Ein Fluch aus der Vergangenheit. Joachim Bräunig

Ein Fluch aus der Vergangenheit - Joachim Bräunig


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gegen zweiundzwanzig Uhr auf ihre Zimmer zurück, sodass die Männer die letzten Gäste im Innenhof des Hotels waren. Die gegrillten Bratwürste und Steaks waren von den Gästen alle verzehrt worden. Somit hatte der Hotelchef zu vorgerückter Stunde Zeit, an ihrem Tisch Platz zu nehmen.

      „Es war ein schöner Abend, wozu Ihre Unterhaltung einen wesentlich Beitrag leistete. Die von Ihnen dargebrachten Musikstücke waren von guter Qualität“, lobte Roland den Hotelchef.

      „Es freut mich, wenn Ihnen der heutige Abend Freude bereitet hat“, schmunzelte Herr Schmauch.

      „Wie ich gehört habe, wollen Sie Ihr Hotel erweitern“, sagte Wolfgang.

      „Ich würde gern, aber ich bin räumlich leider eingeschränkt. Es besteht lediglich die Möglichkeit ein weiteres Stockwerk auf das Gebäude zu setzen. Leider stimmt die zuständige Baubehörde nicht zu, da es das bauliche Bild der Umgebung negativ beeinflussen würde. Die Herren behaupten, eine Aufstockung des Hotels beeinträchtigt den Gesamteindruck der Häuserflucht der Straße“, ärgerte sich der Hotelchef.

      „Können Sie nicht eine Sondergenehmigung beantragen?“, wollte Lutz wissen.

      „Beantragen kann ich alles, aber man brachte mir gegenüber bereits zum Ausdruck, dass diese Sondergenehmigung wenig Erfolg auf eine Genehmigung hat.“

      „Sie kennen doch viele Menschen, vielleicht können Sie Beziehungen spielen lassen“, schlug Hilmar mit einem Lächeln vor.

      „Habe ich schon versucht, aber meine Bekannten sitzen nicht an den dafür zuständigen Stellen beziehungsweise haben sie zu wenig Einfluss, da hier das Landratsamt eine entscheidende Rolle spielt. Zudem benötige ich für diese Erweiterung des Hotels Fördermittel und diese müssen von Landsratsamt oder von der Landesregierung bewilligt werden und da stehen meine Aussichten auf Erfolg noch schlechter.“

      „Für die Gemeinde wäre es aber günstig, schließlich schaffen Sie Arbeitsplätze und bringen Steuergelder in die Kasse der Gemeinde“, sprach Wolfgang.

      „Scheint offensichtlich keine große Bedeutung zu besitzen.“ Herr Schmauch schüttelte enttäuscht den Kopf und verabschiedete sich von seinen Gästen.

      Kurze Zeit nach dem Gespräch begaben sich die vier Freunde auf ihre Zimmer und verabredeten sich für den frühen Morgen zum Frühstück.

      Das junge Mädchen, welches seit Jahresbeginn im „Hotel am Seetor“ als Bedienung arbeitete, verabschiedete sich freundlich, aber mit einem leichten Kopfschütteln vom Tisch der vier Freunde und widmete sich anderen Gästen. Sie war es aufgrund ihres guten Aussehens gewohnt, von den Gästen mit Komplimenten bedacht zu werden und wusste sich gut dagegen zur Wehr zu setzen. Sie war ungebunden und war gegenwärtig nicht bereit, nähere Beziehungen zum männlichen Geschlecht aufzunehmen. Sie wollte ihre Jugend frei von jeglichen Bindungszwängen genießen und war zudem bestrebt, ihr erarbeitetes Gehalt zum Großteil zu sparen, dennoch war sie beim Kauf von Bekleidung nicht kleinlich. Sie legte sehr viel Wert auf ein gutes Aussehen und modische Kleidung ihrer guten Figur entsprechend.

      Sie widmete sich wieder den anderen Gästen und war bemüht, ihre Bestellungen schnellstens zu erfüllen. Ihre Zusammenarbeit mit den Besitzern des Hotels war gut und sie fühlte sich in diesem Umfeld sehr wohl. Sie erledigte ihre Arbeit und beendete diese wie vereinbart gegen zweiundzwanzig Uhr.

      Silvia Korn zog sich nach Dienstschluss um. Sie trug enge dunkelblaue Jeans und eine weiße luftige Bluse, welche gut mit ihren roten Haaren harmonierte. Ihre Haare waren gefärbt, wobei sie stets darauf achtete, dass die Haare nicht knallrot gefärbt wurden, sondern nur eine leichte rötliche Tönung erhielten.

      Sie war achtzehn Jahre alt, 1,78 Meter groß und sehr schlank, was es ihr stets ermöglichte, in den Kaufhäusern die zu ihr passende Kleidung zu finden. Silvia hatte nach ihrer Schulzeit eine Lehre im Gastronomiebereich erfolgreich beendet und bis vergangenes Jahr in Eberswalde in einem Hotel im Empfangsbereich gearbeitet, was sie jedoch nicht auslastete und zudem hatte sie in dem Hotel eine unregelmäßige Arbeitszeit, weshalb sie sich entschloss, ihre Arbeitsstelle zu wechseln. Ein weiterer Gesichtspunkt bezüglich ihres Arbeitsplatzwechsels war die neue Arbeitsstelle ihres sechs Jahre älteren Bruders, welcher bei der Bundesbahn vor einem Jahr nach Eberswalde versetzt wurde.

      Die beiden Geschwister lebten gemeinsam in einer Wohnung am Markt in Angermünde und waren sehr eng miteinander verbunden. Ihre Eltern waren vor sechs Jahren bei einem noch immer ungeklärten Unfall auf einem Gestüt und Reiterhof auf mysteriöse Weise verunglückt, wobei ihr Vater verstarb und ihre Mutter seit diesem Unfall in einer Klinik zur Pflege untergebracht war. Aufgrund längeren Sauerstoffverlustes war ihr Hirn leider geschädigt worden, sodass sie nicht mehr sprechen konnte und verwirrt war. Eine konkrete Einschätzung der Hirnschädigung war aus ärztlicher Sicht nicht möglich. An manchen Tagen hatten die Geschwister den Eindruck, dass ihre Mutter sie erkennen und sich über ihren Besuch freuen würde, da sie beide anlächelte, ohne ihre Gefühle ausdrücken zu können.

      Die beiden Geschwister hatten ihre Eltern sehr geliebt und erinnerten sich gern an die vielen schönen gemeinsamen Stunden in ihrem Haus in Joachimsthal. Nach den schrecklichen Ereignissen auf dem Gestüt mussten sie sich schweren Herzens zum Verkauf des Hauses entschließen. Den Verkauf wickelte ihr Bruder, der sechs Jahre älter als Silvia und zum damaligen Zeitpunkt unterschriftsberechtigt war, gemeinsam mit einem Makler ab. Beide Kinder, sowohl Silvia als auch ihr Bruder Helmut, trennten sich ungern von ihrem Elternhaus und konnten sich einige Zeit nicht zu diesem schweren Entschluss durchringen. Sie hatten sich zu einem Neuanfang entschlossen und sich versprochen, ihr Leben in nächster Zeit weiter gemeinsam zu verbringen.

      Helmut musste zum damaligen Zeitpunkt viele Entscheidungen für seine kleine Schwester treffen und hoffte immer, sich in ihrem Sinne entschieden zu haben. Silvia hatte den Verlust ihrer Eltern sehr schwer verkraftet und lange Zeit nicht begreifen können, was eigentlich an dem Abend des Unglücks geschehen ist. Sie wurde immer wieder von bösen Träumen heimgesucht und versuchte diese ihrem Bruder zu erklären, was er lange Zeit nicht verinnerlichen wollte, da er an Trugbilder seiner Schwester glaubte. Er besuchte mit seiner Schwester einen Psychologen, da er befürchtete, die Ereignisse um den Tod ihrer Eltern hatten bei seiner Schwester nervliche Probleme hinterlassen. Der Psychologe konnte jedoch keinerlei nervliche Schädigungen bei Silvia feststellen, aber er wies Helmut darauf hin, dass seine Schwester noch längere Zeit zur Verarbeitung des Todes ihres Vaters benötigen werde.

      Nach ungefähr drei Jahren hatte Silvia den Schock des Verlustes ihrer Eltern verarbeitet und hatte trotz großer Probleme ihre Schulzeit erfolgreich beendet und ihre Lehre begonnen. Ihr Bruder freute sich sehr über diese positive Entwicklung seiner kleinen Schwester und hatte ihr die Ausbildungsstelle besorgt. Sie entwickelte sich positiv und gliederte sich gut in die Kollektive ihrer Ausbildung und ihrer Arbeitsstellen ein. Sie war ein sehr selbstbewusstes Mädchen geworden und wusste, dass sie diese Entwicklung wesentlich ihrem Bruder zu verdanken hatte. Sie war ihm dafür sehr dankbar und wollte ihm ihren Dank mit der gleichen Fürsorge zurückgeben.

      Nachdem sie am Tag nach dem Grillfest ihre Arbeit beendet hatte, ging sie wie immer zu Fuß gut gelaunt nach Hause, denn sie wusste, dass ihr Bruder auf sie wartete. Er musste morgen zur Frühschicht und deshalb wollten sie heute Abend gemeinsam essen und sich ein Video anschauen. Silvia freute sich stets auf diese gemeinsamen Stunden mit ihrem Bruder.

      „Ich habe auf dich gewartet“, rief Helmut ihr aus der Stube zu, nachdem sie die Wohnung betreten hatte.

      „Ich konnte nicht früher weg“, antwortete Silvia.

      „Hattest wohl wieder aufdringliche Gäste?“

      „Eigentlich nicht, lediglich ein Gast benahm sich komisch.“

      „Hat er dich angepöbelt?“

      „Das Übliche“, lächelte Silvia Helmut an.

      „Sonst ist alles in Ordnung?“

      „Ja. Was hast du Schönes zu essen gemacht?“, erkundigte sich Silvia.

      „Dein Lieblingsessen.“

      „Du hast gebratene Nudeln zubereitet?“

      „Ich


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