es Ihnen in der nächsten Zeit einfällt, wäre es ganz wunderbar, wenn Sie mir das mitteilen könnten«, sagte Wank.

      »Das mache ich gern.« Der Sportreporter gähnte und wandte sich zum Gehen.

      »Ach, eines noch!«, rief Wank eilig. »Lohnt es sich, im Archiv nach Artikeln über den VfB zu suchen?«

      »Nein, das hätte keinen Zweck.« Schliemeyer winkte ab. »Wann immer ich Direktor Richter den Vorschlag unterbreitete, einen Beitrag über Fußball zu schreiben, hat er es abgelehnt.«

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