Lust und Liebe dann kam das Leben. Peter Nimsch

Lust und Liebe dann kam das Leben - Peter Nimsch


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zur Sprache kam. Auch hatte sie mir angeboten, mir eines ihrer vielen Zimmer in ihrem ›Himmelreich‹ bei einem Neuanfang kostenlos zur Verfügung zu stellen. Als kleine Gegenleistung dafür sollte ich nur ihr zukünftiger Marketingberater und Grafiker sein. Das war ja nun für mich überhaupt kein Problem. Nahm mir deshalb fest vor, diesen Neuanfang in den nächsten Wochen zu wagen. Simpler konnte ich es zum jetzigen Zeitpunkt einfach nicht bekommen.

      ›… und wann bin ich mal wieder mit in deinen Plänen?‹, kam es langsam nervend von unten. ›… du spinnst doch mit deinen Vorstellungen für eine langfristige und harmonische Partnerschaft. In deinem Alter sollte man langsam den Glauben daran verloren haben. Du solltest dir schnellstmöglich mal was suchen, sonst vertrocknet deine Lust, genau wie der komische Sandhaufen, auf dem wir nun seit Tagen sitzen.‹

      ›Nun halt endlich deinen spaßorientierten Mund! Soll ich dir mal beweisen, dass es das, von dem ich träume, gibt, nicht nur in Büchern oder Filmen?‹

      ›Ein guter Einfall‹, lachte ich innerlich. Erstens wusste ich nichts Rechtes mit dem restlichen Abend anzufangen und zweitens sollte dieser nervende Schwanz, der viel zu oft nur an seine zweite Verwendungsmöglichkeit dachte, endlich Ruhe geben. Hatte schon oft genug schlaflose Nächte wegen ihm verbracht. Die Pflege danach, manchmal notgedrungen, mit einer weißen, dicken Creme zur Regeneration seiner empfindlichsten Stellen, war noch das geringste Problem, in das er mich so oft gestoßen hatte.

      ›… wer hier wen gestoßen hat sollten wir endlich mal klarstellen, befürchte ich …‹ grinste es hämisch von unten.

      ›Komm, heute beweise ich es dir. Sollte ich heute erfolgreich sein, werde ich dir in Zukunft nicht mehr so häufig widersprechen.‹

      Siegessicher setzte ich mich vor meinen Computer. Vorsorglich hatte ich alle meine Spiele in einer Stunde der Verzweiflung und mit schwerem Herzen schon kurz nach meinem Einzug in die Höhle gelöscht. So etwas wie mit Anja sollte mir nicht so schnell wieder passieren, falls ich doch einmal die Chance bei meiner Traumfrau bekommen sollte. Schnell tippte ich in den Browser die alte Adresse ein, die mir nach längerem Überlegen zum Glück wieder einfiel. In diesem Portal hatte ich mich oft in langen, einsamen Stunden, bevor ich auch Anja hier kennengelernt hatte, herumgetrieben. Es war für mich immer wieder aufregend und sehr spannend, fast eine Herausforderung gewesen, was man nur mit der Kraft von gut gewählten Worten dort erreichen konnte.

      Gleichzeitig war es für mich als Werbefuzzi sehr interessant, ob ich auch hier mit Worten verführen konnte, also genau das, was meine damaligen Kunden von mir täglich bei der Präsentation von Anzeigen-, Spot- und Plakattexten erwarteten.

      Dieses Portal war eines der unzähligen Netzportale, wo es verschiedene Chatforen gab, in denen über Gott und die Welt philosophiert wurde. Hier konnte man vollkommen anonym, nur mit Nicknamen, der Welt seine Sorgen und Nöte mitteilen. Schon nach den ersten Minuten hatte ich damals Gefallen daran gefunden. Denn, nachdem man einen Nicknamen entdeckt hatte der einem sympathisch vorkam, diesen im Chat verfolgt hatte und was diese Person so von sich gab, hoffend, sie sei tatsächlich weiblich, konnte man diesen Menschen dann im Privatchat ohne andere Mitleser anschreiben. Vorher studierte ich immer ausführlich das dazugehörende Profil. Dort war meistens ersichtlich, ob ›in einer Beziehung lebend‹, ›Verheiratet‹ oder ›Single‹. Hatte mir damals einen Spaß daraus gemacht, mir eine kleine, verführerische Geschichte auszudenken und zu warten, was so passiert. ›Meistens war ich dann innerhalb von Minuten mit mehreren gleichzeitig im Privatchat, was oft nicht so einfach war…‹, lachte ich laut in Erinnerung.

      Beim Kennenlernen von Anja hier in diesem Portal hatte ich wohl schon damals etwas zu viel versprochen, das ich dann in der realen Welt nicht halten konnte.

      ›Also mein Freund, um dir zu beweisen, dass es die wahre Liebe viel öfter gibt, als ich zu träumen wage, werde ich heute versuchen, nur mit verheirateten Frauen zu chatten. Du wirst sehen, wir fliegen schneller raus, als du wachsen kannst. Da ist heute kein Spaß für uns beide angesagt.‹

      Eine Weile verfolgte ich die verschiedensten Foren und informierte mich bei interessant klingenden Nicknamen über die – hoffentlich – Userin im dazugehörigen Profil.

      Wenn ich so an früher dachte, kribbelte es fast schon in meinen Fingern und noch mehr kribbelte es bei Klein-Paul. So ganz allein in meiner Höhle zu sitzen, auch wenn diese ganz schick aussah, war einfach nicht erfrischend. Aber versprochen ist versprochen.

      ›Also mein geschätzter kleiner Paul, wenn ich es heute schaffe, eine verheiratete Lady zu verzaubern, sollst du deinen Willen haben und ich werde meinen Traum von unserem zukünftigen Leben langsamer angehen.‹

      Schnell holte ich mir noch ein Glas Rotwein, wollte ja einen gemütlichen Abend verbringen. Wie fast schon gewohnt, stolperte ich dabei natürlich über das Netzkabel vom Computer. Alle potentiellen Opfer bekamen so unerwartet noch eine fünfminütige Schonzeit. Meine ständige Ungeschicktheit könnte heute sogar mal etwas Positives bewirken. ›Eine Ehekrise könnte vermieden werden, wenn die auserwählte Userin diese Eigenschaft von mir nutzen würde, in den Minuten bis zum Wiederhochfahren meines Computers aus dem Chat zu verschwinden …‹, grinste ich vor mich hin.

      Nach dem Aufleuchten des Monitors und dem Einwählen in mein Lieblingsportal, tippte ich schnell Usernamen und Passwort ein. Da mein Passwort für alle Internetaktivitäten einfach nur ›Paul&Paul‹ war, konnte ich es nie vergessen. Alle Datenschützer bekamen bestimmt immer in diesen Momenten Herzattacken und wussten nicht weswegen.

      Es ging endlich los. Auch nach mehreren Jahren Pause wurde ich heute freundlich wie immer begrüßt:

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       Willkommen zurück, Prinz-mit-weißem-Pferd.

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      Schnell testete ich, ob alles noch so funktionierte wie früher, vor allem das mit dem Direktchat ohne Mitleser, ganz privat. Ich loggte mich in das Forum ›Beziehungserfahrungen‹ ein und suchte mir einen Usernamen, der mich ansprach.

      ›Schneeglöckchen82‹ sprang mir irgendwie ins Auge und so sollte Schneeglöckchen82 heute leider nur meine Test-Userin werden. Aus meiner früheren Erfahrung wusste ich noch, dass sich in diesem Forum die meisten weiblichen User tummelten, um stolz über ihre Traumbeziehungen zu berichten. Um den Test zu beschleunigen schrieb ich Schneeglöckchen82 sofort eine ganz primitive persönliche Nachricht.

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       von: Prinz-mit-weißem-Pferd

       an: Schneeglöckchen82

       … Lust auf einen Fick?

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      In Gedanken entschuldige ich mich sofort bei Scheeglöckchen82 für diese blöde Anmache. Prompt kam die von mir erwartete Antwort:

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       von: Scheeglöckchen82

       an: Prinz-mit-weißem-Pferd

       … verpiss dich sofort aus diesem Forum, sonst melde ich dich und lass dich sperren!!!!!!!

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      Es klappte also immer noch wunderbar mit dem Privatchat, stellte ich erleichtert fest und freute mich auf den weiteren Abend.

      ›Nun, mein lieber kleiner Paul, sieh gut zu, es gibt die heile Welt, von der ich träume. Zumindest für einige…‹, fügte ich hoffnungsvoll noch hinzu.

      Schnell suchte ich aus den Chat-Usern einige Nicknamen heraus, die mir auf Anhieb gefielen. In den von mir gleich darauf besuchten dazugehörenden Profilen war überall ›verheiratet‹ angeklickt. Meinen damals am erfolgreichsten funktionierenden Startsatz zum Wechsel der Unterhaltung in den Direktchat tippte ich eilig, etwas aufgeregt, in Erinnerung an die vielen schönen Erlebnisse in der Vergangenheit, in die Tastatur.

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