Frauengeflüster. Tamara Hinz

Frauengeflüster - Tamara Hinz


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falschen und zu wenige an den richtigen Stellen! Und diese Tränensäcke unter den Augen! Die waren doch gestern noch nicht da … “

      Gedreht und gewendet haben Sie sich erst gar nicht, weil Sie der Überzeugung sind, dass das, was Ihnen dann da entgegenblickt, Ihnen die Stimmung für den ganzen Tag vermiesen würde.

      Was denken Sie, wenn Sie auf die vergangene Woche, den vergangenen Monat oder auf das vergangene Jahr zurückblicken? Denken Sie: „Schön, was ich alles geschafft und geleistet habe! Toll, dass ich so viele Begabungen und Kompetenzen besitze, die ich entfalten und einsetzen kann!“

      Oder gehören Sie eher zu denen, die denken: „Mensch, wenn ich sehe, was andere Frauen im Beruf und in ihren Familien leisten, wenn ich sehe, wie perfekt sie dann noch ‚ganz nebenbei‘ einen großen Haushalt managen, Beziehungen pflegen, Sport machen und kreativ ihre Freizeit gestalten – dann fühle ich mich selbst ganz klein und mickerig. Ich kann nämlich längst nicht so viel, kriege das alles auch nicht so perfekt hin und schaffe nicht mal die Hälfte solch eines Pensums.“

      Was empfinden Sie, wenn Sie auf Ihre Lebensgeschichte blicken? Können Sie diese mit allen Höhen und Tiefen, mit allen Brüchen, Verletzungen und Umwegen annehmen? Haben Sie ein ganzes Ja zu Ihrem Gewordensein gefunden, oder ist solch ein Rückblick in die eigene Geschichte immer noch mit Scham- und Schuldgefühlen behaftet und trägt den schalen Beigeschmack des Versagens?

      Gerade Frauen fällt es häufig sehr schwer, Ja zu sich selbst zu sagen und sich selbst mit ihrem ganzen Sosein anzunehmen. Andere Menschen werden von uns gelobt und ermutigt, mit ihnen reden wir freundlich und wertschätzend und sehen ihnen ihre Schwächen gerne nach. Nur mit uns selbst gehen wir oft sehr streng und lieblos um. Da sind wir nicht nachsichtig und barmherzig, sondern treiben uns selbst wie ein Sklaventreiber ständig an.

      Mit uns selbst reden wir auch nicht lobend und ermutigend, sondern meckern wie eine schlecht gelaunte Gouvernante ständig an uns herum, schimpfen mit uns und können uns nicht verzeihen, wenn uns etwas schiefgegangen ist.

      Bei anderen Menschen sehen wir jede Menge Stärken und Begabungen, nur unsere eigenen Fähigkeiten sehen wir nicht oder achten sie nur sehr gering, bauen sie dementsprechend auch nicht aus und präsentieren sie erst recht nicht in angemessener Weise.

      In diesem, aber auch in allen weiteren Kapiteln dieses Buches möchte ich Sie ermutigen, sich einmal mit sich selbst zu beschäftigen (ein Luxus, den viele Frauen sich viel zu selten gönnen) mit dem Ziel, dass Sie sich selbst in einem liebevolleren Licht sehen und wertschätzender mit sich selbst und Ihrem Leben umgehen können. Mit dem Wunsch, dass Sie die Stärken und Besonderheiten Ihrer Person entdecken können und damit auch fähiger werden, andere Menschen zu lieben und für sie da zu sein.

      Es geht bei dieser Beschäftigung mit der eigenen Person nicht darum, uns auf einen Egotrip zu befördern, damit wir uns völlig selbstbezogen nur noch um uns selbst drehen. Mit dieser ungesunden, narzisstischen Selbstverliebtheit gibt es gerade in der heutigen Zeit schon genug Menschen, und die fatalen Auswirkungen auf uns selbst, unsere Familien und eine ganze Gesellschaft können wir an vielen Stellen beobachten.

      Aber ich bin der Überzeugung, dass eine wichtige Voraussetzung, um anderen Menschen dienen, sie lieben und für sie da sein zu können, eine gesunde, wertschätzende Einstellung zu uns selbst ist. Nur wer etwas hat, kann es auch an andere weitergeben. Nur wer weiß, dass er ein Geschenk ist, kann sich auch an andere verschenken. Nur wer um seine Begabungen und Stärken, aber auch um seine Begrenzungen und Schwächen weiß, kann sich optimal im Zusammenleben mit anderen einbringen. Nur wer durch ein gesundes Selbst-Bewusstsein stark und fest im Leben steht, der wird in Krisenzeiten nicht so schnell einknicken, und an dem können sich auch andere anlehnen, wenn sie Halt brauchen.

      Einer der bekanntesten Sätze der Bibel lautet: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.1 Jesus hat ihn einmal gesagt und damit genau diesen Zusammenhang hergestellt: Selbstliebe und Nächstenliebe gehören untrennbar zusammen.

      Begeben wir uns also auf die Spurensuche hin zu uns selbst. Was und wer bin ich denn eigentlich? Was zeichnet mich denn ganz persönlich aus?

      Drei Bereiche unseres Menschseins möchte ich dafür herausgreifen, die unser Sosein ganz wesentlich prägen und uns unsere unverwechselbare Gestalt geben: unsere Persönlichkeitsstruktur, unsere Begabungen und Fähigkeiten und unsere Biografie.

       Ich bin ich: Das ist meine Persönlichkeitsstruktur

      Was haben Sie für eine Persönlichkeitsstruktur? Welcher Typ sind Sie? Wie „ticken“ Sie und worin unterscheiden Sie sich von Ihren Mitmenschen?

      Sind Sie tendenziell lebhaft oder eher ruhig, sind Sie eher sachorientiert oder ein Beziehungsmensch, sind Sie eine emotionale Person oder mehr der nüchterne Typ, arbeiten Sie strukturiert oder lieber unstrukturiert und „aus dem Bauch heraus“, sind Sie sehr zielstrebig oder ist für Sie eher „der Weg das Ziel“, sind Sie Mimose oder Dickhäuter, sind Sie sehr Ruhe und Stille liebend oder brauchen Sie stets viel Trubel um sich herum?

      Es gäbe noch zig weitere Merkmale, welche die Persönlichkeit und den Typ eines Menschen ausmachen. Wenn wir versuchen, uns selbst oder eine andere Person zu beschreiben, benutzen wir solche oder ähnliche Charakterisierungen.

      Im Zusammenleben mit anderen stellt man sehr schnell fest, dass es Menschen gibt, die sich in ihrer Persönlichkeit sehr ähneln, die ähnlich „ticken“, ähnlich empfinden und dem Leben und seinen Herausforderungen auf ganz ähnliche Weise begegnen. Im Laufe der Zeit hat es immer wieder Versuche gegeben, diese Eigenschaften zusammenzufassen und daraus die Beschreibung eines bestimmten Typs oder einer bestimmten Sorte Mensch zu entwerfen.

      Inzwischen gibt es die unterschiedlichsten Modelle, mit denen versucht wird, die einzelnen Persönlichkeitstypen und ihre Merkmale zu charakterisieren. Es werden an dieser Stelle auch immer wieder neue Versuche gestartet und neue Modelle entwickelt. Aber all diese Modelle haben eines gemeinsam: Sie sind nur der Versuch einer groben Unterteilung und legen nur eine Spur, der wir nachgehen können, um uns selbst besser kennen und verstehen zu lernen. Ein allgemeingültiges Raster anzulegen, in das jeder exakt hineinpasst, ist von vorneherein zum Scheitern verurteilt. Denn jeder von uns wurde von Gott einzigartig geschaffen und ist in seiner „Zusammensetzung“ unglaublich kompliziert und facettenreich. Dennoch: Als Hilfe und Anhaltspunkte zum besseren Selbstverständnis können uns diese Modelle durchaus dienen.

      Eines der bekanntesten und gleichzeitig ältesten Modelle ist die Temperamentenlehre des griechischen Arztes Hippokrates, der 460 - 375 v. Chr. lebte. Dieses Modell ist auch heute noch gültig, und auf ihm bauen viele der modernen Typologien auf.

      Ich skizziere sein Modell an dieser Stelle nur in aller Kürze. Schauen Sie mal, ob Sie sich irgendwo wiederfinden und sich „einsortieren“ können. Falls Sie dieses Thema für sich vertiefen wollen, empfehle ich Ihnen die Bücher von Florence Littauer2 und Reinhold Ruthe3.

      Im Modell Hippokrates’ werden vier unterschiedliche Typen benannt: der Sanguiniker, der Melancholiker, der Choleriker und der Phlegmatiker. Um es gleich vorwegzunehmen: Keiner von uns ist ein reiner Sanguiniker oder Phlegmatiker, keiner ein reiner Choleriker oder Melancholiker. Wir alle tragen Anteile eines jeden Temperamentes in uns. Es ist aber fast immer so, dass ein oder zwei Temperamente ganz deutlich überwiegen.

      Schauen wir uns zunächst den Sanguiniker an:

      Diese Person kann man als kraftvoll, energiereich, schwungvoll und aktiv beschreiben. Sanguiniker sind heitere und fröhliche, meist gut gelaunte Menschen, nicht besonders nachtragend und eher optimistisch. Sie leben im Augenblick, sind sorglos und gehen davon aus, dass alles „irgendwie“ gut ausgehen wird und jedes Problem sich lösen lässt. Schwarzsehen gibt’s nicht – dagegen hilft die rosarote Brille, die der Sanguiniker liebend gerne aufsetzt, und die ihm auch hervorragend steht!

      Sanguiniker sind in der Regel mit sich und dem Leben zufrieden, weil sie eher das Positive als das Negative sehen. Menschen mit diesem Temperament haben die wunderbare Gabe, belastende und schwierige Lebenssituationen auf die leichte Schulter zu nehmen. Sie sind verspielt, gesellig, redselig und haben eine unkomplizierte, sehr ansprechende Persönlichkeit. Damit sind sie die geborenen Unterhalter


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