Das Wunder des Seins und seine Zerstörung. Holger Strohm

Das Wunder des Seins und seine Zerstörung - Holger Strohm


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Aus nur 20 von ihnen lassen sich abertausende verschiedene Peptide und lange Molekülketten, auch Proteine genannt, kombinieren, die wiederum alle biologischen Eiweißarten bilden, die es auf der Erde gibt. Im menschlichen Körper gibt es hunderttausende von verschiedenen Proteinen. Nur eine durchschnittliche Zelle enthält bereits tausende von ihnen. Der menschliche Körper besteht also, abgesehen vom Wasser, hauptsächlich aus Proteinen, und sie sind so ziemlich an jedem Aspekt des Lebens beteiligt. Dabei weiß keiner, warum aus den vielen Millionen Eiweißarten, die bei Pflanzen, Tieren und Menschen vorkommen, alle aus dem gleichen Satz von 20 Aminosäuren aufgebaut sind.

      Doch selbst diese Vorstufe von 20 Aminosäuren dürfte es nach der statistischen Wahrscheinlichkeit gar nicht geben. Hoimer von Ditfurth fragt in seinem Buch „Am Anfang war Wasserstoff“: „Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich 20 verschiedene Aminosäuren durch bloßen Zufall zu einer Kette aus 104 Gliedern in exakt der Reihenfolge zusammenfügen, wie sie beim Cytochrom C vorliegt? Die Antwort lautet: 1 zu 20 hoch 104. In die Sprache des Alltags übersetzt heißt das: Es ist unmöglich!“ Doch Leben gestaltet sich noch undenkbarer. Der Mensch besteht vermutlich aus einer Million Proteinen. Und jedes von ihnen ist ein unglaubliches Wunder. Um z.B. ein Kollagen zu erzeugen, benötigen wir 1055 Aminosäuren, die exakt in der richtigen Sequenz angeordnet sein müssen. Die statistische Wahrscheinlichkeit hierfür beträgt 1 zu 10 hoch 260 – ist also eine Eins mit 260 Nullen. Dies scheint völlig unmöglich, aber die Natur erzeugt über eine Million Proteine – gleichsam aus dem Nichts!

      Auf der Erde befinden sich auch Bakterien, die sich unter extremen Bedingungen gebildet haben. Hunderte Meter unter dem Meeresgrund, in kochenden Geysiren, heißen Ölquellen und Vulkanschloten überleben spezialisierte Lebensformen. Fast alle dieser Einzeller kommen ohne Licht und Luft aus. Nicht die Sonne, sondern der radioaktive Zerfall im Erdinneren wärmt sie. Statt Sauerstoff atmen sie Schwefel und leben von Erdgas. Sogar Kilometer unter der Erdoberfläche fanden sich Mikroben, die sich nur von Wasser und Felsen nährten. Das Leben vermag sich auch an die extremsten Bedingungen anzupassen.

      Die Tatsache, dass alles irdische Leben miteinander verwandt ist und sich in gegenseitigen Abhängigkeiten entwickelte, lässt darauf schließen, dass sich vor vier Milliarden Jahren ein heftiger Konkurrenzkampf der Bio-Moleküle abspielte. Dabei basiert letztendlich alles Leben auf der Basis von Kohlenstoffen, aus denen sich Aminosäuren entwickelten. In der Urzeit formten sich daraus zahllose Lebensentwürfe. Aber nur einer, nämlich der lebensfähigste, entwickelte sich und formte im Laufe der Evolution aus Einzellern Wale und Menschen.

      Der Weg zum Leben ist weit und benötigt lange Zeitspannen von Milliarden Jahren. Die Zahl der Faktoren und die der glücklichen Zufälle, die zusammen wirken müssen, um Leben hervorbringen zu können, ist enorm groß. Als erstes muss eine Sonne vorhanden sein, die nicht zu groß ist, da sie sonst ihren Heliumvorrat zu schnell abbrennen würde. Wäre sie beispielsweise zehn Mal größer als unsere Sonne, so hätte sie ihren Brennstoff nicht in zehn Milliarden, sondern bereits nach zehn Millionen Jahren aufgebraucht. Die Sonne muss für Jahrmilliarden stabil sein und über eine Größe verfügen, die den Planeten zwar wärmt, aber nicht überhitzt. Denn sonst hätte das den Verlust der meisten leichten Elemente zur Folge. Die Umlaufbahn des Planeten um die Sonne muss kreisförmig sein und im richtigen Abstand zur Sonne liegen. Nur eine kleine Verschiebung, und wir hätten Temperaturen wie auf der Venus (470 Grad) oder auf dem Mars, der in Eis erstarrt ist. Außerdem muss der Planet über genügend flüssiges Wasser verfügen, um die Entstehung von Leben zu ermöglichen.

      Die Zahl der notwendigen Faktoren, die ermöglichten, dass wir Menschen uns heute auf dieser Erde befinden, ist so schwindelerregend hoch, dass sie für uns unvorstellbar ist. Wir Menschen existieren, weil unsere Abstammungslinie nie unterbrochen wurde. Fast vier Milliarden Jahre ist es unseren Vorfahren gelungen, allen großen Artensterben und Massenvernichtungen zu trotzen. Denn von den Abermilliarden biologische Arten, die seit der Entstehung unseres Planeten existiert haben, sind 99,999 Prozent ausgerottet. Doch keiner unserer unmittelbaren Vorfahren unserer eigenen Gattung wurde erschlagen, gefressen, ist verhungert oder verunglückt. Und sie haben sich für Millionen Jahre immer zur rechten Zeit mit einem Fortpflanzungspartner gepaart. Eine Stunde später oder früher, und es würde uns vielleicht nicht geben.

      Dass sich menschliches Leben entwickeln konnte, verdanken wir unzähligen Zufällen, die sich immer zur rechten Zeit abspielten. Der Meteoriteneinschlag, der die Saurier vernichtete, hat erst unsere Entwicklung ermöglicht. Verheerende Vulkanausbrüche, Eiszeiten, Naturkatastrophen, Seuchen usw. stellten eine ständige Herausforderung dar, die uns nicht nur verschonten, sondern für uns gerade zum rechten Zeitpunkt erfolgten.

      Wenn man all diese Unwägbarkeiten kalkuliert, fällt es schwer, an Leben auf fernen Planeten zu glauben. Obgleich es im Kosmos von erdähnlichen Planeten nur so wimmeln muss (über zehn Milliarden Billionen) und sich Bausteine zum Leben zusammenschließen, werden sich wohl kaum die gleichen Lebewesen entwickeln wie auf unserer Erde. Selbst wenn heute und hier das gleiche Experiment wie vor vier Milliarden Jahren erneut ablaufen würde, käme dabei etwas völlig Anderes heraus. Nach dieser Logik ist unser Planet ein absoluter Glücksfall, und wir müssen damit rechnen, dass selbst auf identischen Erdplaneten sich kein menschliches Leben bilden würde. Denn das Leben ist immer einmalig in seiner Form. Daisaku Ikeda teilt diese Meinung und schreibt, dass eine weitere Entstehung der Menschheit und ihrer Intelligenz auf Grund der außerordentlich hohen Komplexität höchst unwahrscheinlich sei, wenn nicht sogar unmöglich. Die Menschheit auf unserer Erde sei etwas ganz untypisches, ein historisch einmaliger Fall.

      Aber selbst wenn es Leben auf anderen Planeten gäbe, würden wir vermutlich nie etwas davon erfahren. Die Entfernung zu unserer nächsten Nachbarsonne ist 100 Millionen Mal weiter als die Entfernung zum Mond. Wir würden zehntausende von Jahren benötigen, um dort hin zu gelangen. Auf der ganzen Welt gäbe es nicht annähernd genügend Treibstoff für solch eine Reise. Hinzu kommt, kein Mensch würde auf Grund der hohen Strahlung im All lebend zurückkommen. Wir haben nur diesen einen wunderschönen blauen Planeten, der uns alles bietet. Das sollte uns vor Ehrfurcht überwältigen. Aber wir tun alles, um das Geschenk Gottes zu vernichten, seine Schöpfung auszurotten und diesen Planeten nachhaltig zu plündern, zu verschmutzen und zu zerstören!

      5/UNSER SONNENSYSTEM

      Vor ungefähr 4,6 Milliarden Jahren sammelte sich eine große Staub-und Gaswolke mit einem Durchmesser von rund 25 Milliarden Kilometer. 99,9 Prozent der Masse konzentrierten sich im Zentrum zu einem Massenschwerpunkt. Bei der Geburt des Sonnensystems bildete sich eine Gaswolke in einem rotierenden Sonnennebel, die sich mehr und mehr verdichtete. Nach einer Million Jahren steigerte sich die Rotation, so dass Materie durch Reibung erhitzt wurde und sich zu einem Stern verklumpte, während die Restmaterie sich um den Stern herum konzentrierte. Rotierende Gas- und Staubnebel formten durch Gravitations- und Fliehkräfte eine flache Scheibe. Nach 10 Millionen Jahren bildeten sich aus der flachen Materiewolke durch Zusammenklumpungen große Planeten. In den nächsten 100 Millionen Jahren verdichteten sich die Planeten, fingen weitere Staub- und Gaspartikel ein, stießen mit anderer Materie zusammen, verschmolzen miteinander, bis sie einen Felsplaneten wie die Erde bildeten. In weiteren 500 Millionen Jahren entwickelte sich die bleibende Struktur des Sonnensystems. Sich bildende Protoplaneten oder übriggebliebene Gaswolken stürzten in die Sonne oder wurden ins All geschleudert.

      So bildeten sich neben dem Zentralgestirn Sonne neun Planeten mit zahlreichen Monden. Unser Sonnensystem unterscheidet die inneren (Merkur, Venus, Erde, Mars) und die äußeren Planeten (Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun, Pluto). Sie kreisten jetzt in festen Umlaufbahnen um die Sonne. Zwischen ihnen befanden sich breite Asteroidengürtel und Meteoriten aus Stein, Eisen, Nickel und gefrorenem Wasser, die gelegentlich durch Zusammenstöße von Planeten oder der Sonne eingefangen und dann nach dem Zusammenstoß einverleibt wurden. In ihrem Zentrum, in dem sich der größte Teil der Masse konzentrierte, bildete sich die Sonne mit einem Durchmesser von rund 1,4 Millionen Kilometer. Auffällig ist, dass alle Planeten in der gleichen Richtung um die Sonne laufen, und dass die gemeinsame Ebene aller ihrer Umlaufbahnen mit dem Äquator der Sonne übereinstimmen. Dies ist nur mit der Annahme zu erklären, dass die Sonne, mit ihrer Umdrehung entscheidend an der Entstehung des Planetensystems, das sie heute umgibt, beteiligt war.

      Die beiden größten


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