Das Tour-Tagebuch des frommen Chaoten. Adrian Plass
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ADRIAN PIASS
Das Tour-Tagebuch
des frommen Chaoten
ADRIAN PIASS
Das Tour-Tagebuch des frommen Chaoten
Aus den Englischen von Christian Rendel
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
4. Auflage 2007
ISBN 9783865064318
© 2003 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers
Original: The Sacred Tour of Adrian Plass
© 2003 by Adrian Plass
Einbandgestaltung: Georg Design, Münster
Satz: Satzstudio Winkens, Wegberg
Printed in Germany
Inhaltsverzeichnis
Wie alles begann
Anne scheint der Meinung zu sein, es wäre eine gute Idee, einige der Tagebucheinträge, die ich im Zuge unserer soeben abgeschlossenen siebentägigen Vortragstournee verfasst habe, der staunenden Öffentlichkeit zu präsentieren. Auf halber Strecke hatten wir einen Tag frei, sodass es eigentlich nur sechs Abendveranstaltungen und das eine oder andere Nebenprogramm während des Tages waren, aber wir hatten in vieler Hinsicht eine Menge Spaß.
Andererseits war ich mir nicht sicher, ob das Ganze interessant genug wäre, um andere daran teilhaben zu lassen, und vielleicht hätte ich auch mit ihr darüber debattiert, aber das hat ja nun eigentlich nicht viel Sinn. Ihre Bilanz zeigt, dass sie bis zum heutigen Tag mir gegenüber mit beängstigender Unerbittlichkeit ausnahmslos im Recht ist. Gemeinsam scheinen sie und Gott sich ihren Adrian Plass genau dahin manövriert zu haben, wo sie ihn haben wollen. Nicht, dass ich mich beschweren wollte, wie ich eilends hinzufüge. Ich bin lieber mit Anne verheiratet als mit irgendjemandem sonst auf der Welt und im Großen und Ganzen waren wir immer sehr glücklich miteinander.
Wohlgemerkt, nicht jeder würde das bestätigen. Vor ein paar Monaten übernachtete ein gläubiges Ehepaar aus Amerika bei uns. Sie hießen Todd und Wilma Valance, waren beide ausgesprochen kräftig und gesund, lächelten mit vor lauter Weisheit und Einsicht gekräuselten Augenwinkeln und hatten tiefe, aufrichtige Stimmen und riesige, blendend weiße Zähne. Nachdem wir uns von ihnen verabschiedet hatten, fanden wir auf dem Tisch in unserer Diele ein Buch mit dem Titel: »Wo ist Gott, wenn die Ehe auseinanderbricht?«. Der Umschlag zeigte ein Bild des platonischen Ideals von Mann und Frau, wie sie einander hingebungsvoll in die Augen schauen. Wenn ich’s recht bedenke, hatten die beiden Porträts starke Ähnlichkeit mit den Valances. Auf das erste Blatt hatte einer unserer Gäste geschrieben: »Von Todd und Wilma, mit Agape-Liebe und der Glaubenszuversicht, dass sich in den kommenden glücklichen Tagen die Sonne von Neuem über die lange Nacht eurer Beziehung erheben möge.«
Anne lächelte und sagte: »Oje, so weit ist es schon mit uns gekommen. Ich schätze, wir müssen uns eine UV-Lampe und zwei falsche Riesengebisse zulegen. Du nennst dich Buzz und ich könnte Lois heißen. Was meinst du?«
Wir lachten ausgiebig über Todd und Wilma und ihre beeindruckende Gabe der Entmutigung, aber dann fragte ich doch noch Anne, was die beiden ihrer Meinung nach auf den Gedanken gebracht haben könnte, dass unsere Ehe auf Grund gelaufen sei.
»Na ja«, sagte sie, »sie haben einfach nicht erkannt, dass unsere Ehe inzwischen eine Ebene erreicht hat, die sie sich nicht einmal erträumen können. Ich meine, denk bloß mal daran, dass wir heutzutage mitten im Streit eine Pause zum Kaffeetrinken und Klönen einlegen, bevor wir uns weiter gegenseitig anschreien. Das nenne ich Fortschritt in einer Beziehung.«
Wie auch immer, Todd und Wilma mögen denken, was sie wollen: Gott hat uns beiden eine glückliche Ehe geschenkt und er hat mir eine Frau gegeben, die voller sehr guter Ratschläge steckt, auch wenn ich die nicht immer hören will.
Und wenn ich darüber nachdenke, muss ich zugeben, dass diese Tournee schon manches Bemerkenswerte an sich hatte, über das es sich zu schreiben lohnen könnte. Das Bemerkenswerteste war vielleicht, dass unser Sohn Gerald uns begleiten und sogar selbst an den Abenden etwas sagen konnte. Gerald ist zurzeit Vikar in einer lebhaften Gemeinde in London. Eigentlich hatte er uns während seines Urlaubs für eine Woche besuchen wollen, bevor wir abreisten, um dann während der Tour noch eine Woche lang allein unser Haus zu hüten.
Doch durch eine weitere Besonderheit konnten wir es uns leisten, die Kosten dafür zu übernehmen, dass Gerald mit uns kam. Ein neues Mitglied unserer Gemeinde, ein Mann namens Barry Ingstone, den wir bisher nur vom Sehen kannten, wollte unbedingt mit seiner christlichen Druckerei unsere Tournee sponsern, damit, wie er es in einem Brief an mich ausdrückte, »in diesen unseren Zeiten das Evangelium gepredigt und Seelen für Gott errettet werden mögen«. Die ersten Worte sollen wohl so viel wie »jetzt« heißen. Seine Vorstellung war, dass er die Kosten für die Tournee übernehmen würde und wir ihm alles erstatten würden, was wir durch Kartenverkäufe oder Sammlungen