Eines Tages hol’ ich sie mir!. Heidemarie Pläschke

Eines Tages hol’ ich sie mir! - Heidemarie Pläschke


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gibt es noch einen leeren Stuhl. Nun wird im Uhrzeigersinn immer weiter auf den leeren Stuhl gehüpft und dabei gesagt: »Ich sitze«, dabei muss sich diese Person auf den freien Stuhl setzten und die nächste Person sagt: »im Grünen« und wieder die nächste muss dann sagen: »und liebe« … wer dann dran war, muss sagen wen er liebt, der sich dann neben ihn zu setzen hat.

      Das ist schon recht lustig und führt oft zu schallendem Gelächter.

      Besonders als Susanne dran ist zu sagen, wen sie liebt und sie dann »Jockel«, den Spitznamen des Lehrers, der mit Vornamen Joachim heißt, nennt. Der weiß offenbar, dass er gemeint ist und setzt sich auf den freien Stuhl neben Susanne mit der Bemerkung, dass er darauf aber nur dieses eine Mal hören würde.

      Das war jedenfalls etwas, was den Schülern wohl für sehr lange Zeit im Gedächtnis bleibt.

      Nach fünf erlebnisreichen Tagen heißt es nun »Koffer packen«, tschüss und Abfahrt nach Hause.

      An einem Tag im Sommer verabreden sich alle Mädchen der Klasse zu einer Radtour um den Hemmelsdorfer See. Getroffen wird sich bei Stine, da sie in Warnsdorf am Hemmelsdorfer See wohnt. Dort bestaunen sie zuerst das Warnsdorfer Schloss, das sich schon einige Jahre als Kurklinik für reiche Übergewichtige im Privatbesitz befindet. Nicht selten sind hungrig gekurte Gäste im Restaurant Warnsdorfer Hof anzutreffen, wo sie sich erst einmal mit einem großen Jägerschnitzel und entsprechenden Bieren den Hunger vertreiben. Die Dorfbewohner schmunzeln sehr oft darüber.

      Vor dem Schloss gibt es einen riesigen Park mit herrlichen Bäumen um eine riesige Grasfläche, die exakt gemäht einem Golfrasen gleicht. Ganz rechts das Gebäude zeigte einen kleinen Vorbau, so eine Art Terrasse, mit einer Bank. Darüber hängt ein echter Elchkopf. Jedes mal, wenn Stine diesen sieht, ist sie sehr beeindruckt, dass der mal zu einem echten Elch gehörte.

      Neben dem Schloss führt ein Rosenweg, der wie ein Tunnel aussieht, zum Hemmelsdorfer See, wo es eine Badestelle gibt. Oft gehen die Kinder aus Warnsdorf dort entlang und genießen Nachmittage in der Sonne oder badend im See.

      Dann geht es weiter über Ovendorf, Kreuzkamp und Offendorf bis nach Hemmelsdorf, von wo aus genau gegenüber das Warnsdorfer Schloss zu sehen ist. Dieser See beeindruckt nicht nur durch seine Schönheit, sondern auch dadurch, dass Napoleon aus ihm mal einen Kriegshafen machen wollte. Seine geschützte Lage macht ihn uneinsehbar und das kleine Flüsschen Aalbek verbindet ihn mit der Ostsee. Aber dieser Plan wurde allerdings nicht realisiert. An seiner tiefsten Stelle misst der Hemmelnsdorfer See eine mächtige Tiefe von 46 Metern. Zwar fror er in den damals recht kalten Wintern zu, aber durch seine vielen warmen Stellen ist er recht tückisch und kostete vor vielen Jahren einigen Warnsdorfern das Leben auf dem Weg zum Bäcker nach Offendorf.

      Von Hemmelsdorf sind es nur noch wenige Kilometer bis zum Timmendorfer Strand. Im alten Kurpark wird Rast gemacht. Viele Teiche dick voll mit Seerosen in verschiedenen Farben zieren diesen einzigartigen Park.

      Danach fahren sie weiter in den Ortskern von Timmendorfer Strand, wo es einen neueren kleinen Kurpark gibt mit eckigen Teichen, die von Sitzbänken umrahmt sind. Im Wasser prunken zwei Seepferdchen aus Metall und es gibt Wasser, das hoch spritzt. Das hatten die Mädels noch nirgends gesehen und erfahren später, dass diese »Spritzwasser-Anlage« Fontäne genannt wird. Hübsches Gras ziert das Wasser. Einige Enten schwimmen darin herum und streiten sich um von den Gästen herein geworfene Brotkrumen. Ach, was sind denn das für besondere Vögel im Wasser? Sie haben fünf kleine Jungen, um die sie sehr besorgt zu sein scheinen. Die Enteneltern haben knallrote Schnäbel. Das ist echt entzückend. Später stellt sich heraus, dass es hier um Teichhühner handelt.

      Nun japsen die Mädels erst einmal nach einem großen Eis in einer leckeren Waffel … hm, echt lecker … sahnig.

      »Schaut mal, dort sind die beiden Maritim-Hotels, wovon es doch in Travemünde auch eines gibt«, bemerkt Lara.

      »Toll«, meint Stine, »ob ich mal reingehen kann und mich aufs Klo schleichen?«

      Allgemeine Tendenz: »Ach, ich weiß nicht.«

      Nur Lara und Stine haben den Mut hineinzugehen. Sie fragen nach einem Hausprospekt und ob sie mal auf die Toilette gehen dürften. Schon der Weg dorthin ist ein Erlebnis vorbei an all den Glas-Vitrinen mit edlem Schmuck und Kunstgegenständen. Der dicke rot gemusterte Teppichboden dämpft jeden Schritt und das Ambiente des Hotels macht ihnen teilweise das Atmen schwer. Das stille Örtchen ist super fein und von erhabener Eleganz mit richtigen Handtüchern, vielen Spiegeln und eleganten Kacheln. Oh lala, was für eine piekfeine Toilette. Mittendrin prunkt ein großer Blumenstrauß. Hier und da ziehen hübsche Hingucker ihre Blicke auf sich.

      »O Mann o Mann«, schwärmen Lara und Stine in den anderen Mädels vor, »da habt Ihr aber etwas versäumt. Noch nie haben wir so ein pompöses Klo gesehen.«

      Doch keine der anderen Jugendlichen bringt den Mut auf, ebenfalls das Hotel zu betreten.

      »So, nun aber rauf auf die Brücke, Mädels«, hört Stine sich sagen. Diese Seebrücke zeigt schon eine beachtliche Länge; und da die Sicht gut ist, können sie links rüber bis Scharbeutz, Haffkrug, Sierksdorf und mindestens bis Grömitz schauen; rechter Hand ist Niendorf zu sehen und dahinter das Brodtener Steilufer. Neben der Promenade prunken vielen hübsche Villen zwischen den Pinien.

      Nun führt der Weg weiter nach Niendorf, wo sie den idyllischen Fischereihafen bestaunen. Der ist aber auch etwas ganz Besonderes mit seinem urigen alten Fischerbooten und den nostalgischen Fischbuden, in denen die Fischer am Morgen ihren Fang feilbieten. Eine lange Steinmole aus wunderschönen riesigen Felsen ragt in die Ostsee. Wie oft ist Stine schon auf ihnen gelaufen, ja gelaufen, denn durch tägliches »Darauffortbewegen« übt sich die Schnelligkeit.

      Direkt auf der Promenade dürfen sie radeln zwischen den Fußgängern, aber sie nicht behindern, was kein Problem ist. Auch die Hunde leben dabei nicht gefährlich, denn jeder nimmt Rücksicht. Nur ist es verboten, hier zu klingeln. Dass es dabei zu Unfällen kommt, war weder zu hören noch zu lesen; also wird es keine gegeben haben.

      Ihr Weg führt sie weiter nach Warnsdorf zurück, wo sich die Mädchen verabschieden und nach Hause radeln.

      Ein Spätsommertag wie er im Buche steht. Dazu noch ein besonderer Tag, denn Lara feiert heute ihren fünfzehnten Geburtstag. Alle Klassenkameradinnen sind eingeladen zu Lara nach Hause in die stattliche Villa ihrer Eltern in der Nähe von Travemünde.

      Die Teenager putzen sich heraus, ziehen ihre Sonntags-Garderobe an und frisieren sich ihre Haare hübsch.

      Männliche Mitschüler sind nicht eingeladen; das schickt sich in dieser Zeit noch nicht.

      So schlagen die adretten jungen Damen der Reihe nach auf. Kaum ist eine im Haus, klingelt es wieder und so fort bis alle nach herzlicher Begrüßung und Gratulation im Esszimmer des Hauses Platz genommen haben. Ach, was ist der Tisch nett gedeckt mit frischen Blumen, Kerzen und edlen Servietten. Und dann der Kuchen und die Torten, alles hatte Laras Mutter, die eine sehr gute Hausfrau und Köchin ist, selber hergestellt. Heute achtet nicht eine auf ihre Figur. Jedes der Mädels langt kräftig zu und probiert mit großem Vergnügen eine Torte nach der anderen. Alles ist einfach zu köstlich. Dabei wird erzählt und herzlich gelacht.

      Nach dem Kaffeetrinken schlägt Lara vor, einen kleinen Spaziergang auf dem Gelände zu machen und an den Teich zu gehen, damit Kuchen und Torten besser rutschen können.

      Die Sonne scheint vom blauen Himmel, die Vögel zwitschern, und auf dem Teich schnattern die Enten um die Wette.

      »Eigentlich müssten wir noch Fotos machen«, meint Lara und hat auch schon eine Idee, wo. Da steht doch der Volkswagen ihrer Mutter auf dem Hof. Die am wenigsten auf die Waage bringen, könnten sich auf den Wagen setzen und die anderen rundherum. Laras Mutter ist von der Idee begeistert und wird gebeten, ein Erinnerungsfoto zu schießen. Später bekommt jede der jungen Damen einen Abzug und kann sich immer wieder über dieses hübsche Foto freuen in Erinnerung an diesen tollen


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