Christina sucht das Paradies auf Erden. Christina de Buhr

Christina sucht das Paradies auf Erden - Christina de Buhr


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gelernt. Sie kann sogar in lateinischer Schreibschrift ihren Namen schreiben. Auch zählen kann sie jetzt schon sehr gut. Am Freitag bringt der Vater immer seinen Wochenlohn nach Hause. Darauf freut sich Christina schon die ganze Woche. Dann ist sie auch bereit, ihre Mutter zum Einkaufen im Lebensmittelgeschäft Steffens zu begleiten.

      Für Christina ist es ein besonderes Vergnügen zu sehen, wie ihre Mutter die Schulden bezahlt. Das Rück-Geld darf Christina dann zählen. Auch erhält sie immer von Herrn Steffens einen Lolly. Sie sollte eigentlich auf Wunsch ihrer Mutter täglich bei Steffens einkaufen und dann anschreiben lassen. Aber Christina sagt immer ganz entschieden: „Mutti, ich selbst werde nie im Leben Schulden machen. Nur, wenn DU mir Geld mitgeben kannst, gehe ich einkaufen.“

      Zum Glück hatte ihre Mutter viel zu viel Angst vor ihrem Mann. Darum erfährt der Vater nichts von der Starrköpfigkeit seiner Tochter.

      Endlich, endlich kommt der gewünschte Brief.

      Schon Mitte Februar wird sie nach dem Test erfahren, ob sie wirklich eingeschult wird. Sie betet zum lieben Gott und bittet ihn, ihr bei dem Test zu helfen. So geht sie zuversichtlich zu der Prüfung. Die Mutter wartet draußen. Strahlend kommt Christina wieder heraus. „Mutti, Mutti, ich habe es geschafft.

      Ich musste wirklich meinen Namen in Schreibschrift und nicht in Druckschrift schreiben. Im Zählen war ich auch sehr gut.

      Ich habe mit Auszeichnung bestanden.“

      Sie nimmt ihre sehr kleine Mutter an die Hände und tanzt mit ihr herum und singt: „Am ersten April ist der Schulanfang, dann dauert es nicht mehr lang, dann dauert es nicht mehr lang, dass ich alles, alles, alles lerne, das mache ich von ganz Herzen gerne.“

      Sie lässt ihre Mutter los und schaut sie strahlend an.

      „Ach, Mutti, ich bin so glücklich. Jetzt werde ich endlich viele Menschen als Lehrer kennen lernen. Dadurch werde ich noch stärker und ganz schnell erwachsen. Dann brauchst DU nie mehr Angst vor Papa haben.“

      Der Mutter von Christina kommen die Tränen. Sie ist überfordert. Sie versteht ihre Tochter nicht. Sie denkt: „Wieso glaubt Christina, mir helfen zu können? Sie ist doch noch ein kleines Kind. Aber ein Kind braucht auch einen Vater. Nein, ich darf und kann mich nicht von meinem Mann trennen. Ohne Vater wird Christina noch mehr leiden.“

      Christina hat noch nicht ihr Ursprungswissen verloren. Darum schreibt Claudia jede Woche alles auf, was Christina ihr noch vermitteln kann. Sie ist fest davon überzeugt, dass Gott sich von Josef und von ihr wünscht, dieses Wissen in ihrem gemeinsamen Leben umzusetzen. Claudia bittet Christina, ihr eine ganz besondere Weisheit auf den Weg mitzugeben. Christina überlegt.

      Dann sprudelt es aus ihr heraus:

       „Erst, wenn DU nie mehr um ein Lebewesen auf der Erde trauerst, auch nicht um DEINE Kinder und DEINEM Partner, sondern sie in Liebe loslässt, dann wandelst DU auf den Weg der bedingungslosen Liebe.

      Claudia schaut Christina fragend an. Doch sie erkennt, dass es ihr gar nicht bewusst ist, was sie gerade ausgesprochen hat. Sie denkt: „Gott benutzt Christina bestimmt als Sprachrohr. Aber mit welchen Gedanken schaffe ich es, meinen Josef und unsere Kinder ohne Trauer loszulassen? Bitte, bitte lieber Gott, gebe mir durch Christina diese Antwort.“

      Claudia sieht Christina forschend an. Ihr wird sofort klar, dass sie wohl noch lange auf diese Antwort warten muss.

      Denn Christina war auf einmal wieder das Kind und nicht die Vermittlerin. In ihren Augen blitzt nun der Schalk auf. Laut posaunt Christina heraus:

      „Aber nun ist Schluss mit lustig. Jetzt lass uns endlich DEINE Hochzeit planen, damit es eine wunderbare Feier wird. Sonst kann ich DICH ja nicht in Liebe loslassen. Ich werde DEINEM Josef noch einige Tipps geben, wie DU gern mit ihm zusammen leben möchtest. Sonst verlässt DU ihn, und ich werde DICH niiiiie los.“

      Claudia versucht lachend, furchtbar wütend auszusehen. Dann nimmt sie zwei Kissen und wirft auch Christina zwei Kissen zu.

      Die Kissenschlacht endet erst, als das laute Lachen und Schreien der BEIDEN der Hausmitbewohnerin so nervt, dass sie wieder einmal ihren Besen nimmt und an die Decke klopft.

      Der Geburtstagsgutschein von Claudia über eine Wattwagen-Fahrt wird schon vor der Hochzeit eingelöst. Also noch vor Christinas Geburtstag. Diese Fahrt zur Insel Neuwerk, da ist sich Christina ganz sicher, würde für sie immer ein unvergessliches Erlebnis bleiben. Sie wurden auch fotografiert. Diese Bilder und die schriftliche Bestätigung ihrer Mutter - ihr kostbarstes Gut - liegen in einem sicheren Versteck. Sie weiß noch nicht, ob das Versteck in ihrer Erinnerungen verblassen wird. Aber sie ist davon überzeugt, dass Gott sie dahin führen würde, wenn es nötig ist.

      Ende März wird dann doch schon die Hochzeit gefeiert. Das Fest ist für Christina wirklich wie ein Traum. Sie bekommt ein wunderschönes Kleid geschenkt und darf in der Kirche Blumen streuen.

      Auch ihre Eltern vergnügen sich auf diesem Hochzeitsfest.

      Christina hat aber den Verdacht, dass diese Fröhlichkeit durch den endgültigen Abschied von Claudia hervorgerufen wird.

      Dieses letzte gemeinsame spirituelle Miteinander zwischen dem Brautpaar und Christina wird mit sehr viel Tränen beendet.

      Claudia wird noch an diesem Abend als Ehefrau, als Frau Rode, in das Pfarrhaus einziehen.

      Das bedeutet für Claudia und Christina, sich ein neues Leben ohne der geliebten Freundin zu formen.

      Aber alle DREI sind beim Abschied fest davon überzeugt, dass noch in diesem Leben, als DANK für dieses LOSLASSEN, sich für sie gemeinsam das Paradies auf Erden erschließen wird.

      5

       CHRISTINAS SECHSTES LEBENSJAHR – ERSTE KLASSE

      Christina feiert sehr bewusst am Sonntag, den dritten April, ihren sechsten Geburtstag. Am Freitag hatte sie mit einer großen Schultüte und einem neuen Schulranzen - Geschenke von Josef - den Schulanfang beginnen dürfen. Die Schiefertafel und der Griffel zum Schreiben hatte sie von ihrem Opa geschenkt bekommen. Nun erhält Christina die Chance, die Weichen für ein selbstbewusstes und freies Leben zu formen. Sie bekommt zum Geburtstag viele Bücher geschenkt. Auch einen Mitgliedsausweis für die Bücherei. Ein dunkelroter Ohrensessel im Wohnzimmer wird ihr Meditation- und Lesestuhl. Dort fühlt sie sich wie in einer Oase, wo Frieden herrscht und ihr nie etwas passieren kann.

      Christina geht gern zur Schule. Bei den Hausaufgaben benötigt sie noch keine Hilfe. Was aber von ihrem Vater kaum beachtet wird.

      Christina bemerkt, dass das Loslassen von Claudia eine große Lehraufgabe für sie ist. Trotzdem sie ja laut genug getönt hatte, dass sie sich endlich von keinem Menschen mehr abhängig fühlen möchte.

      Seitdem sie ein Schulkind ist, streichelt der Vater nicht mehr ihre Wange. Er beklagt sich nur über die Mutter und sein Leben.

      Wenn Christina sieht, dass er nicht nur ein Bier trinkt, dann versucht sie, seine Wut in ruhigere Bahnen zu lenken. Sie bemüht sich, ganz steif und still zu sitzen, damit der Vater sie nicht bemerkt. Wenn er sie dann aber doch schlägt, dann kommt kein Laut aus ihrem Mund. Damit er sich nicht noch mehr über sie aufregt. Anschließend weint er stets und entschuldigt sich bei ihr.

      Die Antwort auf die Frage „Warum trennt er sich nicht von Mutti?“ hat Christina jetzt noch nicht gefunden. Aber in diesem Moment weiß sie ja immer noch, dass sie sich solche Eltern ausgesucht hat. Doch im Laufe des Jahres neunzehnhundert-fünfundfünfzig vergisst sie immer mehr, warum sie bereit war, auf der Erde geboren zu werden. Ihre Mutter arbeitet nun als Küchenhelferin bei der „Alten Liebe“, in einem Fischlokal.

      Darum ist es nun auch Christinas Aufgabe, nach der Schule einzukaufen. Sie war aber erst dazu bereit, als ihr erlaubt wurde, das Haushaltsgeld selbst zu verwalten. damit es ihr möglich ist, sofort die Lebensmittel zu bezahlen. Ohne anzuschreiben.

      Trotzdem hat sie nun genug Freizeit und somit die gewünschte Freiheit.

      Eine


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