Raus aus der Mutterfalle. Dorothee Döring

Raus aus der Mutterfalle - Dorothee Döring


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Strategien zur Verbesserung von Selbstbild und Selbstbewusstsein

       Befreiung von Selbstzweifeln und Schuldgefühlen

       Die Kunst, sich selbst zu lieben - Der wertschätzende Umgang mit sich selbst

       3. Verstehen, versöhnen und verzeihen

       Wodurch wir wurden, was wir sind - Prägungen entschlüsseln und verstehen

       Selbstanalyse - Was würde ich heute anders machen?

       Versöhnung mit sich selbst

       Versöhnung mit den Kindern

       Was Mütter für eine gute Beziehung zu ihren Kindern tun können

       4. Zusammenfassung

       Quellen

       Impressum

      Einführung

      Auch wenn Sie als Mutter immer nur das Beste geben wollten, kann es Ihnen passieren, mit Vorwürfen und Anklagen überhäuft zu werden. Bekannte und Verwandte messen Sie am gerade aktuellen Mythos der „idealen Mutter", ob Sie z. B. berufstätig sein dürften oder nicht, ihre Kinder versuchen Sie mit Vorwürfen zu einem bestimmten Verhalten zu manipulieren, und wenn sie erwachsen sind, werfen sie Ihnen vor, dass Sie z. B. schuld daran sind, dass sie nicht oder das Verkehrte studiert haben.

      Unter dem Dauerbeschuss von Vorwürfen, knicken viele Mütter ein, besonders, wenn sie über ein geringes Selbstbewusstsein verfügen. Schließlich verinnerlichen sie, was ihnen vorgeworfen wird und sitzen damit in der „Mutterfalle".

      Diese Zusammenhänge werden im Teil I Mütter zwischen Selbstzweifeln und Schuldgefühlen beschrieben.

      Im Teil II Wege aus der Mutterfalle beschreibe ich eine Strategie, um aus dieser „psychischen Falle" herauszukommen.

      Der erste Schritt ist die kühle und distanzierte Analyse der Kritik, die Außenwelt und Kinder erheben, mit dem Ziel, berechtigte von unberechtigten Vorwürfen zu unterscheiden. Der zweite Schritt erfordert, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, zu erkennen, wo man Fehler gemacht hat, welche charakterlichen Eigenschaften, wie z. B. der Hang zum Perfektionismus, ursächlich für die Vorwürfe waren.

      Die aus diesen Schritten gewonnenen Erkenntnisse sind die Voraussetzung und Grundlage für den letzten Schritt: den Wiederaufbau eines gesunden Selbstbewusstseins und der Versöhnung mit sich selbst und den Kindern.

      Mein Anliegen besteht darin, Mütter dabei zu unterstützen, ihre Selbstachtung zu fördern, einen wertschätzenden Umgang mit sich selbst zu erlernen und - ihnen zu zeigen, wie sie es schaffen können, sich selbst wie eine gute Freundin liebevoll anzunehmen.

Teil I Mütter zwischen Selbstzweifeln und Schuldgefühlen

       Der Mythos der „idealen Mutter"

      Merkmale der „idealen Mutter"

      Die „ideale Mutter" ist eine Fiktion in unseren Köpfen, wie eine Mutter sein sollte.

      Mütter werden mit diesem Leitbild verglichen und beurteilt. So kommt es zu den Urteilen: „Sie ist eine gute Mutter - sie ist eine schlechte Mutter". Aber auch die Mütter selbst messen sich an diesem Anspruch, was dann zu Selbstzweifeln und Schuldgefühlen führen kann und ihnen das Gefühl gibt, ausweglos quasi in einer Falle zu sitzen, der „Mutterfalle".

      Welche Rollen die „ideale Mutter" kennzeichnen, ist vom Zeitgeist abhängig, von politischen und sozialen Gegebenheiten. So hat sich das Mutterbild im Laufe der Jahrzehnte mehrfach gewandelt.1

      Gehen wir zurück in die Geschichte, ist festzustellen, dass das Mutterbild in Deutschland wesentlich geprägt wurde durch Königin Luise von Preußen (1776-1810). Im Gegensatz zu arrangierten Ehen in anderen Königshäusern führte sie mit ihrem Gatten Friedrich Wilhelm keine auf Staatsräson fußende Zweckehe, sondern eine Liebesbeziehung. Ihre Kinder überließ Königin Luise keinen Gouvernanten, sondern kümmerte sich selbst um sie. Noch weit über ihren Tod hinaus beeinflusste sie das Bild der Frau und Mutter. Mit ihrer Haltung war Luise Vorbild für das Ideal der bürgerlichen Kleinfamilie, in dem der Vater als Erwerbstätiger die Familie versorgt und die Mutter zu Hause ein gemütliches, angenehmes Heim schafft und sich um Haushalt und Kinder kümmert.

      Hatte vorher die Einheit von Mutter und Kind als etwas zutiefst Privates gegolten, so wurde das Mutterideal von den Nationalsozialisten funktionalisiert. Die Aufgabe der deutschen Mutter bestand während dieser Zeit darin, die arische Rasse fortzupflanzen. Frauen, die sich bewusst gegen die Mutterschaft entschieden, galten als entartet und krank. Die Nazis führten eine Steuerpolitik ein, die die Berufstätigkeit von Ehefrauen bestrafte. Die „deutsche Frau" sollte zu Hause bleiben und dem Führer möglichst viele Kinder gebären. Wichtig war nicht mehr, ob ein Kind ehelich geboren wurde oder nicht, sondern ob es von reiner (arischer) Abstammung war. Der Müttermythos des Dritten Reiches diente der nationalsozialistischen Propaganda. Danach bestand die Aufgabe der Frau im Gebären und der Aufzucht neuer Generationen. Wer „deutschblütig", „erbrein", nicht „asozial", „anständig", „sittlich einwandfrei" war und mindestens vier Kinder lebend geboren hatte, bekam das Mutterkreuz verliehen, das als große Ehre galt. Eine Frau galt nur etwas, wenn sie Mutter möglichst vieler Kinder war und so zur Stärkung der arischen Rasse beitrug. Dazu kam mit fortschreitendem Krieg die Verpflichtung, in der Kriegsindustrie zu arbeiten.

      In den 1950er und 1960er Jahren rückte im Westen Deutschlands die Mutterschaft wieder in den privaten Bereich. Aus der Mutterrolle sollten Frauen eine tiefe Befriedigung ziehen können. Mütter sollten verheiratet sein und ihren Beruf zugunsten der Kinder aufgegeben haben. Den Bedürfnissen ihrer Kinder sollten sie höchste Priorität einräumen. Der Vater hatte lediglich die Rolle des Ernährers inne, seine Bedeutung in der kindlichen Entwicklung wurde fast vollständig ignoriert. An die Frauen stellte dieses Ideal hohe Ansprüche: Viele hatten ein schlechtes Gewissen, weil sie diesem rosigen Bild der Mutterschaft in der Praxis nicht entsprachen. Wer nicht in das Schema der glücklichen Kleinfamilie passte - z. B. Alleinerziehende, berufstätige Mütter, Stiefmütter - wurde gesellschaftlich ausgegrenzt.

      Ausgelöst durch die Emanzipationsbewegung suchten während der 1970er und 1980er Jahre immer mehr Frauen einen Kompromiss zwischen dem traditionellen Mutterbild und dem zunehmenden Wunsch nach Berufstätigkeit, Gleichberechtigung und Unabhängigkeit. Man erachtete es schon als wichtig, dass Frauen eine gute Schul- und Berufsausbildung anstrebten, einen Beruf erlernten und diesen auch ausübten, bis das erste Kind geboren war. Anschließend sollte die Frau zu Hause bleiben und sich um die Familie kümmern. Erst wenn das Kind oder die Kinder sie nicht mehr dringend brauchten - so die damalige Vorstellung - könnte sie wieder einer Berufstätigkeit nachgehen. Noch heute gibt es Vertreter dieser Ideologie.

      Die DDR setzte als zweiter deutscher Staat ganz auf die Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Mutterschaft, weil Frauen im Arbeitsprozess unentbehrlich waren. Für die Kinder gab es Kinderkrippen, Ganztagskindergärten und


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