Ein Fluch aus der Vergangenheit. Joachim Bräunig

Ein Fluch aus der Vergangenheit - Joachim Bräunig


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die direkt zum „Hotel am Seetor“ führte. An der Giebelseite des Hotels begann bereits die Absperrung. Die anwesende Polizeistreife hatte den Fundort der toten Person sehr großräumig abgesperrt, um die möglichen Schaulustigen fernzuhalten.

      Der Hauptkommissar und seine Mitarbeiterin stiegen aus ihrem Fahrzeug und der absichernde Polizist zeigte ihnen den Weg zum Ort des Geschehens. Hauptkommissar Klaus Ullmann lobte die Umsicht der Streifenpolizisten bezüglich der großräumigen Absperrung und machte sich auf den Weg zum Fundort. Vom Hotel bis zum Fundort am Mündesee waren es zirka hundert Meter und beide stellten mit großer Freude und etwas Überraschung fest, dass die Spurensicherung ebenfalls schon da war.

      Am Ende des breiten Weges Richtung Mündesee war eine großzügige Freitreppe angelegt worden. Der Weg war schön mit Verbundsteinen gepflastert und erweckte einen sehr sauberen Eindruck, wie die gesamte Umgebung. Die Freitreppe war ungefähr fünfzehn Meter breit und sieben Stufen führten ins Wasser des Sees. Auf der linken Seite des gepflasterten Weges direkt am Ufer des Sees befand sich das „Café am Mündesee“. Es hatte eine große Veranda mit vielen Tischen, die zum Verweilen und zur Einnahme von Mahlzeiten oder einem kleinen Kaffeeplausch einluden. Die Kriminalisten gingen zum augenscheinlichen Fundort der toten Person und meldeten Frau Kesser ihr Erscheinen.

      „Sind Sie aus dem Bett geholt worden?“, fragte die Gerichtsmedizinerin lächelnd.

      „Wir haben Bereitschaft.“

      „Warum soll es Ihnen besser gehen?“, kam die Antwort.

      „Was haben Sie für Nachrichten für uns?“, fragte Ullmann.

      „Nach gründlicher Untersuchung der toten Person bin ich mir mit großer Gewissheit sicher, dass es sich um ein Gewaltverbrechen handelt“, teilte ihnen die Gerichtsmedizinerin mit.

      „Können Sie uns Genaueres sagen?“, wollte die Kommissarin wissen.

      „Ich habe an der toten Person eine Reihe Druckstellen am Hals und an den Handgelenken festgestellt, außerdem sind in seinem Gesichtsbereich Kratzspuren sichtbar. Diese Verletzungen sind jedoch, nach jetziger vorläufiger Einschätzung, nicht der ursächliche Grund des Todes der männlichen Person.“

      „Was ist Ihrer Meinung nach die Todesursache?“, fragte Ullmann.

      „Wie ich bereits erwähnte, hat die Person mehrere Verletzungen und Kratzspuren, was für mich nach einem Kampf mit einer anderen Person deutet. Ich nehme an, dass während des Kampfes die männliche Person mit dem Hinterkopf auf eine Stufe der Freitreppe aufschlug, was zu einer Schädelfraktur führte. Genaueres kann ich aber erst nach der Obduktion sagen, aber ich bin mir sicher, dass es sich um ein Gewaltverbrechen handelt, wobei ich nicht sicher ausführen kann, ob der Mann absichtlich mit dem Kopf auf die Steinstufe gestoßen wurde oder die tödliche Verletzung im Verlauf des Kampfes geschah. Schließlich möchten Sie auch noch etwas ermitteln“, beendete die Gerichtsmedizinerin schmunzelnd ihre Ausführungen.

      „Können Sie Angaben zum Todeszeitpunkt machen?“

      „Nach grober Schätzung geschah die Tat vor zirka zwei bis drei Stunden.“

      „Demnach liegt der Todeszeitpunkt ungefähr zwischen Mitternacht und zwei Uhr“, schlussfolgerte der Hauptkommissar nach einem Blick auf seine Uhr.

      „Richtig geschätzt, aber eventuell kann ich den Todeszeitpunkt noch präziser bestimmen. Auf jeden Fall kann ich Ihnen sagen, dass der Fundort zugleich der Tatort ist“, lachte Frau Kesser.

      „Das ist jetzt überraschend für mich“, konterte Ullmann.

      „Es macht immer wieder Freude, mit Ihnen zusammenzuarbeiten“, gab die Gerichtsmedizinerin zurück.

      „Wann kann ich mit Ihrem Obduktionsbericht rechnen?“, erkundigte sich der Kommissar.

      „Ich denke, gegen Abend, wenn Sie noch im Präsidium sind. Sie können mich in meinem Reich besuchen kommen“, bot Frau Kesser an.

      „Bei den Kratzspuren könnten Hautpartikel vom Kampf zu finden sein.“

      „Möglich, Sie können ganz sicher sein, dass ich meine Arbeit sehr gewissenhaft erledigen werde, und wenn es etwas zu finden gibt, so werde ich es finden. Ich lasse den Getöteten sofort zu mir in die Pathologie überführen“, sprach die Gerichtsmedizinerin.

      „Ich wollte Sie keinesfalls beleidigen, Frau Kesser. Ich schätze Ihre korrekte Arbeit und Ihre Fachkompetenz sehr und bin mir einer gewissenhaften Arbeit Ihrerseits sicher“, gab Ullmann zurück.

      „Danke für das Kompliment, dann bis heute Abend“, sprach Frau Kesser und verabschiedete sich.

      Die Kriminalisten betrachteten den Tatort und schauten sich alle Zugangswege an, um Schlüsse für den eventuellen Fluchtweg zu ziehen. Die Mitarbeiter der Spurensicherung waren in weiße Ganzkörperanzüge gekleidet und suchten gründlich den Tatort ab. Hauptkommissar Ullmann ging zum Leiter der Spurensicherung, Kommissar Müller, und erkundigte sich nach dem Stand der bisherigen Ergebnisse. „Welche Spuren habt ihr gefunden?“, wollte er wissen.

      „Spuren gibt es, aber ihr müsst bedenken, dass dieser Ort ein Treffpunkt für viele Bürger des Ortes ist. Leider gibt es fast keine Fußspuren, da dieses Verbundpflaster keine Abdrücke aufnimmt. Wir haben alle möglichen Dinge gefunden, Zigarettenschachteln, Cola- und Bierdosen, Kaugummi, Knöpfe aller Art und zwei Kämme. Wenn ihr den Täter ermitteln könnt, können wir möglicherweise einige Dinge zuordnen. Wir werden natürlich die gesamte Täterkartei durchforsten und mit etwas Glück können wir einen oder mehrere Verdächtige rausfiltern. Aber macht euch nicht zu viel Hoffnung. Wenn der Täter bisher nicht auffällig war, ist er nicht in unserer Kartei“, erläuterte Müller.

      „Habt ihr persönliche Dinge des Mannes sicherstellen können?“

      „Ja, der Mann heißt Lutz Schimmel und ist in Finowfurt beheimatet. Wir haben seinen Ausweis, die Checkkarte, die Geldbörse und weitere Dokumente gefunden.“

      „Wie viel Bargeld hatte der Mann bei sich?“, erkundigte sich Ullmann.

      „Er hatte etwas über vierhundert Euro dabei.“

      „Dann war es mit Sicherheit kein Raubmord“, folgerte der Kommissar.

      „Davon könnt ihr ausgehen.“

      „Hast du weitere Erkenntnisse für uns?“, fragte der Kommissar.

      „Einen Ehering trug der Mann nicht und in den neuen Ausweisen ist, im Gegensatz zu den alten, kein Familienstand eingetragen.“

      „Wir werden sein Umfeld ermitteln, sein Name ist uns bekannt. Habt ihr weitere Hinweise, die für uns von Bedeutung sein könnten?“, erkundigte sich Ullmann.

      „Im Augenblick nicht, aber ich werde dir heute auf jeden Fall meinen Bericht zustellen“, antwortete Herr Müller Kommissar Ullmann, den er seit vielen Jahren kannte.

      „Wer hat die getötete Person gefunden?“, fragte Ullmann.

      „Ein Liebespärchen. Die beiden befinden sich auf der Terrasse des Cafés“, antwortete Müller.

      „Wir werden sie anschließend befragen“, legte Ullmann fest.

      „Haben sich weitere Personen bei euch gemeldet, die eventuell etwas bemerkt haben?“

      „Leider nicht.“

      Der Kommissar verabschiedete sich vom Leiter der Spurensicherung und schaute sich die Umgebung des Tatorts an. Die Morgensonne sendete ihre ersten Strahlen und in der Umgebung erwachte allmählich das Leben. Die ersten Jogger waren bereits unterwegs und durchstreiften die Wälder der Umgebung des Mündesees. Die Strahlen der Sonne ließen wieder einen heißen Tag erwarten und der Mündesee lag ruhig und wellenlos in seinem Bett. Keine Welle brandete an die Freitreppe des Sees. Die beiden Kriminalisten sprachen kein Wort, jeder hing seinen Gedanken bezüglich der schrecklichen Tat, die Lutz Schimmel das Leben gekostet hatte, nach. Nach Minuten des Schweigens begann der Hauptkommissar das Gespräch und sagte: „Wir werden zuerst die Auffinder des Toten befragen. Ich beauftrage Jana


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