Eines Tages hol’ ich sie mir!. Heidemarie Pläschke
müssen sie noch einmal umsteigen in den Bus, der sie in Richtung Travemünde bringt. Die letzten zwei Kilometer ist wieder Fußmarsch angesagt, was gerade noch so zu mit fast letzter Kraft schaffen ist.
Die gemeinsamen Tage vergehen wie im Fluge.
Der Tag der Abreise von Stine ist gekommen. Im Auto von Laras Mutter geht es zum Bahnhof.
»Ja, echt schade, dass du schon wieder weg musst«, sagt Lara traurig.
Stine entgegnet: »Wir schreiben uns doch wieder; und telefonieren können wir auch ab und zu. Und im nächsten Urlaub, liebe Lara, kommst du mich in Hardegsen besuchen.« Mit diesem Lichtblick verabschieden sich die Freundinnen.
Stine steht noch im Abteil des Zuges am Fenster und winkt bis Lara und ihre Mutter sich scheinbar aufgelöst haben.
Die Rückfahrt ist wesentlich entspannter für Stine, denn durch das viele Umsteigen auf der Hinreise hatte sie Übung bekommen.
Nach stundenlanger Fahrt mit x-maligem Umstiegen hält der Zug endlich in Hardegsen, wo Stine von ihrer Mutter auf dem Bahnsteig schon erwartet wird.
Noch tagelang erzählt Stine von den ereignisreichen Tagen bei Lara.
Nichts desto trotz hat der Alltag mit all seinen Pflichten sie wieder voll im Griff.
Lara wird von ihren Eltern ins gesellschaftliche Leben eingeführt und besucht einen Presseball, wie aus einem ihrer Briefe zu entnehmen ist.
Von einem Bernhard hat sie sich getrennt und wieder dem Werben ihres Kollegen Bert nachgegeben, der nun in die Sparkassen-Filiale zurückgekommen ist.
In einem Brief schreibt Lara ihrer Freundin Stine, dass sie ihn immer noch sehr nett findet. Sie hätten sich ausgesprochen und nun wieder versöhnt. Auch liest Stine, dass Lara schon einige Male im Kino gewesen sei und immer denselben Film angeschaut hat: »Vom Winde verweht«. Stine sollte ihn sich unbedingt anschauen und auch das Buch lesen. Lara schreibt, dass es der beste Film sei, den sie in ihrem Leben gesehen hat.
Endlich ist es wieder die Zeit, dass beide Freundinnen ihren Urlaub planen. Dieses Mal kommt Lara zu Stine.
GEGENBESUCH VON LARA BEI STINE UND HÖHNER IN GUMMIGALOSCHEN
Stine bereitet mit ihrer Mutter alles für den Besuch ihrer Freundin Lara vor. Es ist nicht nötig, Stines Bruder aus dem gemeinsamen Zimmer auszuquartieren, denn der macht glücklicherweise Urlaub bei seinem Freund in Warnsdorf und hilft dort bei der Ernte.
Das Zimmer wird gründlich geputzt, das Bett für Lara frisch und hübsch mit einem geblümten Bezug bezogen. Im kleinen Kleiderschrank wird Platz geschaffen für Laras Sachen; und ein Teil der Garderobe ihres Bruders vorübergehend in den Keller gebracht. Auf den kleinen Tisch kommen frische Blumen aus dem Garten.
Nun ist der Tag gekommen, an dem sich die Freundinnen endlich wieder in die Arme schließen können. Stines Mutter hat Kartoffelsalat vorbereitet. Gegen Mittag klingelt es an der Tür und Lara steht da in Begleitung ihrer Mutter, die sie mit dem Auto gebracht hat. Gemeinsam wird Kartoffelsalat mit Würstchen gegessen. Stine zeigt Laras Mutter stolz ihre schöne Wohnung. Nach einer lockeren Plauderei verabschiedet sich Laras Mutter.
Die Mädels räumen Laras Sachen in den Schrank und machen zunächst einmal einen Spaziergang in den ganz in der Nähe liegenden Wildpark. Dabei tauschen sie alle Neuigkeiten aus.
Am Abend dürfen sie in die, in der Nachbarschaft gelegene, Diskothek am Bahnhof. Das ist ganz in der Nähe. Nun ja, und so klein sind die Mädels inzwischen auch nicht mehr mit ihren 18 Jahren. Natürlich treffen sich dort viele Jugendliche des Ortes und auch aus der Nachbarortschaften.
Lara wirft gleich ein Auge auf Holger, der nicht abgeneigt ist. Stine tanzt mit einem jungen Mann aus Moringen. Es ist ein amüsanter Abend; und alle verstehen sich prächtig. So kommt es, dass sie sich für den übernächsten Tag verabreden. Gemeinsam wollen alle in die Weper, einen Höhenzug von Hardegsen, gehen.
Die jungen Damen kleiden sich zweckmäßig und trotzdem nett. Es ist ja Sommer und lange hell.
Somit sind sie zu 19 Uhr in der Stadt verabredet. Lara und Stine können schon aus der Ferne die jungen Männer sehen. Alle freuen sich über das Wiedersehen. Stine kennt sich gut aus und übernimmt die Führung. Es geht zum Ortsausgang Richtung Lutterhausen, aber nicht auf der Hauptstraße, sondern zur sogenannten Zwetschgen-Allee an der Zement-Fabrik vorbei. Auf halber Strecke biegen sie links ab in den Wanderweg, der in die Weper führt. Stine liebt diesen Weg, denn von da oben werden sie mit einem herrlichen Blick auf die Stadt belohnt.
»Ach nee«, staunt Holger, »hier steht ja sogar eine Bank und dann noch so versteckt.«
Stine will gerne weitergehen, aber Lara und Holger müssen zunächst einmal die Bank ausprobieren. Stine kann sehen, dass sie sich umarmen und eventuell sogar küssen. »Wir wollen aber noch weiter«, ermahnt Stine.
Langsam kommen Lara und Holger angetrottet, um gemeinsam den Weg fortzusetzen. Es gibt noch viel zu sehen. Zum Beispiel die Falkenburg, die eine kleine Ecke hinter dem Bahnhof liegt.
Die Falkenburg mit ihren gigantischen Felsen
Es ist keine richtige Burg, eher eine Höhle im Berg und von hohen Hängen umgeben. Manchmal sind hier Falken zu sehen. Dieses Glück haben die jungen Leute allerdings heute nicht. Aber allein die Vorstellung, dass es hier Falken gibt, ist einfach märchenhaft.
Der Rundweg endet am Wildgehege, das in der Nähe von Stines Zuhause liegt. Sie verabreden sich für Donnerstag.
Stine meint, dann könnten sie doch mal nach Ertinghausen gehen. Das sei ein Dorf, das in einer Sackgasse liegt, aber sogar einen Bahnhof hat.
Für Mittwoch ist ein Ausflug nach Göttingen angesagt. Lara ist ganz angetan von der langen herrlichen Fußgängerzone mit vielen interessanten Geschäften. Die jungen Damen schnüffeln die Kaufhäuser und kleineren Läden durch, ob etwas besonders Hübsches zum Anziehen zu finden ist. Und siehe da, sie werden fündig. Lara kann sich von einem roten Sommerkleid mit großem Ausschnitt nicht trennen und investiert dafür einen großen Teil ihres Urlaubsbudgets. Stine gönnt sich eine Rüschenbluse mit Blütenmuster, weil sie so schön romantisch aussieht. Auch die Fachwerkhäuser ziehen ihre Aufmerksamkeit an.
»So ein wunderschönes Rathaus mit einem Gänseliesel-Brunnen davor«, staunt Lara. Stine lässt Lara wissen, dass jeder Student das Gänseliesel küssen muss, weil es Glück bringen soll.
Dieser Marktplatz lädt zum Verweilen ein mit seinen hübschen Bänken und bunten Blumen. Daran finden die Freundinnen Gefallen und holen sich jede eine Riesen-Waffeltüte mit leckerem Eis.
Die Sonne und das Ambiente genießend finden sie es auch interessant, die vorüber gehenden Leute zu beobachten.
»Schau mal, wie findest du den denn?«, fragt Lara, als ein äußerst gut aussehender junger Mann die Straße passiert.
»Ach nee«, antwortet Stine, »der ist nicht mein Typ mit seinem Bart und den rötlichen Haaren. Ich stehe auf Männer mit schwarzen Haaren und etwas bräunlichem Teint.«
So schauen sie sich die vorbeischlendernde Männerwelt an und geben entsprechende Kommentare ab.
Am späten Nachmittag wird es Zeit, zur Bushaltestelle zu gehen, um die Rückfahrt anzutreten. Während der Fahrt lassen die Mädels noch einmal alles Gesehene und Erlebte Revue passieren. Zufrieden erreichen sie Hardegsen und bummeln nach Hause.
Vor dem Einschlafen wird immer viel gequatscht über die Familie, die Arbeit und was jede so alles im Alltag erlebt hat. Stine wundert sich, dass Laras Mutter einmal zu Lara gesagt hat:
»Mit den Männern ist es wie mit dem Pudding. Wie willst du wissen, welcher dir am Besten schmeckt, wenn du nur einen probiert hast?«
Die Zeiten, sich für den »Richtigen« aufzusparen, gehören schon damals der Vergangenheit an.
»Woher