Der Flügelschlag des Zitronenfalters. Martin Scheil

Der Flügelschlag des Zitronenfalters - Martin Scheil


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zu seiner eigenen Überraschung sofort ein.

      Es war ein süßer, alkoholgeschwängerter Schlaf der Erschöpfung, noch vertieft durch Zecherei und falsche Ernährung, und der überdies bemerkenswert traumreich war. Und so ärgerte er sich gründlich, als er durch ein lautes Klopfen geweckt wurde, das durch die Fensterscheibe hindurch direkt auf seine Schädeldecke zu hämmern schien. Nach dem ersten Sekundenschreck beschloss er daher, das Klopfen einfach zu ignorieren und drehte den Kopf demonstrativ in Richtung Beifahrersitz. Als aber das Klopfen zurückkehrte und sich mit einer Stimme verband, die ihn anschrie, erschrak er plötzlich so heftig, dass er das Gefühl hatte, ihm würde einige Sekunden lang das Herz stehen bleiben.

      „Wachen Sie auf Mann! Haben Sie mal auf die Uhr gesehen?“, Oberleutnant Hans Müller war sichtlich ungehalten und als Rick Pfeffer erst auf die Uhr im Armaturenbrett und dann auf die an seinem Handgelenk sah, wusste er auch, weshalb. Er hatte satte anderthalb Stunden geschlafen! Donnerwetter! Schnell zog er die Türverriegelung auf und öffnete die Fahrertür.

      „Tut mir leid“, begann Pfeffer noch einigermaßen schlaftrunken. „Ich muss eingeschlafen sein. Wie spät ist es?“

      „Bleiben Sie sitzen, das können wir uns jetzt sparen. Machen Sie die andere Tür auf.“ Pfeffer tat es. Müller ging um das Fahrzeug herum, öffnete die Tür und stieg ein.

      „Guten Tag!“, sagte Pfeffer und hielt dem Oberleutnant die Hand hin, in welche der verärgerte Spion allerdings nicht einschlug.

      „Geht so! Hören Sie, wenn wir verabredet sind, müssen Sie pünktlich sein. Wir sind hier nicht auf der Kirmes.“

      „Ich war überaus pünktlich!“, entgegnete Pfeffer, und eigentlich stimmte das ja auch.

      „Sie sind eingeschlafen. Und außerdem haben Sie schon wieder getrunken, das rieche ich doch. Mann, Pfeffer, ich hatte doch gesagt keinen Alkohol!“

      „Aber das galt doch nur für den Urlaub, ich habe, also das waren nur so ein paar Schlücke, weil ich ... es geht mir nicht gut. Ich bin ein bisschen aufgeregt.“

      Müller überhörte Pfeffers Entschuldigung, sah ihn an, dann wieder durch die Frontscheibe. Er schüttelte kurz den Kopf und redete nun ganz ruhig. „Sie sollten nicht trinken, Pfeffer. Alkohol enthemmt den Menschen und macht ihn gefügig. Dadurch werden Sie angreifbar. Abgesehen davon ist es verboten wenn Sie fahren. Irgendwann erwischt man Sie, und wenn Sie dann im Auftrag unterwegs sind, kann das üble Folgen haben. Für uns beide. Verstehen Sie? Wenn Sie das an der falschen Stelle kompromittiert, oder wenn Sie in einer Zwangssituation ... „, und plötzlich stockte Müller und schien erschrocken. Er drehte sich abrupt auf dem Sitz um und sah in den sportlich schmal geschnittenen Fonds des Mercedes. Dann ließ er den Blick langsam und aufmerksam über den Innenraum bis zur Frontscheibe schweifen, sah Pfeffer in die Augen und sagte: „Das ist doch nicht Ihr Ernst, oder?“

      „Was?“

      „Na das hier! Das soll das Auto sein, das Sie besorgt haben?“

      „Jahaa!“ Pfeffer klopfte mit dem Handteller dreimal auf das Lenkrad und sagte nach einer Sekundenpause mit stolzgeschwängerter Stimme: „Das war gar nicht so leicht, so einen Wagen zu finden. Wissen Sie, ich war also erst mal in Dänemark, als ich ...“

      „ICH HATTE DOCH GESAGT UNAUFFÄLLIG!“

      Warum nur mussten die Leute immer schreien? Und es ging weiter. „Ist das hier unauffällig? Ein weißer Mercedes? Und dann noch ein Cabrio? So eine Proletenschüssel nennen Sie unauffällig? Das ist doch ein reiner Milieuwagen, Mann!“, Müller hätte verärgert sein sollen, aber irgendwie wirkte er eher entsetzt und schockiert.

      „Na ja, also, der ist schon etwas rostig, und außerdem funktioniert das Verdeck nicht mehr richtig. Es ist also im engeren Sinne nicht wirklich ein Cabriolet, wenn Sie so wollen.“

      „Das ist skandalös, Pfeffer, wirklich. Skan-da-lös! Sie machen mich fertig, wissen Sie das eigentlich? Sie machen mich wirklich echt fertig. Wie viel hat das den Steuerzahler gekostet?“

      „Das ist das allerbeste. Der hat nur 4.000 Mark gekostet. Dabei fährt er über 200 Sachen, habe ich schon ausprobiert. Mein Goldstück ist zwar schneller, aber ich kann Ihnen sagen, als ich die A7 runtergedonnert bin ... man sitzt ja viel tiefer in einem SL. Das war wie in Hockenheim! Hatten Sie schon einmal einen SL?“

      „Pfeffer!“ Müller herrschte ihn an. Er atmete mehrmals tief durch, sammelte sich. Man konnte ihm ansehen, wie viel Mühe es ihn kostete, sich zusammenzureißen. Er blickte Pfeffer ernst an. „Wir wollen, dass sie etwas für uns erledigen, Pfeffer. Und wir wollen, dass Sie dabei nicht auffallen. In meinem Job fährt man nicht wie ein Zuhälter vor, man versucht, nicht aufzufallen. Sie dürfen nicht auffallen, bei dem, was Sie für uns tun sollen.“

      Nun war es Rick Pfeffer, den eine gewisse Unruhe befiel, und tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Oh Mann, das war ja schließlich der Geheimdienst, Müller konnte alles möglich von ihm verlangen, sogar ...

      „Ich..“, stammelte Pfeffer, „ich muss doch niemanden umlegen, oder?“ Pfeffers Unruhe hatte sich nun spontan in echte Angst verwandelt, Müller hatte sich indessen wieder gefasst und war zu seinem gewohnten Tonfall zurückgekehrt.

      „Umlegen? Nein, nein Pfeffer, ich kann Sie beruhigen, Sie sollen niemanden umlegen. Dafür haben wir qualifiziertere Leute. Für Sie haben wir etwas anderes, aber dafür ist dieses Fahrzeug viel zu spektakulär! Da hätten Sie ja auch gleich mit einer rollenden Bratwurst hier vorfahren können. Deswegen hatte ich Ihnen ja auch ausdrücklich gesagt, Sie sollen sich ein unauffälliges Fahrzeug besorgen.“

      Beruhigung. Erstmal. Pfeffer hatte noch immer die Hoffnung, Müller und das Cabrio miteinander zu versöhnen.

      „Ja, na ja, aber ich habe mal gezählt. Allein, als ich die A7 runtergepflügt bin, habe ich insgesamt 34 Mercedes überholt, acht davon waren weiß. So auffällig ist das Auto also gar nicht.“

      „Da, wo Sie hinfahren werden, Pfeffer, ist dieses Auto sehr auffällig, das verspreche ich Ihnen!“ Müller sah Pfeffer jetzt wieder direkt in die Augen, während dieser, nun doch wieder erheblich unsicherer geworden, fragte „Und wo bitteschön soll das sein?“

      „Sie fahren in die DDR!“

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